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564 PAPIER-ZEITUNG Nr. 16 führung der Versuche entgegengekommen ist. Ich stehe durchaus auf dem von Herrn Prof. Frank gekennzeichneten Standpunkt und hoffe, daß sich Mittel und Wege finden werden, diese so ' außerordentlich interessanten Studien des Herrn Prof. Stutzer, wenn er sie, was ja wohl der Fall sein wird, fortsetzen wird, noch weiter in intensiver Weise zu unterstützen. Das wird auf dem von Herrn Prof. Frank angedeuteten Wege in erster Linie möglich sein. Ich glaube, Herr Geheimrat Stutzer wird auch die mehr wissenschaftliche Unterstützung von unserer Seite I nicht zurückweisen, und ich glaube, daß ich ihm in unser aller Namen sagen kann, wo irgendwie sich eine. Gelegenheit bietet, nach dieser Richtung hin Herrn Geheimrat Stutzer hilfreich zur Seite zu stehen, da werden wir alle bereit sein, denn wir sind alle von der außerordentlichen Bedeutung seiner wertvollen Arbeiten in hohem Grade überzeugt, und wir hoffen, daß er uns in absehbarer Zeit einen Vortrag wird halten können, worin er zu einem praktischen, die Industrie und ihn befriedigenden Ziele kommt. (Bravo.) Direktor Walckhojf, Magdeburg: Herr Dr. Kumpfmiller hatte die Liebenswürdigkeit, uns nähere Angaben zu machen über den Wärmedurchgangskoeffizienten, welcher bei der Ueber-. tragung von Dampf zur Lauge vor sich geht, und hat dadurch die umfangreichen und fleißigen Arbeiten, die er in seiner Fabrik vorgenommen hat, möglichst zum Allgemeingut gemacht und machen wollen. Ich wollte Herrn Dr. Kumpfmiller nur noch bitten, sich etwas eingehender über folgenden Punkt zu. äußern. -X Erstens wurde angegeben, daß dieser Koeffizient sich auf eine Zeiteinheit und auf eine Flächeneinheit bezieht, die Größe dieser Einheit jedoch hat Herr Dr. Kumpfmiller nicht angegeben. Ich nehme an, daß als Zeiteinheit eine Stunde und als Flächen einheit ein Quadratmeter gemeint war. Ferner wäre mir angenehm zu hören, auf welches Material sich dieser Durchgangskoeffizient bezieht. Es kommen wohl zwei Materialien in Frage, entweder Kupfer oder Blei oder ver bleite Röhren. Ich nehme wohl auch hier mit Recht an, daß es sich allein auf Kupfer bezieht, denn alle übrigen Materialien würden sich wohl nur wenig zur Herstellung dieser Apparate 1 eignen, weil Blei nicht die Widerstandsfähigkeit besitzt, die man als Gegendruck auch hier verlangen muß. Des fernere^ wird die schweflige Säure, welche sich in der Lauge trotz aller Neutralisation immer noch findet, und welche ganz besonders bei dem Verdampfen frei wird, auch den Verdampfapparat, besonders dessen Rohre und die Kondensatoren, welche schließ lich die Dämpfe niederschlagen, sehr stark angreifen. Ich würde' Herrn Dr. Kumpfmiller sehr dankbar sein, wenn er sich über dies Materialien, die für die weitere Fortführung der Versuche in Frage kommen, ein wenig äußern wollte. Vorsitzender: Meine Herren! Es ist der Antrag gestellt worden, die bereits dreistündige Verhandlung zu unterbrechen, damit die Aussprache nicht zu sehr überstürzt wird. Ich werde noch Herrn Hentschel zu einer Fragestellung das Wort geben und dann eine Frühstückspause eintreten lassen. (Zustimmung.) P. Hentschel: Ich stimme mit dem Herrn Vorsitzenden darin überein, daß man auf diesem Gebiete in Patentfragen sehr vorsichtig sein muß. Die Patentliteratur ist ja so ungeheuer angeschwollen, daß kaum mehr durchzufinden ist. Es ist sehr schwierig, in Patentfragen ein einwandfreies Urteil aufzustellen, denn manches Für und Wider läßt sich in der riesigen Literatur jederzeit finden. Ich möchte daher jedem, der etwas derartiges zu tun hat, raten, sich nicht auf den Patentanwalt zu verlassen, sondern in ein gründliches Sachstudium einzutreten. Frühstückspause um 1 Uhr Wiedereröffnung der Sitzung 2 Uhr Vorsitzender: Ich erkläre die Sitzung wieder für eröffnet. Bei unserem kollegialischem Beisammensein wurde mir eben die Frage vorgelegt, ob der in Schweden bei der Sulfit spritgewinnung kalkulatorisch festgestellte Fabrikationsgewinn nicht zur Ueberwindung der steuerlichen Belastung ausreichen sollte. Ich möchte hierzu nur kurz bemerken, daß bei der Sulfit spritfabrikation in Schweden ein Gewinn von etwa 10 M. auf die Tonne hergestellten Zellstoffs angegeben worden ist, daß aber Zweifel an der Richtigkeit dieser Angabe auch in Schweden laut geworden sind. Selbst bei dieser Gewinnziffer würde jedoch die Rentabilität der Sulfitspritfabrikation in Deutschland durch die Steuergesetzgebung ausgeschlossen sein. Nur konzessionierte Brennereien könnten in Deutschland die Frage der Sulfitsprit’ herstellung aus Ablaugen in Erwägung ziehen, da eine neue Fabrik, also eine Zellstoffabrik, in diesem Jahre eine Betriebs auflage[von[40 M. 50 Pf. vom Hektoliter Spiritus zu zahlen hätte. Demgegenüber würde für den holzgeisthaltigen, nur für Denaturierungszwecke tauglichen Sulfitsprit ein Höchst preis von etwa 30 M. für den Hektoliter 100 prozentigen Sprits in Frage kommen. Die Sulfitspritfrage kommt daher für deutsche Zellstoffabriken nicht ernsthaft in Betracht. Dr. A. Kumpfmiller: Bezüglich des Wärmedurchgangs koeffizienten ,,K” möchte ich bemerken, daß derselbe die Zahl ist. die angibt, wieviel Kalorien in einer Stunde für I qm Fläche und für 1 Grad Temperaturgefälle durch die Trennungswand hindurchgehen. Der Wärmedurchgangskoeffizient für gut ge : I reinigte Ablauge ist, wie ich schon einmal erwähnte, K = 1400. Im Dauerbetrieb, wo natürlich Wärmeverluste durch Ausstrahlen eintreten, stellt sich der Koeffizient auf 1120. Denselben habe : ich im praktischen Betriebe ermittelt, und zwar bei Verdampfung von Anfangslauge von 4 ° Be. bis auf Endlauge von 34 ° Be. Was die Frage der Heizrohren anbelangt, so habe ich natürlich die Versuche in erster Linie nur mit Kupferröhren ausgeführt. Der Gerbextrakt, der aus den Sulfitablaugen gewonnen wird, reagiert sehr stark auf Eisen. Wenn z. B. eine Tonne Extrakt verschickt wird, und es steckt ein kleiner Eisennagel im Innern der Tonne, dann ist der ganze Extrakt für die Verwendung un brauchbar oder wertlos, denn das Leder wird dadurch schwarz gefärbt. Man muß deshalb die Apparate so ausbilden, daß der Extrakt mit keinem Eisen in Berührung kommt. Wenn man aber die Ablauge für andere Zwecke, z. B. für Herstellung von Zellpech eindampft, dann kann man, falls die Laugen durch Ent fernung der schwefligen Säure gereinigt sind, eiserne Heizkörper anwenden. Die eisernen Heizrohren haben aber einen viel ge ringeren Wärmedurchgangskoeffizienten; der Koeffizient er mäßigt sich von 1120 auf 720 ° C. Dies ist ein Beweis für den großen Unterschied der Leitungskoeffizienten von Metallen. Der Leitungskoeffizient von Kupfer ist ungefähr 320 bis 330, und der von Eisen sinkt auf ungefähr 70 herab. Nimmt man Bleiröhren, so ist auch deren große Wandstärke zu berück sichtigen. Während man bei Kupfer mit einer 1 mm bis 1 mm Wandstärke auskommt, würden bei Eisen und Stahl 2 mm Wandstärke erforderlich sein, während man bei Blei mindestens 6 bis 7 mm Wandstärke haben muß. Der Koeffizient ,,K” sinkt bei Anwendung von Bleiröhren auf etwa 550 herab. Bezüglich der Lebensdauer der Kupferröhren habe ich schon gesagt, daß ich die Apparate zwei Jahre im Betrieb habe und bis jetzt eine nennenswerte Abnützung nicht stattgefunden hat. Wenn aber die Heizrohren während des Betriebes mecha nisch gereinigt werden müssen, dann ist ihre Lebensdauer be deutend geringer. S. Ferenczi: Ich möchte Herrn Dr. Kumpfmiller fragen, in welcher Weise er den Kalk aus den Ablaugen entfernt. Wir haben von Herrn Geheimrat Stutzer gehört, wie schwierig es ist, den Kalk vollständig auszufällen, und da wäre es wichtig, zu erfahren, auf welchem billigen Wege es Herr Dr. Kumpf miller macht. Dr. Kumpfmiller: Die Ausfällung des Kalkes geschieht bei mir augenblicklich dadurch, daß ich aus den Laugen, wenn sie aus den Kochern kommen, mittels mechanischer Bewegung soweit als möglich die schweflige Säure austreibe. Dabei fällt schon ein Teil des schwefligsauren Kalkes aus den Laugen, und den Rest treibe ich mit kohlensaurem Salz bei einer ganz be stimmten Temperatur aus. Dadurch fällt der Rest des schweflig sauren Kalkes aus. Fortsetzung folgt. Einseitig wolkiges Manilapapier In der Einlage übersende ich Ihnen ein Muster eines in der Hauptsache aus Lumpen hergestellten Papiers, das auf der einen Seite wolkige Aufsicht hat. Könnten Sie mir angeben, auf welche Weise diese Aufsicht erzielt worden ist ? X. Das bemusterte Papier ist auf der Seite, mit welcher es offenbar auf dem Maschinensieb gelegen hat, ziemlich einfarbig dunkelbraun, während es auf der anderen Seite hellere Wolken zeigt. Prüft man diese hellen Stellen unter der Lupe mit einer Nadel, so findet man, daß es Anhäufungen hell gefärbter zarter Fasern sind. Wahrscheinlich schwammen diese Fasern, die etwas weniger Farbe als der Hauptteil des Stoffes angenommen haben, infolge ihrer Leichtigkeit und Zartheit auf dem Papiermaschinensieb und lagerten sich beim Entwässern der Papierbahn auf deren Oberfläche ab. Es sind wahrschein lich Trümmer der hellen Hanffaserbündel, die sich im Papier verstreut befinden.