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Sächsischer Landes-Anzeiger : 03.07.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-07-03
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188807036
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880703
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880703
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-07
- Tag 1888-07-03
-
Monat
1888-07
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 03.07.1888
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einem Wegrande lang angebrachte Stange, daß ihm die Spitze der selben in den Unterleib drang und er an den erhaltenen schweren Verletzungen verstarb. X Einsiedel. Der am 8. April dieses Jahre- erst begonnene Aufbau de- Stöckel'scheu Gasthauses kann nun als vollendet augesehen werden. Bereits am Sonnabend den 30. Juni konnte die Gaststube desselben dem öffentlichen Verkehr übergeben werden. Die Räumlichkeiten des neuen Gebäudes sind um ein Bedeutendes größer und freundlicher, als die des abgebrochenen Gasthauses waren, und können darum dieselben einem hier verkehrenden auswärtigen Publi kum angelegentlichst empfohlen werden. Besonders wesentlich wird diese Erweiterung des Gasthofes für die in diesem Jahre in unserem Orte stattfindenden Bezirksfeste sei». Den Lesern dieses Blattes wird es bereits bekannt sein, daß die Feste am 16. Juli (Bezirksfest der Freiwilligen Feuerwehren) und am 12. August (Bezirksfest des Militärvereiusverbandcs der Amtshauptmannschaft Chemnitz) abge halten werden. Schon seit einigen Monaten sind die Ausschüsse der hiesigen Feuerwehr und des Militärvereins in lebhaftester Thätigkeit begriffen, um die bevorstehenden Feste vorzubereiten. Allen Aussichten nach werden auch die Feste für den Fall, daß der Himmel seinen Segen dazu giebt, recht gelungen werden. Aus Nah und Fern. .. . ^ — Wie der Reichskanzler mit — dem sechsjährigen Kronprinzen steht. Vor Kurzem wollte Fürst Bismark dem jetzigen Kaiser, damaligen Kronprinzen, Wilhelm im Schlosse Vortrag halten. Da er ihn nicht zu Hause traf, beabsichtigte der Fürst den Heimgang anzutreten, als der älteste Sohn des Kronprinzen, Prinz Wilhelm, welcher gerade mit seinen Brüdern »ach den Klängen eines Leier kastens Tanzversuche anstellte, den „Onkel Bismark" aufforderte, ein bischen mit ihm zu tanzen. Der eiserne Kanzler antwortete lächelnd: „Tanzen kann ich alter Onkel nicht mehr, aber etwas Vorspielen will ich Ew. König!. Hoheit!" Und so geschah es. Als die junge» Prinzen nach den Klängen des vom Fürste» gedrehten Leierkastens sich froh im Kreise bewegten, trat Plötzlich der Kronprinz ein, gab dem Fürsten die Hand undsagtezu demselben in jovialem Tone: „LieberFürst, ich danke Ihnen von Herzen für das Vergnügen, welches Sie meinen „Stiften" bereiten." — Bären in Siebenbürgen. Die Kroustädter Zeitung schreibt: „Bären machen die Rosenauer Weideplätze wieder unsicher. Am 17. d. wurde der Rosenauer Geineindestier bei der Heimkehr des Viehes von der Weide vermißt. In der Nacht vom 19. auf den 20 d. fand man denselben am Fuße des Velica», eines Ausläufers des Bncsecs, zwar noch lebend, allein von einem Bären arg zuge- richtet. Die nächste Umgebung der Stelle, wo der Stier verendend aufgefunden wurde, wies deutliche Spuren auf, daß zwischen Stier und Bär ein heftiger Kampf stattgefnndcn hatte. Der Boden war in weitem Umkreise zerstampft und aufgewühlt, die jungen 1 bis 2 Zoll dicken Baumstämme geknickt, der Kampfplatz mit Blut überströmt. Der Stier mußte indessen dem Bären auch tüchtig zugcsetzt haben, da dieser schließlich die Flucht ergriff. — Kürzlich brachte ein Wald heger einen jungen Bären zur Stadthauptmaunschaft, welchen er selöst in der Varnaschlncht unweit Uuter-Tömös erlegt hatte. Er war, mit einem Dvppellauf bewaffnet, zufällig auf eine Bärin mit 2 Jungen gestoßen und hatte das eine Bärenjunge, welches zuerst znm Vorschein kam, niedergestreckt, als auch die tllte aus dem Dickicht hervorstürzte. Der Waldheger schoß den zweiten Lauf auf diese ab, sie stürzte, erhob sich aber bald wieder und floh mit dem andern Jungen von dannen, ehe der Jäger den Vorderlader zum zweiten- male laden konnte." C henmitzer Stadt - Anzeiger. Dl-IUrimtk imIki-s r'Iall-r wttde» «sucht, uuS wichlig« P-geb-uh-ite» mU,uth->:-n Chemnitz, de» 2. Juli. or—. Der Bricftauben-Züchter-Verei» „Eilbote" ließ Sonn abend, den 30. Juni d. I., Vormittags 182 Tauben nach Sprembcrg (129 bm) abgehcn, welche daselbst bei günstiger Witterung Sonntag, den 1. Juli, früh 6 Uhr ausgelassen wurden. Dw ungünstige Witterung hier und in der Richtung nach Spremberg war jedenfalls Ursache, daß die erste Taube erst 8 Uhr 56 Mi». 50 Sec. vorgezeigt werden konnte. Jedoch innerhalb einer Sumde fol tcn derselben so viele, daß die sehr hübschen Preise bald nach einander vergeben wurden. Es erhielt Herr Paul Werner den 1,2., 3., 4., 5., 8, 12., 16., 20., 22.; Herr Gustav Friedrich de» 6., ?., 23., 25.; Herr Eduard Gläser de» 0., 10., 15., 17., 18.; Herr Heinr. Jnngnickel den 11.; Herr Alban Harzdors den l3., 14., 19.; Herr Hermann Friedrich dcn21. und Herr Ernst Bößueck den 2t. Preis. Nächsten Sonntag findet das Pceissliegen ab Rothenburg a. O. statt, wozu dem Verein „Eilbote" silberne und bronceneMed aillcn von Seiten des König l. Preußischen Kriegs ministe rin ms in Aussicht gestellt sind. — Ein interessantes Schauspiel bot sich am Sonnabend den An wohnern der Kaserne. Ans dem Hose derselben nahmen etliche 20 Osficiere des Regiments eine Uebnng mit Velocipeden vor, die auf diesem osficiclle» Platze wo.,l schwerlich ohne eine» ans das Militärwesen bezüglichen Zweck statlgesnndcn haben wird. Es scheint demnach das Fahrrad, dessen Ein führung in die deutsche Armee schon lange ein Gegenstand vielseitiger Er örterung war, auch beim hiesigen Regiment i» Thätigkeit treten zu solle». —o—a Tie hiesige katholisch-apostolische Gemeinde hat sich auf der Holbcinstraße ei» stattliches Gotteshaus erbauen lasse»; man ist jetzt schon mit dem inneren Ausbau desselben beschäftigt und die Einweihung dürste in Kürze vor sich geben können. — Der Begründer dieser religiöse» Körper schaft ist bekanntlich der Schotte E. Jrwing; weshalb seine Anhänger auch die Jrwingianer genannt werden. — Eines der ältesten Gebäude in Chemnitz, die Tonhalle, in dessen Räumen der Uebcrlie crnng nach einst Abt Hilarius gewohnt hat, ge langt bereits in de» nächsten Tagen znm Abbruch. An ihre Stelle tritt, wie schon mitgctheilt, ein großartiger Neubau. Wie man »ns mittheilt, gestattet der Besitzer Freunden des alten Gebäudes gern, dasselbe, das wegen seiner eigeuthümlichc» Bauweise vielfach interessant ist, vor Beginn des Abbruchs zn besichtigen. —gl/.. Die Hagenbcck'sche Singhalesenkarawane hat gestern ihre Vorstellungen in dem großen ans dem Ncnstädtermarkt befindliche» Zelte eröffnet, und zwar mit dem besten Erfolge, den» jede der Vorstellungen war gut besucht. Und das Publikum wird sich nicht enttäuscht gefunden haben von dem zu Sehenden: hochinteressant sind die Ceylonesen und ihre Vor- sührnngcn. Die Vorstellungen eröffnet gewöhnlich ein Umzug. Der erste Blick lehrt, daß die Karawane zwei verschiedene Volksstämme repräscnlirt: die ungleiche Hautfarbe zeigt cs an. Die Singhalesen nämlich, welche de» größeren Theil der Bevölkerung von Ceylon bilden, sind Heller, knpsrigroth gestützt, während die Anderen, Tamilen oder Malabo«» genannt, durch eine ticsbraune, in s Schwarze spielende Färbung von de» Erste«» sich abhebe». Der anatomische Ban dieser ceyloncsischcn Völkerschaften ist von dem der Europäer etwas abweichend, wie wir schon des Näheren kürzlich ansführten; dem Beschauer thut sich dies namentlich dar in dem Bau der Schulter», welche wegen des schlanke» Brustkastens scheinbar diejenigen des Europäers an Breite übertresscn. Die Männer sind mittelgroß, die Frauen klein. Die Kleidung ist einfach; doch legt der Singhalese ans Schmuck viel Werth. — Von den Darbietungen der Karawane fesseln die Aufmerksamkeit ganz beson ders die Tänze der Singhalesen und Malabaren- Abgesehen von der ge räuschvollen Art der Neige», der primitive» Begleitnugsmnsik und de» unsren Kunstbegriffen nicht entsprechenden Bcgleitnngsgefänge», was alles unserem europäischen Geschmacks nicht wohl zusagt, liegt in den ccylonesischc» Tänzen eine solche Rhythmik, eine solche Symmetrie, daß man ihnen selbst ei» ästhetisches Vergnügen abzngewinuen vermag. Es interessirt in den Tänze» nicht nur das kraftvolle Wesen ihrer Bewegungen, auch eine cigenthümlichc Anmuth und Eleganz kann man den letzteren nicht absprcchc». Unserem Verständnis! ganz fern liege» freilich die Tanzlieder, welche die Ceylonesen zu ihre» Reigen singen: diese Natnrsprache mit ihren ursprüngliche», nicht in Buchstaben zu fassenden Tönen, ihren vielfältigen Kehllauten könnte kam» eines Europäers Zunge »achahmen. Reiche» Beifall ruft namentlich der so genannte Stocktanz wach, und mit Recht. I» mannigfachen Verschlingungen, denjenigen unserer Quadrille nicht unähnlich, bewege» sich die Tänzer ge schmeidig durcheinander. Jeder der Tanzende» trägt in beide» Händen einen kurzen Stab, und mit diesen Stäben schlägt er abwechselnd »ach denjenigen der ihm, der Anordnung des Reigens gemäß, jeweilig Begegnenden- Dieses eigenthümliche Concert steigert seinen Takt nach und »ach zn einer solchen Schnelligkeit, daß man der Gewandtheit der Anssührenden gerecht« Be wunderung zollen muß. Nicht minder anziehend sind der Topftanz, der Tenselstanz, welcher der Austreibung des vermeintlichen Teufels ans dem Körper Kranker gilt, der Fechttanz und der Silbertanz, letzterer ansgeführt bei der Heimkehr der Krieger und im Festgcwand getanzt. Vorgeführt werden ferner vier ArbeitSelefanten, ein großer und drei kleinere, welch« mäch tig« Baumstämme durch die Arena tranSportiren, und Zebu», die Zugthiere der Ceylonesen, die in zweirädrige Gefährte gespannt werden. Auch zwei Zwerge führt die Karawane mit,sich: der männliche, Cornelius Appoo, ist 35 Jahre und der weibliche, Berama, 22 Jahre alt. Das Zwergweib singt deutsche Lieder, welche ihr ein deutscher Schlffsarzt gelehrt hat. Den Schluß der Vorstellung bildet eine Copie der feierlichen Bnddha-Procession, jener Ceremonie, die aus Ceylon alljährlich im Juli mit großem Pomp abgehalten und wobei die größte Reliquie der Buddhisten, der Zahn des Buddha, au» seinem vierfachen Kuppelverschluß heranSgenomme» wird. — ES wird nicht fehle», daß die Karawanen-AuSstellung während ihres Verweilen- in Chem nitz, das nur kurz sein soll, beständig den regsten Zuspruch findet. — Allgemeine Lage des Handels und der Industrie. (Fort setzung aus dem Jahresbericht der Handels- und Gewerbekammcr zu Chemnitz.) Die Absatzverhältnisse nach de» Bereinigten Staaten von Amerika haben mit denen des vorhergehenden Jahres ziemlich gleiche» Schritt gehalten. Nach den Mittheilungen des hiesigen Vereinigten Staaten-KonsultateS betrug die Ausfuhr ans dem Bezirke Chemnitz dorthin 1887 Dollars 10,156,291.81, während 1886 exportirt wurden für Dollars 10,202,467.12, daher weniger l887 Dollars 46,175.31 Der Exportziffer nach einem Staate sollte süg- licherweise auch diejenige Zahl gegenüber gestellt werden, welche angiebt, wie viel im betreffenden Jahre an demselben verloren ginge». Verschiedene Firmen unseres Kammerbezirks haben an einem einzigen amerikanischcn Hause eine sehr erkleckliche Summe eingebüßt. Ist an irgend einem Zweige etwas zu verdiene», befindet sich eine Industrie in Blllthe, so ist es leicht begreiflich, daß sich diesem Felde alsbald eine Anzahl Kräfte widmen, die eine lohnendere Thätigkeit sich in demselben versprechen, als ihnen bisher beschicken sein mochte. Tritt der Zustrom nur in Gestalt von Arbeitsangebot ein, sind es nur mittellose Arbeitnehmer, welche sich dem lohnenderen Betriebe znwende», so wird die nächste Folge die sein, daß der Arbeitslohn sinkt, sobald die be- nöthigten Kräfte eingestellt sind und weiteres Angebot vorhanden ist. Dieser Zustand birgt etwas direkt Schädliches zwar nicht in sich, die überflüssigen Kräfte treten vielfach wieder zurück, sobald die durch nachhaltiges Arbeitsan gebot verursachte Lohnminderung de» Geschäftszweig nicht mehr als bevor zugt erscheinen läßt. Bedenklich dagegen wird die Sache, sobald die günstige Lage einer Industrie auch.Arbeitgeber in größter Zahl hervorruft. So lange diese Arbeitgeber aus mit der Fabrikation vertrante», bemittelte» Leuten sich ergänzen, kann ebenfalls nicht von einem direkten Uebelstand gesprochen werden. Ist nämlich das Absatzgebiet für den betreffende» Artikel »och ausdehnbar, so werde» diese nach und nach hinzntretenden Konkurrenten das ihrige dazu beitragen, die Reihen der für die neugewonnenen Absatzge biete benSthigten Unternehmer anszufülle». Wenn aber die Absatzsähigkeit ihre Grenze erreicht hat, wenn kein neues Gebiet mehr zu erobern ist, dann wird der Zeitpunkt allmählich eintreten, wo ein Konkurrent dem anderen durch billigeres Angebot den Rang abznlaufen bestrebt sein wird. Häufig aber kann vielleicht mit gleichem Reingewinn fortgearbeitet werde», wenn neue Maschinen, neue Muster, Fortschritte i» der Behandlung des Stoffes rc. re. frisches Lebe» dem Geschäfte znführen. In diesem Zeitpunkte wird die Intelligenz und der kaufmännische Scharfblick den rechte» Mann die Führung übernehmen lasse». Gefahrdrohend aber wird der Zustand, sobald eine weit ausgedehnte Kreditwirthschaft auf de» ungesunden Standpunkt gelangt, nicht bemittelten, in die Industrie nen eintretenden Unternehmern Vorschuß einzn- räumen. Da der betreffende Industriezweig längere Zeit ein blühender ist, so haben sich auch die Händler mit Roh- und Hilfsstoffen ans größeren Av- jatz eingerichtet, man weiß allgemein, das Geschäft ist ein gewinnbringendes, und das Vertrauen in die neu beginnenden Unternehmer ei» weitgehendes. Man giebt Kredit mit langen Fristen. Verbindlichkeiten werden gedeckt, indem neue, größere eingegangen werden, man prodncirt ins Ungemesjene, ohne zu wissen, wo eigentlich abzusetzen, man lombardirt, hilft sich mit Warrants u. s. w. Da erreicht das unabwendbare Schicksal einen der Unvorsichtigen. Die Lieferanten werden stutzig, entziehen den Kredit, dränge» auf Zahlung, und der Krach ist da. Die alte» gutsituirten Geschäfte bleiben stehen, aber durch de» Hcxentanz der Uebcrprodnktion haben sie erheblich geringeren Rein gewinn erzielt. Höchst bedenklich gestalten sich aber dnrch einen derartigen Zeitraum und mit dessen Abschluß die Nrbciterverhältnisse. Angezogen durch die ins Maßlose gesteigerte Produktion, haben sich Schaaren von Arbeit nehmern dem betreffenden Industriezweige in die Arme geworfen, vielleicht sich eigene Werkzeuge und Maschinen angeschafft, die Hausindustrie einge richtet. Da tritt die Arbeitslosigkeit infolge des Kraches ein, und Massen von Fabrikarbeitern und unglücklichen Hausindnstriellen sehen sich der Nolh prcisgcgeben. Beide müssen versuchen, in anderen Industriezweigen Unter kommen zu finden; wer ersetzt aber dem Hausindnstriellen den Schaden, der ihm verursacht wird infolge der aus Abzahlung entnommenen, nun arbeits losen Maschine? In diesem Falle hat er seinen Vortheil gegenüber dem einfachen Fabrikarbeiter nicht billig erkauft. Die eben geschilderten Verhält nisse finden leider Anwendung auf die in unserem Bezirke heimische Stoff handschuh-Industrie. Die Folgen der Uebcrprodnktion sind nicht ausgeblieben und eine erschreckende Anzahl Konkurse reden laut Zengniß von der Richtig keit unserer Schilderung. Möchte doch die schöne und richtige Gewohnheit in Jndnstrickrcise» mehr und mehr Eingang finden, einer drohenden Ueber- prodnktion dadurch zn begegnen, daß gemeinsame Uebereinkünfte zum Zweck der Einschränkung der Produktion auf bestimmten Termin geschlossen würden. — Im Colosseum wird, wie aus einein Inserat in heutiger Nummer ersichtlich ist, morgen Dientag Abend ei» Abonnements-Concert, aus- gesührt von unserer Militär-Capelle, mit daransfolgendem Ball stattfinden. — Einwohnerverzeichnisse. In den nächsten Tagen werden laut Bekanntmachung an die Hausbesitzer Liste» ansgc geben werde», in welche alle Bewohner der Häuser, Erwachsene nnd Kinder lede» Alters ohne Ausnahme, eingetragen sind. Diese Listen sind sowohl zur Aufstellung des 1889er Communanlagen-Catasters, als besonders auch für die Berechnung derjenigen Wassermenge erforderlich, welche »ach Maaßgabe der Kopfzahl der Bewohner eines Hauses ohne .weitere Vergütung gewährt wird. Als Tag für Ausfüllung der Listen ist Montag, der 9. Juli d. I. bestimmt. Die Abholung der Liste» erfolgt vom 11- Juli ab durch die Schutzmannschaft. Die letztere ist ange wiesen, die Listen behufs deren Prüfung »>it den Wohnungskartcn zu ver gleichen. Die Hausbesitzer habe» daher diese Karten zur Vorlegung bereit zu halten. Zuwiderhandlungen gegen diese Anordnungen, insbesondere fehler hafte Ausfüllung der Listen, sind'init einer Geldstrafe bis zu >5M. bedroht. —* In das städtische Arrcsthaus sind mährend deslctzvergangenen Monats Juni 187 Personen, darunter 3 weiblichen Geschlechts, eingelicfert worden. Die Einliefcrungen erfolgten: wegen Diebstahls >8, Unterschlagung 2, Betrugs 1, Raubes 2, Sittlichkeitsvcrletzung 1, Körperverletzung 4, Wider stands 2, Hausfriedensbruchs 2, Gcwerbsnnzncht 5, Rasfinirens 1, Trunken- beit 21, rnhestörendcn Lärms 7, Umhertreibens 29, Obdachlosigkeit 13, Campircns 22, Einschleichens 8, Anfliegens 1, Bettelns 11, verbotswidriger Rückkehr 3, in Folge steckbrieflicher Verfolgung 3, und zur Verbüßung von Haslstrase 3>. Von de» Eingelicfertcu »lußtcn >35 gereinigt werde». —* Selbst gerichtet. Am Sonnabend Nachmittag bemerkte ans der alte» Dresdnerstraße ein Dienstmann, wie ei» Mann zu dem Fenster einer Parterrewohnung heraus ein Deckbett zog und sich eiligst damit entfernte. Der Dieustmann ging dem Unbekannten nach und sah, daß derselbe das Bett in ein Trödelgeschäft auf dem Soinicnbcrgc trug. Der Dienstman» eilte nun mehr nach der Polizeiwache und erstattete Anzeige. Es gelang bald darauf, den Unbekannten in einem neben dem Trödelgeschäft gelegenen Hanse zn er mitteln und fcstzunehmen. Man erkannte in de». Manne einen schon wieder holt bestraften Handarbeiter. Derselbe wurde wegen des Bettdiebstahls zu Arrest gebracht. Als man bald darauf die Arrestzelle revidirte, fand man de» Mann am Ofen hängend todt auf. Er hatte sich mittelst seines Leibriemens entleibt und so dem Strafrichter entzogen. —* Selbstmord. Gestern Nachmittag hat sich ein an der Brücken- straße wohnhaft gewesener bejahrter Mann dnrch Erhängen entleibt. Der Leichnam wurde polizeilich aufgehoben. —* Renitent. Gestern Nachmittag erschien in einer Wohnung an der Elisenstraße wiederholt ei» Steinmetz aus Furth und versuchte, mit seiner in dem Hause wohnhaften und von ihm getrennt lebenden Ehefrau Zank und Streit anznfangen. Da der Mann der wiederholte» Aufforderung des Wirths ungeachtet die Wohnung nicht verließ, holte man polizeiliche Hilfe herbei. Auch der Aufforderung des Beamten schenkte der Krakehlcr kein Gehör, sodaß er gewaltsam entfernt werden mußte. Er setzte aber hierbei dem Beamten den größten Widerstand entgegen, sodaß es erst mit Hilfe eines zweiten Schutz mannes gelang, de» Exccdenten zu Arrest zu bringe». —* Schnell entdeckt. Ein an der Blankcnancrstraße wohnhafter Spinner fand am Freitag Abend bei seiner Nachhausckunft, daß ihm aus seiner verschlossen gewesenen Wohnung, die mittels Nachschlüssels geöffnet worden sein mußte, folgende Gegenstände gestohlen worden: ei» Jacketanzug, ein Jacket mit Hose, eine schwarze Hose mit dergl. Weste, eine Aermelweste, zwei blaugestreiste Hemden, ein Paar fast nene rindlcdcrns Stiefel, ei» Paar roßledernc Stiefel, zwei Vorhemdchcn mit Kragen, ei» Filzhut, eine silberne Cylindernhr, sowie »och acht Mark baares Geld. Nach den vorhandenen Fuß spuren waren zwei Personen in der Wohnung gewesen. Znrückgelasscn hatte» die Diebe zwei alte schmutzige Hemden, ein Paar ganz zerrissene Stiefeletten nnd ein Paar Fußlappen. Eines der znrückgclassenen Hemden erkannte man als das Eigenthnm eines junge» Handarbeiters. Dieser wurde nun in Ge sellschaft eines zweiten junge» Handarbeiters gestern Abend hier ermittelt. Auf Vorhalt waren diese Beide» geständig, de» Diebstahl ausgeführt zu haben. Die gestohlenen Sachen trugen die Einbrecher größtentheils am Leib. Nur die Uhr und eine Hose hatten sic schon versilbert. Den Erlös sowie die mit gestohlenen acht Mark hatten sic gctheilt und zum großen Thcile schon verwendet. Schlacht- und Viehhof zu Chemnitz. Vom 2. Juli. Austrieb: 208 Rinder, 728 Landschweiue, 128 Kälber, 253 Hammel. Am Rindermarkte hatte abcrmals ein verhältuißmäßig kleiner Auftrieb stattgefnndcn, der sich jedoch für de» Bedarf als ausreichend erwies. Ob gleich da» Geschäft nur «in mittlere» war, mußten etwa- höhere Preise wie vorige Woche gezahlt werden. Ueberstanv blieb nur in zweiter Qualität. Der Schweinemarkt war der Jahreszeit angemessen reichlich beschickt worden. Da» Geschäft gestaltete sich mittelmäßig und hinterließ einen kleinere« Ueberstand als man erwartete. Die Preise bliebtti gegenüber der Vorwoche annähernd unverändert. ^ Nach Kälbern war wiederum lebhafte Nachfrage, weshalb das Geschäft, sehr glatt verlief und in verhältnißmäßia kurzer Zeit zum gänzlichen Verkauf der an den Markt gebrachte» Kälber führte. ; Das Hammelgeschäft war langsam und hatte einen kleinen Preisrückgang! zur Folge. ; Preise: Rinder: 1. Qual. 52—54 Mk., Ausnahmen höher, Q. Qual. 47—50 Mk. und Hk. Qual. 34-37 Mk. für 100 Pfd. Fleischgewicht. Landschweine: 100 Pfund Lebendgewicht bei 40 P d. Tara per Stück 42-44 Mk. Kälber: 100 Pfund Fleischgewicht 53-55 Mk. , Hammel: 100 Pfund Lebendgewicht 27—30 Mk. Litterarisches. Adam! P., Das Büchlein vom Kaiser Friedrich- Mit ein leitender Dichtung von Ernst v. Wildenbruch. 5 Bogen illustrirt, elegant broschirt. Verlag der Hofbuchhandlung Reinhold Kühn, Berlin IV., Leipziger Straße 115/116. — Das vorliegende „Büchlein vom Kaiser Friedrichs von P. Adami will, wie es bescheiden in dem Vorworte heißt, „das hohe Bild des entschlafenen Herrn und Kaisers nur ausfrischen In den wesentlichen Züge», wie sie sich die Mitlebendcn ins Herz geprägt haben." Die historisch«! und volksthüinliche Heldengestalt „Unsers Fritz" kommt in dem Büchlein zum vollendeten Ausdrucke. Giebt Adami einerseits eine von warmem patriotischen Empfinden treffend gezeichnete Charakteristik des erhabenen Tobten, so bietet er andererseits durch die beigefügten Briefe, Armeebefehle und Erlasse des entschlafenen Einigers von Nord- und Süddeutschland Gelegenheit, diese Zeich nung zu prüfen. Auch als Lehrmitlel für die Jugend ist gerade Ndami'S Buch vor anderen geeignet. An seiner Hand kann der Lehrer wie an einem Leitfaden das Hcldcnbild erweitern und bis in die Einzelheiten auSmalen- Die Schreibweise Adami's ist klar, lebendig und malerisch und deutet anf dis ersprießliche Gewissenhaftigkeit, »nt der er den historischen Styl seines VaterS studirt hat. — Das dem Büchlein als Einleitung vorgeschickte Gedicht von Ernst v. Wildenbruch ist von ergreifender Poesie. — Die Ausstattung des Büchleins zeichnet sich durch Solidität aus und ist des Inhaltes in jeder Weise würdig. Bei dem ungemein wohlseilen Preis von 60 Pf., wofür fünf reich illustrirte Bogen aus gutem Druckpapier sauber gedruckt geboten werden, hat der Verleger sein Interesse offenbar erst in die zweite Linie gestellt. Wir wolle» daher mit ihm wünschen, daß „das Büchlein vom Kaiser Friedrich",! ein in jeder Weise empfehlenswerthes Wcrkchen, eine Verbreitung bei Jung und Alt, in allen Ständen und allerorte» findet. Ein litterarisches Unternehmen von vorwiegend nationalem Charakter hat soeben im Verlage von Voß' Sortiment (G. Haessel) in Leipzig zu erscheinet begonnen, nämlich das von Schulte vom Brühl heransgegebene Werk" „Deutsche Schlösser und Burgen." Dasselbe, von dem alljährlich eins Band in 10 Hefte» L 50 Pf. erscheinen soll, schildert in Wort und Bild jene historischen Stätten, die, zum Theil nur noch in Trümmern erhalten, dar leb-' Hafteste Interesse jedes Gebildeten i» Anspruch nehme». Die Schilderung be schäftigt sich sowohl mit dein Landschaftlichen, wie mit dem Architektonischen, und Künstlerischen und hauptsächlich auch mit der Sage und Geschichte des Ortes, sodaß der Leser nicht nur in angenehmer Weise »nterhalten, sondern auch belehrt wird. Der reiche Bilderschmuck der gediegen ausgestatteten Liefer ungen trägt das seine dazu bei. So darf den» das Werk, das zur Verbreitung der vaterländischen Geschichtskenntniß und Heimathskunde von hoher Wichtig keit ist und das seiner Billigkeit halber wohl von Jedem »»geschafft werden, kan», warm empfohlen werde». — Lieferung 1 (mit 11 Illustrationen) be-, handelr die unter Barbarossa erbaute, geschichtlich und architektonisch hoch-? interessante Kaiserpfalz Gelnhausen, deren Ausbau zu einem Nationaldenkmal gelegentlich des Todes Kaiser Wilhelms von de» Zeitungen vielfach in Bor-' schlag gebracht wurde und welche unser jetziger Kaiser als Kronprinz einer eingehenden Besichtigung unterzog. — Lieferung 2 behandelt die Rodcnsteiner Burg im Odenwalds, die dnrch Schesfel's Dichtungen in Aller Gedächtniß lebt. Ein neuer Roma» von E- Werner „Die Alpenfee" beginnt soeben in der Gartenlaube zu erscheinen. Eingesandt.*) Damenhttte im Thalia-Theater. Im Thaliatheater sind nunmehr wohl seit länger als 8 Tagen seitens der Direktion Plakate angebracht worden, durch welche „an die verehrlichen Damen die Bitte gerichtet wird, höh ere Hüte wenigstens bei offener Scene ab zu »eh men." Zunächst sei der Direktion Anerkennung gezollt für diesen „Versuch", dem empörenden Uebcl zn steuern; den» ei» „Versuch" ist es geblieben: wer glaube» würde, unsere geehrte Damenwelt, die von de» Männern ei» galantes, nnbedingt rücksichtsvolles Benehmen gegen sich stets als etwas ganz Selbstverständliches fordert, werde dieser so gerechtfertigten Bitte die gebührende Beachtung schenken, der wird sich bei einem Besuch des Theaters arg enttäuscht sehen. Wer im Parquet rc. auf einer Hinteren Reihe sitzt, kann von Glück sagen, wenn ihm zufällig ab und zu ein freier Blick auf die Bühne zwischen den thurmhohen Erzeugnissen der Putzmacherei hin durch vergönnt ist, und die Direktion des Theaters hat nach wie vor das Vergnüge», zu sehe», wie die Theaterfreunde lieber ihr gutes Geld in der Tasche behalten, als daß sie es für ei» wenig werthvolles Billet zu einem Platz auf den Hinteren Reihen ansgebcn. Mit großer Freude konnte man allerdings bemerken, daß eine Anzahl zumal jüngerer Damen gegen ihre Hinterkeule und gegen die Direktion soviel anständige Rücksicht hatten, die Hüte während des Spieles abzunehmcn, doch kann man diese ihrer Seltenheit wegen wohl mit weißen Raben vergleichen. Ob an jedem Abend Hunderte von Besuchern sich über solchen, milde gesagt, Mangel an Rücksicht derart ärgern, daß sie statt der gesuchten angenehmen Zerstreuung nur einen recht mißvergnügte» Abend verleben, ob die Direktion, welche alles aufbietet, um das Publikum zu befriedigen, Einbuße an Anerkennung und Einnahmen er leidet, das rührt die meisten „gefühlvollen" Vertreterinnen des „schöneren Ge schlechtes" nicht, nnd solange nicht geradezu die Behörde ein Verbot gegen das Hütetragc» im Theater erläßt — was freilich kaum zu erwarten ist —, solange wird auch wohl keine Aenderung eintreten — es wäre denn, daß eine Anzahl entschlossener Theaterbesncherinnen die Sache selbst in die Hand nähme und sich damit die Dankbarkeit aller Theaterfreunde sicherte. Ein Theaterfreund. *) Die mit der Bitte um Abdruck als „Eingesandt" aus dem Leserkreis uns zugchcndcn Artikel stehen zn der Redaktion in keiner Beziehung. Selbstverständlich finden auch von anderer Seite einlanfendc „Eingesandt" von allgemeinem Interesse ebenfalls gern unentgeltliche Aufnahme. Wir bitten, die einzusendenden Blätter möglichst mir einseitig und nicht zu eng zu beschreiben. Für den redaktionellen Theil verantwortlich: Franz Götze in Chemnitz. Für nicht erbetene Zmendangcn ist die Verlags-Expedition nicht verbindlich. l.uftcui'01'1 Wlinsiellel INI M^lvIetelselZirgsv, freundliche Stadt mit 4000 E., 547 m über M, Bahnstation, Geburtsort Jean Paul Fr. Richters. Liebliche Lage, herrliche Gebirgsumgebung, die beriichmte zu Wunstedel gehörende Luisenburg; V2 Stunde entfernt Alexanderbad; leichte und lohnende Ausflüge; selbst auf die entferntesten Gebirgsgipfel nur Tagespartien; ausgezeichnetes Quellwasser, ozonreiche nervenstärkende Waldgebirgsluft, Fluh- und Wannenbäder, Mineralwässer u. s. w Billige Preise. Keine Kurtaxe. Näheres kostenfrei durch den S-lä SeKkUläLU L. ä. Me Lisen-, 800I-, Lichtennsckvi- unll hloorbäclsr. 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