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SCHREIBWAREN-HANDEL VA6J [[ Nr. 8 (E-PtF^ 26. Januar 1911 | Papier-Verein Berlin und Provinz Brandenburg Der Vorstand ladet hiermit zu der am Mittwoch, 1. Februar 1911, abends 8% Uhr, im Saale des Papierhauses, Dessauer Str. 2,* stattfindenden General-Versammlung ein. Tagesordnung: 1. Geschäftsbericht des Vorstandes über das abgelaufene Vereins] ahr. 2. Rechnungslegung des Schatzmeisters und Bericht der Kassenprüfer. 3. Erteilung der Entlastung. 4. Bestimmung der Höhe des Beitrages für das Jahr 1911. (Der Vorstand beantragt, den Beitrag unver ändert zu lassen.) 5. Zuwahl eines Vorstandsmitgliedes. 6. Wahl der Kassenprüfer. 7. Rückblick auf das Wirtschaftsjahr 1910. (Papier fabrikation — Verarbeitung, Groß- und Kleinhandel.) Ref. Herr Carl Rudolf Bergmann. 8. Verschiedenes. Das diesjährige Stijtungsjest findet am Sonntag, -5. Februar 1911, Hardenbergstr. 30b (Charlottenburg), im Landwehr-Offizier-Kasino, statt. Besondere Einladungen werden noch versandt. Die Geschäftsstelle des Deutschen Papier-Vereins befindet sich SW 68, Ritterstraße 59, und ist von 11% bis 12% Uhr ge öffnet. Handel von Geistlichen mit Hnsichts- und Glückwunschkarten Dem in Nr. 1 S. 16 geschilderten, die Schreibwarenhand lungen schädigenden Vorgehen des Pfarrers Gübser in Altstetten bei Zürich haben die bayerischen Behörden auf Anregung von Fachvereinen ein Ziel gesetzt. Eine bayerische Zeitung berichtet darüber: Kirchenbettelei Vor Weihnachten versuchte der Pfarrer Gübser von Altstetten bei Zürich auf eine nicht einwandfreie Art Gelder für eine neue Kirche in Altstetten zu sammeln. Zu vielen Tausenden versandte er fast wertlose und künstlerisch direkt abscheuliche Neujahrs- und Weihnachtskarten, für die er eine Entschädigung von 1 M. verlangte. Wir haben damals vor dem wenig schönen Vorgehen des Pfarrers gewarnt und darauf aufmerksam gemacht, daß die jenigen, die glaubten, durch ihre Spende den Kirchenbau zu fördern, leicht durch die Beschlagnahme der einlaufendcn Gelder enttäuscht werden könnten. Das ist auch eingetroffen. Die an Pfarrer Gübser postlagernd Lindau eingesandten Geldbeträge — es waren Beträge in großer Zahl — wurden tatsächlich beschlagnahmt und sind jetzt auf Grund eines Urteils des Amtsgerichts Lindau der Armenkasse Lindau überwiesen worden. Pfarrer Gübser selbst wurde wegen Veranstaltung einer unerlaubten Sammlung zu einer Geldstrafe verurteilt. Dieses Urteil wird wohl dazu beitragen, daß diese Art Kirchenbettelei ein Ende nimmt. Unzüchtige Postkarten Entscheidung des Landgerichts in Kassel Auf Grund einer Anzeige des Vereins zur Bekämpfung des Schmutzes in Wort und Bild wurde gegen den Kaufmann und Buch händler Friedrich Meißner in Kassel am 18. Januar vor der dortigen Strafkammer verhandelt. Der Lehrer Rammelt war von seiner vorgesetzten Behörde beauftragt, danach zu fahnden, welche Ge schäfte unsaubere Literatur führen. Bei seinen Streifzügen durch die Stadt sah er im Schaufenster des M. anstößige Postkartenbilder und -texte, z. B. „Das Orgellied”, „Selleriesalat" und „Klage sache”. Die Behörde hielt eine Haussuchung bei M. ab, wobei aus reichender Belastungsstoff gefunden wurde. Der Angeklagte, welcher verschiedentlich wegen Verbreitung unzüchtiger Schriften usw. vor bestraft ist, versuchte nachzuweisen, daß er unschuldig und nur «in Opfer der Verhältnisse sei. Man müsse ihm zugute halten, daß die beanstandeten Liedertexte vor Jahren in öffentlichen Sänge- reien in Kassel gesungen seien und somit durch die Polizeibehörde freigegeben sein müßten. Für ungebührliches Auftreten vor Gericht erhält der Angeklagte vom-Vorsitzenden einen Tag Haft. Während der Staatsanwalt 1 Jahr Gefängnis beantragt hatte, verurteilt ihn das Gericht wegen Verbreitung unzüchtiger Schriften und Beamten beleidigung zu 7 Monaten Gefängnis, r. Neue Organisationsform für Ausstellungen Die unter dem Ehrenvorsitz des Kgl. Niederländischen Mi nisters für Landwirtschaft, Gewerbe und Handel im Mai-Juni 1911 in Amsterdam stattfindende „ Internationale Ausstellung Moderner Kontoreinrichtung und Verwaltung” wird zum erstenmal folgende neuartige Organisation zeigen: Mitglieder des veranstaltenden Vereins und Stifter erwerben durch Zeichnung eines Anteils von 25 Gulden das Recht auf ein Quadratmeter Ausstellungsfläche und sind an dem finanziellen Er gebnis der Ausstellung entsprechend der Zahl ihrer Anteile beteiligt. Dabei sollen Unkosten, die nicht mit der Ausstellung in Zusammen hang stehen, wie die für Festlichkeiten oder dergl., ausschließlich von denen getragen werden, die sich an ihnen beteiligen wollen. Nichtmitgliedern steht die Beschickung der Ausstellung gegen Zahlung einer Platzgebühr frei. Wie die „Ständige Ausstellungskommission für die Deutsche Industrie” ferner mitteilt, sollen Medaillen usw. nicht verliehen und die dadurch erzielten Kostenersparnisse dazu verwendet werden, das Publikum durch Vorträge und Lichtbilder von den Fortschritten in Wissenschaft und Technik zu unterrichten. Die Drucksachen dieser ernsthaften, freilich räumlich beschränk ten Ausstellung können an der Geschäftsstelle der Ständigen Aus stellungskommission (Berlin NW, Roonstraße 1) eingesehen werden. Mexikanischer Graphit (Nachdruck verboten) Die reichste Graphit-Mine von Nord- und Südamerika be findet sich (nach einem Berichte des belgischen Konsuls) im mexikanischen Staate Sonora und gehört der United States Graphite Company of Saginaw in Michigan. Das Werk befindet sich auf der Hacienda Santa Maria, weshalb man die Mine meist auch so bezeichnet. Sie liegt etwa 100 km von der Stadt La Colorada und 300 km von dem pazifischen Hafenort Guayamas. Bekanntlich findet sich Graphit in Ceylon, in verschiedenen Gegenden Europas, in Asien, in Afrika und Amerika, aber selten in so günstigen Verhältnissen, daß direkter Abbau lohnte. In den Lagern von Santa Maria ist die Formation des Gra phits bald kristallinisch, bald amorph. In dieser letzteren Form hat das Material den größten Wert, da amorpher Graphit leicht in feinste Pulverform zu bringen ist, und er sich mit Ton zu Bleistiften oder mit Oel zu Schmierfett verbindet. Kristal linischer Graphit wird nicht verarbeitet. Nach einem Bericht des Geological Survey Department in Washington bringen die Graphitminen von Santa Maria mehr Graphit als alle anderen amerikanischen Bezugsquellen zu sammengenommen. Und doch hat es sehr lange gedauert, ehe man an die Ausnutzung dieser Lager herantrat; denn sie waren schon 1867 bekannt, aber erst 1891 begann man mit ihrem Ab bau. Das Material findet sich in unregelmäßigen Schichten, von denen zurzeit nur eine gewisse Anzahl angeschnitten worden sind. Die eine dieser Adern hat eine Dicke von 24 Fuß, ist 75 Fuß tief und 105 Fuß breit. Bei der großen Brüchigkeit dieses Materials ist der Abbau sehr leicht, es wird selten notwendig, daß Dynamit zur An wendung kommt. Die reinsten Naturmuster zeigen 95 v. H. Graphitgehalt. Faserig wie der Ceyloner oder flockig wie der Pennsylvania-Graphit ist dieser Stoff nicht. In Santa Maria trocknet man den Graphit und schafft ihn dann auf Maultier rücken nach La Colorada, von wo aus er nach Saginaw im Staate Michigan verladen wird. Man sagt, daß von diesem Gra phit erstklassige Bleistifte gewonnen werden können; außer dem wird er in der Pulverfabrikation, für Ofenschwärze und dergleichen verarbeitet. Der Preis beträgt 5 bis 10 amerika nische Cent das Pfund. K. Billigere Feuerversicherung für Ladengeschäfte. Zwischen Ver tretern des Feuerversicherungskartells („Vereinigung der Privat- Feuerversicherungs-Gesellschaften”) und Vertretern des Verbandes deutscher Detailgeschäfte der Textilbranche (Sitz Hamburg) haben Mitte Januar in Berlin Verhandlungen über die Reform des Mindest tarifs für Warengeschäfte (Kleingeschäfte) stattgefunden, welche