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1892 P A P I E R - Z E I T U N G Nr. 55/1914 Briefkasten Der Frage muß 10-Pf.-Marke beiliegen. Anonyme Anfragen bleiben unberücksichtigt. Antwort erfolgt ohne Gewähr. Kostenfrei nur, wenn Abdruck ohne Namen gestattet. Buchdruck auf einseitig glattes Papier 13287. Frage: Wollen Sie anhängende Probe untersuchen. Pie Farbe trocknet nicht bei dieser Auflage, welche schon vor 4 Wochen gedruckt wurde. Talkumieren nützt auch nicht viel, eben sowenig die Wärme. Ginge vielleicht das Feuchten, um die Papier fläche etwas zu offnen, damit die Farbe dann eindringen kann ? Kann irgend was dem Feuchtwasser beigesetzt werden? Antwort: Das Papier ist einseitig glattes Zellstoff-Pack papier. Durch die einseitige Glätte sind die Papierporen derart geschlossen, daß sie durch Feuchtung nicht geöffnet werden. Selbst nach Einlegen in Wasser kommt der Glanz und die Ge schlossenheit wieder, weil diese Glätte auf der Papiermaschine in feuchtem Zustande erzeugt wird. Dem Feuchtwasser etwas zusetzen, nützt nichts. Daß die Farbe nicht trocknet, liegt an der ungeeigneten Zusammensetzung der Farbe. Diese darf keine öligen Zusätze haben, also nicht zu fettig sein. Ferner empfiehlt sich Zusatz eines guten Trockenmittels wie Duratin oder Perfectal, welche die Verharzung der Farbe befördern. Mit gutem Trockenmittel und passender Farbmischung müssen sich auf dem Papier derartige Drucke schnelltrocknend erzielen lassen. Kleine Pappenfabrik 13288. Frage: Lohnt es, wenn ich eine Lederpappenfabrik mit einer Wasserkraft von 30 PS (Turbine) auf meinem Gut in der Mark, Bahnstation, erbaue ? Gebäude vorhanden. Ich beab sichtige alte Pappen zu kaufen und zu verarbeiten. Was würde solche Anlage mit neuester Einrichtung kosten, und wieviel Zentner Pappen könnte icli in 24 Stunden fertig machen ? Ich war Erbauer und Besitzer einer Holzstoff -und Pappenfabrik zu X. Antwort: Als ehemaliger Schleifereibesitzer und Pappen fabrikant dürfte Fragesteller wissen, daß eine 30 pferdige Wasser kraft kaum genügt, um die Maschinen einer halbwegs leistungs fähigen Pappenfabrik leerlaufen zu lassen. Die Papierabfälle müssen eingeweicht und zerfasert werden, und ein Zerfaserer für eine halbwegs ansehnliche Tageserzeugung wird allein schon einen großen Teil der vorhandenen Wasserkraft aufbrauchen. Das Gedeihen einer Graupappenfabrik hängt weniger vom Vor handensein einer Wasserkraft ab als davon, daß der Rohstoff reichlich und billig zu haben ist, geübte Arbeitskräfte vorhanden sind, und das Absatzgebiet nahe liegt. Wir können von der Anlage einer kleinen Pappenfabrik nur abraten, da die großen Maschinenpappenfabriken immer mehr das Feld erobern. Duplexkarton 13289. Frage: Von einem unserer größten Abnehmer in grau blauem Duplexkarton, welcher zu Wäschekartonnägen verwendet wird, erhielten wir heute die Beschwerde, daß die in derartige Kartonnagen verpackte Wäsche von der blauen Innenseite ange färbt wird. In diesen Karton wurden auch lackierte Gummispiel bälle verpackt, an welchen kleine Pappenfasern haften geblieben sind, was auch bemängelt wurde. Wir senden Ihnen Muster aus dieser Lieferung. Hängen die erwähnten Uebelstände mit der Beschaffen heit unseres Kartons zusammen ? Antwort: Der Duplexkarton besteht aus einer dicken Schicht Graupappe mit daraufgegautschter dünner Schicht zartblauen holzschliffhaltigen Papiers. Wir versuchten, weiße Wäsche darauf fest zu drücken und zu reiben. Weder beim Drücken noch beim Reiben wurde die Wäsche blau. Die Innen seite färbt also nicht ab, höchstens können Fäserchen des rauhen Papiers an die Wäsche gelangen. Dies kann nur verhindert werden, wenn man die Innenseite der Pappe glättet. Dasselbe gilt für die Verwendung dieser Pappe zu Schachteln für lackierte Gummibälle. Hier kann noch dazukommen, daß bei höherer Temperatur der Lack weich wird, weshalb Papierfasern leichter daran haften bleiben. Papierhülsen 13290. Frage : Ich interessiere mich für die Fabrikation voh Hülsen und bitte daher um nähere Angaben über die Herstellung. Ist der Bedarf in Hülsen groß, und halten Sie die Herstellung für gewinnbringend ? Antwort: Aufsätze über Papierhülsen sind in folgenden Jahrgängen und Nummern unseres Blattes enthalten: 13 und 21 von 1913, 87 und 96 von 1911, 54, 73, 77, 82, 85, 90 und 97 von 1908. Es gibt unseres Wissens genug Fabriken für Papier hülsen, und manche klagen über Mangel von Aufträgen. Bei dieser Fabrikation müssen eben, wie bei jeder anderen, um mit Gewinn zu arbeiten, Tüchtigkeit, Erfahrung, Kapital und Ge schäftsgewandtheit Zusammenwirken. Ein Neuling ohne diese Erfordernisse hat keine Aussicht auf Erfolg. Steindruck-Plakate 13291. Frage: Ich habe farbige Kartonplakate entsprechend dem mitfolgenden Muster bestellt. Um das abgebildete Werkzeug plastisch herauszubringen, wurde die Schattierung in der schwarzen Platte verlaufend gerastert und ein Abzug der Schwarzplatte für den Druck der Auflage als maßgebend bezeichnet (siehe Anlage I). Bei Ablieferung der Auflage zeigte es sich, daß während des Druckes der Raster in den feinen Punkten vollständig weggerissen und dabei die Tiefen zugegangen sind, so daß die Abbildung der Feder sehr an Wirkung verloren hat (siehe Muster II). Die. Druckerei will meine diesbezügliche Beschwerde nicht anerkennen, trotzdem ich bei Druckreiferklärung des Plakates darauf hingewiesen habe, daß die Schattierung der Feder beim Druck der Auflage nicht dunkler werden dürfe. Ich habe die Abnahme der Plakate gegen einen Nach laß von 10 v. H. zugesagt, worauf man sich jedoch nicht einlassen will. Bin ich zu dem Abzug berechtigt ? Antwort: Auf dem Andruck, welcher dem Fragesteller vor Beginn des Druckes vorgelegt und von ihm genehmigt wurde, ist allerdings die Schattierung des Werkzeuges besser abgestuft als auf der Auflage. Jedoch fällt erfahrungsgemäß oft der Druck der Auflage nie so genau aus wie der auf der Handpresse vor- genommene Andruck, und im Laufe des Druckes verschlechtert sich die Druckplatte allmählich, weil die Zeichnung teilweise von feinen Teilchen des gestrichenen Papiers bedeckt wird, und manche Feinheiten sich auch unter dem Druck der Presse allmählich breitquetschen. Unter Berücksichtigung dieser Um stände finden wir nicht, daß die Abbildung des Werkzeuges auf dem Plakat zu einer ernsten Rüge Veranlassung gibt, und wenn überhaupt ein Nachlaß am Platze ist, so sollte dieser wesentlich niedriger sein als der vom Fragesteller geforderte. Koffer-Lederpappe 13292. Frage: Aus welchen Stoffen und in welcher Zusammen setzung der Stoffe ist beifolgende Koffer-Lederpappe gearbeitet ? Ist die Geschmeidigkeit auf Zusatz irgendwelcher Stoffe zurück zuführen ? Ich finde zunächst, daß die Pappe sehr gut und dünn gearbeitet ist, aber dadurch allein dürfte die Pappe nicht so geschmei dig sein, es müssen irgendwelche Zusätze darin enthalten sein. Antwort: Die auf einer Seite mit zarter Leinenprägung, auf der andern mit kräftiger Ledernarbe versehene braune Pappe ist äußerst dicht, fest und zähe. Sie besteht aus sehr gleichmäßig gearbeitetem Stoff, der sich bei Prüfung mit Holz- schliff-Reagentien als vorwiegend oder ganz aus braunem Holz schliff bestehend erweist. Ob Zusätze in der Pappe enthalten sind, läßt sich ohne chemische Untersuchung nicht nachweisen, und auch eine solche Prüfung würde nur schwer die Natur der etwaigen Zusätze zutage fördern. Leimung von Schreibpapier 1329?. Frage: Ich bestellte bei einer Papierfabrik rd. 1000 kg holzfrei Konzept 13 kg zu 41 Pf. das Kilo und betonte ausdrücklich bei der Bestellung, daß das Papier in bezug auf die Leimfestigkeit einwandfrei sei. Ich füge in der Anlage einen Probebogen bei, und Sie werden sich jedenfalls meinem Urteil anschließen, daß das Papier als Schulpapier ungeeignet ist und durchschlägt, und daß der Fabri kant die Ware zurücknehmen muß. Antwort: Das Papier ist nicht so gut geleimt, wie man es von Schreibpapier verlangen darf, denn die Tinte läuft zwar nicht aus, dicke Schriftzeichen dringen aber etwas nach der anderen Seite durch. Besonders bei der Verwendung solchen Papiers zu Schulheften stört der Mangel, weil diese auf beiden Seiten beschrieben werden. Immerhin ist die Leimung nicht so schlecht, daß das Papier für alle Zwecke unverwendbar wäre, deshalb empfiehlt sich Einigung unter Uebernahme mit Nachlaß. Verantwortlicher Schriftleiter i. V. Dr. Hans Hofmann, Berlin. Zuschriften nur an Papier-Zeitung, Berlin SIV 11, erbeten Druck von A. W. Hayn’s Erben, Berlin SW 68, Zimmerstraße 29