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Nr. ioi PAPIER-ZEITUNG 38 2 5 Aus den Typographischen Gesellschaften Leipzig. Typographische Gesellschaft. In der ersten November sitzung berichtete Herr E. Wetzig über seine Studienfahrt nach Antwerpen, wo er dem Plantin-Moretus-Museum einen Besuch abstattete. Kostbare Handschriften, Inkunabeln sowie vielerlei Werke mit vorzüglichen Holzschnitten und Radierungen sind vorhanden und gestatten einen Einblick in die Tätigkeit der früheren Besitzer. Der Gründer des Unternehmens ist der Buch drucker und Verleger Christoph Plantin, der im Jahre 1555 die ersten Druckversuche machte. Unter seinen vielen Erzeugnissen ist die in fünf Sprachen erschienene polyglotte Bibel das be kannteste. Durch die Nachfolger Plantins wurde die Druckerei bis zum Jahre 1871 im Betrieb erhalten, dann ging sie in den Besitz der Stadt Antwerpen über und wurde in ein Museum umgewandelt. Der Berichterstatter schilderte nun die Ein richtung des Gebäudes, das die Setzer- und Druckersäle noch in genau derselben Verfassung enthält. Umfangreiches Schriften material, Schriftproben, ganze Regale mit Klischees, Pressen aus dem 16. Jahrhundert, wechseln mit kostbaren Holzschnitten, Kupferplatten usw. ab, und bei dem reichen Material und dem jederzeit vorhandenen Kunstverständnis ist es begreiflich, daß des Druckerzeugnis von bleibendem Wert. Auch die Maschinen fabrik R. Wolf, Magdeburg, die ebenfalls Wert legt auf gute Ausstattung ihrer Drucksachen, hat dem Vorstand des V. D. T. G. Material zu einer Rundsendung überlassen. Diese Rundsendung zirkuliert zurzeit in Süddeutschland. Im Wettbewerb des V. D. T. G. wurde einer Arbeit des Herrn Siegmund ein 3. Preis zuerkannt. Der Magdeburgische Ortsverein des V. d. D. B. hat für die Zwecke der G. G. 50 M. bewilligt. Hnlegevorrichtung zum .Ausstanzen von Etiketten Beim Stanzen von auf Bogen gedruckten Etiketten und andern Massenstanzungen war bisher die Anlage schwierig. Entweder mußte man, falls das gedruckte Bild oder der auf gedruckte Text genau zum Schnitt passen sollte, den Schnitt vorzeichnen oder mit vordrucken lassen und hiernach das Stanzeisen aufsetzen, oder man mußte das Stanzeisen nach Gut dünken auf das Material aufsetzen. Hierbei wurde trotz großer Geschicklichkeit viel Ausschuß gemacht. Ein drittes Arbeits verfahren erforderte am Stanzeisen links und rechts je eine An legemarke, an welche die Drucke neben dem zu stanzenden Bilde allen Druckerzeugnissen, die das Haus verließen, große Sorgfalt zugewendet wurde. Zahlreiche Photographien der verschiedenen Räume ergänzten die Ausführungen aufs beste. Von Anfang November bis Anfang Dezember veranstaltete der Deutsche Buchgewerbeverein auf Veranlassung der Leipziger Künsterschaft eine umfang reiche graphische Ausstellung in seinen unteren Räumen. Sie wurde am 20. No vember von der Typographischen Ge sellschaft besichtigt. Herr Museums direktor Dr. J. Schinnerer übernahm die Führung durch die Sammlung von Ra dierungen, Steiazeichnungen, Holz schnitten, Lithographien usw., die nach Städten geordnet waren. Nach einem einleitenden Referat über Wert und Eigenart dieser Ausstellung ging er auf die einzelnen Arbeiten näher ein. Der 23. November brachte einen Vortrag des Herrn Karl Wagner über: »Die Meister prüfungen im graphischen Gewerbe«. Er gab zunächst die von der Sächsischen Gewerbekammer verfaßten Bestim mungen bekannt und wies darauf hin, daß eine praktische Arbeit, eine schrift liche und mündliche Prüfung verlangt wird. Die Gebühren betragen in Leipzig 30 M. Nach Ansicht der Prüfungs kommission, der der Referent angehört, sind die verschiedenen technischen Vor bereitungskurse nicht nötig. Jeder Buch drucker, der sich der Prüfung unter ziehen will, muß soviel von der Technik seines Berufes verstehen, daß er ohne weiteres die gestellten Fragen beantworten kann. Die übrigen Kenntnisse kann man sich in den von der Gewerbekammer eingerichteten Kursen aneignen. Bis jetzt sind nur wenige Prüfungen abgelegt worden und doch hat es den Anschein, als ob die Druckerei besitzer bei Einstellung von Personal Wert darauf legten, ob gleich die Fabrikbetriebe ohne weiteres die Ausbildung von Lehrlingen übernehmen dürfen. Die interessanten Ausführungen hatten eine umfangreiche Aussprache über den Wert der Meister prüfungen zur Folge, dt. Glogau. Typographische Vereinigung. Am 26. November fand das 6. Stiftungsfest statt. Nach Erledigung des Jahresberichts durch den Vorsitzenden Otto wurden drei neue Mitglieder auf genommen. Unsere sehr reichhaltige und wertvolle Bibliothek bildet eine Fundgrube für jüngere Gehilfen und Lehrlinge und wurde im verflossenen Jahre rege in Anspruch genommen. Dann wurde der Vorstand ohne Debatte einstimmig wieder gewählt. Vorsitzender ist Herr Max Otto, Kassierer E. Rudat, Schriftführer Oskar Dietz, Bibliothekar Friedrich Wilhelm. Der Mitgliederstand des Vereins, der durch den fortwährenden Per sonalwechsel gesunken war, hat am Schluß des Geschäftsjahres die alte Höhe erreicht. Magdeburg. Graphische Gesellschaft. Die Dezember-Sitzung galt den zahlreichen Neueingängen von Schriftgießereien, Farben fabriken, graphischen Kunstanstalten usw. sowie der jüngsten Fachliteratur. Bibliothekar Daniel Heinrich sprach über das Schriftschreiben und machte die Anwesenden mit dem neuesten Lehr- und Uebungsmaterial bekannt. Besonderes Interesse erregte der in der Sitzung ausgelegte Katalog von Fried. Krupp, Grusonwerk, unter Leitung von Prof Behrens hergestellt in der Faber’schen Buchdruckerei. Er ist in Anordnung und Aus führung, besonders auch in den Abbildungen, ein hervorragen angelegt wurden. Diese Einrichtung ist insofern mangelhaft, als die Drucke nie gleichmäßig in ihren Entfernungen zu einander ausfallen. Sobald einige Reihen gestanzt sind, läßt sich an den Ausschnitten schlecht anlegen, und am Rande fehlt dann über haupt die zweite Anlage. Diese Uebelstände beseitigt die vorstehend abgebildete Vor richtung der Firma Karl Krause, Leipzig. Sie ermöglicht ohne Vorzeichnung und ohne Schwierigkeit selbst dem un geschicktesten Arbeiter haargenau das Ausstanzen von Etiketten. Die Anlegevorrichtung besteht aus einer Schere, die sich auf und zu bewegt. Laut Bild 1 erfolgt die Anlage an dem runden Ausschnitt. Dieser liegt auf dem Papier und deckt sich genau mit dem Schnitt des am Druckstück befestigten Stanz eisens. Kurz ehe das Messer aufsitzt, öffnet sich der Ausschnitt, welcher das Ende einer Schere bildet, und das Messer kann in das Papier eindringen, siehe Bild 2. Beim Hochgange schließt sich die Vorrichtung wieder, und man kann zum zweiten Male anlegen und so fort. Das Oeffnen und Schließen geschieht selbsttätig. Das ausgestanzte Etikett wird durch einen offenen Sammelkanal durch das Stanzeisen in einen Ablegekasten geführt. Man kann also den zu stanzenden Bogen genau, wie es der Aufdruck vorschreibt, mit Hilfe einer scherenartigen Marke an legen, die kurz, bevor das Messer ins Papier eindringt, seit lich auseinander schwingt und sich nach dem Schnitt wieder schließt. Gleichzeitig wirkt sie als Niederhalter und Abstreicher des Papiers. Sie kann für verschiedene Zwecke und Formen durch einfaches Auswechseln der Vorderstücke verwendet werden. Die neue Anlegevorrichtung mit Stanzeisen und offenem Sammelkanal wird in den offenen Ausstanzmaschinen »Krause« CCn oder CO verwendet, welche für diesen Zweck ohne Preß platte, dafür aber mit einer Einrichtung zum Anbringen der Stanzeisen am Stößel geliefert werden.