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Nr. 19 PAPIER-ZEITUNG 680 festen Palmharz-Stücke in dem Harzleim aus Kolophonium außer ordentlich schwer abschmelzen. Es bleibt also nur übrig, daß man entweder das Produkt gemischt mit zerkleinerten Kolophonium stücken zusammen in der Alkalilösung verseift, oder besser vorher beide Harze zusammenschmilzt. Dann ist mit 10 Teilen Soda auf 100 Teile des Harzgemisches ein brauchbares Kochprodukt zu er halten. Die Fällungen mit schwefelsaurer Tonerde sind in physi kalischer Beziehung durchaus denen gleichwertig, die man nur mit Kolophonium erhält, aber sie sind sehr stark gefärbt, und zur Her stellung von weißen Papieren und von Papieren mit reinen Farben tönen wird sich dieses Produkt jedenfalls nicht empfehlen. Für Packpapiere ist es dagegen wohl brauchbar. Es ist klar, daß das Palmharz uns nur in sehr beschränktem Maße weiter helfen kann. Schließlich ist noch ein Harz in Betracht zu ziehen, welches vielleicht in Zukunft doch einmal von Wert werden könnte. Es ist ein Harz von der in Togo wachsenden Caesalpiniacee Daniella thurifera. Auch mexikanische und afrikanische Caesalpiniaceen geben von der Lackfabrikation schon lange benutzte Harze (Kopale). Das Harz von Daniella thurifera wurde bereits vor zwei Jahren vom Verein schlesischer Papierfabrikanten mir zur Untersuchung über geben.*) Neuerdings hat das kaiserliche Gouvernement in Togo sich wiederum an den Verein schlesischer Papierfabrikanten gewandt und Stücke herübergeschickt, die mit größerer Sorgfalt ausgewählt sind, als es früher der Fall gewesen war. Ich reiche drei Gläser herum, mit ausgesuchten hellen, ausgesuchten dunklen Stücken und der Mischung beider, in welcher damals vor zwei Jahren das Produkt herüberkam. Ein viertes Glas enthält das Produkt in gleichmäßi gerem Zustande, so wie es die kaiserliche Regierung in Togo durch Europäer hat sammeln lassen. So würde man also in Zukunft durch Sorgfalt beim Einernten das Produkt etwa auf den Markt bringen können. Das Harz ist sehr leicht und mit geringem Aufwande an Alkali verseifbar. Dunkle und helle Teile haben verschiedene Ver seifungszahlen. Im Mittel würden etwa 5 v. H. Soda genügen, um eine brauchbare Harzmilch herzustellen. Die Auflösung gibt dann eine Harzmilch-, wie ich sie hier vorzeige. Auffallen wird Ihnen na mentlich bei den dunklen Stücken die große Unreinheit; es sind sehr viele Rindenteilchen darin. Das wird auch kaum zu vermeiden sein. Diese Rindenstückchen lassen sich aber bei der Herstellung der Harzmilch leicht aussondern, schon bei der Herstellung der Harzseife, so daß man über diese Schwierigkeit wohl hinwegkommen würde. Die milchigen Lösungen, die Sie hier sehen, sind frisch be reitet. Ich bewahre aber bereits seit zwei Jahren solche Lösungen auf, die in dieser Zeit Harzteile nicht abgesetzt haben. Im all gemeinen würde also das Daniella-Harz so zu verwenden sein, wie man es bisher bei dem Kolophonium gewöhnt war, aber wesentlich weniger Alkali erfordern. Weiter haben Sie hier ein mit schwefelsaurer Tonerde gewonnenes Fällungsprodukt der Harzmilch. Sie sehen, es ist nur wenig gefärbt und beeinträchtigt die Papierfarbe tatsächlich nicht. Getrocknet sehen Sie es hier, da scheint es allerdings relativ stark bräunlich gefärbt zu sein. Das rührt aber daher, daß die Fällung dieses Harzes leichter zusammensintert, als die Fällung des Kolophoniums. Das. würde auch den Vorteil haben, daß die Feucht-Erwärmung nicht der peinlichen Regelung bedarf, wie es bei der Kolophoniumfällung der Fall ist. Ob dieses Mittel einmal berufen ist, eine größere Rolle zu spielen, wird davon abhängen, ob es auch in großem Maßstab in genügender Reinheit eingesammelt werden kann, so daß es den Wettbewerb mit dem Kolophonium aushält. Darüber kann erst die Zukunft entscheiden. Das meine Herren,, wäre etwa die Ernte der Fortschrittsbestre bungen auf dem Gebiet des Kolophoniumersatzes, soweit ich davon weiß. (Bravo! Klatschen.) Aussprache über diesen Vortrag Vorsitzender: Ich danke Herrn Dr. Klemm nochmals für seine lehrreichen und anregenden Ausführungen und eröffne die Aussprache über diesen Gegenstand. Professor Dr. Schwalbe: Ich möchte Herrn Dr. Klemm fragen, wie es sich bei den Zusätzen von Tierleim und von Casein mit der Menge des Freiharzes verhält. Ich vermute, daß das Zu setzen von Tierleim und von Casein bei der Emulsionbildung außerordentlich günstig wirkt, indem sie als kolloide Körper ver hüten, daß die Harzteilchen sich zu großen Partikelchen zu sammentun, und da wird es wohl darauf ankommen, wie viel Freiharz von diesen kolloiden Körpern in der Schwebe erhalten werden kann. Dr. Klemm: Die Kolloide haben mehr Einfluß auf die Er *) Wochenbi. f. Papierfabr. 1908, 38, S. 3201. haltung des Freiharzes im feinen Emulsionszustande, als auf die Feinheit der Emulsionsteilchen bei der Entstehung. Aus schlaggebend dafür ist vielmehr einmal das Verhältnis von Alkali zu Harz, dann aber besonders die Temperatur bei der Auflösung und die Bewegung, die bei der Auflösung der konzentrierten Seife zur Harzmilch Herrschte. Aber die Erhaltung der ursprüng lichen Feinheit der Emulsion wird durch die kolloidalen Körper sehr gefördert. Dr. von Possanner: Abgesehen davon, daß, wie Herr Dr. Klemm schon betonte, die Emusionsbildung, bzw. die Er haltung der Emulsion wesentlich verbessert wird, habe ich bei den Präparaten, die ich zu untersuchen Gelegenheit hatte, gefunden, daß tatsächlich auch eine verhältnismäßig bessere Leimwirkung zu erzielen ist. Ich habe speziell ein solches Präparat, das mit Tierleim versetzt war, zu prüfen gehabt, und dabei konnte ich feststellen, soweit es mir mit meinen Mitteln möglich war, daß wirklich die Wirkung dieser Harzleimpräparate, dieses Ersatz leimes, der Wirkung des gleichen Gewichts von 70 prozentigem Harzleim entsprach, trotz der bedeutend geringeren Trockensub stanz. Wie ich eben Gelegenheit hatte, von Herrn Direktor Pleyer zu hören, hat er in der Praxis dieselbe Wahrnehmung gemacht. Er hat auf der Papiermaschine festgestellt, daß es genügt, von diesem Ersatzleim dieselbe Menge zuzusetzen, wie vom 70 prozen- tigen Harzleim, um die gleiche Leimung zu erzielen. Es scheint demnach, daß diese kolloidalen Zusätze nicht nur einen günstigen Einfluß auf die Erhaltung der Emulsion haben, sondern auch einen günstigen Einfluß auf die Leimkraft des Präparates selbst ausüben. CarlFranck-Karlshorst: Ich möchte einige Worte in bezug auf die Sulfatöle sagen. Wenn diese Sulfatöle oder (schwedisch), Tallöle, auch nicht direkt großen Einfluß auf die Papierfabri kation erlangen werden, so können sie meiner Meinung nach doch in wirtschaftlicher Beziehung von Bedeutung werden, indem Tall öl in großer Menge jetzt schon für die Fettindustrie benützt wird, so daß die schwedische Fabrik, die es in der Hauptsache bisher geliefert hat, nicht genug liefern kann, und sich die Ab nehmer bereits nach anderen Quellen umsehen. Wenn das Harz in anderen Industrien verdrängt werden würde, würde dies schon einen Gewinn für die Papierfabrikation bedeuten. Fritz Arledter-Hamburg: Den Ausführungen des Herrn Dr. Klemm über die Harzersatzmittel oder Harzleimersatzmittel, und man kann nur von letzteren sprechen bei den Produkten, die auf den Markt kommen, ist wenig hinzuzufügen. Der Fein papiermacher kann ja im allgemeinen auf Zusätze nicht ganz ver zichten, auch dann nicht, wenn er seine Papiere in der Haupt sache mit Harz leimt; es wird dann immer noch zur Verfeinerung des Papiers ein geringer Zusatz von Tierleim und Stärke, welche mit emulgiert werden können, notwendig sein. Doch kann man sagen, daß diese Papiere ihre Leimfestigkeit durch den Harzzu satz erhalten haben, während die anderen Zusatzmittel den Papieren andere Eigenschaften geben sollen. Casein oder Tierleim kann Harz nicht voll ersetzen und Stärke schon gar nicht. Es ist natür lich, daß die Ausgiebigkeit eines Harzleims dem Harzgehalt entspricht, also auch dem Wassergehalt, und daß ein Harzleim, der 30 v. H. mehr Wasser enthält als ein anderer, 30 v. H. weniger Ausgiebigkeit hat. In Betracht kommt hierbei auch noch, daß diese Harzleime, die direkt im Holländer verwandt werden, mit bedeutend mehr Soda verseift sind, infolgedessen weniger Freiharz haben, und auch dadurch die Ausgiebigkeit beeinträch tigt wird. Ich selbst habe von Papierfabrikanten gehört, daß man diesen Produkten 8 bis 12 v. H. Alaun zusetzen muß, um ganz geleimte Papiere zu erhalten, während bei 70 prozentigem Harzleim hierfür nur 3 bis 5 v. H. nötig sind. Bei Druckpapieren wird dem Papiermacher dies nicht ohne weiteres auffallen, d. h. die Wirkung eines derartigen Leimmittels wird beim Leimen nicht in die Erscheinung treten, und tatsächlich sind es ja auch meistens Druckpapierfabrikanten, die diese Harzersatzmittel gebrauchen, (ohne den Wassergehalt zu prüfen), nur um den Papieren einen Zusatz zu geben und sie druckfähig zu machen, hier spielt eben der Alaunzusatz eine große Rolle. Aber daß man die gleichen Mengen von diesen Harzleimersatzmitteln für ganz geleimte Papiere gebraucht, wie von Harzleim mit 70 vom Hundert Trockengehalt, ist ausgeschlossen. (Fortsetzung der Aussprache folgt.) Rußenhandel Italiens im Jahre 1910 (1909) Einfuhr: Zellstoff 630 935 dz (574 047), Stiche, Lithographien. Etiketten, nicht besonders genannt 8205 dz (7285). Ausfuhr: Weißes oder in der Masse gefärbtes Papier, nicht liniiert 37 543 dz (40 847), desgl. liniiert 29 530 dz (22 277). (Statistica del Commercio speciale di Importazione c di Exportazione.)