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Nr R 26. Januar II • O 1911 DAPIERVERARBEITUNG ■ BU CH GEWERBE Berliner Typographische Gesellschaft Vereinslokal: Berliner Buchgewerbesaal, Dessauer Straße 2, III Vorsitzender: G. Könitzer, Steglitz, Arndtstraße 35 Kassierer: C. Rinck, Schöneberg, Bahnstraße 43, link. Aufgang III Schriftführer: E. Baumeister, SW 29, Gneisenaustr. 98 Dienstag, 31. Januar, abends 9 Uhr, findet im Buchgewerbe saale der erste Diskussionsabend der Technischen Kommission statt. Verhandlungsthema: Schriftgießerei-Proben. Hierzu sind besonders die jüngeren Mitglieder freundlich eingeladen. Der Fragekasten für technische Fragen wird zur fleißigen Be nutzung empfohlen. Der Vorstand Kalenderschau Abreißkalender von Socec & Co. in Bukarest. Diese Aktien gesellschaft, welche Waren aus allen Gebieten der graphischen und Druckgewerbe herstellt, hat auch in diesem Jahr einen kostbar ausgestatteten Aufstellkalender für den Schreibtisch an ihre Kunden versandt. Die etwa 20x50 cm große Kück wand ist vorn mit starkem Maroquinleder, hinten mit Satin beklebt. Die in Goldprägung verzierte Maroquineinrahmung umfaßt ein Farbendruckbild auf Seide, welches eine rumänische Winterlandschaft mit einem Ochsengespann im Vordergrund darstellt. Der Abreißkalenderblock ist mit Goldschnitt ver sehen, und jedes Abreißblatt zeigt das Datum nach dem juliani schen und dem gregorianischen Kalender, das erste in rumäni scher, das letztere in französischer Sprache. An den Block ist mittels einer Lederhülse ein Bleistift befestigt. Der Kalender gibt einen deutlichen Beweis von der Leistungsfähigkeit der Firma und von dem sich ständig veredelnden Geschmack ihrer Arbeiten. C. Naumanns Druckerei in Frankfurt a. M. hat außer einem teils in Steindruck teils in Buchdruck ausgeführten Wand kalender in sechs Farben zwei Umlegwochenkalender nach der ihr geschützten Form hergestellt. Bei diesen Kalendern findet sich über dem Wochenblock ein etwa zentimeterbreiter Spalt, der sich an jeder Seite noch über die Breite des Blocks erstreckt. Durch diesen Schlitz wird jeder abgelaufene Zettel nach hinten auf die Hinterseite der Rückwand umgelegt. Auf diese Weise bleiben alle Vermerke auf den Kalenderzetteln bis zum Schluß des Jahres erhalten. Diese Kalender sind in zwei Größen vor handen, 33x23 cm Größe der Rückwand und 20 x 13 cm Größe des Blocks, sowie 21 x 14 cm Größe der Rückwand und 14 x 91 cm Größe des Blocks. Der kleinere der beiden Kalender ist durch den einfachen aber trotzdem sehr wirksamen Schmuck sehr an ziehend. Rechts und links vom Block sind in je einer senkrechten Reihe die Sternbilder braun auf schwarzem Grunde sichtbar, während auf der Decke des Blocks eine Straße Frankfurts während einer sternenklaren Nacht dargestellt ist. Die Schönheit dieser einfachen Darstellung liegt in dem Zusammenklang der Farben Blaugrün, Blau, Braun und Schwarz, die vorzüglich zusammen passen. Die Großbuchbinderei Hübel & Denck in Leipzig hat einen sehr gefälligen kleinen Abreißkalender angefertigt, der mit seinen starken Farbengegensätzen von Gelb, Hellgrün und Weiß auf schwarzem Grunde sehr zierlich und modern aussieht. Außer dem bildet er eine gute Probe für den Farbenprägedruck, den die Buchbinderei liefert. Recht vornehm sieht der Abreißkalender der Firma Rich. Zeeck, Berlin W 9, aus. Auf graublauen Grund ist ein Bild des abendlichen, vom elektrischen Licht überstrahlten Potsdamer Platzes in Berlin in Weiß und Schwarz gedruckt, da runter steht in Goldprägung die Firma und auf dem gleichfalls mit graublauem Papier überdeckten Block die Jahreszahl 1911. Nur für das eingetragene Warenzeichen RZ ist ein kleines Feld mit schwarzem Grund hergestellt. Weißer Schnitt gibt den Abschluß. Die Buchdruckerei von Gebr. Grunert in Berlin lieferte mit ihrem Wandkalender gleichzeitig eine Probe guten Dreifarbendrucks. Auf jeder Seite des 31 12X431 cm großen Kartonblattes ist eine Hälfte des Kalendariums abgedruckt und neben jedem Vierteljahr steht ein Landschaftsbild in vollen Farben, das der betreffenden Jahreszeit entspricht. Die Buch- und Kunstdruckerei von Max Lichtwitz in Berlin C hat ihren großen Abreißkalender mit einer schönen allegorischen Darstellung der Zeit geschmückt, die in Farbe und Form mit dem Kalender vorzüglich zusammen geht. Das Bild wurde von Fernand Schulz-Wettel entworfen und ist durch Steindruck in brauner Farbe auf gelb getöntem Grund wiedergegeben; dieselben Farben zeigt die übrige Fläche des Wandkalenders, während die Decke des Blocks in einem neu tralen Graugrün gehalten ist. Die Firma Schirmer & Mahlau in Frankfurt a. M. setzt mit dem Wandkalender 1911 ihre Samm lung von Bildern aus der Geschichte Frankfurts fort. Vier Drei farbendrucke geben Bilder aus dem Mittelalter, die sämtlich durch vorherrschendes Rot auffallen. Der unter diesen Bildern angeordnete Wandkalender ist groß, deutlich und bietet Raum für Eintragungen. Außerdem sind auf dem freibleibenden Raume Portobestimmungen, Wechselstempelsteuer, Schecksteuer, Wochenbeiträge zur Ortskrankenkasse usw. angegeben, und im Kalendarium wurde auf dem freien Schreibraum in ganz hellem Druck die laufende Zahl der Wochen angegeben. Die graphische Kunstanstalt Ed. Strache in Warnsdorf bietet als Kalender die Reproduktion eines Aquarells von Hans Bartels. Dieses Bild wurde 35x28 cm groß in der eigenen chromolithographischen Anstalt sorgfältig gedruckt und auf einem braunen Karton be festigt, der auf dem unteren Rande die Firma der Versenderin trägt. Leider wurde der Abreißblock ziemlich mitten im Bilde befestigt, und da die Verpackung nicht genügend widerstands fähig war, gelangte das schöne Bild in bedauernswertem Zu stande in unsere Hände. Die Großbuchbinderei Lüderitz & Bauer in Berlin SIV 48 hat ihren Geschäftsfreunden einen zwar einfachen aber recht geschmackvollen Abreißkalender ge sandt, der auf schokoladenbraunem Grunde nur die Firma in Gold- und Schwarzdruck trägt. Die Buchdruckerei Friedrich Jasper in Wien bringt wie in früheren Jahren auf ihrem Wand kalender einen Dreifarbendruck nach einem Gemälde von Erwin Pendl, das eine Straße mit malerischem Durchblick im alten Wien zeigt. Der Dreifarbendruck ist sehr schön und bestätigt von neuem die Leistungsfähigkeit der Druckerei, die gerade im Druck photomechanischer Bilder schon lange Hervorragendes leistet. Die praktische Ausstattung des Kartonblattes mit Me talleisten sichert dauernd gerade Haltung an der Wand. Der Ka lender von Hermann Schott A.-G. in Rheydt zeugt deutlich, daß die Firma sich hauptsächlich mit der Herstellung von Zigarren packungen beschäftigt. Ueber dem Abreißblock ist in einem breiten Goldrahmen eine, wahrscheinlich kubanische Schöne sichtbar, rechts von ihr ist ein Frachtdampfer unter deutscher Flagge mit dem Einnehmen von Ladung beschäftigt, während man links in eine von Palmen überragte Straße sieht. Medaillen in Golddruck und Prägung bilden den unteren Abschluß, andere erscheinen oben rechts und links in der Luft. Goldprägung wurde auch für die Firma, die Umrahmung und die Blockdecke aus giebig benützt. Eine solche Ausschmückung eines Kalenders entspricht im allgemeinen nicht den gegenwärtigen Anschau ungen über künstlerischen Geschmack, aber die Hersteller sind gezwungen, sich nach den Wünschen ihrer überseeischen Ab nehmer bei der Gestaltung der Zigarrenpackungen zu richten. Anderseits ist die außerordentliche Frische und Lebhaftigkeit der Farben, die peinliche Genauigkeit bis in die Kleinigkeiten sehr anzuerkennen. Zwei ganz moderne Rückwände hat dagegen Marcel Richter für Heedt & Ganss, Plan-, Buch- und Stein druckerei in Darmstadt, entworfen. Die kleinere dieser beiden Rückwände hat schwarzen Grund, der von Ornamenten in Bronze druck ganz gefüllt ist. Nur als Blütenkelche ist ein helles Blau und Grün sehr sparsam verwandt. Diese Beschränkung in den Mitteln gibt dem Blatt vornehmes und reiches Aussehen. Den zweiten Kalender bilden wir auf nächster Seite ab. Der Grund ist silbergrau, im Mittelfeld schwarz, die stilisierten Eckrosetten sind in Gold und Hellblau auf schwarzen Grund gedruckt, und auch der Reiter erscheint in goldner Rüstung und lila Waffen rock auf blauer schwarzbenähter Satteldecke. Auch die beiden