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SCHREIBWAREN-HANDEL VA GkE3£eSeVFSSKVAEE5 ! Nr ‘ 7 22. Januar 1911 |j In der Nacht vom 8. zum 9. Januar ist in Dresden der Ehrenpräsident unseres Vereins Herr Hermann Gmeiner-Benndorf Kgl. sächs. Kommerzienrat entschlafen. Er gehörte zu den Begründern des Deutschen Papier- Vereins. Nahezu 15 Jahre lang hat er das Amt des ersten Präsidenten bekleidet und sich in dieser Eigen schaft große, dauernde Verdienste um den Verein er worben. Wir werden sein Andenken stets in Ehren halten. Deutscher Papier-Verein Gravenhorst Richter Photogravüren der Photographischen Gesellschaft zu Berlin, An der Stechbahn Die englische Ausstellung am Pariser Platz 1908 hat uns eine Offenbarung gebracht: Schottland hat eine eigene große Kunst gehabt und einen eigenen großen Vertreter. Henry Raeburn wird in den kunstgeschichtlichen Werken gemeinhin als ein Ge folgsmann der Reynolds und Gainsborough mit kurzen Worten abgetan. Wir sind eines besseren belehrt worden. Raeburn ist nicht in der Sonne der englischen Kunst groß geworden; er ist ein Eigener, herausgewachsen aus der Natur seines Landes und seines Volkes, für deren Eigenart er den höchsten künst lerischen Ausdruck fand. Und seine Gestalten zeigen dieselbe Zugehörigkeit zu Boden und Luft der Heimat; sie sind daher nicht ohne den landschaftlichen Rahmen zu denken, den der Künstler ihnen gab. Wir spüren auch in den Reproduktionen diese Eigenart, welche Mensch und Landschaft zu einer Einheit stimmt. Wohl fehlt die Farbe, aber sie wird fast ersetzt durch die Wärme des Tons, welche die Photogravüre auf bräunlichem Japanpapier erzielt, durch den Reichtum an Tonstufen, der sowohl für Farbenkontraste wie für zarte Uebergänge die ent sprechenden Laute zu finden weiß. Die Sammlung wird eingeleitet durch das Selbstbildnis des Künstlers. Es folgen dann zwölf Blätter: Zwei prachtvolle Hochlandstypen in nationaler Tracht, the Laird of Mc Nab und Colonel Alastair Macdonell of Glengarry, die schönen Bilder des „William Ferguson” und „The Ferguson Brothers”, das berühmte Reiterbildnis von Major William Clunes, das in der Bildniskunst wenige seinesgleichen hat, die entzückenden weib lichen Porträts der Lady Raeburn und der Lady Maitland. Kunst und Wiedergabe stehen hier auf ihrer Höhe, und wir freuen uns an beiden. Höchster Anerkennung wert sind auch die Bemühungen der Gesellschaft im Aufsuchen der Originale, die sich in öffent lichen und privaten Galerien Englands und in schottischen Hoch- gebirgsschlössern befinden. Die amerikanische Frühjahrsausstellung dieses Jahre., hat uns Ueberraschungen anderer Art gebracht. Wir erwarteten in der Malerei die markanten Züge des Amerikanertums zu finden, also eine Kunst, die wie die des Henry Raeburn aus der Natur des Volkes und des Landes herausgewachsen. Wir ver gaßen, daß eine solche Kunst langer ästhetischer Tradition bedarf, deren sich Amerika noch nicht rühmen kann. Die ameri kanischen Künstler sind bei andern Nationen zu Gaste gegangen, bei den Deutschen, den Engländern, den Franzosen; aber was sie dort gelernt, haben sie mit feinem ästhetischem Geschmack und sicherem künstlerischem Takt, wenn auch nicht zu einer originellen, so doch zu einer Kunst verschmolzen, die auf Gemüt und Sinne gleich sympathisch wirkt. Die wundervollen Photogravüren der Photographischen Ge sellschaft geben uns die Hauptwerke der amerikanischen Kunst in ihrer Eigenart wieder. Es sind fünfundzwanzig erlesene Blätter mit einer Einführung von Christian Brinton. Wir feiern ein Fest der Erinnerungen vor den weichen, stimmungsvollen Land schaften von Dabo, Homer, Martin, Innes u. a. Selbst die nüch terne Hauptstraße von New York, der Broadway mit seinen Wolkenkratzern ist in stimmungsvollen Dunst getaucht. Fuller und Hunt sind durch weibliche Bildnisse vertreten, ebenso Sargent und Whistler, Chase führt uns eine Dame mit weißem Schal vor Augen. Mit den Schöpfungen von Anton Graff betreten wir deutschen Boden. Die Ausstellung in der Berliner Akademie hat den großen Schotten auf den Thron gehoben, die Januarausstellung von Eduard Schulte dem Bildnismaler Anton Graff zur wohl- verdienten Anerkennung verhülfen, und wieder ist es die Photo graphische Gesellschaft, An der Stechbahn, welche durch ihre vollendeten Wiedergaben diese Bemühungen fördert. Wir haben außer dem künstlerischen noch ein persönliches, wir möchten beinahe sagen, ein nationales Interesse, denn wir betrachten Anton Graff als einen der Unsern, als einen Deutschen. Ob gleich von Geburt ein Schweizer, hat er doch den größeren Teil seiner künstlerischen Tätigkeit auf deutschem Böden zugebracht; er ist deutsch in seinem Empfinden und seinem Ausdruck. Die dargestellten Personen gehören fast alle der deutschen Ver gangenheit an, einer Kulturepoche, auf deren geistige und künst lerische Errungenschaften wir stolz sind, und welcher Anton Graff unvergängliche Denkmale gesetzt hat. Wir brauchen nur sein Selbstbildnis zu betrachten, um zu erkennen, wie er seine Aufgabe gefaßt hat, mit prüfendem, in die Seele dringendem Blick erfaßte er die Wesenheit des Gegen standes und bannte das Erschaute, Durchdrungene mit einer Sicherheit auf die Leinwand, welche alle Schwierigkeiten der Technik überwunden hatte. Die Mappe zeigt uns fünfundzwanzig Photogravüren auf holländischem Büttenpapier, Wiedergaben von Meisterbildnissen des Künstlers, der die Großen seiner Zeit heraushebt aus der Menge und ihre charakteristischen Züge der Nachwelt einprägt. Neben diesen Denkmalen einer großen Kulturepoche fesseln uns immer wieder die forschenden Züge des Künstlers, die er mehrmals der Darstellung wert geachtet. Reizend ist das Bildnis seines kleinen Sohnes. A. L. Probenschau Kopierpresse mit Kniehebeldruck von J. Baake in Hagen i.W. Während bei der Mehrzahl aller Kopierpressen der Druck mittels einer stehenden Schraubenspihdel ausgeübt wird, sind bei der neuen Bauart im Gestell der Presse je ein Gelenkstück rechts und links gelagert, das durch die Wirkung einer wägerechten Schraubenspindel mit Gegengewinde gegen die Platte gedrückt