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Erscheint täglich mit Ausnahme der Tage nach Sonn- und Festtagen. Annahme von Inseraten für die Nächstcrscheinende Nummer bis Vormittag ^,11 Uhr. Der Bezugspreis beträgt vierteljährlich 1.68 Mr., M den 2. und 3. Monat 1.1V Mk„ für den 3. Monat 55 Pf. Einzelne Nr. 10 Pf. Inserate 1 Zeile >2 Pf., für auswärts u. im amtlichen Telle 15 Pf. und Waldenburger Anzeiger. Filialen: in Altstadt Waldenburg bei Herrn Otto Förster; in Callenberg bei Hrn. Strumpfwirker Fr. Hermann Richter; in Kaufungen bei Herrn Fried. Ianaschek; in Langenchursdorf bei Herrn Heinrich Stiegler; in Penig bei Herrn Wilhelm Dahler; in Wolkenburg bei Herrn Linus Friedemann; in Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten. 8°ÄNch Amtsblatt für das Königliche Amtsgericht und den Staütrst zu Waldenburg. Nck?mt*LeiNÄz6 Zugleich weit verbreitet in den Ortschaften der Standesamtsbezirke Altstadt Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenleuba- Niederhain, Langenleuba-Oberhain, Langenchursdorf, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Reichenbach, Remse, Schlagwiy, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. 119. Donnerstag, den 27. Mai 1915. Witteruugsbrricht, ausgenommen am 26. Mai, Mittag 1 Uhr. — Barometerstand 763 mm reduziert auf den Meeresspiegel. Thermometerstaud -j- 26 ° L. (Morgens 8 Uhr -f- 23,» ° L Tiefste Nachttewperatur -f- 11 ° L.) Kenchtigkeitagehalt der Luft nach Lambrechts Polymeter 26 "/«- Taupunkt -s- 7,» ° Windrichtung: Süd. Niederschlagsmenge m den letzten 24 Stunden bis früh 7 Uhr: 0,« mm. Daher Wltteruugaauastchteu für den 27. Mai: Unbeständiges halbheitercs Wetter mit Gewitterneigung. Ein englisches Linienschiff torpediert. Der Kaiser hat dem General v. Emmich das Eichen, laut» zum Orden kour lv nitrit« verliehen. Der italienische Botschafter hat Berlin verlassen. Die Armee des Generalobersten von Mackensen hat nördlich von Przemysl 81,000 Russen ge- sangen, 39 Geschütze und 40 Maschinengewehre erbeutet. In Oesterreich macht sich überall große Kriegsbegeifterung bemerkbar. Starke österreichische Streitkräfte stud im Treatino zusammengezogen. In Triest ist die Stimmung unter d-u Italienern sehr gesrückt. Ein neuer deutscher Luftangriff aas Paris hat wieder schweren Schaden angerichtet. Die Kundgebungen gegen den Krieg mehren sich in Italien. Nach der Schweiz sind über 1500 italienische Hcerespflichrige geflüchtet. Die Beschießung Anconas hat beträchtlichen Schaden angerichtet. Die englische Gesandtschaft in Athen setzt 40,000 Mk. Belohnung aus Vernichtung eine» deutsche» Untersee, bootes. Die englischen Arbeiter erklären sich gegen die all gemeine Wehrpflicht. Die Zahl der beim Eisenbahnunglück in Carlisle getöteten Personen wird mit 158 angegeben. Das russische Panzerschiff .Pauteleimou" ist durch ein türkisches Unterseeboot vernichtet worden. Bei Kaba Tepe wurde «in engl scher Panzerkreuzer durch türkisches Artilleriefeuer schwer beschäd gt. In einem Artillerickumps auf Gallipoli zeigte sich die Ueberlegenheit der türkischen Artillerie. Die Italiener sollen sich mit 40,000 Mann an de» Dardanellen Kämpfen beteilige». Die Resolution in Rußland kommt bestimmt. Japan hat Kiautschou an China zarückgegeben. »Waldenburg, 26. Mai 1945. Zwölf Stunden nach der italienischen Kriegserklä rung hat die österreichische Flotte den ersten Angriff aus den Osten der italienischen Küste mit großem Er folge ausgc führt. Nach all dem Kriegstaumel der letzten Tage wird es die, die sich schon als „Herren der Adria" fühlten, doch ein wenig verblüffen, daß die österreichisch-ungarische Flotte die italienische Ost küste von Venedig bis Barletta in Apnlien heimsuchte, ohne ernstliche Verluste zu erleiden. An den ver schiedensten Punkten der Küste traten k. und k. Kriegs schiffe ans, und fügten militärischen oder doch militä rischen Zwecken dienenden Anlagen, wie Bahnhöfen, elektrischen nnd Gaswerken, Eisetwahnbrücken schweren Schaden zu. Besonders schneidig wurde der Angriff des Kreuzers „Novara" und des Zerstörers „Scharf schütze" auf Venedig ausgeführt, bei dem der Kreuzer Zwar viele Treffer erhielt, bei dem er aber doch auch einen Schützengraben am Kanal von Porto Corsini und eine Kaserne wirksam beschießen konnte. Schweren Schaden richtete das Gros der verbündeten Flotte auch in Ankona an, wo anch die Flieger erfolgreich in den Kampf eingriffen. Weiter südlich bei Barletta gelangt es österreichisch-ungarischen Torpedobootszerstörern, den italienischen Zerstörer „Turbine" zum Sinken zu bringen. Die Italiener bemühen sich ja nnn nach Kräften, diesen Angriff aus ihre Ostküste in seiner Bedeutung herabzimnndcrn. Sie weisen besonders, daraufhin, daß die Angreifer wer wenig Schaden anrichteten. Das war vorauszusehen und wir wollen auch die militärische Bedeckung dieses ersten Flottenangriffes tmserer Verbündeten nicht überschätzen. Aber er hat doch den Beweis geliefert, daß wir nicht gesonnen sind, dem achten Feinde die Vorhand des Angriffes zu überlassen, sondern daß wir anch die Kraft und den Willen haben, dem Feinde entgegenzugehen. Und dies gibt uns die Zuversicht, daß wir auch diesen Kampf aus dem südwestlichen Kriegsschauplätze sieg reich durchführen werden. Zu Lande haben die italienischen Grenztruppeu be sonders nach Kärnten und nach dem österreichischen Küstenlande (Strassolda, südwestlich Gradisca) vorge fühlt. Ob das schon die Richtung ihrer künftigen größeren Offensivversnche andeutet, läßt sich zur Stunde nicht sagen. Daß die Italiener sich nicht allein aus das Trentino stürzen werden, daß sie auch versuchen werden, durch die Senke von Görz und längs del Küste nach Triest vorzukommen, erscheint so gut wie sicher. Vermutlich wird man aber auch der italienischen Hilfe an den Dardanellen begehren. Hier haben sich die Verhältnisse derart ungünstig für die Dreiver- bändler entwickelt, daß sie an einen Erfolg ohne die wirksame Hilse anderer überhaupt nicht mehr denken können. Ein jüngster Angriffsversuch von Seddul- Bahr, der Südspitze der Halbinsel Gallipoli aus, brach unter den schwersten Verlusten für den Angreifer zusammen, dem es schwer wird,, sich überhaupt noch an der Küste zu halten. Daß es einem türkischen Unterseeboot gelang, das russische Panzerschiff „Pan- teleimon" zum Sinken zu bringen, bedeutet einen emp findlichen Schlag für die russische Schwarzmeerflotte. Der „Panteleimon", der als „Fürst Potcmkin" in der Geschichte der russischen Revolution eine für die rus sische Marine nicht gerade ehrenvolle Rolle spielte, war mit 12,780 Tonnen Wasserverdrängung und vier 30,5 Zentimeter-Kanonen trotz seines beträchtlichen Alters — er lief 1896 vom Stapel — ein Schiff von recht ansehnlichem Gefechtswert. Ein zweiter schwerer Schlag ist die Torpedierung des englischen Linienschiffes „Triumph, das mit 700 Mann Besatzung im Golf von Saros untcrging. Zu all diesem Ungemach kommt nun der neue große Sieg des Generalobersten von Mackensen im Norden von Przemysl, bei dem die Russen wieder nene schwere Verluste erlitten, die den Zusammenbruch der russischen militärischen Macht beschleunigen. Und solche entscheidenden Erfolge erringen die Verbündeten, ob wohl sie erhebliche Tvuppenmassen nach der italieni schen Grenze entsenden mußten. Auch dort wird das Unwetter bald zur Entladung kommen. Politische NurrdstÄan. Deutsches Reich. Der Kaiser hat dem General v. Em in i ch in Anerkennung seiner Verdienste auf dem galizischen Kriegsschauplatz das Eichenlaub zu dem bei Lüttich erworbene« Orden Pour le merite verliehen. Der italienische Botschafter Bollati hat Berlin verlassen. Seine Negierung hacke ihn zu dem Schrill veranlaßt, der damit begründet wurde, daß auch der dercksche Botschafter Fürst Bülow seine Pässe gefor dert und erhallen habe. Wie die Abreise des Fürsten, so vollzog sich auch die Bollatis, der übrigens ein treuer Freund des Dreibundes gewesen war, ohne jeden Zwischenfall. Mit der Abreise sind zunächst nur die beiderseitigen diplomatischen Beziehungen abge brochen. Eine Kriegserklärung bedeutet der Abbruch noch nicht. Die italienische Regierung gibt vielmehr bekannt, daß sie eine Kriegserklärung an Deutschland nicht beabsichtige. Die Gesandten Preußens und Bayerns beim Vatikan werden während der Kriegsdauer in Lugano, Aufenthalt nehmen. Die schweizerische Regierung wird die erforderlichen Maßnahmen treffen. Oesterreich-Ungarn. Die Kriegserklärung Italiens wurde in Wien am Sormtag Abend 8 Uhr durch ein kaiser liches Manifest mit der Ueberschrift „Treubruch Italiens" veröffentlicht. Die Erregung machte sich in begeisterten Kundgebungen Lust. Tausende durchzogen unter Hochrufen auf den Kaiser die Stadt. Bezeichnend für die beispiellose Empörung der Be- völkerung gegen Italien ist, daß in Tirol 500 Männer zwischen 72 und 76 Jahren sich als kriegs freiwillige Stand schützen gemeldet haben. Auch sonst ist der Andrang von Männern zu jeglicher Arbeits leistung im Kriegsdienste außerordentiich groß. Gegenüber dem Kriegskorrespondentcn der „Neuen Freien Presse" erklärte S -U e n Hedi n, welcher von der westgalizischen Front in das österreichisch-ungari sche Hauptquartier - zurückgekehrt ist, in begeisterten Worten, er habe die imposantesten Eindrücke an un serer Front gewonnen. Sven Hedin sagte: Es ist mir ein Geist in den elf Nationen der großen Mon archie, nur ein Siegeswille. Mir, der ich jahrelang die Zeitungslügen von dem Zerfall der Donauländer gelesen habe, hat sich da eine neue Welt aufgetan. Der Krieg hat Oesterreich-Ungarn zu einem Stahlblock geschweißt und treibt das Zarenreich der Revolution entgegen. Die Revolütion in R uj ß l a n d kommt bestimmt. Soviel Reservisten einst aus der russischer Front zurückkehren, soviel Ankläger werden dem Zaren erstehen. Frankreich. Das neue Luftbombardement von P a- r i s hat die Pariser wieder unsanft aus ihrer kaum gewonnenen Ruhe geweckt. Ein deutscher Zweidecker, der erst erkannt wurde, als die ersten Bomben fielen, überflog in mehrfachen Schleifen die Häuser und warf etwa 10 Bomben ab, die sämtlich trafen. Fünf fielen in der Nähe des Eiffelturmes nieder. Der Schaden ist beträchtlich. Sechs französische Flugzeuge machten sich vergeblich ans die Versolgung. Italien. Die Kundgebungen gegen den Krieg haben trotz aller behördlichen Unterdrückungsmaßnah men besonders in Mittelitalien nnd verschiedenen Städten Oberitaliens bedeutenden Umfang angenom men. Die Gegner des Krieges gewannen verschiedent lich die Oberhand über die Interventionisten. In Man tua und anderen Städten wurden die Versammlungen der letzteren in Kundgebungen gegen den Krieg ver wandelt. In Valdagno und der Industriestadt Pim- bino wurde nach Kundgebungen, an denen sich auch zahlreiche Reservisten beteiligten, der Generalstreik ver kündet. Der Gemcinderat von Bologna ersuchte den sozialistischen Abgeordneten der Stadt Merlino im Namen der Mehrzahl der Bevölkerung der Provinz, der Verurteilung des Krieges Ausdruck zu geben. Den Blättern von Lugano zufolge befanden sich am 22. Mai auf schweizerischem Bundesgebiet über 1500 geflüchtete italienische Heeresunge hörige. i Das „Neue Wiener Tagblatt" erfährt aus London, daß die bisher von England an Italien gezahl ten Vorschüsse 900 Millionen Mark betragen. Hiervon sei ein Teil von 450 Millionen bereits im November v. I. an Italien gezahlt worden, also zu einer Zeit, als sich Italien noch für durch den Drei bund gebunden ansehen mußte. v