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2982 PAPIER-ZEITUNG Nr. 79 Hus den Typographischen Gesellschaften Hltenburg. Graphische Vereinigung. Am 7. September lagen neben anderen Eingängen Probedrucke der neuen Golddruck farbe Dukat vor. Das Hauptinteresse des Abends nahm jedoch der Küttnersche Johannisfestdrucksachen-Austausch in Anspruch. Diese Sammlung wird von Jahr zu Jahr umfangreicher und gibt in ihrer Gesamtheit ein Bild der jeweiligen Geschmacksrichtung in der deutschen Akzidenzausstattung. Es sind diesmal darunter Arbeiten, die auch der schärfsten Kritik des Kunstästhetikers Stand halten. Künstlerisches Schrift- und Ornamentmaterial, schöne Papiere und wohlabgewogene Farbengebung sind die Merkmale der heutigen Akzidenz. Obwohl die heutige Satz technik einfacher und leichter scheint, erfordert sie doch einen mehr ausgebildeten Geschmack und feines Stilgefühl. Dies zeigen besonders die Johannisfestdrucksachen, die als beste Lösungen aus den Wettbewerben der typographischen Gesellschaften her vorgegangen sind. — Um Handwerkern, Kunstgewerblern und befähigten industriellen Arbeitern den Besuch der Brüsseler Weltausstellung zu ermöglichen, haben der Sachsen-Altenburg- ische Staat und die Stadt Altenburg je 1200 M. zur Verfügung gestellt. Die Graphische Vereinigung beschloß in ihrer Sitzung am 14. September, aus ihren Reihen einige befähigte Kollegen zur engeren Wahl vorzuschlagen, da zu erwarten steht, daß das graphische Gewerbe bercksichtigt wird. — Ausgelegt waren englische Zeitungen: »The Times« — »The Daily Chronicle« — »The Westminster Gazette« — The Daily Mirror« — »Daily Sketch« usw. — sämtlich mit Autotypien von grobem Raster illustriert. A—z. Danzig. Typographische Vereinigung. Am 16. September fand in der Westpreußischen Gewerbehalle von Herrn Redakteur Max Pellnitz, Leipzig, ein Vortrag mit Lichtbildern über die Einzelbuchstaben Setz- und Gießmaschine »Lanston Monotype« statt. In anschaulicher Weise erklärte der Vortragende die Vor züge dieser Maschine den Zeilen-Setz- und Gießmaschinen gegenüber. Während bei dieser bei Berichtigungen des Satzes die ganzen Zeilen neu gegossen werden müssen, genügt bei der »Monotype« die Ergänzung des Einzelbuchstabens oder Zeichens. Wie großartig die Erfolge dieser vorzüglich arbeitenden Maschine sind, zeigt, daß die größten Druckereien dieselbe mehrfach auf gestellt haben. Die Lichtbilder erläuterten die Ausführungen des Vortragenden wesentlich. Hannover. Typographische Vereinigung. Am 19. September wurde in der Generalversammlung vom Vorsitzenden der Jahres bericht erstattet. Der Mitgliederbestand beträgt zurzeit 60. Es wurden 24 Sitzungen abgehalten, an 10 Abenden wurde Zeichen unterricht erteilt, und ein Kursus im Tonplattenschneiden um faßte 5 Abende. In den Sitzungen wurden außer kleineren Be sprechungen 12 größere Vorträge gehalten und 10 Rundsendungen des V. D. T. G. ausgestellt. Zwei Preisausschreiben wurden erlassen, für eine Neujahrskarte und ein Johannisfestprogramm, die gute Beteiligung fanden. Für auswärtige Schwestergesell schaften wurden vier Bewertungen von Wettbewerben vor genommen. Besichtigt wurde eine Ausstellung alter Drucke im kestnermuseum, die Lanston-Monotype in der Göhmannschen Buchdruckerei und die Maschinenausstellung der Firma Hans Opitz & Co. Am 11. September veranstaltete die Vereinigung eine Drucksachen-Ausstellung, die erfreulicherweise gut besucht wurde. Ausgestellt waren Johannisfest-Drucksachen und 159 Tafeln anderer gut ausgestatteter Drucksachen, die der Deutsche Buchgewerbeverein zur Verfügung gestellt hatte. Die Kassen verhältnisse sind trotz großer Ausgaben recht gut; dankend muß anerkannt werden, daß der Hannoversche Prinzipalsverein und der Lokalverein des Verbandes der Deutschen Buchdrucker* die Vereinigung mit je 50 M. unterstützten. Bei der Neuwahl des Vorstandes wurden die folgenden Herren gewählt: Alberti (Vorsitzender), Steinbiß (Schriftführer), Naumann (Kassierer), Koppmann und Otto (Bibliothekare). Um den Vorstand zu entlasten, wurde beschlossen, eine technische Kommission von vier Mitgliedern zu wählen. Sie setzt sich zu sammen aus den Herren Völkel, Stücken, Richter und Kawelke. Leipzig. Typographische Gesellschaft. Mit Unterstützung des Deutschen Buchgewerbe-Vereins hatten die Herren Engel und Hendel der Weltausstellung in Brüssel einen Besuch abgestattet und berichteten am 24. August beide über diese Studienreise. Herr Hendel gab einen Ueberblick über die Gesamtausstellung, das Buchgewerbe in der deutschen Abteilung und das Maschinen wesen der deutschen und anderen Nationen. Hierbei fanden die Arbeiten der Reichsdruckerei mit den mannigfaltigen graphischen Verfahren, die Erzeugnisse der Schriftgießereien und der an deren bedeutenden Firmen Erwähnung. Alles ist in reichem Maße übersichtlich geordnet. Die innere Einrichtung und äußere Ausstattung geben ein harmonisches Ganzes. Für den Akzidenz setzer ist ferner die Ernst-Ludwig-Presse, die Privatdruckerei des Großherzogs von Hessen, vorbildlich. Der letzte Raum ist von den deutschen Buchgewerbekünstlern in Anspruch ge nommen. In der Maschinen-Abteilung sind große Lücken vor handen, denn man beschränkte sich in der Hauptsache auf kleinere Maschinen. Von den Setzmaschinen war nur der Typograph vertreten. In der nationalen Maschinenhalle, die sich durch bedeutende Größe auszeichnet, ist die Uebersichtlich- keit sehr gering, so daß man beim Aufsuchen bestimmter Ma schinen Schwierigkeiten hat. Im Anschluß daran sprach Herr Engel über das Buchgewerbe der fremden Staaten, die teilweise sehr umfangreiche Ausstellungen haben, oftmals aber nicht gerade die besten Arbeiten zeigten. Der Vortragende besprach die Ausstellungsgegenstände der einzelnen Länder und verglich sie mit deutschen Erzeugnissen. Viele Ausstellungsdrucksachen, die die Geschmacksrichtung der verschiedenen Länder zum Ausdruck brachten, waren ausgestellt. — Am 6. September war der neueste Johannisfestdrucksachen-Austausch auf der Tages ordnung, und Herr Taucher besprach bei dieser Gelegenheit einige besonders markante Arbeiten. Herr Küttner stellte Be trachtungen an über Satz und Anordnung, Schrift und Schmuck, Papier und Format sowie Druck bei diesen zahlreichen Mustern. Die Blockform hat sich bei vielen Arbeiten das Feld erobert, leider oft unter Verstümmelung des Textes, durch willkürliche Weglassungen usw. Mehr und mehr werden die klobigen Schriften verdrängt und neue Erzeugnisse benutzt, die in Verbindung mit gleichem Schmuck auf meist hellen Papieren gezeigt werden. Zum Schluß wurden verschiedene technische Mängel gerügt, die bei mustergültigen Arbeiten nicht vorkommen dürfen. — Um den Mitgliedern eine Uebersicht über die neuesten Anschaffungen und Eingänge zu geben, war am folgenden Sonntag eine Aus stellung veranstaltet, die sich sehr guten Besuches erfreute, dt. München. Typographische Gesellschaft. Die Gesellschaft feierte am 3. September im Katholischen Vereinshause ihr 20- jähriges Bestehen. Der Männergesangverein »Typographia« er freute die Erschienenen durch prächtige Gesangs-Chöre und Orchestermusik. Ein von Mitgliedern der Gesellschaft flott ge spieltes Festspiel in zwei Aufzügen: »Der Sieg der Druckkunst« von Max Pellnitz trug zum guten Gelingen des Abends wesent lich bei. Die Herren Oberfaktor Ernst Leven und Hauptlehrer der Fachschule Reinhold Bammes wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt. Den Schluß des in allen Teilen gemütlich verlaufenen Abends bildete ein Tänzchen, das sich ziemlich lange ausdehnte. Am Sonntag, 4. September, vormittags 9 Uhr, fand im Vereins lokal, Restaurant »Gewerbehaus«, die zweite Vorstände-Konferenz des Kreises München des V. D. T. G. statt. Vertreten waren die Städte München, Augsburg, Nürnberg, Donauwörth, Kempten, Regensburg, Würzburg, Bamberg, Ansbach, Erlangen. Die Tagung, in welcher organisatorische Fragen des Kreises sowie Anfragen und Wünsche der Einzelmitgliedschaften erledigt wurden, dauerte bis 6 Uhr abends. Als Ort der nächsten Konferenz wird Würzburg bestimmt. Aus Anlaß des 20. Stiftungs festes hatte die Gesellschaft im Gewerbehaus in einem ihr durch Entgegenkommen des Syndikus der Handwerkskammer, Herrn Dr. Knoblauch, zur Verfügung gestellten Saal eine Ausstellung veranstaltet. Ausgestellt waren die Entwürfe der Festschrift zum 20. Stiftungsfest sowie Arbeiten aus der Praxis von den Schwestergesellschaften in Würzburg und Dresden. Den Vortrag über die Wettbewerbsarbeiten zur Festschrift hielt am gleichen Tage vormittags 11 Uhr der Vorsitzende Herr Friedrich Sommer. Wie alljährlich, so hatte auch heuer die Gesellschaft zu Beginn der Wiederaufnahme ihrer Tätigkeit nach mehrmonatiger Pause ein typographisch schönes Werbezirkular herausgegeben. Die erste Monatsversammlung fand am 15. September im Vereins lokal statt. Es wurden sechs neue Mitglieder aufgenommen. Unter Eingänge ist zu verzeichnen: Schriftgießerei Genzsch & Heyse, Hamburg, Proben ihrer Titania und Urania und Mosaik- Einfassung; Bauersche Gießerei, Frankfurt a. M., Neue Kalender vignetten von Prof. Karl Schmoll v. Eisenwerth und Vignetten von Julius Diez; Schriftgießerei Flinsch, Frankfurt a. M., Fraktur schriften; Benjamin Krebs Nachf., Frankfurt a. M., Typo graphische Neuigkeiten; Scheiter & Giesecke, Leipzig, Salzmann- Schriften. Die Farbenfabriken Chr. Horstmann in Celle sandten Druckproben ihrer Erzeugnisse, ebenso die Farben- und Lack fabrik Eikert & Faust, Berlin-Rixdorf, Proben ihrer neuen Gold druckfarbe »Dukat«. Jahresbericht für 1909 ging uns zu von der Gutenberggesellschaft in Mainz sowie die Geschäftsdrucksachen vom Verein Deutsches Museum in München. Herr Reinhold Bammes sprach über »Neuzeitliche Buchausstattung«. Der lehr reiche Vortrag behandelte eine größere Zahl von Werken des Insel-Verlags in Leipzig, die gleichzeitig ausgestellt waren. Ueber unseren Festschriftwettbewerb sprach der Vorsitzende Herr Friedrich Sommer. Nach Verlesung des Ergebnisses der Bewertung, welche die Typographische Gesellschaft Breslau übernommen hatte, teilte er mit, daß bei Bemessung des ersten Preises den Preisrichtern ein Mißgriff unterlaufen sei, indem der Entwurf diesen Preis wohl nicht verdiene, er schlage vor, mit Zustimmung des Ausschusses, den ersten Preis auszu schalten und mit der entfallenden Summe weitere fünf nach folgende bessere Arbeiten zu bedenken. Die Versammlung war, obwohl sie mit den Ausführungen des Vofsitzenden be züglich der Güte des Entwurfs voll einverstanden war, geteilter Meinung. Die Angelegenheit wurde nach lebhafter Verhandlung vertagt, umsomehr, da eine Rückäußerung der Breslauer Schwester- gesellschaft in dieser Angelegenheit noch aussteht. —dl —