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Nr. 58/1914 PAPIER-ZEITUNG 1963 Die Papiermacherei auf der Bugra Fortsetzung zu Nr. 48, Seite 1622 Die Firma J. W. Zanders in Bergisch-Gladbach hat ein ge räumiges eigenes Gebäude errichtet, welches eine Art Schlüssel zu der ganzen Papierausstellung bildet, denn links steht es in Ver bindung mit der in Nr. 48 beschriebenen und abgebildeten Papier mühle, vorne mit der Halle zur Füllner’sehen Papiermaschine und rechts mit dem Krafthaus für den Antrieb dieser Papier maschine. Die Firma konnte mit Recht eine solche bevorzugte Stelle einnehmen, denn sie vereinigt in ihrem großen Betriebe die alte Kunst der Handpapiermacherei mit den neuesten Fortschritten der Maschinenpapier-Herstellung. Auch hat sie den Betrieb der alten Papiermühle übernommen, und Tag für Tag erfreuen sich Tausende von Ausstellungsbesuchern an dieser heute noch blühen den uralten Kunst. Die Wände der Zanderssc hen Ausstellung sind mit nachstehend wiedergegebenen ornamentalen Bildern geschmückt, welche u. a. ein riesiges Rollenlager, zwei Papiermaschinen nebeneinander und einen Sortiersaal darstellen. Diese Wandbilder sind von Alexe Altenkirch in Köln gemalt. In Glasschränken sind verschiedene und verschiedenfarbige Papiere und Kartonsorten vorgeführt, dann Briefpapierausstattungen, Bütten- und Zeichenpapiere eigener Herstellung. Links sind prächtige und geschmackvolle Muster bücher ausgelegt. Die freien Wandflächen sind mit photogra phischen Ansichten der Fabrik bedeckt. Regelmäßig werden am Nachmittag von drei Uhr an in der Sortiersaal Papiermühle aus der Bütte Papiere mit dem Wasserzeichen der Firma geschöpft, auch sind in der Mühle geschöpfte Bogen mit schönen Wasserzeichen aufgehängt. „In einer Nische der alten Papiermühle befindet sich die lebensgroße Nachbildung der Papiermaschine von Robert, auf welcher das erste Mal Papier auf maschinellem Wege hergestellt wurde. Sie ist dem Deutschen Museum von den Sektionen II und III der Papiermacher-Berufs genossenschaft gestiftet und von der Maschinenfabrik Allimand in Rives, Frankreich, gebaut. Ferner sehen wir hier lehrreiche Vorführungen von alten Schreibstoffen, wie chinesisches Reis papier, tierisches Pergament. Auch ist die Entwicklung der Papierfabrikation in Bildern aus alten Werken vorgeführt. In der zweiten Nische ist eine alte Druckwerkstatt mit Schrift gießerei und Setzerei, in der dritten Nische eine alte Handpresse, die öfters in Betrieb gesetzt wird, und in der vierten Nische eine alte Buchbinderei. Daran schließt sich ein alter Bücherladen. Auf dem Boden der Mühle werden die frisch hergestellten Papiere auf Schnüren getrocknet. Betritt man das Gebäude der Papierindustrie vom Haupt eingang aus, so gelangt man zunächst in den Ehrenhof der Papier macherei, der von den Vereinen Deutscher Papierfabrikanten und Deutscher Zellstoffabrikanten gemeinsam errichtet wurde. Es ist eine runde Halle mit flacher Kuppel. Auf die Wandflächen, welche die Säulen mit der Kuppel verbinden, sind künstlerische Darstellungen der alten und der neuzeitlichen Papier- und Zell stofferzeugung von den Berliner Malern Köhn und Dietrich gemalt. In den Nischen sind Tafeln mit statistischen Darstellungen über die volkswirtschaftliche Bedeutung der Herstellung von Papier und Papierstoff angebracht. Die Angaben dieser Tafeln rühren teils von statistischen Arbeiten der beiden oben genannten Vereine, teils aus Werken von Kirchner, Kravani und Dr. Klemm her. Hier seien nur wenige Zahlen genannt. Die Papierstoff fabrikanten gebrauchen jährlich in Deutschland für 100 Millionen Mark Holz in der Menge von über 5 Millionen fm und 115 000 Tonnen Stroh. Sie erzeugen davon 791 000 Tonnen Holzzellstoff und 48 000 Tonnen Strohstoff jährlich. — Die Glasfenster der Nischen sind mit farbigen Wappen der deutschen Bundesstaaten geschmückt. Aus dem Ehrenhof tritt man in eine große längliche Halle, in welcher einzelne Firmen ihre Erzeugnisse vorführen. Geht man vom Ehrenhof aus von rechts nach links, so trifft man auf folgende Firmen: Papyrolin-Werk, Konstanz, zeigt Pläne und Karten auf Leinenpapier, die Großhandlung Wölbling in Leipzig verschiedene Papiere, Emil Seidel in Leipzig nichtrollende gummierte Papiere, Adolf Fiegel in Berlin C 19 führt Abschnitte von Rollen seiner farbigen Blumenseidenpapiere in der Weise vor, daß diese Rollen eine Säulenhalle bilden. Er zeigt ferner photographische Abbil dungen seiner Seidenpapierfabriken in Taubenheim, Kopitz und Liebethai und führt Muster seiner Krepp- und Futterseidenpapiere vor. R. Wagner in Berlin, Potsdamer Straße 20 a, führt Japan papiere vor, auch in Anwendungen zum Ueberziehen von Kar tonnagen, ferner japanische Vorsatzpapiere und Muster japa. 1 Rollenlager nischer Papierrohstoffe. Die Neue Papier manufaktur in Straß- burg-Rupprechtsau zeigt eine farbige Ansicht ihrer Fabrik und Photographien aus dieser Fabrik, ferner Druckwerke auf Pa pieren, welche sie hergestellt hat. Ein großes Album beweist, daß sich die Papiere der Fabrik für alle feinen Illustrationsarbeiten sowie für Landkarten eignen. Die Ausstellung wird durch Vor führung von Lumpen und anderen Rohstoffen ergänzt. Die Papierfabrik Sacrau besitzt ein eigenes Zimmer, in welchem besonders die von ihr hergestellte Zellstoffwatte in ihren ver schiedenen Anwendungen anschaulich vorgeführt wird. Wir sehen hier gebleichte Flockenzellulose zerfasert und unzerfasert, gebleichte Zellstoffwatte, Tafeln mit oder ohne Mull, ungebleichte und gebleichte Zellwatte in Rollen, geprägte und ungeprägte Watte weiß und farbig für Packzwecke, Holzwatte in Rollen, Zahnarztröllchen. Eine Fabrikabbildung und Bildnisse der Gründer J. A. Bock und H. von Korn sowie Bücher aus den Papieren der Fabrik ergänzen diese Ausstellung. H. H. Ullstein in Leipzig stellt in einer Koje Ueberzug- und Vorsatzpapiere sowie einen Schrank mit Musterbüchern mit bedruckten Buchumschlägen aus. Die Papierfabrik F. E. Weidenmüller in Dreiwerden und Antonsthai hat eine hübsche Koje mit Fabrikabbildungen und Druckmustern auf Kunstdruckpapieren, auch Muster unbedruck ter weißer und farbiger Umschlagpapiere in den Glasschränken, ferner eine Anzahl Zeitschriften, welche auf ihrem Kunstdruck papier gedruckt sind, u. a. die Leipziger Illustrierte Zeitung, die Deutsche Illustrierte Zeitung, ferner Tiefdruck- und Offset papiere und sehr schöne Bilder der Deutschen Photögravur- i