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Nr. 6 PAPIER-ZEITUNG 183 Verein der Zellstoff- und Papier-Chemiker Zum Mitglieder-Verzeichnis S. Nr. 3, S. 75 Als Mitglied hat sich gemeldet: Herr Bruno Hüttner, Fabrikbesitzer, Kremnitzer Papierfabrik in Kremnitz (Körmöcz), Ungarn. Herr Hugo Kretschy, bisher in Mühldorf, ist jetzt Direktor der Papierfabrik von L. Staffel in Oberschmitten b. Nidda. Mitgliederzahl: 264. ♦ * * Hauptversammlung am 24. und 25. November 1910 im Papierhaus in Berlin Erster Verhandlungstag: 24. November 1910, nachmittags 4 Uhr Aussprache über die beiden Vorträge betreffend Stoffänger Fortsetzung zu Nr. 5 S. 143 Robert Emmel: Zu den Ausführungen des Herrn Lenders über die von ihm zu vertreibenden Stoffänger der Herren Lembre und Bertrand erlaube ich mir, Ihnen meine Erfahrungen über die Stoffänger, die sich allerdings nur auf einige Monate stützen, da ich einen Stoffänger der eben beschriebenen Art erst seit 4 Monaten in meiner Fabrik in Betrieb habe, mitzuteilen. Neben dem in meiner Fabrik in Betrieb genommenen Stoffänger hatte ich Gelegenheit, Stoffänger gleicher Art auch bei befreundeten Papierfabrikanten in Augenschein zu nehmen und zu studieren. Bei allen Papieren, seien diese nur in sich oder künstlich be schwert, sei es durch erdige Bestandteile wie China Clay und Kaolin, oder durch Erdfarben, arbeiteten die Stoffänger zur vollen Zufriedenheit, während sie bei Papieren, die aus reinen Hadern oder Zellstoff bestanden, mehr oder minder versagten. Ganz versagen sie aber bei den in meinen Fabriken zur Haupt sache hergestellten Pergamynpapieren. Wie Herr Lenders bereits angeführt hat, soll man sich in solchen Fällen mit künst lichem Beschweren aushelfen; doch bei den eben genannten, von mir hauptsächlich hergestellten Pergamynpapieren ver sagt auch dies. Der in meiner Fabrik aufgestellte Stoffänger soll eine Leistungsfähigkeit von 60 Kubikmetern Abwasser in der Stunde haben. Trotzdem ich nun bei einer Erzeugung von 5000 kg Papier in 24 Stunden auf der Papiermaschine zur Klärung des sich ergebenden Wassers täglich 12—15 kg schwefelsaure Tonerde gebrauche, kann ich einen besonderen Vorteil in der Wiedergewinnung der Faser nicht feststellen, denn das aus dem Stoffänger überfließende Wasser enthält beinahe die gleiche Menge Faserbestandteile, wie das dem Stoffänger von der Papier maschine zugeführte Wasser, während ich in einer Packpapier fabrik, wo der Papierstoff mit Erdfarben sehr stark beschwert war, sah, daß der Stoffänger durchaus nach Wunsch arbeitete, und das ablaufende Waser kaum noch Faserbündel zeigte. Dr. Heuser: Wir arbeiten in der Elberfelder Papierfabrik, Werk Zehlendorf, schon seit Jahren nach demselben Prinzip, ohne aber in irgendeiner Weise mit dem Patent von Antoine in Konflikt zu kommen. Wir haben sogenannte Stoffgruben, in die wir die Abwässer durch ein weites Einlaufrohr einlaufen lassen, dessen Mündung sich ziemlich am Boden des Behälters befindet. Die Eigenart der Strömung und das spezifische Ge wicht der Stoffteilchen veranlassen die Bildung einer sogenannten Filterschicht, die tatsächlich das Abwasser außerordentlich klar filtriert. Ich konnte oft beobachten, daß sich etwa 1 m unter halb des Wasserspiegels der Stoffgruben ein ganz dicker Stoff ansammelt, und daß das Wasser oberhalb dieser Schicht durch aus klar ist. Ich möchte zu den Ausführungen des Herrn Vorredners noch bemerken, daß wir in Zehlendorf fast ausschließlich Zellu losepapiere arbeiten, und daß sich die Anordnung seit Jahren schon sehr gut bewährt hat. A. Brandt: Es wird Sie gewiß interessieren, von mir zu hören, wie sich der Schneider-Filter bei uns in der Praxis be währt hat. Wir hatten ursprünglich den Filter zur Unterstützung von zwei vorhandenen Füllner-Filtern aufgestellt, sind aber durch die sehr günstigen Ergebnisse, die der Schneider-Filter bei uns brachte, dazu übergegangen, die Füllner-Filter auszu schalten und nur mit dem Schneider-Filter zu arbeiten. Wir arbeiten bei ziemlich schnellem Gang stark holzhaltige Papiere in der üblichen Beschwerung, und ich nehme keinen Anstand, hier Ihnen einige Versuchsdaten vorzulesen. Ich will nur hoffen und wünschen, daß es auch in Zukunft so gehandhabt werden möge mit neuen Apparaten, damit wir unter Umständen nicht schließlich alle immer Lehrgeld bezahlen. Seitdem wir den Schneider-Filter im Betrieb haben, erzielen wir einen Aschengehalt von 17 bis 19 v. H. mit einer Erdezugabe von 60 kg auf 300 kg Eintrag. Dieses Ergebnis ist außerordent lich günstig und wird mit sonstigen Klärungen bislang nicht erreicht. Wir haben ein viermonatiges Betriebsergebnis hinter uns, ich habe mit warmem Interesse die monatlichen Ziffern über den Materialverbrauch verfolgt, und ich kann ungefähr folgendes feststellen. Von der Erde, sowohl englischer wie böhmi scher, bleiben durchschnittlich 75 bis 80 v. H. in unserem Papier sitzen, und unser Stoffverlust, auf das verkaufsfertige Papier berechnet, beträgt nicht mehr als rund 1 v. H. Diese Ergeb nisse sind außerordentlich glänzend, und ich kann da, wo die Abwasserfrage bisher Schwierigkeiten gemacht hat, nur emp fehlen, einen derartigen Apparat aufzustellen. Beschwerden von Seiten der Wasserbehörde haben wir nicht mehr. Ich kann als Beispiel anführen, daß unser Gewerbeinspektor-Assistent das Abwasser aus dem Reagenzglase scherzhalber trank, so klar war es. Die sofortige Wieder-Verarbeitung der sich absetzen den dicken Stoffe auf der Papiermaschine selbst macht bei uns keine Schwierigkeiten. Ich habe immer wieder die Maschinen führer gefragt, ob sie Gewichtsschwankungen festgestellt hätten, und die Leute sind ja gern bereit, wenn Neuerungen eingeführt werden, irgend welche Unregelmäßigkeiten auf diese Neue rungen zu schieben. Ich habe aber nicht gehört, daß die Leute gesagt haben: seitdem wir mit dem Apparat arbeiten, haben wir Gewichtsschwankungen. Prof. Kirchner: Ich möchte Herrn Brandt bitten, zu sagen, welchenFilter er meint, ob den alten oder denneuenFüllner-Filter ? Brandt: Den zweiten Füllner-Filter! Dir. Bayer: Es kommt wohl hauptsächlich darauf an, ob viele kleine verschiedenartige Anfertigungen in Frage kommen, oder ob große Papiermengen von der gleichen Art und Färbung herauszuarbeiten sind. Der Vorteil liegt wohl darin, daß das Stoffwasser beider Filter gleich auf der Papiermaschine zum größten Teil Verwendung finden kann. (Ruf: ja!) Die Stoff wasserverwertung ist bei der Fabrikation verschiedenartiger Papiere weitaus schwieriger, als wenn man wochenlang immer dieselbe Sorte zu arbeiten hat. Bei der Anfertigung verschieden farbiger intensiv gefärbter Papiere sind sowohl der Antoine- Filter als auch der von Schneider, soweit die Wiedergewinnung der im Abwasser befindlichen Faserstoffe in Betracht kommt, nicht so praktisch wie der Füllner-Trommelfilter. A. Brandt: Ueber diese Frage kann ich etwas Aufschluß geben. Bei stark gefärbten Papieren würde auch ich vielleicht nicht für einen derartigen Filter stimmen. Machen wir aber fast ausschließlich weiße oder nur ganz schwach getönte weiß gelbe oder weißblaue Papiere, dann haben wir keine Beschwerden bei dem Uebergang von einer Sorte auf die andere. Wie es sich bei stark gefärbten Papieren verhalten mag, darüber vermag ich kein maßgebendes Urteil abzugeben. Vorsitzender : Wird zu der Stoffänger-Frage noch das Wort gewünscht? Nein. Ich frage-weiter, ob einer der Herren uns noch Mitteilungen über weitere Neuheiten machen kann? Direktor Bayer: Durch die Presse (siehe vierte Beilage des Berliner Tageblatts Nr. 548 vom 28. Oktober 1910 und den Berg- und Hütten-Anzeiger) ging im Oktober d. J. eine Anzeige über eine „Umwälzende neue Technik zur Holzverarbeitung (Holzschliff)”, und darin wird unter Ziffer den Direktoren und Aufsichtsräten großer Maschinenfabriken diess neue Ver fahren angeboten, welches absolut sicher arbeite, und mit wel chem man einen dem bisherigen Produkt gleichwertigen Holz stoff herstellen könne bei einer Kraftersparnis von ungefähr 662/3 v. H. Ich habe mir der Wissenschaft halber durch Freunde das Rohmaterial (geschälte Schwarte), geraspeltes Holz, dann sogenannten Schliff und auch fertige Bierfilze besorgt. Die Erfinder dieser neuen Technik wollen also aus Abfall holz (Schwarten), welches nur einen ganz geringen Wert hat, einen wunderbaren Schliff herstellen, der sich vorzüglich zur Herstellung von Holzpappen und in der Hauptsache zur Fabri kation von Bierfilzen eignet. Das Fachblatt der Holzschleifer, die Holzstoffzeitung vom 10. November 1910, welche dem vor erwähnten Verfahren ebenfalls skeptisch gegenübersteht, hat diese neue Technik bereits kritisch beleuchtet Ich bitte die Herren, das dort Geschriebene nachzulesen. Wenn ich das hier in der Flasche befindliche mir übersandte zerkleinerte Holz als Vorprodukt für den neuen Holzschliff,