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3828 PAPIER-ZEITUNG Nr. 1OI Falle der Ablehnung aber sich direkt an den Gerichts präsidenten zu wenden. Justizrat Wilmersdoerffer weist darauf hin, daß nach unseren Prozeßgesetzen der Sachverständige im Prozeß die Rolle eines Gehilfen des Richters habe. Daraus ergebe sich ohne weiteres, daß sein Amt schwierig und wichtig, und seine Tätigkeit, da er in der Regel einer Partei Unrecht zu geben habe, vielfach Anfeindungen ausgesetzt sei. Deshalb müsse man an die Frage, ob auf dem Gebiete des Sachver ständigenwesens Mißstände bestehen, und wie sie beseitigt werden können, mit besonderer Objektivität herangehen. Auszuscheiden seien die Fälle, in denen der Richter trott des Vorhandenseins geeigneter Sachverständiger nicht den maßgebenden ausgewählt habe In der Mehrzahl dieser Fälle könnten die Parteien und ihre Anwälte durch sorgsam? Wahrung ihrer Rechte Mißgriffen begegnen. Auch eine all zugroße Generalisierung der von den Sachverständigen er forderten Eigenschaften, besonders in bezug auf Alter usw., könne sich kaum empfehlen. Es hieße überhaupt das Kind mit dem Bade ausschütten, wenn man bestreiten wollte, daß unter den gerichtlichen Sachverständigen Berlins sich eine Reihe vorzüglich geeigneter Männer befinden. Zweifellos seien aber auch große Mißstände vorhanden; erforderlich sei vor allem größere Spezialisierung der einzelnen Sachver ständigenbranchen und eine fortlaufende Kontrolle der Sach verständigenlisten nach der Richtung, ob die dort aufgeführten Sach verständigen zur Ausübung ihres Amtes noch geeignet sind. Redner ist der Ansicht, daß es in erster Linie Sache der Fachvereine sein müsse, hier Wandel zu schaffen; insbe sondere harre hier auch des Papiervereins eine besonders lohnende dankenswerte Aufgabe. Neben der Spezialisierung müsse die Auswahl der durch ihre persönlichen Eigen schaften wirklich geeigneten Männer erreicht werden. Ein weiteres Mittel zur Erreichung des angestrebten Zweckes sei die Aufstellung einer übersichtlichen Sachverständigen liste, die einem wahren Beoürfnis entspreche. Redner be antragt Ueberweisung der Angelegenheit an eine Kommission oder den Vorstand, um eine Regelung gemeinsam mit dem, Fachausschuß der Handelskammer herbeizuführen. Waren und Geschäftszweige des Papier- und graphischen Faches, für welche je besondere Sachverständige ernannt werden sollen A. Unbearbeitete Papiere und Pappen 1. Papier aller Art mit Ausnahme von Packpapier. 2. Packpapier und Tütenfabrikation. 3. Pappen (Holz-, Stroh-, Leder-, Buchbinder-, Stanz-, Glanz- Pappen). st B. Bearbeitete Papiere und Pappen 1. Gestrichene Papiere und gestrichene Kartonpapiere. 2. Phantasiepapiere und Buchbinderpapiere (Glanzpapier, Metall papier, Vorsatzpapier). 3. Tapeten. C. Fabrikate aus Papier 1. Papierausstattung (Briefbogen in Schachteln, Tisch- und Tanz karten, Glückwunschkarten, Visitenkarten u. dergl.). 2. Gepreßte und gestanzte Papiere (Spitzenpapier, Tortenteller). 3. Phantasieartikel aus Papier (Attrappen, Lampenschirme, Knall-; bonbons u. dergl.). 4. Briefumschläge. 5. Geschäftsbücher, Abreißkalender, Kassen- und Notizblöcke. 6. Buchbinderei. a) Groß- und Kleinbuchbinderei. b) Albumfabrikation. 7. Einfache unbezogene Kartone. 8. Bezogene Luxuskartone. D. Druckereigewerbe 1. Schriftgießerei und Messinglinien-Fabrikation. 2. Klischees. 3. Buchdruck. 4. Chromolithographie und Steindruck. 5. Lichtdruck. 6. Kupferdruck und -platten. 7. Photographischer Druck. 8. Postkarten (Ansichts- und Glückwunschkarten). E. Buchverlag 1. Verlagsbuchhandel, Sortimentsbuchhandel. 2. Zeitungs- und Zeitschriften-Verlag. 3. Musikalienverlag. 4. Anzeigenwesen. IV. Beschlußfassung über den Antrag eines von Herrn Dr. Wernicke über Warenhäuser zu haltenden Vortrages. Herr Richter begründet diesen Antrag in der gleichen Weise wie bereits früher mehrfach. Herr Stieg bekennt sich als Gegner dieses Antrages und befürchtet, daß durch die Haltung eines derartigen Vortrages Erregung und Unzu friedenheit in die eignen Reihen getragen würde. Die Ver sammlung beschließt fast einstimmig die Ablehnung dieses Antrages. V. Verschiedenes. Es wird berichtet, daß auf Veranlassung des Herrn Neißer nach Neujahr eine Besichtigung der Fabrik von Deyhle & Wagner stattfinden soll. Der Zeitpunkt wird noch bekannt gegeben. Herr Dr. Biram berichtet über den Fortgang der Arbeiten zur Vorbereitung des Stiftungs festes, welches am 5. Februar 1911 im Landwehrkasino stattfindet, und fordert zu reger Beteiligung zu demselben auf. Schluß 11 Uhr. Der Vorsitzende Der Schriftführer E. Mann J. Schaal Durchschreibebücher für Tintenschrift In Nr. 97 S. 3680 finde ich einen Artikel über Zimmermann- sehe Durchschreibebücher für Tintenschrift und darin die Be merkung, daß das Durchschreibeverfahren mittels Tinte durch DRGM geschützt sei. Es entzieht sich vorläufig meiner Kennt nis, wie lange das DRGM besteht; auf jeden Fall hat sich aber der Anmelder etwas schützen lassen, was schon langjährig im Gebrauch war, und deshalb ist der Schutz hinfällig. Als Bei spiel erwähne ich, daß die Firma Soennecken und mehrere andere Firmen Durchschreibefedern seit vielen Jahren fabrizieren; ebenso liefere ich und andere Spezialfabriken an eine ganze Reihe von Kunden Durchschreibebücher für Feder und Tinte schon seit Jahren und kann den Beweis jederzeit antreten. Ein Artikel in der so weit verbreiteten Papier-Zeitung könnte leicht den Irrtum erregen, als sei dieses Verfahren wirklich eine Neuerung, vielleicht sogar, daß der Schutz zu Recht bestehe, und ich bitte Sie deshalb, diese Bemerkung aufzunehmen. Richard Fiedler, Chemnitz Eine Vereinigung Dresdener Papierwarenhändler ist ins Leben getreten. Es wurde zunächst ein provisorischer Vorstand ge wählt. Auskunft erteilt Th. Berg, Hoflieferant in Dresden, Prager Straße 1. K. Dresdener Anzeiger Probenschau Künstler-Modellierbogen von B. G. Teubner in Leipzig. Diese Modellierbogen bringen nur inhaltlich bedeutsame Motive in sachlich richtiger Darstellung, künstlerischer Aus führung und technisch einwandfreier Herstellung, und ver mögen die Jugend spielend mit heimischer und fremd ländischer Bauweise, Kultur und Sitte und Gewohn heiten ferner Völker und Zeiten vertraut zu machen. Die künstlerisch fein empfundene und kindlich einfach gehaltene Krippe nach dem Entwurf von Otto Westphal wird sich unter dem Weihnachtsbaum gar trefflich ausnehmen; die farbenprächtig durchgeführte alte Mühle, das Karussel und die Theaterbühne mit dem kindlich verständlich drama tisierten Märchen Sneewittchen wird die Familie abends zusammenhalten und das Vergnügen an leichtem Fabulieren rege erhalten. Der Scharfsinn wächst beim Bilden und Bauen, und eine zweckmäßige Anleitung unterstützt die kleinen Baumeister bei unerwarteten Schwierigkeiten, die während der Arbeit auftreten. Huldigungs Postkarten von Wilh. Schmidt, Kalligraph in Stuttgart. Diese Postkarten sollen zum Gedächtnis des Todestages der Königin Luise von Preußen dienen. Sie tragen ein Bild der Königin mit ihren beiden ältesten Söhnen, oder ein Bild der Königin auf der Treppe oder schließlich ein Bild der betenden Königin. Der verbleibende Raum neben dem Bilde ist durch Aussprüche und Urteile von und über Königin Luise ausgefüllt, die in kleiner Schönschrift von dem Kalligraphen Wilhelm Schmidt aus geführt wurden, und auf einer der 3 Karten bis zu 1414 Silben auf etwa 53 qcm umfassen. Die Schrift ist so genau und fein geschrieben, daß sie trotz ihrer Kleinheit für normale Augen noch gut lesbar ist. Als Vertriebsmittel dieser 3 Karten dient eine vierte Karte mit einem großen schwarzen Kreuz, das im oberen Teil die Königskrone in weißer Farbe und darunter die Worte »Huldigungs Post karte 1810—1910« trägt. Letztbeschriebene Karte ist auch in größerem Maßstabe als Plakat ausgeführt.