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Nr. 99 PAPIER-ZEITUNG 3753 werde ich wieder von auswärts angerufen, daß der Kunde X eine Anfrage an eins unserer Mitglieder auf einige tausend Kartons gerichtet hat. Auf Grund unserer Einrichtungen kann ich nun sofort feststellen, wer bisher Lieferant dieser Firma war. Beide Firmen sind verpflichtet, gleiche Preise zu stellen, und der Erfolg ist der, daß der Kunde bei seinem alten Liefe ranten bleiben wird, nachdem die Preisdrückerei ihm nicht mög lich gewesen ist. Wenn er aber aus anderen Gründen einen neuen Lieferanten bevorzugt, so ist auch diesem möglich einen anständigen Preis zu fordern und an dem Auftrage etwas zu verdienen. Noch vor vier Jahren, als in unserer Kartonnagen Industrie die Organisationsbestrebungen einsetzten, hätte man eine solche Organisation für unmöglich gehalten, und sie wurde schon da mals von vielen Zweiflern als zwecklose Vereinsmeierei be trachtet. Wie kommt es nun, daß es heute anders ist? Wir haben vor vier Jahren mit ganzen io Firmen die Gründung unseres Verbandes vollzogen. Wir haben uns durch nichts davon abhalten lassen, unser Ziel weiter zu verfolgen. Unsere Versammlungen waren teils stärker, teils schwächer be sucht, aber mancher kam aus Neugierde hin und nahm zum Schluß doch die Ueberzeugung mit, daß seine Mitgliedschaft ihm keinen Nachteil bringen würde. Eine Grundbedingung für ersprießliches Wirken unseres Verbandes wurde erkannt und erfüllt: Die Geschäfte mußten in neutraler Hand liegen, damit niemals der Vorstandschaft der Vorwurf gemacht werden könnte, daß die »Oberen« die ihnen durch ihre Amtstätigkeit zuteil gewordenen Kenntnisse zum eigenen Vorteil ausnutzten. Auch erfordert die Ausführung der notwendigen Arbeiten eine ganze Kraft. Möglichst kaufmännische und fachmännische Kenntnisse gepaart mit unbedingtem Talent für Rede und Schrift, sowie zielbewußtes energisches Auftreten als Organisator sind unerläßlich. Solche Einrichtungen im Ver bände zu treffen, dazu gehört aber Geld, je mehr Geld desto erfolgreicher kann gearbeitet werden. Die Mitglieder dürfen daher keine Opfer scheuen. Ist diese Grundbedingung erfüllt, dann können sie vertrauensvoll an die Gründung eines Verbandes denken. Der Herr Einsender in Nr. 97 hat sehr recht, wenn er schreibt, daß durch den Zusammenschluß die Konkurrenzschärfe gemindert wird. Auch wir legen großen Wert auf den kolle gialen Verkehr, und wenn wir auf unseren Generalversammlun gen nach Erledigungen des geschäftlichen Teiles unsere Mit glieder noch möglichst 1 oder 2 Tage zusammenhalten und etwa einen Ausflug damit verbinden, so tun wir dies nicht, um prunkvolle Feste zu feiern, sondern um den Mitgliedern Gelegenheit zu bieten, nötigenfalls unter Hinzuziehung eines oder mehrerer Vorstands mitglieder sich über die gegenseitigen Vorwürfe auszusprechen. Was der Einsender über die beiden Fälle von Unterbietungen schreibt, ist bei uns an der Tagesordnung. Von den bei mir als Geschäftsführer einlaufenden Klagen und Beschwerden sind 90 vom Hundert erlogen und von der Kundschaft erdichtet. Man betreibt eben den Sport in Kundenkreisen, die Lieferanten gegen einander auszuspielen, und es glückt infolge des Konkurrenz neides leider zu oft. Noch im vorigen Jahre wurde mir von einem Ausfuhrhaus ein besonders drastischer Fall berichtet. Nicht der Prinzipal selbst, sondern sein Angestellter, ein geriebenes, 2ojähriges Jüngelchen, wurde hierbei derartig frech, daß unser Verband sich die Unverschämtheiten im Namen seiner Mitglieder ver bitten mußte und dem Prinzipal Boykott ankündigte. Die Folge war in Anbetracht des frechen Benehmens dieses Jünglings dessen Entlassung. Ist einmal die Konkurrenzschärfe gemildert, so gehen die Kollegen von selbst dazu über, sich mit ihren Leidensgenossen ins Benehmen zu setzen, und vielfach entstehen aus der früheren Konkurrenzfeindschaft kollegiale Freundschaften. Feste Preisvereinbarungen zu treffen, davor warne ich vor läufig. Preislisten aufzusetzen hat ja sehr viel für sich. Man wird sich auch nach diesen Preislisten richten und hat unter Umständen eine Handhabe, um ein Schleuderangebot zu beweisen. Oft aber kann der eine oder andere infolge günstigerer Arbeits bedingungen billiger anbieten ohne zu schleudern, und dies ist das Recht des freien Wettbewerbes, welches unter allen Um ständen geachtet werden muß. Wichtig dagegen ist es, die Mit glieder an den Gedanken von Treue und Glauben zu gewöhnen, und wenn dies in Güte nicht geht, dann mit Strafen. Das Gesetz bietet nach einer Reichsgerichtsentscheidung den Verbänden in dieser Hinsicht großen Schutz, aber auch das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb steht uns in seiner neuen Fassung sehr kräftig zur Seite. Auch ohne gesetzliche Hülfe schützen sich die Fachverbände durch die Materialsperre. Diese müstergültig einzuführen, ist zwar kein kleines Stück Arbeit, aber sie lohnt die Mühe, wie die Erfahrung in unserm Verbände bewiesen hat. Ueber diese Gegenstände lassen sich Bände schreiben, und stundenlang könnte ein Redner über den Segen der Organisationen berichten. Deshalb wundere ich mich, daß die Fabrikanten von Tüten und Beuteln nicht schon längst einen Zusammenschluß angefangen haben. Ich muß dies in unserm Zeitalter der Orga nisationen als in gewissem Sinne rückständig bezeichnen. Gehen Sie mit frohem Mute an die Gründung Ihres Verbandes, wie wir es gemacht haben. Fangen Sie an, zu zehn oder zwölf, aber mit Energie! Carl Bosse, Nürnberg Handelsbrauch im Pappengeschäft Zu Nr. 97 S. 3675 Der Einsender hat allerdings mit seinem Lieferanten eigen artige Erfahrungen machen müssen. Handelsgebräuche stehen leider für Pappen nicht fest. Format-Abweichungen lassen sich infolge der eigenartigen Fabrikation nicht verhindern, doch dürfen sie 1—2 cm nach beiden Richtungen nicht überschreiten. Ich würde zu große Pappen richtig schneiden und den Lieferanten für den Abfall belasten. Nun die Nebenstärken! Der Fabrikant soll seinen Pappen macher schleunigst entlassen und ihn nicht noch in Schutz nehmen. Wer bei 40 Ztr. nur 30 v. H. richtig arbeitet, ist un fähig. Der Handelsbrauch gestattet nur eine Schwankung von 10 v. H. d. h. je 5 v. H. darüber und darunter. Aus Billigkeits gründen würde ich aber bei den bestellten 100er Pappen auch 90er und 110er abnehmen. Kartonnagen-Fabrikant Falzen der Amts- und Gesetzblätter Der Bund deutscher Buchbinder-Innungen richtete an die Verleger und Drucker der Amts- und Gesetzblätter folgendes Anschreiben: Auf dem zu Annaberg i. Sa. in diesem Jahre stattgehabten 31. Verbandstage des Bundes deutscher Buchbinder-Innungen wurde Klage geführt, daß die Amts- und Gesetzblätter so schlecht gefalzt sind, daß, nachdem sie von den Benützern zum augenblicklichen Gebrauch aufgeschnitten worden sind, sie nach her vom Buchbinder, der sie einzubinden hat, nicht mehr in die richtige Lage zu bringen sind, sodaß nur ein schlechter, meist verschnittener Einband möglich ist. Es kommt vor, daß infolge des schlechten Falzens der Bogen sogar die Schrift in Mitleidenschaft gezogen wird, ohne daß den Buchbinder eine Schuld trifft. In den meisten Fällen werden die Gesetzblätter seitens der Druckereien garnicht gefalzt, sondern, wenn die auszugebenden Nummern aus mehreren Bogen bestehen, letztere einfach nur ineinandergelegt; die Amts- und Kanzleidiener nehmen dann ein Messer und schneiden die nur zusammengelegten, garnicht gefalzten Bogen auf. Häufig wird hierbei bis an den Schrift druck geschnitten, der Buchbinder ist dann garnicht in der Lage, eine Verbesserung eintreten zu lassen, und der Einband ist im voraus verpfuscht. Es ergeht daher an die verehrlichen Verleger die dringende Bitte, im Interesse des besseren Aussehens der Einbände, die Buchdruckereien veranlassen zu wollen, die Bogen richtig nach den Seitenzahlen falzen zu lassen; wesentliche Mehrkosten ent stehen hierdurch nicht. In Ehrerbietung Der Bund deutscher Buchbinder-Innungen Slaby Unrasch Kallmann Berlin Dresden Würzburg Papier auf Wachstuch kleben Zu den Fragen 10170 in Nr. 64 von 1909, 10983 in Nr. 93 von 1910 und 11009 in Nr. 97 von 1910 Von verschiedenen Firmen ist der Mangel empfunden worden, daß Papierschilder auf Wachstuch nicht kleben. Ob das Rezept in Nr. 93 S. 3552 sich bewährt, lasse ich jetzt fest stellen. Die Versuche sind bis zur Stunde noch nicht ab geschlossen, ich hoffe jedoch in kurzer Zeit weiteres mitteilen zu können. Da der erwähnte Klebstoff bis vor kurzem nicht bekannt war, Wachstuchstrazzen, Diarien, besonders aber Bücher für landwirtschaftliche Betriebe, z. B. Milchlieferungsbücher, aber geschlossen den Namen oder die Mitgliedsnummer zeigen mußten, wurde der vordere Deckel der Bücher oval oder rund so ausgestanzt, daß das erste Blatt, auf welchem die Eigentums zeichen wiederholt sind, sichtbar wurde. Der Ausschnitt darf nicht zu groß gewählt werden, sonst verschmutzt das Blatt leicht. Der Durchmesser des Stanzloches soll nicht mehr als 2—3 cm betragen. Da der Wachstucheinband besonders bei Büchern verwendet wird, welche mit feuchten Fingern angefaßt werden, ergibt sich beim ausgestanzten Etikett noch der Vorteil, daß eine vertiefte Stelle weniger Angriffsfläche bietet als ein aufgeklebtes Papierschild. Die bisher gelieferten Bücher in dieser Ausführung haben sich bestens bewährt. (Einl. einige Muster.) Bei Bestellungen von Wachstuchbüchern dürfte es sich empfehlen, den Kunden auf diese Neuerung aufmerksam zu machen, welche das Aufkleben des Etiketts ersetzen soll. Theodor Gabor Husstellung guter Bücher. In der Zeit vom 8. bis ein schließlich 11. Dezember veranstalten der Lehrerverein und der katholische Lehrerverein in Gelsenkirchen eine Ausstellung von Jugendschriften verbunden mit Büchermarkt. Hiermit ist eine Verlosung von guten Jugendschriften verbunden.