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Nr. 57/1914 PAPIER-ZEITUNG 1941 Stempel, von der Mater bis zum fertigen Einzel- und Komplett guß wurden alle Arbeiten genau gezeigt und erläutert; die Viel seitigkeit und Vollendung der Messinglinienfabrikation tat manchem ein bisher fast fremdes Gebiet auf. Die dankbare Empfindung, die alle Besucher beherrschte, fand abends nach der Besichtigung beim festlichen Zusammensein in den geschmückten Räumen der Fabrikkantine beredten Ausdruck. Für den Abschiedstag der Rigaer Herren war die Besichtigung der Reichsdruckerei Vorbehalten. Nach Empfang durch den Direktor, Herrn Geheimen Regierungsrat Görte, und nach Vorstellung der Gäste durch den Vorsitzenden der B. T. G., Herrn Könitzer, übernahmen mehrere Beamte die Führung durch die Abteilungen des großen Reichsinstituts, dessen stetiges Anwachsen im gleichen Verhältnis zu den vermehrten Aufgaben der Reichsdruckerei zu bemerken war. Außer den großen Drucksälen mit Schnellpressen verschiedenster Systeme interessierten vornehmlich die Spezial abteilungen für Wertsachen, Banknoten und Postwertzeichen: die Gravieranstalt, die mit den vortrefflichsten Apparaten der Feinmechanik die Zeichnungen für Untergrund und Einfassungen der Wertpapiere vollbringt, die Werkstatt zur Herstellung der Schöpfsiebe mit den schützenden Wasserzeichen, die Rotations druckerei für Postkarten, die Einrichtung zur Gummierung end losen Papiers für den Rollendruck der Briefmarken, die beim Druck gleichzeitig perforiert werden. Viel bewundert wurde die Chalko- graphische Abteilung mit der Steindruckerei für Karten und Pläne unter Benutzung der Photomechanik und Durchlichtung und die fremdsprachliche Abteilung mit ihrer Fülle von Typenmaterial in ältesten, alten und neuen Sprachen des ganzen Erdkreises; die Hieroglyphen,, das Chinesische in besonderer Vollendung, die Ur sprachen Afrikas werden hier nach der Anweisung von Sprach gelehrten der Akademie und des Orientalischen Seminars gesetzt. Eine kurze Beschreibung der Reichsdruckerei mit ihren etwa 3000 Arbeitern wurde den Besuchern als hübsche Broschüre beim Ab schied einzeln gereicht und wird ihnen eine willkommene Erinnerung an die verlebten lehrreichen Stunden sein. Nicht weit von der Reichsdruckerei fanden schließlich in der Rotophot-Aktiengesellschaft für graphische Industrie, Alexandrinen- Straße 110, die Besichtigungen ihren Abschluß. Mehrere Herren gaben hier den Mitgliedern der beiden Gesellschaften auf den neuen Gebieten im Bilddruck schätzenswerte Erklärungen über die ver schiedenen Verfahren, die Herstellung der Platten und den Druck selbst; Herr Karl Blecher, der die neue Ausnutzung des Tiefdrucks für Graphik und Industrie wesenilich gefördert hat, wußte den Gästen einiges aus seinen praktischen Erfahrungen zu vermitteln. Den eigenartigsten Eindruck machte dem Beschauer die Bromsilber- Abteilung, in der sich der vorbereitende und eigentliche photo graphische Prozeß in vollständig gegen Außenlicht abgeblendeten Räumen abspielt; dunkelrot verkleidete Glühlampen lassen im tiefsten Halbdunkel kaum die Arbeitsapparate erkennen; zunächst werden Bromsilber und Gelatine zu einer milchigen Flüssigkeit zusammengemischt und diese durch eine Streichmaschine auf Rollen papier aufgetragen; das gleichmäßig gedeckte Papier wird auf langsam fortbewegtem Trockengerüst bei einem Weg von etwa 150 m in allmählich steigender Erwärmung getrocknet. Zum Kopieren werden nicht weniger als 28 Postkart en-Negative zusammen in einem Rahmen, sozusagen als Druckform, auf eine Belichtungsmaschine gebracht, die mit unterbrechender Lichtwirkung elektrischer Lampen von je einer halben Minute die Bilder auf das zugeführte Rollen papier überträgt. Wie bei der photographischen Uebertragung befinden sich auch die folgenden Bäder zur Entwicklung und Fixierung vollständig im Dunkeln; in den Spülbädern wird die Papierbahn durch Wenderechen auf Bogengröße gefaltet und später auf einem langen Wege über Filze usw. getrocknet, bis schließlich aus den “Bogen die einzelnen Postkartenbilder geschnitten und dem Textaufdruck, Kolorieren, Rändeln u. dgl. zugeführt werden, wozu zahlreiche Bostonpressen dienen. Die Tageserzeugung in Postkarten bei großen Tagesereignissen wie z. B. der kürzlichen Ermordung des Thronfolgerpaares in Oesterreich ist hier sehr be deutend und rechnet nach vielen Tausenden. Auch von der Rotophotgesellschaft, die den Besuchern so viel Neuartiges zu zeigen hatte und sie beim Abschied noch durch ein Andenken in Gestalt einer Lupe erfreute, schieden die Besucher mit dem Ausdruck besten Dankes. Außer diesen Besichtigungen graphischer Betriebe gedenken wir zum Schluß des gemeinsamen Besuches in der Bibliothek des Königlichen Kunstgewerbemuseums, dessen graphische Sammlungen, auch in bezug auf russische und baltische Drucke, Herr Geheimer Regierungsrat Dr. Jessen in einstündigem Vortrage für Ausländer wie Einheimische unter Vorführung zahlreicher Beispiele aus seinen Schätzen in dankenswertester Weise eingehend erläuterte. Sch. Die Buchdruckmaschinen auf der Bugra • Fortsetzung zu Nr. 48 Die Dresdner Schnellpressenfabrik Aktiengesellschaft in Cos wig, Sa., ist auf der Ausstellung mit nicht weniger als zehn Pla- neta-Pressen in den verschiedensten Formaten vertreten. So findet man die Planeta-Fixia in drei Größen, die Planeta-Fixia- Rapid in einer Größe und die Planeta-Chromotypie-Schnellpresse mit drei und vier Auftragwalzen und patentiertem Rückfront bogen-Ausleger und eine Planeta-Zweitourenmasshine in dem offiziellen Stand der Maschinenhalle II. Außerdem läuft eine Pla- neta-Fixia-Rapid bei Kleim & Ungerer und eine Planeta-Fixia bei der Firma Koenigs Bogenanleger-Maschinenfabrik zum Vor führen dieser Anlegeapparate. Als letzte kommt noch eine Pla- neta-Fixia-Rapid in der Ausstellungsdruckerei des Leipziger Tageblattes J. B. Hirschfeld zur Vorführung. Die Maschinenfabrik Johannisberg in Geisenheim hat sowohl in der Abteilung Hochdruck als auch im Gebäude des Tiefdruck- Syndikates ihre Erzeugnisse aufgestellt, und so finden wir in der ersteren eine Zweitouren-Zweifarben-Schnellpresse mit einem Stapeldoppel-Dux, eine Rotations-Maschine für Bogenanlage, die sich in hervorragender Weise für Illustrationsdruck eignet und die ebenfalls mit einem Stapeldoppel-Dux-Anlegeapparat ausgerüstet ist. Ferner ist eine mit allen Neuerungen ausgestattete Autotypie-Schnellpresse mit Kreisbewegung und einem Dux-Anleger vorhanden. Obwohl von manchen Firmen jetzt der Bau der Kreisbewegungsmaschinen mehr zurückgestellt und das auf Rollen laufende Fundament bevorzugt wird, ist die letztgenannte Maschine so kräftig gebaut, daß sie, wie schon der Name sagt, für den Druck von Autotypien sehr geeignet ist. Gleich zeitig wurden zwei Akzidenzschnellpressen „Vorwärts” mit Kurbelbewegung und zwei und drei Auftragwalzen aufgebaut. Beide waren früher unter der Bezeichnung Liliput-Maschinen erhältlich und haben sich schon viel Anerkennung erworben. Auf ihnen sind sogenannte Sauganleger montiert, die den gleich mäßigen Gang bei den verschiedensten Druckformen zeigen. Von der Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg A.-Q., Werk Augsburg, sind drei moderne Schnellpressen-Typen zur Stelle. Als erste muß die „Terno”, eine Illustrations-Schnellpresse mit drei Rollenbahnen und drei Auftragwalzen bei vollkommen symmetrischem Karrenantrieb genannt werden. Dann kommt die „Terno B”, eine weitere Illustrations-Schnellpresse. Beide zeichnen sich durch kräftigen aber übersichtlichen Bau bei leichter Zugänglichkeit in allen Teilen aus. Die dritte Sorte ist die Zwei touren-Schnellpresse „Rondo” mit wesentlich verbessertem Bau und größter Leistungsfähigkeit. Faber & Schleicher A.-G. in Offenbach a. M. haben Buch druck-Schnellpressen als Schnelläufer ausgestellt. Das einfache viereckige Grundgestell erfordert nur geringen Raum trotz zwei fach übersetztem Kurbelantrieb. Drei Rollenbahnen, davon eine in der Mitte, um dem Durchbiegen des Fundamentes zu begegnen, ist eine ebenso praktische Einrichtung wie das Doppelteinwalzen der Formen. Die Maschine, bei der das Schwungrad auf der Anlegerseite ist, wird in sechs verschiedenen Größen geliefert. Die Actiengesellschaft für Schriftgießerei und Maschinenbau in Offenbach a. M. ist ebenfalls in verschiedenen Größen mit vier Schnellpressen vertreten. Die größte davon ist mit einem pneu matischen Bogenzuführungsapparat „Universal” von Kleim &