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Nr. 56/1914 PAPIER-ZEITUNG 1897 dafür zu setzen Schleifholzabfall, denn als Holzstoffabfall könne man fachtechnisch nur den beim Schleifen als Rückstand ver bleibenden sogenannten Fitz oder das Sauerkraut bezeichnen. Nach diesen Ausführungen erhob sich Herr Direktor Meißner, um dem Vorstand und dem Geschäftsführer den Dank der Ver sammlung für ihre vorzügliche Amtsverwaltung zum Ausdruck zu bringen. Darauf schloß der Vorsitzende 7 Uhr 15 Minuten auch mit Dankesworten seinerseits für die ihm und dem Syndikus dargebrachte Anerkennung die Sitzung mit der Bitte, die Ge schäftsführung durch Anregungen aus Mitgliederkreisen und durch unermüdliche Mithilfe an den Fragen und Aufgaben des Vereins recht tatkräftig zu unterstützen. Im Anschluß an die Sitzung fand dann im Sachsenhof ein Abendessen für die Mitglieder, ihre Damen und Gäste bei recht guter Beteiligung statt. Herr Kaul leitete das Festmahl ein mit stimmungsvollen philosophischen Ausführungen über das Ver hältnis zwischen Staatsleben und Staatsoberhaupt. Sein Toast gipfelte in einem dreifachen Hoch auf den Landesherrn. In humoristischer Weise wurden dann noch Reden vom Vorsitzenden auf die Mitglieder und Gäste, von Herrn Medicus junior auf die Damen, von Herrn Direktor Meißner auf die an wesenden Ehrenmitglieder, Herren Prof. Kirchner und Kom merzienrat Güntter-Staib geschwungen, und einen ganz be sonderen Lacherfolg wußte der Vorsitzende Herr Kaul auf seine Seite zu bringen, als er eine Schilderung der Leipziger Löwen jagd zum besten gab. Der Höhepunkt des Abends trat ein, als sich gegen Mitternacht noch die Herren Kommerzienrat Brückner, der Vorsitzende des Vereins Deutscher Papierfabrikanten, und Kommerzienrat Dr. Gottstein, Vorsitzender des Vereins Deut scher Zellstoff-Fabrikanten, einfanden. Da die Festtafel längst ihr Ende gefunden, benutzten die noch anwesenden Festmahl teilnehmer mit ihren Damen die Gelegenheit, noch einen nächt lichen Ausflug in die gastlichen Stätten Leipzigs zu unternehmen und so konnte es nicht Wunder nehmen, daß sich schon Morgen röte am Himmel zeigte, ehe man Lust und Zeit fand, heimzukehren. Ausfuhr nach den Vereinigten Staaten von Amerika Aus London In der letzten Zeit wurde in Papierkreisen wiederholt der An sicht Ausdruck gegeben, daß in der Einfuhr deutscher, belgischer und skandinavischer Papiere nach Amerika eine große Umwandlung bevorstehe: Die Bedeutung der großen New Yorker, Chicagoer und San Franciscoer Häuser als Einfuhrfirmen werde zurückgehen. Der Grund hierfür sei, daß die bisher in großen Mengen nach Amerika eingeführten Papiere heute vielfach im Lande selbst hergestellt werden und daß viele Fabriken mit großen Verbrauchern unter Umgehung der Einfuhrhäuser arbeiten. Dies gelte besonders für feine Packpapiere wie Pergamyn-, Florpost-, Pergamentersatz-, Seidenpapiere usw. Ja, einzelne drüben ansässige Vertreter europäischer Fabriken raten diesen sogar, nicht mehr viel Rücksicht auf die amerikanischen Einfuhrhäuser zu nehmen, vielmehr ihre Waren an die Verbraucher abzusetzen. Nach meinen drüben gemachten Erfahrungen kann ich mich diesen Ausführungen nicht anschließen. Wenn auch heute einige Papiere, welche bisher ausschließlich von Europa eingeführt wurden, im Lande selbst hergestellt werden, so ist die Menge der dort erzeugten Papiere dieser Art im Vergleich zu dem Bedarf, welcher sich von Tag zu Tag steigert, so klein, daß sie der Einfuhr fremder Papiere nur wenig Abbruch tun dürfte. Dies trifft ibesonders bei feineren Papieren zu, welche in Amerika in bester Beschaffenheit icht hergestellt werden können. Heute noch bestellen amerikanische Einfuhrhäuser hunderte und hunderte Tonnen einer Papiersorte zur Lieferung innerhalb weniger Monate in Europa. Das unmittelbare Arbeiten von Fabriken mit amerikanischen Verbrauchern würde den Fabriken nicht zum Vorteil gereichen. Die amerikanischen Einfuhrhäuser kaufen meist gegen „Letter of credit“ zur Lieferung fob europäischem Hafen, der Lieferer erhält also sein Geld gegen Verschiffungsurkunden und hat mit der fob- Lieferung seine Verpflichtung erfüllt. Will er jedoch mit dem Ver braucher arbeiten, so ist er gezwungen, .„franco tout" also auch verzollt zu liefern und erhält sein Geld meist erst dreißig Tage nach Ankunft drüben. Bei der „franco tout"-Lieferung ist ferner der Lieferer genötigt, drüben ein Bankkonto zu unterhalten, aus welchem die auf dem eingeführten Papier ruhenden Zölle beglichen werden. Bei großer Einfuhr muß dieses Bankkonto ziemlich groß sein, also entstehen hierdurch dem Fabrikanten nicht unbedeutende Zinsverluste. Ist der Abnehmer zu Beanstandungen geneigt, dann ist der Lieferer oft genötigt, einen Nachlaß zu bewilligen, um weiteren Kosten zu entgehen. - Während das Geschäft mit dem Einfuhrhaus meist glatt und befriedigend ist, bietet also der Verkehr mit dem Verbraucher Schwierigkeiten, und wenn auch im Preise manchmal etwas mehr erzielt werden kann, so wiegt dieser Vorteil die mit dem Geschäft verknüpften Schattenseiten nicht auf. Auch geben die Einfuhrhäuser große Mengen in einer Sorte, einem Gewicht und einer Färbung auf, welche sie auf Lager nehmen und verteilen, während die Abrufe der Verbraucher meist um ständlich sind und sich auf kleine Mengen verschiedener Gewichte, Färbungen und Sorten erstrecken. Ich wünsche deshalb, daß die deutschen Fabriken die amerika nischen Verbraucher unterstützen und daß sich deren Geschäft vergrößern möge zu eigenem Vorteil wie zu dem der Fabriken. K- E. Verein der Zellstoff* und Papier-Chemiker Zum Mitgliederverzeichnis Siehe Nr. 47 S. 1590 Als Mitglieder haben sich gemeldet: Herr Dipl.-Ing. Paul Wagner, Dresden-A., Werder Str. 17 III. Herr Direktor Scherf, Ziegenhals. Chemische Fabrik Dr. Kurt Albert, Amoeneburg bei Biebrich. Wloclaweker Sulfit-Cellulose-Fabrik J. & M. Cassirer, Berlin W 50, Augsburger Str. 54. Mitgliederzahl: 487. 50 Jahre Verein französischer Papierfabrikanten Die Jahresversammlung des Vereins französischer Papier fabrikanten am 15. Juni in Paris wurde unter großer Teilnahme der Mitglieder besonders festlich begangen, denn es war der 50. Jahrestag der Vereinsgründung. Vorher hatten die vier inner halb des Vereins bestehenden Gruppen für feines weißes Druck papier, Packpapier, Zigarettenpapier und Pappen besondere Sitzungen abgehalten, in deren Verlauf wichtige Maßnahmen beschlossen wurden. So berieten die Fabrikanten feiner weißer Druckpapiere über Mittel, um die Erzeugung zu regeln. Die Pack papierfabrikanten erklärten, daß ihre Fabriken reichlich mit Aufträgen versehen sind und sie infolgedessen an dem vor einiger Zeit erhöhten Preise festhalten. Die Pappenfabrikanten stellten dagegen fest, daß die Vorräte recht beträchtlich sind, jedoch ver tagten sie auf den Herbst die Prüfung der Frage, ob es nötig sei, alle Fabriken während 24 Stunden in der Woche stillzulegen, um den Markt zu bessern. Herr Failliot jr. berichtete über die Altersversorgungskasse der Papierfabrik-Arbeiter. Ein Vertreter des Herrn Barbillion berichtete über die französische Papier macherschule in Grenoble. Herr Chauvin wurde zum Vorsitzenden wiedergewählt. Am Abend des Versammlungstages fand ein Festessen statt und tags darauf, an einem Sonntag, wurde ein Ausflug nach Chantilly ver anstaltet, der am Abend mit einer Unterhaltung und künst lerischen Darbietungen abschloß. Papierstoffmarkt Göteborg, 25. Juni 1914 Holzschliff. Die starke (auch jetzt, Anfang Juli, noch an dauernde) Trockenheit beginnt jetzt für die Schleifereien fühlbar zu werden, und aus verschiedenen Landesteilen werden schlechte Wasserverhältnisse gemeldet. Da diese, wie wir erfahren, in Deutsch land noch schlechter sind, liegen zahlreiche Anfragen aus Deutsch land vor. Es pflegt stets ein Vorbote von Preissteigerung zu sein, wenn die Deutschen auf den Markt kommen, um Holzschliff zu kaufen, und die Notierungen sind denn auch gegenwärtig fester mit steigender Neigung. Zellstoff. In Sulfitstoff beschränken sich die Verkäufe in der Hauptsache auf kleine Posten für sofortige Lieferung. Die Preise für Sulfitstoff sind unverändert und fest. bg. („Affärsvärlden") Kristiania, 4. Juli 1914 Papier und Zellstoff. Der Papierhandel scheint von Tag zu Tag schlechter zu gehen, und wenn nicht bald entschiedene Besserung eintritt, so werden etliche Fabriken gezwungen werden, zeitweise zu schließen oder kürzere Zeit zu arbeiten. Unter solchen Um ständen kann man nicht erwarten, daß Zellstoff- und Holzschliff markt lebhaft sind, und die furchtbare Hitzwelle, welche über Europa streicht, macht vielleicht die Käufer noch tauber. London, 3. Juli 1914 Holzzellstoff. Trotzdem die Preise etwas Neigung zum Weichen zeigen, wird in Sulfit- und Sulfatstoff nur in beschränktem Maße für sofortige Lieferung abgeschlossen. Holzschliff. Die Meldungen niedrigen Wasserstandes veran laßten die Holzstoffabrikanten im allgemeinen in ihren Preisen festzubleiben. Es scheint, als ob nur wenig Geschäfte zustande kommen, daß aber die Vorräte in den Fabriken nicht sehr groß sind.