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D)APIER-VERARBEITUNG ä Buchgewerbe - Umgestaltung des Tapetentrusts Die T. I. A. G. (Tapetenindustrie-Akt.-Ges.) beruft eine außer ordentliche Generalversammlung ein, bei der eine Umgestaltung und gleichzeitig eine ziemlich einschneidende Heilung des Tapeten trusts beantragt werden soll. Die Anträge für die Tagesordnung sind nicht von der Verwaltung sondern von Aktionären des Trusts gestellt worden. Sie lauten: Das aus 3460 Vorzugsaktien und 7430 Stammaktien bestehende Aktienkapital im Nennwert von 10 890 000 M. um 301 Vorzugs aktien und 3339 Stammaktien zwecks Tilgung der Unterbilanz und Vornahme von Abschreibungen und Rückstellungen dadurch auf einen Nennwert von 7 250 000 M. herabzusetzen, daß: 301 Vor zugsaktien und 946 Stammaktien als Gegenwert für Uebernahme von Vermögenswerten der Gesellschaft in Ausführung der abzu schließenden Pachtverträge und zwecks Ablösung von Genußschein berechtigungen der Gesellschaft von Aktionären zur Verfügung gestellt werden, daß ferner von den demgemäß zur Verfügung ge stellten Stammaktien zur Ablösung von Genußscheinberechtigungen 333 Stammaktien den Berechtigten ausgehändigt werden; daß die verbleibenden 6817 Stammaktien im Verhältnis von 5:3 zusammen gelegt werden; daß die so zusammengelegten Aktien in Inhaber aktien umgewandelt und den verbleibenden 3159 Vorzugsaktien gleichgestellt werden, unter Aufrechterhaltung des Vorzugs des Nachzahlungsrechts für die rückständigen Dividendenscheine Nrn. 2 und 3 der Vorzugsaktien für die Geschäftsjahre 1908/09 und 1909/10; daß nicht mehr als 4 v. H. Dividende auszuschütten und die dann verfügbaren baren Mittel zur Amortisation von Aktien nach den Beschlüssen der Generalversammlung zu verwenden sind. Vorstand und Aufsichtsrat sollen also ermächtigt werden, die der Gesellschaft gehörigen Tapetenfabriken zu verpachten. Die Vorteile dieser Neugestaltung werden dem „Berl. Tageb.” folgendermaßen geschildert: Die einzelnen Werke erhalten ihre Bewegungsfreiheit wieder; die gut rentierenden Werke brauchen die ungünstig arbeitenden nicht mehr „durchzuschleppen"; den Gewinn, den sie über die Pacht hinaus erzielen, können sie als „Verdienst” für sich behalten. Aber auch die jetzt schlecht rentierenden Werke haben die Mög lichkeit, in Zukunft besser zu arbeiten, denn sie können, wenn der Plan zur Durchführung kommt, sich wieder mit gangbarer Ware an ihre alte Kundschaft wenden, während sie bisher infolge der Eigenart des Trusts überwiegend dessen besondere Marken her stellen mußten. Gibt also einerseits die Neukonstruierung den einzelnen Werken eine größere Bewegungsfreiheit, so sichert ander seits ihr Verbleiben im Trust ihnen drei Vorteile; sie behalten dem Tapetenkartell gegenüber eine größere Macht, ferner sichert es ihnen einen billigeren Einkauf und einen ergiebigeren Verkauf; denn die einzelnen Werke dürften auch in Zukunft den Einkauf von Rohstoffen gemeinsam oder durch irgendeine gemeinsame Kasse oder Organisation besorgen lassen, wie ihnen auch die bis herigen „Trusthändler” vermutlich treu bleiben werden. Geöltes Pauspapier Zu Nr. 2 S. 49 Völlig gleichmäßige Durchsicht erzielt man durch Behandlung der Papiere mit einem Lack, der folgendermaßen bereitet wird: Man löse 4 kg Damarharz, 9 kg Kolophoniumharz, 2% kg Kampfer und etwa 15 kg franz. Terpentinöl zusammen in einem Blechgefäß mit gut schließendem Deckel auf einem heißen Wasserbade und verdünne nach dem Erkalten mit der nötigen Menge Terpentinöl. A. W. Nachdruck eines Kataloges Reichsgerichts-Entscheidung. Nachdruck verboten Wegen Nachdrucks eines Kataloges sind am 16. August 1910 vom Landgerichte Hechingen die Kaufleute August Bitzer und Eduard Gabel zu je 100 M. Geldstrafe verurteilt worden. Sie haben den Katalog des Kaufmanns B. in Stuttgart, welcher Knabengarderobe enthält, unter Nachbildung der Abbildungen nachgedruckt. Auf die nun von Bitzer eingelegte Revision erkannte das Reichsgericht entgegen dem Anträge des Reichsanwalts auf Aufhebung des Urteils und Zurückverweisung der Sache an das Landgericht. Es handelt sich hauptsächlich um die Nachbildung von Bildern, welche Knaben anzüge darstcllen. Die Strafkammer hat angenommen, daß es sich hier um Abbildungen technischer Art handle, dies ist jedoch rechts irrtümlich, da es lediglich Nachbildungen von Waren seien. Die Annahme der Vorinstanz, daß der nachgebildete Katalog als; Schrift werk anzusehen sei, ist nicht einwandfrei. Kalenderschau Das Art.-Institut Grell Füssli in Zürich hat ein 43x34 cm großes Kunstblatt als Kalender ausgebildet. Das Bild stellt den schönen Kopf eines Trakehner Pferdes vor einem ländlichen Herrensitz als Hintergrund dar. Der Druck wurde auf der Stein druckpresse ausgeführt und gibt das Original des Luzerner Malers Max Oser vorzüglich wieder. Die Kunstanstalt bemerkt dazu, daß es bisher nicht möglich gewesen sei, Vielfarbendrucke unmittelbar auf rauhe Papiere und Kartone zu drucken, daher bedeute dieses Blatt rauhen weißen Kartons mit dem künst lerisch vollendeten Buntdruck einen Fortschritt in der Behand lung von Farben und Maschinen. Der kleine Monats-Abreiß kalender ist am Fuße des Bildes angeheftet. Die Schreibmappe, welche Beit & Co. in Hamburg ihren Geschäftsfreunden alljährlich senden, trägt in diesem Jahre einen prächtig ausgeführten Buntdruck nach einem Gemälde des Schwarzwaldmalers H. Hoffmann, das von Förster & Borries in Zwickau in Dreifarbendruck vervielfältigt wurde. Das Bild ist 24x35 cm groß und bildet mit der prächtigen Leuchtkraft der Vordergrundfarben und dem verschwimmenden Dämmerlicht des Waldhorizonts eine vorzügliche Empfehlung für die Farben der Geberin. Die Vereinigten Kunstanstalten A.-G. Kaufbeuren in München haben ebenfalls seit mehreren Jahren die gleiche Kalenderform gewählt. Es ist ein kleiner Wochenabreißkalender, dessen Rückwand durch Buntdruck und Prägung verziert ist, während im Block verstreut Druckproben von Chromolithographie, Licht druck, Photochrom, Heliogravüre und anderen von der Firma ausgeübten Druckverfahren eingeschaltet sind. Dazu kommt eine recht geschickt abgefaßte kurze Notiz auf dem unteren Rand jeden Wochenzettels, die auf die Erzeugnisse der Spenderin und deren Notwendigkeit für den Leser stets von neuem hinweisen. Der Wandkalender von M. Dumont Schauberg in Köln bringt als Schmuck des Kalendariums auf jeder der beiden Schau seiten ein Bild alter Kölner Bauwerke. Das erste stellt alte Häuser an St. Maria im Kapitol, das andere ein Stück der Macka- bäerstraße mit dem Ursulinerinnenkloster dar. Diese Bilder sowohl wie die ganze Ausstattung und Anordnung des Kalenders hat Ludwig Hohlwein entworfen. Die sehr derbe Schrift sieht im Verein mit den grünschwarzen Rankenfüllungen und den einfach und flächig gehaltenen Bildern gut aus, und im ganzen betrachtet macht der Kalender einen einheitlichen künstle rischen Eindruck. Der Wandkalender von Georg Heydt Nach/, in Hanau trägt als Schmuck drei Postkartenbilder in Dreifarbendruck, die sich auf der zweiten Seite des Kalenders wiederholen. Um diese Bilderdrucke zu besserer Wirkung zu bringen, wurde die für das Kalendarium verbleibende Fläche mit schiefergrauer Farbe bedruckt. Dadurch ist der Eindruck der Buntheit sehr gemildert. Die Börsenbuchdruckerei Denter & Nicolas in Berlin C 2, Neue Friedrichstr. 43, gibt wiederum eine Probe satztechnischer Kunstfertigkeit, die in acht Farben gedruckt wurde. Der Wand kalender ist aus ganz modernem Material mit Tonplatten, Linien und Reihen-Einfassungen gesetzt und beweist in seiner bis aufs kleinste sorgfältigen Ausführung und in der zarten Farbenabstimmung, daß es weniger auf den Stil als auf die Güte der Arbeit ankommt, denn dieser Kalender ist nicht modern und trotzdem schön in seiner vorzüglichen handwerklichen Arbeit und seiner für den Gebrauch zweckmäßigen Anordnung. Der Kalender der Druckerei Louis Pasenow in Stettin zeigt sehr starke Gegensätze in den Farben. Auf einem tief sch warzen Grund steht die Firma in Bronzedruck. Das Kalendarium ist ziemlich eng in zwei rechteckigen Ausschnitten des schwarzen Grundes untergebracht, und diese Rechtecke sind von einem Rosengewinde überragt, das rot und grün gedruckt ist. Zwischen den beiden Kaiendarienhälften steht in tiefrotem Druck die Jahreszahl. Die ganze Zusammenstellung leidet unter der über mächtigen Wirkung des schwarzen Grundes, der die Farben hart erscheinen läßt. Die technische Ausführung ist sehr sorgfältig.