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Nr. 17 PAPIER-ZEITUNG 609 Perforierkamm Zu Nr. 14 S. 492, s. auch Nr. 16 S. 571 Auch bei uns stellte sich kurz nach Benutzung des Perforier- kammes der Uebelstand heraus, daß die Bogen hängen blieben und schlecht perforiert wurden, und auch wir haben von unserm Fabri kanten dieselbe Antwort erhalten wie der Einsender aus Nr. 14. Wir haben schon sehr viele Perforierkämme bezogen, und uns ist dies noch niemals passiert, außer seit wir von einer neuen Berliner Fabrik die Kämme beziehen. Wir perforieren heute noch mit Maschinen und Kämmen von anderen Fabrikanten unausgesetzt über ein halbes Jahr, ohne im geringsten über Schlechtwerden des Perforierkammes zu klagen, und es scheint doch an der Fabrikation des Kammes und der Ma trize zu liegen. Anscheinend ist der Stahl zu weich, denn wir schneiden auch das Papier auf der Schncidmaschine und haben noch nie einen Nachteil dabei bemerkt. Geschäftsbücherfabrik Nr. 3 * * * Ich habe zu meinem Schaden das Gleiche erfahren und wohl auch ähnlichen Briefwechsel geführt wie der Geschäftsbücherfabri kant aus Nr. 14. Endlose Reisen, Mühen und Arbeiten hatten folgendes Er gebnis: Seitens kleiner Perforiermaschinenfabriken — in meinem Falle Berliner Firma mit hochtrabendem Zusatz — wird, um Auf träge zu erhalten, leider weitaus größere Leistungsfähigkeit ver sprochen, als alte bewährte Fabrikate besitzen, und als auf die Dauer möglich ist. Als Vergleich wird wohl auch die hohe Leistungsfähig keit von Metallstanzen herangezogen. Man glaubt, bestellt und probiert, hat aber seinen Perforier kamin durch zu hohe Inanspruchnahme bereits verdorben. Darauf zahlt man kostspieliges, für den Lieferanten ungemein lohnendes Schärfen des Apparates, und dies wiederholt sich so oft, bis man durch Schaden klug wird. Verdient hat nur der Perforiermaschinen- Fabrikant. Papier perforiert (stanzt) sich eben weitaus ungünstiger als Blech. Die einzige Hilfe ist hier, übermäßigen Versprechungen keinen Glauben zu schenken und sich bezüglich Leistungsfähigkeit der Kämme nach den Angaben alter, guter Perforiermaschinen-Fabriken zu richten (derartige Angaben enthalten meines Wissens schon deren Kataloge, und in diesen wird weitaus weniger versprochen). Noch besser: man kauft seinen Perforierapparat von Haus aus nur bei erster Firma, denn ein Perforierapparat ist ein äußerst empfind liches Werkzeug. Perforieranstalt * - * Ich habe 30 jährige Erfahrung als Buchbinder-Werkmeister einer lithographischen Anstalt und Buchdruckerei und habe 2 Per foriermaschinen aus der Maschinenfabrik X schon über 20 Jahre im Gebrauch (Fußbetrieb), dazu habe ich für jede 2 Perforierkämme. Die eine Maschine benutze ich nur für gummierte Papiere, und nur in ganz eiligen Fällen benutze ich die andere mit. Daß sich bei gum miertem Papier die Stifte 'schneller abnutzen (abschleifen), ist ja richtig, aber ich perforiere manches Jahr bis zu 10 000 Bogen mit 34 Schnitten, ohne die kleineren Auflagen zu rechnen, und lasse nur einmal im Jahre die Stifte schärfen (in der Fabrik von X, da dies sonst niemand richtig machen kann), gebrauche allerdings für die gummierten Papiere jedes Jahr einen neuen Kamm. Gummierte Papiere werden ja deshalb bedeutend höher berechnet! Unsinn ist es aber, wenn man einem zumutet, jeden lag die Stifte schärfen zu lassen! Um das Hängenbleiben zu vermeiden, lasse ich des Tages öfter einen geölten Bogen Karton durchperfo rieren, und dem Uebel ist sofort abgeholfen. Ich habe immer eine Partie Ausschußbogen gelb. Postkartenkarton, diese werden mit Maschinenöl gut durchgeölt, aufeinandergelegt und aufgehoben, um bei Bedarf zur Hand zu sein. J. O. Wer erfand die Abziehbilder? S. Nr. 8 Seite 260 Infolge der in der Papier- und Schreibwarenzeitung (Wien) ent haltenen Mitteilung des Herrn J. Pabst, welche Sie in Nr. 8 Seite 260 Wiedergaben, habe ich mir eine Abschrift des Rothmüllerschen Patentes verschafft. Der Name des Werkes, in dem es zu finden ist, und der Wortlaut des Patentes folgen hier: „Beschreibung der Erfindungen und Verbesserungen, für welche in den Kaiserlich Königlichen Oesterreichischen Staaten Patente erteilt wurden und deren Privilegiumsdauer nun erloschen ist. — Zweiter Band, welcher die Privilegien vom Jahre 1836—1840 enthält. Heraus gegeben auf Anordnung der kaiserlich königlichen allgemeinen Hof kammer. — Wien 1842. Seite 187, dritter Absatz: 5—6 jähriges Privilegium des Anton Rothmüller, Direktors der fürstlich Esterhazyschen Bildergalerie, und Ehrenmitgliedes der kais. königl. Akademie der bildenden Künste, in Wien, auf die Er findung, bildliche Vorstellungen von Kupferstichen oder lithographi schen Abdrücken auf eine besondere Art mit Oelfarben zu kolo rieren und den Oelgemälden ähnlich zu machen (Eläochalkographie). Erteilt am 14. Jänner 1825. Erloschen durch Zeitablauf im Jahre 1830. Zur Darstellung der erwähnten Gemälde wird Perkal oder Schweizer-Druckpapier mit einer warmen Leimauflösung so oft über strichen, bis ein gleichförmiger Glanz entsteht. Nachdem die letzte Lage getrocknet ist, wird ein Ueberzug mit Mastixfirnis gegeben. Auf diesem so zubereiteten Perkal oder Papier läßt man auf Stein gezeichnete oder Kupferabdrücke machen, welche dann mit leicht trocknenden Farben gemalt werden. Ist die erste Uebermalung gut trocken, so erfolgt eine zweite, welche flüchtiger gehalten wird. Nachdem sämtliche Farben vollkommen trocken geworden sind, wird die bemalte Seite mittels einer Spatel mit Kleister, der aus in Bier gekochter Stärke und etwas Terpentin besteht, gleichförmig überstrichen. Hat der Kleister hinlänglich ausgetrocknet, so wird die hintere Fläche mit einem Schwamm befeuchtet, und man zieht nun den Perkal oder das Papier von der Leimlage behutsam ab. Das ab genommene eine dünne Lage bildende Gemälde wird durch Ueber- gießen von lauem Wasser von dem etwa noch anhängenden Leime befreit und kann nach 8—10 Tagen gefirnißt werden. Wollte man bereits vorhandene Abdrücke auf diese Art kolo rieren, so müssen sie vorläufig mittels Terpentin nach dem bekannten Verfahren auf den nach obiger Weise bereiteten Perkal abgezogen werden. Das Fernere stimmt dann mit dem oben Beschriebenen überein. — O — Aus diesem Patentanspruch geht deutlich hervor, daß das Roth- müllersche Patent mit dem heutigen Abziehbild gar nichts zu tun hat. Was der Galeriedirektor Rothmüller herstellte, waren in der Hauptsache Oelmalereien (also nicht Drucke) auf mit Leim be strichenem Stoff oder Papier, welche später auf andere Gegenstände übertragen werden sollten. Es sind wahrscheinlich nach Ablauf des Patentes im Jahre 1830 Versuche gemacht worden, an Stelle der Handmalerei den Stein druck zu setzen. Es war aber die Herstellung eines brauchbaren Abziehbildes mit diesem Verfahren ausgeschlossen. — Auch wenn inzwischen irgendwelche Veränderungen an der Präparation des Druckpapiers vorgenommen worden sein sollten, so beweist der Umstand, daß ein brauchbares Abziehbild vor dem Jahre 1860 nachweisbar nicht in den Verkehr kam, daß weder das Rothmüllersche Verfahren, noch dessen Verbesserungen es möglich--machten, eine Wäre herzustellen, welche mit dem heutigen Abziehbild auch nur oie catfernteste Aehnlichkeit hatte. Herr Friedrich Monninger, einer der wenigen, welche die Er findung des wirklichen Abziehbildes im Anfang der 1860er Jahre mit erlebt haben, hat schon in Nr. 93 Seite 3523 der Papier-Zeitung von 1910 bekundet, und auch die Firma Huber, Jordan & Körner bestätigt dies in Nr. 101 Seite 3824 der Papier-Zeitung von 1910, daß Anfang der 60er Jahre ein Reisender aus Wien nach Nürnberg kam und dort ein Abziehbilderverfahren zum Verkauf anbot. Das Verfahren war unzweifelhaft das Rothmüllersche, vielleicht mit kleinen Aenderungen. Jedenfalls gelang es den Käufern des Ver fahrens, den Herren Schmidt, Voelkel und Moehring, nicht, Brauch bares herzustellen, so daß sie die Sache aufgaben. Auch Herr Carl Anton Pocher, der Gründer meiner Firma, hatte, solange er nach dem Wiener Rezept arbeitete, den gleichen Mißerfolg. Die Bilder ließen sich nur unter großen Mühen stückweise abziehen, weil sie sich mit keinem Mittel vollkommen vom Papier loslösten. Hier setzte die Erfindung des Herrn Pocher ein, welcher nicht eher rastete, bis er ein Verfahren ausgearbeitet hatte, welches gute Erfolge gab. Er erfand das allein taugliche Abziehpapier mit 2 ge trennten Aufstrichen, dessen Herstellung derart charakteristisch ist, daß nicht etwa der Zufall, sondern nur scharfe Ueberlegung, genaues Beobachten und lange Versuche die Erfindung möglich machten. Erst seit der Erfindung dieses Papieres werden Abziehbilder in der heutigen, allgemein verwendeten Form hergestellt, und ihre Fabri kation nahm mit dieser Erfindung sofort großen Umfang an. Deshalb wiederhole ich, daß ausschließlich Herr Carl Anton Pocher als Erfinder des Abziehbildes in Betracht kommen kann, wenn auch die ursprüngliche Idee, gemalte oder gedruckte Bilder auf andere Gegenstände zu übertragen, dem Galeriedirektor Roth müller in Wien zuzuschreiben ist. Nürnberg, 18. Februar 1911. C. A. Pocher Kunstanstalt und Abziehbilderfabrik Ausstand der graphischen Arbeiter in Lüttich (Belgien). Hier forderten die Buchdrucker gemeinsam mit den Lithographen und Steindruckern Verkürzung der Arbeitszeit auf 9 Stunden täglich. Während einzelne Arbeitgeber diese Forderung bewilligten, traten diejenigen Buchdrucker, denen nichts bewilligt wurde, in den Aus stand. Als sich in einer Firma Arbeitswillige fanden, legten dort die Lithographen und Steindrucker die Arbeit nieder. Daraufhin sperrten die vereinigten Unternehmer sämtliche Lithographen und Steindrucker aus, so daß der Kampf nun allgemein ist. * * *