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Sächsischer Landes-Anzeiger : 24.06.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-06-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188806248
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880624
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880624
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-06
- Tag 1888-06-24
-
Monat
1888-06
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 24.06.1888
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Nr. 14o. — 8. Jahrga«». Der jede» Wochentag Abend (mit Datum folgenden Tage») zur Bersendnng gelangende „Sächsische LaiiveS-Auzctger" mit täglich einem besonderen Unter- Haltungsblatte n»d mit dem Extrabeiblatt «listig» Bilderbuch kostet bei de» Ausgabe stellen monatlich 70 Psg., bei den Post-Anst. 75 Pf. (1888er ZtgS.-PreiSliste Nr. 5035.) Mr Abonnenten erscheint je einmal imJahr: sommer-Eisenbahiifalirplanhest für Sachsen. Viiiter-Liseiibahiifahriilanbeft für Sachsen. SSchjijcher Sonntag, 24. MM «n,eigrn»eir»e- „SLchf. S«i,des.A»,ei«rt»r Kaum einer schmalen Torpnszeil« 15 PK. Bevorzugte Stelle (lsvalt.Petitzeile)SOPf. BeiWiederholnng großer Annoncen Rabatt. Lei Bestellungen von Auswärts wolle man ZnsertionSbetrag (inBriesmarlen) beifügen l>e 8 Silben TvrpnSschrift bilden ca. 1 Zeile.) Annoncenannaknn» nur bi» Borniittag. kinter-i JNiiftr. Aalender de» Sächsischen Sandboten. JllustrikteSZahreSbuchderSander-Anzeigerr. .41 Wag-. Nttlliiilkr Wiek, Bnchdruckerei. Chemnitz. Theaterstraße S (Fernsprechstelle Nr. ISS). Telegr -Adr.: LandeS-Anzeiger. Chemnitz. Mit täglich einen, besonderen UnterlMniigsblntt: 1. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Erzähler — 3. Sächsische Gerichts-Zeitung 4 Sächsisches ANerlei — 6 Jllnftrirtes Unterbaltnngsblatt — 6 Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt: Lustiges Bilderbuch. mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger^ Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Amtliche Bekanntmachungen. Das Konkursverfahren über das Vermögen des Schneidermeisters Bruno Heinrich Kröner in Chemnitz wird nach erfolgter Abhaltung des Schlußtermins hierdurch ausgehoben. Chemnitz, den 21. Juni 1888. Königl. Amtsgericht. Im Handelsregister für de» Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 3129 die Firma Georg Barth in Chemnitz (Zwingergasse Nr. 4) und als deren Inhaber der Kaufmann Herr Georg Barth daselbst, Besitzer eines Colonialwaaren-Handelsgeschäfts, eingetragen. Chemnitz, am 22. Juni 1888. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister kür den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 3180 die Firma Hermann Abrahamsohn in Chemnitz (Wiesenstraße Nr. 9) und als deren Inhaber der Kaufmann Herr Hermann Abrahamsohn daselbst, Besitzer eines Connnissionsgeschästs, eingetragen. Chemnitz, am 22. Juni 1883. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heule auf Folium 3131 die Firma Mar Korb in Chemnitz lPost- straße Nr- 33) und als deren Inhaber der Kaufmann Herr Max William > daselbst, Besitzer eines Cigarren- und Tabak-Handelsgeschäfts, eingetragen. Chemnitz, am 22. Juni 1888. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 3132 die Firma Adam Hosinann "in Chemnitz (Langestraße Nr. 53- und als deren Inhaber der Kaufmann Herr Adam Hofmann daselbst, Besitzer eines ^ " '2. J> " ' Chemnitz, an, 22. Juni 1888. ts, eingetragen, önigliches Amtsgericht. Jni Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute ans Folium 3133 der Firma Georg Kohl in Chemnitz (innere Klosterstraße Nr. 8) und als deren Inhaber der Herr Kaufmann Georg Robert Gotthils Kohl daselbst, Besitzer eines Specialgeschäfts für Artikel der Kinder- und Krankenpflege, eingetragen. Chemnitz, am 22. Juni 1888. Königliches Amtsgericht. Im Handelsregister für den Stadtbezirk des Unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute auf Folium 3134 die am 15. Juni 1888 errichtete Firma Mobdorf L Mehnert in Chemnitz (Hainstraße Nr. 19.) eingetragen und zu gleich verlautbart, daß der Techniker Herr Emil Richard Moßdorf und der Kaufmann Herr Paul Gustav Mehnert daselbst, Besitzer eines Fraismaschinen- Fabrikationsgeschäfts, Inhaber der Firma sind. Chemnitz, am 22. Juni 1888. Königliches Amtsgericht. Telegraphische Nachrichte,». Vom 22. Juni. Wien. Heute fand in der evangelischen Kirche A. K. eine zweite Trauerkundgebung für Kaiser Friedrich, diesmal in engerer Gemeinde, statt. Der deutsche Botschafter Prinz Neuß mit Gemahlin, Las gesammte Botschaftspersonal und Cousulat, die Vorstands-Mit glieder des Vereins Niederwald und der Vicebürgcrmeister Steudl wohnten bei. Pfarrer Zimmermann hielt eine ergreifende Gedächt- nißrede. — Ferner fand die feierliche Uebertragung der cxhumirten Ueberreste Ludwig van Beethoven's in die für die Aufnahme be rühmter Todter bestimmten Ehrengrüber auf dem Central-Fried- hof statt. - Paris. Delegirte der Verwaltungscommissivn des „Institut de France", unter ihnen Jules Simon und Pasteur, ersuchten heute Floquet, das Decret wegen Ausweisung des Herzogs von Aumale aufzuhebcn. Floquet versprach, das Gesuch dem Miuisterrath zu unterbreiten. Politische Rimdschai». Chemnitz, den 23. Juni. Deutsches Reich. Wie verlautet, werden Kaiser Wilhelm und Kaiserin Victoria Augnsta sich im Herbst als König und Königin von Preußen in Königsberg krönen lassen. Die erste Königs-Krön ung ließ daselbst Friedrich I. im Jahre 1701 nach der Annahme des Königstitels vornehmen. Die späteren Könige von Preußen empfingen beim Regierungsantritt die Erbhuldigung der alten Stände, zuletzt Friedrich Wilhelm IV. im Jahre 1840. Als König Wilhelm 1. Leidenschaftliche Herzen. Roman von Karl Zastrow. Nachdruck verboten. In einem der besuchtesten Kaffeehäuser der norddeutschen Metropole hatte sich an einem kalten Dezemberabende ein zahlreiches Herren personal eingefunden. Es war dies nichts Ungewöhnliches, denn man unterhielt sich hier vortrefflich. Der Wirth des Hauses, ein gereifter, vielseitig gebildeter Mann, war eine beliebte Persönlichkeit. Er ver stand cs, auf feine Manier für die Unterhaltung seiner Gäste zu sorgen. Zudem waren die Speisen und Getränke von vorzüglicher Qualität und die Bedienung übertraf an Schnelligkeit und Prompt heit viele andere Lokale dieser Gattung. Von den Unterhaltungen, mit welchen der freundliche Wirth seinen Gästen die Zeit zu verkürzen suchte, stand die Musik oben an. Allabendlich versammelte sich ein vortrefflich geschultes Streichquartett auf der am äußersten Ende des Saales errichteten Tribüne, und die Piecen, welche zur Ausführung kamen, entsprachen in jeder Be ziehung dem gntcn Geschmacke der Zuhörer. Man hörte da weder jene faden Couplets im Polkatakt, wie sie bei dem oberflächlichen Theile des großstädtischen Publikums seit langer Zeit zum beliebten Ohrenschmaus geworden sind, noch anderweitige auf die Lachorgane der Zuhörer spekulirende Texte. Sonaten und Quartette von Beethoven, Mozart und Haydn, Mendelsohns Lieder ohne Worte, und hin und Wider ein Lied von Schumann, mit Feuer und Empfindung zur Begleitung des Pianoforte vorgetragen, das waren die musikalischen Genüsse, welche den Besuchern des Kaffeehauses dasselbe zu einem sehr angenehmen Aufenthalt machten. Um so mehr mußte es den Gästen ausfallen, daß an dem heutigen Abende die alten, bewährten Conzerte ausfielen und durch fremde, zwar neue, aber gänzlich unbekannte Kräfte ersetzt wurden. Man gestand sich kopfschüttelnd, daß dadurch das Lokal einen seiner Hauptreize eingebüßt habe, und begriff den in dieser Beziehung sonst so delikaten Wirth nicht. Warum mochte derselbe mit einem Male eine Bänkelsängerei proteglren? Was konnte man von diesem alten gebrechlichen Violinisten mit dem ergrauten Kopfe erwarten, der ernst und stolz wie ein Spanier zwischen den beiden auch nicht mehr jugend lichen Frauengestalten vor seinem Pulte saß? Freilich spielte ec die erste Geige mit vollendeter Fertigkeit. Die Festigkeit und Eleganz seines Bogenstriches, die Reinheit der Töne Überraschte jede» Kenner, 1861 den Thron bestieg, konnte mit Rücksicht auf die inzwischen ein geführte Verfassung die Erbhuldigung nicht mehr als statthaft er scheinen; an deren Stelle war staatsrechtlich die Eidesleistung des Königs auf die Verfassung und eidliche Verpflichtung der Landtags mitglieder getreten. Da König Wilhelm I. aber mit einer eindrucks vollen Feierlichkeit den Beginn der neuen Negierung bezeichnen wollte, so erneuerte er die Cercmonie der Krönung in Königsberg. Dieselbe fand am 18. Oktober 1661 statt. — In Kopenhagen wird der Besuch des Kaisers Alexander von Rußland bereits im nächsten Monat erwartet. Wahrscheinlich wird eine Begrüßung zwischen dem Zaren und Kaiser Wilhelm II. in Kiel erfolgen. — DaS „Wiener Fremdenblatt" erfährt, daß der Reichskanzler Fürst Bismarck an den Grafen Kaluoky eine Zuschrift richtete, in welcher er für den in den Delegationen dem Kaiser Friedrich gewid meten Nachruf, seinen Dank ausspricht. — Verschiedene Blätter melden, die Stellung des preußischen Justizministers von Friedberg sei seit dem Thronwechsel erschüttert. Die Nachricht ist ganz unbegründet. — Wie auch der „Nvrdd. Allg. Ztg." berichtet wird, soll die Eröffnung des Reichstages am Montag unter großer, Feierlichkeit vor sich gehen. Der große Vortritt bei Hofe, mit Hof-, Ober-Hvf- und obersten Hofchargen wird dabei fungiren. Ueber dem Thron wird der Kaiserbaldachin sich erheben von Goldstoff, da Gelb die Kaiserfarbe ist, mit den eingcstickten Reichsadlern. Zur Seite des Thrones werden die Krönungsinsignien ausgelegt sein. Außer den Ministern werden die ganze Generalität und die Wirklichen Geheimen Räthe der Feierlichkeit beiwohnen. > — Ucber die Dounerstagssitzung des Bundesrathes wird noch bekannt: An die amtliche Mitthcilung von dem Hinschciden des Kaisers Friedrich und dem Regierungsantritt Kaiser Wilhelms II. knüpfte der Reichskanzler einen ergreifenden Rückblick auf das Lebe» und die kurze Rcgierungszeit des Kaisers Friedrich, sowie eine Dar legung der augenblicklichen Lage. Fürst Bismarck soll die friedlichen Aussichten erwähnt, besonders nachdrücklich betont haben, daß in der inneren, wie in der äußeren Politik die Grundsätze festgehalte» werden würden, welche bis jetzt maßgebend waren, und im klebrigen auf die bevorstehende Eröffnung des Reichstages und die näheren Auseinandersetzungen hingewiescn haben, welche die Thronrede der Volksvertretung machen würde. Der bayerische Gesandte Graf von Lerchenfeld-Kvfering nahm darauf Anlaß, dem Beileid des Bundes rathes über den Heimgang des Kaisers Friedrich und der Beglück wünschung der Versammlung anläßlich der Thronbesteigung Kaiser Wilhelms II. Ausdruck zu geben. —' Räch dem Reichsmizeiger sagte der Kanzler, daß Se. Majestät der Kaiser Wilhelm die Kaiserwürde mit allen damit verfassungsmäßig verbundenen Rechten und Pflichten übernommen habe. Es sei dies geschehen in dem Vertrauen auf den Beistand, den Se. Majestät in der Erfüllung der kaiserlichen Pflichten bei Allerhöchstseinen hohen Bundesgenossen zu finden sicher sei. - Die Bundesrathssession wird wohl bis zum 15. Juli dauern, da ein großes Arbeitspensum noch vorhanden ist. — Als künftiger preußischer Minister des Innern wird jetzt auch Or. Achenbach, Oberpräsident der Provinz Brandenburg, ge nannt. Zunächst leitet der Unterstaatssekretär Herfurth die laufenden Geschäfte des Ministeriums weiter. — Infolge des Thronwechsels im Reiche müssen auf Grund des 8 1 des Gesetzes vom 4. Juli 1879 betreffend die Verfassung und die Verwaltung Elsaß-Lothringens die dem Statthalter übertragenen landesherrlichen Befugnisse durch den Kaiser erneuert werden. Da die Uebertragung dieser Befugnisse ein rein persönlicher Act des Souveräns ist, so muß sie bei jedem Thronwechsel wiederholt werden. Kaiser Wilhelm übertrug sie an den Fürsten Hohenlohe-Schillingsfürst unter dem 28. September 1685 und Kaiser Friedrich an denselben unter dem 15. März 1886. — Eine der letzten Regierungshandlungen des Kaisers Friedrich war, wie der „Boss. Ztg." mitgetheilt wird,, die Zuweisung einer aber die beiden Damen, welche sein Spiel begleiteten, wessen sollte man sich zu ihnen versehen? Da war zunächst die Harfnerin, die anscheinend ältere, welche in ihrer ganzen Erscheinung nichts darbot, was mehr als ein flüchtiges Interesse hätte in Anspruch nehmen können. Das glänzend schwarze Haar bedeckte in langen Scheiteln Schläfe und Ohren und ließ nur einen kleinen Theil ihrer Sirn sichtbar. Ihre Augenlider waren beständig gesenkt. So wenig während ihres Spieles, wie in den eintretenden Pausen hob sie den Blick, um das Publikum zu mustern. Ihr Gesicht hatte eine bleiche Färbung, die Lippen waren fest auf- einandergepreßt. was ihrem Munde einen bitteren Ausdruck, ihren Zügen etwas eigenthümlich Starres verlieh. Man hätte sie für ein Marmorbild Hallen können, wenn nicht die Beweglichkeit der feinen zarten Finger, die maschinenartig aber zauberhaft schnell in dem Saitengcwebe arbeiteten, dem widersprochen hätte. Ihre Gefährtin, welche um einige Jahre jünger erschien, stellte in jeder Beziehung das Gegentheil der eben beschriebenen Persönlich keit dar. Während die Letztere nicht das Geringste that, um die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zu ziehen, schien sie Alles hervorgesucht zu haben, was ihre Reize in das bestmögliche Licht stellen konnte. Das glänzend blonde Haar war zu einem Kranze üppiger Flechten geschlungen, die von einer silbernen Spange zu sammengehalten wurden. Ihre Züge waren regelmäßig und hätten allen Anforderungen klassischer Schönheit entsprochen, wenn nicht ein Ausdruck von Koketterie und Härte sich darin kund gegeben hätte, der eine aufrichtige Bewunderung ausschloß. Zudem erschieß auch die feine Röthe ihrer Wangen zu wenig natürlich und stand in zu auf fallendem Gegensatz mit den ein wenig matten, umrandeten Augen, als daß man sie für ein Zeichen vollkommener Jugendfrische hätte nehmen können. Sehr häufig ließ sie ihre Blicke durch de» Zuhörcrranm schweifen; cs war, als wolle sie ergründe», ob die geringe Theilnahme des Publikums ihr oder einem ihrer Gefährten gelte. Sie spielte die zweite Violine und die Art ihres Bogenstriches ließ auf eine gewisse Routine schließen. Dies in Verbindung mit einem feinen Gehör mochte die Ursache sein, daß sie die Accorde ziemlich rein hervor brachte. Nichts destowinigcr lag in ihrer Haltung, insbesondere in der Weise, wie sie den Bogen handhabte, viel Kokettes. Man sah wohl, sie wollte graziös erscheinen, und dieser Zwang machte sie für den feinsinnigen Beobachter zu einem Zerrbild?. Jahrespension von dreitausend Mark an die in Hamburg lebende Frau Louise Fröbel, die Wittwe deS berühmten Pädagogen Friedrich Fröbel. — Die Kaiserin-Wittwe Victoria übergab einigen Leiblakaien ihres dahingeschiedenen Gemahls Andenken an den Verstorbenen, die einen um so höheren Werth besitzen, da Kaiser Friedrich die Geaen- tände selbst benutzt hat. So erhielt der im 26. Jahre im persön lichen Dienste des Kaisers sich befindende Wagenmeister MatheS eine goldene Tuchnadel, die der Kaiser trug, wenn er in Civil ge kleidet ausritt. Mathes hat als Leibreitknecht des Kaisers Friedrich mit demselben alle Schlachten in dessen unmittelbarer Nähe mit gemacht. ^ — Am 2. Juli beginnt vor dem Reichsgericht in Leipzig die Hauptverhandlung gegen den Färber Appell-Straßburg, sowie den Hilfsschreiber Dietz und dessen Ehefrau Karoline wegen LandeSverrath und Beihilfe dazu. 1 — Morell Mackenzie über die Krankheit des Kaisers Friedrich. Das „Britisch Medical Journal" veröffentlicht einen Bericht Macken« zie's über die Krankheit des Kaisers Friedrich. In demselben heißt es, einige Tage vor seiner Abreise aus Charlottenburg habe der Kaiser angefangen, sich weniger gut zu befinden. Das habe in Pots dam fortgedauert, doch seien die Symptome keineswegs beunruhigend gewesen bis zum 8. Juni früh, zu welcher Zeit Professor vr. Krause bemerkte, daß, als der Kaiser Milch trank, ein Theil derselben durch die Luftröhre in die Lunge drang, was einen heftigen Husten verur sachte, während ein anderer Theil aus der Kanüle herausströmte. Während der ganzen langwierigen und schwierigen Krankheit, bei welcher die Aussicht auf Besserung beständig durch plötzliche Rückfälle getrübt worden, sei kein Laut der Klage über die Lippen des Kaisers gekommen, ebensowenig habe derselbe ei» Zeichen der Ungeduld von sich gegeben. Seine Aerzte und seine nächste Umgebung werden sich stets der Dankbarkeit erinnern, welche der Kaiser für Dienste gehabt >. hat, die gewöhnliche Patienten als ein ihnen zukommendes Recht in Anspruch nehmen. — Wunderbar ist nur ein Punkt: Jetzt sagt Mackenzie, am 8. Juni, also gerade acht Tage vor dem Tode de- Kaisers, seien zum ersten Male beunruhigende Erscheinungen im Be finden des Kaisers zu Tage getreten. Am 10. Juni aber hieß es in dem Bulletin, welches das Auftreten von Schlingbeschwerden meldete, noch, der Zustand der Kaisers sei nicht wesentlich verändert. Am 12. Juni wurde dann zugegeben, daß die Schlingbeschwerden ernster geworden feien, am 13. Juni empfing der Kaiser noch den Besuch des Königs von Schweden, und in der Nacht zum 14. Juni trat die rapide Verschlimmerung ein, welche zum Tode führte. — Süddeutsche Blätter berichteten, daß auf dem Bahnhof von Freiburg ein französischer Reisender von Studenten in gröblichster Weise insultirt worden ist. Leider ist die bcdauernswerthe Nachricht wahr. Der beleidigte Passagier, dem u. A. der Hut vom Kopfe ge schlagen wurde, war kein Franzose, sondern Italiener. Vier Mit glieder des betreffenden studentischen Corps find mit einer Carcer strafe von 8 Tagen bis zu 3 Wochen bestraft worden. Ferner ist die Suspension des Corps für das Sommersemester beantragt. — Pariser Blätter pnbliziren den Text des Telegramme- Kaiser Wilhelms an den Präsidenten Carnot. Derselbe lautet: „Ich schließe mich ganz den Wünschen an, welche der Präsident für die Anfrcchterhaltung der guten Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland ansspricht." — Für die deutschen Ueberschwemmten haben die deutschen Kolonien in Valparaiso nachträglich 10,000 Mark, in BuenoS-AireS 50,000 Mark überwiesen. Beide haben auch kostbare Kränze für den Sarg Kaiser Friedrichs gesandt. Frankreich. Der Ministerrath beschäftigte sich mit der be kannten Ausweisung zweier französischer Journalisten aus Berlin und erkannte an. daß die deutsche Regierung ihre gesetzlichen Befugnisse nicht überschritten habe. Es wurde beschlossen, keine Repressalien zu ergreifen, aber künftig die Berichte deutscher Correspondenten in Paris genauer zu überwachen. . S Obwohl das Zusammenspiel der drei Personen ein recht wirk sames genannt werden mußte, schenkten die Gäste der Musik doch nur höchst oberflächliche Aufmerksamkeit. Man lachte, trank, rauchte und unterhielt sich so laut, als sei von einem künstlerischen Genuß gar keine Rede. Allein auf die schöne Violinistin war mancher Blick gerichtet, und wenn sie mit dem Notenblatt herumging, um das Honorar für. die Vorträge einzukassiren, wurde ihr manches Lächeln, manches freund liche Schmeichelwort zu Theil, welche Huldigungen sie jedoch, wenn auch nicht gerade unfreundlich, doch mit einer gewissen Zurückhaltung aufnahm. Nur dann, wenn die Spende besonders reichlich ausgefallen war, verkündete ein reizendes Lächeln dem Geber, daß die Schöne ein dankbares Herz habe für Aufmerksamkeiten, welche ihr i» klingendem Silber geworden. Es fehlte aber auch keineswegs an Leuten, welche in vollem Mißmuthe über die veränderten Verhältnisse jede, auch die kleinste Anerkennung hartnäckig verweigerten. Zu diesen gehörte offenbar auch jener junge, blondgelockte Mann mit dem weichen, ein wenig träu merischen Gesichtsausdrucke, welcher an einem vereinzelten Tische in einer Ecke des Saales Platz genommen hatte und mit verdrießlichem Blicke, in welchem sich außerdem ein leiser Zug von Verachtung zu erkenne» gab, die drei mnsicirenden Personen betrachtete. Er verfehlte auch nicht, seinen Gefühlen thätlichcn Ausdruck zu gebe», denn als nach beendigtem Vortrage die blonde Virtuosin mit dem Notenblatt in der Hand ihren Umzug hielt und sich dabei auch seinem Tische näherte, warf er ihr zwar ein Geldstück zu, er that dies jedgch mit einem so verächtlichen Zuge um den Mund und in so schroffer, hoch- müthiger Weise, daß jählings eine dunkle Röthe in die Wangen des Mädchens schoß und dasselbe, wie vom Blitze getroffen, stehen blieb. Nur einen Augenblick sah sie den Geber mit einem trotzigen, heraus fordernden Blick an. Ihre Lippen bebten, als wolle sie etwas er widern; dann aber wandte sie sich rasch um und verschwand zwischen den laut schwatzenden Gruppen der Gäste. Der junge Mann hatte dies Alles nicht abgcwartet. Er war sogleich, nachdem er dem Mädchen die Gabe zugeworfeü, scheinbar absichtslos anfgestande», hatte mit vollkommener Nonchalance die Asche von seiner Cigarre geschnellt und sich dann nach einem anderen Platze umgesehen. So unbedeutend diese kleine Scene an und für sich sein mochte, war sie doch nicht unbemerkt geblieben, und als mm der Held der-
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