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Sächsischer Landes-Anzeiger : 06.05.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-05-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188805066
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880506
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880506
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-05
- Tag 1888-05-06
-
Monat
1888-05
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 06.05.1888
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Nr. 105. — 8. Jalirnank- Der jeden Woche,,tag Abend (mit Datum de» folgende» Tages) zur Versend»»» gelangende „Sächsische LanVeS-Anzeiger" mit täglich einem besonderen Unter- haltungSblatte und mit dem Exttabeiblat» Lustiges Vtiderluich kostet bei den Ausgabe- stellen nloiiatlichwPfg., bei denPost-Anst. 75 Ps. (1888er ZtgS.-Preisliste Nr. M5.) Sächsischer Für Abonnenten erscheint je einmal im Jahr: S«niniet-Eisknbaimf,i!iti>>iinl>cft für Sacknen. Winttt.Eiseiibillinfalilplaiiheft für Sachsen. Jlluftr. «alrnder des Sächsischen Landboten. JliliftrirtesJahrksbuch desLandes-Anzriger-. ü»iies-A«sklger mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen. Sonntag, 6. Mai 1888. «ozelgenvreir dis..Stichs. Sandes.»,,,einer««, Nanu, einer schmalen Corpn-zeile la Pfa. Bevorzugte Stelle (I svalt. Petitzeile) S» Pf. BeiWiederholung großer Annonce»Rabatt. Bei Bestellungen von An-wärtS wolle man Jnsertionsbetrag (in Briesmarken) beifügen l,e 8 Silben TvrvuSschrist bilden ca. IZeile.) Annonce,lannahme nur bis Bonnittag. MM Me. Buchdnitkerei. vliemuitz. Theaterstraße S (Fernsprechstelle Nr. ISS). Telegr -Adr.: LandeS-Anzeiger, Chemnitz. Mit täglich einem besonderen 4. Sächsisches Allerlei - Unterhnltrlngsblntt. i. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Erzähler — 3. Sächsische Gerichts-Zeitung 6. Jllnsirirtes Nnterlraltnngsblatt — 6. Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt. Lusiiges Bilderbuch. Telegraphische Nachrichten. Vom 4. Mai. Wien. Es verlautet auf das Bestimmteste, Taaffe habe den Tschechen viel mehr weitgehende Concessionen gemacht als bekannt geworden, er knüpfe daran die Bedingung strengster Geheimhaltung, sonst sei er seines Wortes entbunden. Mehrere Alttschechcn legten ihre Mandate nieder, weil sie nicht für den Liechtenstein-Antrag stimme» wollten. London. Dem „Standard" wird aus Athen gemeldet, daß die Beziehungen zwischen Griechenland und der Türkei sich besser gestalten. Die beiderseitigen Vertreter» Conduriotis und Feridun, bleiben auf ihren Posten. Berlin, S. Mai, IS Uhr 4V Min. Mittags. Der Kaiser ist heute anher Bett nnd nahm Vormittags den Vortrag Albedyllö entgegen. Die Temperatur der letzten 24 Stunden war hinsichtlich der Körperwärme des Kaisers niedriger als zu irgend welcher Zeit seit dem Eintreten des Fiebers, welches heute por 3 Wochen begann. Gestern machte der Kaiser wohlgelnngene Gehversuche, welche heute wiederholt wurden. Der Appetit ist zufrieden stellend. Politische Rundschau. Chemnitz, den 5. Mai. Deutsches Reich. Aus Charlottenburg. Am Freitag Vor mittag wurde, wie gemeldet, folgendes erfreuliche Bulletin über des Kaisers Befinden ansgegebcn: „Se. Majestät der Kaiser und König sind heute Morgen fieberfrei, zeitweise außer Bett. Die Kräfte nehmen täglich zu. Die Bulletins werde» bis auf Weiteres nicht mehr täglich ansgegebcn. Mackenzie. Wagner. Krause. Huvcll. Leyden. Bardelcben." Kaiserin Victoria ist am Donnerstag Spätabcnd von ihrer Reise in das Ueberschwenininngsgebiet der Elbe im besten Wohlbefinden wieder in Charlvttenbnrg angekomme». Sie berichtete dem Kaiser ausführlich über den herzlichen Empfang in Wittenberge, Hihacker, Lüneburg rc., und übcrbrachte eine Anzahl von Veilchen bonqucts, welche ihr für den kranke» Gemahl übergebe» worden waren. Der Kaiser lauschte den Mitthcilungcn mit dem größten Interesse und gab seiner Freude über den befriedigenden Verlauf der Reise wiederholten Ausdruck. Ein Dankcrlaß der Kaiserin an die zuständige» Behörden wird in diesen Tagen erfolgen. Am Freitag Morgen war der Kaiser fieberfrei, die Temperatur war ans 37,2 Grad gesunken. Nachts hatte der hohe Patient ziemlich guten Schlaf, obwohl Husten nnd Auswnrf sich wieder etwas vermehrt hatte». Die Kräfte zeigten eine weitere sichtbare Zunahme, der Appetit war besser geworden, auch die Stimmnng hatte sich merklich gehoben. Im Allgemeine» ist eine zwar nicht große, aber doch recht befriedigende Besserung des Gesammtbcfindens zu konstatiren, auch das Kehlkopf- leiden ze gl keine Zeichen wesentlicher Verschlimmerung, nnd ist des halb die Ausgabe von täglichen Bulletins vorläufig eingestellt. Um in der Art der Ernährung wieder eine Abwechselung cintrcten zu lassen, nimmt der Kaiser jetzt »eben der flüssige» Nahrung wieder Pnrccspciscn zu sich. Der Kaiser verließ am Vormittag das Belt nnd wird mit Unterbrechungen den größte» Thcil des Tages auf dem Lehnstuhl und dem Sopha zubringc». Beide Gegenstände sind be sonders bequem eingerichtet, namentlich ist das Sopha ein eigcnthüm- lich gebautes Möbel, sehr lang und breit, mit großen Seitenlehnen versehen. Zunächst verweilte der Kaiser eine Stunde in dem großen Zimmer des nach der Charlottenburger Chaussee zu gelegene» Mittel baues, dem sogenannte» Thnrmvcstibul, in welchem ein Theil der Blumcnschätze, die dem Kaiser täglich zugchen, anfbcwahrt wird. Von hier aus begab sich der 'hohe Kranke nach dem Arbeitszimmer, um die Zeit bis Mittag auf dem Sopha mit Lectnre zu verbringen. Nach dem Essen wurde der Lehnstuhl benutzt, der seinen Platz wieder am Fenster nach der Parkseite hatte. Später suchte der Kaiser noch mals das Sopha auf. Die Acrzte glaubten diesen Wechsel der Anfcnthalisräume ohne Besorgnis; gestatten zu dürfen. Am Vor mittag hörte der Kaiser auch mehrere Vorträge nnd empfing Mittags den Besuch der krvnprinzlichcn Herrschaften. Die bisher bestandene Schwäche in den Füßen hat merklich nachgelassen, der Kaiser that am Freitag bereits wieder einige Schritte, um sich ans Gehen zu gewöhnen. Dagegen ist cs gan; falsch, wenn mitgetheilt wird, der Kaiser spreche leise mit seinen Aerzten und seiner Familie. Das ge schieht nicht, im Gegentheil beruht auf Vermeidung allen Sprechens die Haupthoffnung, einer schnellen Ausbreitung des Kchlkopfleidens vvrznbcngen. Indessen macht sich der Kaiser durch die Lippenbewcg- nng recht gut verständlich. Die Kaiserin empfing am Freilag Vor mittag Schuldcputationen, welche künstlerisch ausgcstattcte Blumen körbe überreichen wollten. Mackenzie reist nicht vor 10—14 Tagen nach London. Die „N. A. Z." berichtet: „Der Kaiser hat, wenn auch händig durch Husten und Auswurf unterbrochen, in der letzten Nacht ziemlich gut geschlafen und fühlte sich Freitag Morgen recht wohl. Der zuweilen auftrctcnde, elwas stärkere Hustenreiz wird meist durch etwas vermehrte Absonderung hcrvorgerufen, die aber lediglich ans der Wunde, nicht aus den Lungen herrührt. Eine Er krankung der Lungen konnte bisher nicht nachgewiesen werden. Das Fieber ist jetzt auch Nachmittags nnd Abends gering und Morgens gar nicht vorhanden. Der Appetit steht zwar noch unter dem Ein druck der mangelnden Bewegung, ist aber befriedigend." — Von gestern Abend wird noch gemeldet: „Der Kaiser fühlte sich begreif licherweise müde, aber nur wenig erregt. Der Appetit muß noch besser werden, aber die Acrzte hoffen sicher darauf, sobald nur der Kaiser erst wieder in der frischen Luft ist. Die Unterhaltung bleibt immer noch beschränkt, um alle Anstrengung zu verhüten. Die Kaiserin nahm Veranlassung, den Aerzten ihren Dank für alle die Mühe und Sorgfalt zu sagen, welche sie dem Kaiser zu Theil werden lassen." — Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht die erste vom Kronprinze Wilhelm in Vertretung seines kaiserlichen Vaters Unterzeichnete Ordre. Dieselbe ist an den Minister des Innern gerichtet und betrifft die Genehmigung eines Nachtrages zum Reglement für die Feuer-Sozietät der Provinz Posen. Die Unterschrift lautet: In Vertretung Sr. Majestät des Königs: Wilhelm, Kronprinz. — In Darmstadt ist aus Berlin die Nachricht eingcgangen, daß die Hochzeitsfeier des Prinzen Heinrich von Preußen mit der Prinzessin Irene von Hessen noch nicht in diesem Monat stattfinden wird, sie ist bis zum Eintritt andauernder Besserung im Befinden des Kaisers verschoben. — Die „Post" erklärt die Nachricht, der Kaiser habe dem Fürsten Bismarck den HerzogStitcl verleihen wollen, für eine Erfindung. — Preußisches Abgeordnetenhaus. Die Kreis-Provinzial-Ord- nung für Schleswig-Holstein wurde definitiv in dritter Lesung ange nommen, in erster und zweiter Berathung der Gesetzentwurf betr. die Errichtung eines Amtsgerichtes in Tirschticgel. Zu dem Anträge Scheden betr. das Verbot von Surrogaten bei der Bicrbereitung wurde eine Resolution genehmigt, durch welche die Regierung ersucht wird, die rcichsgesctzliche Regelung dieser Angelegenheit im Bundcs- rathe eifrig betreiben zu wollen. Darauf wurden noch einige Peti tionen über Abhilfe gegen Wildschäden genehmigt. Sonnabend: An träge nnd Petitionen. — Dem Abgeordnelcnhanse ging die Odcrvor- lage zu, welche die Regierung ermächtigt, zur Verbesserung der Schifffahrt ans der Oder 21,500,000, zur Verbesserung des Spree laufes innerhalb Berlins 3,200,000 und zur Verbesserung der Strom- Verhältnisse der unteren Oder 1,600,000 Mk. zu verwenden. — Die Herrcnhauskommission nahm das Schullastengcsetz nach den Beschlüssen des Abgeordnetenhauses an, um das Zustandekommen nicht zu ver zögern, nahm aber eine Resolution an, in welcher ausgesprochen ist, daß die Verfassung bei derartigen Staatszuwcndungcn nicht den Nach weis der Bedürftigkeit fordere. — Irgend eine Aenderung in den politischen Beziehungen zwi schen Deutschland und Großbritannien, und zwar zum Guten, ist seit dem Besuche der Königin Victoria in Berlin und ihrer Unterredung mit dem Fürsten Bismarck ganz bestimmt eingetretcn. Von allen Seiten wird versichert, daß die deutsche auswärtige Politik jetzt eine Basis gefunden habe, auf welcher eine völlige Verständigung mit der briti schen möglich sei. Die „Pol. Corr." geht sogar noch weiter, indem sie in einem Berliner Briefe feststem, daß die deutschen Sympathieen für Rußland in demselben Verhältnis; abnchmcn, wie die für England zunehmcn. In letzterer Beziehung habe die Reise der Königin Victoria Wunder gewirkt. Stimmen wird's wohl. Denn wenn, wie geschehen, Fürst Bismarcks „Norddeutsche Allgemeine" sich befriedigend äußert, kann auch ganz Deutschland zufrieden sein. — Die Unterredung, welche Karl Schurz am Mittwoch mit dem Fürsten Bismarck gehabt hat, dauerte nicht weniger als zwei und eine halbe Stunde. Schon diese Thatsache, so schreibt die „Köln. Ztg.", allein beweist zur Genüge, wie sympathisch der Empfang war, den der Reichskanzler dem dcut'chamerikanischcn Staatsmann bereitet hat. Demselben werden von allen Seiten besondere Auszeichnungen zu Thcil; er erhielt n. A. verschiedene Einladungen von sehr hervor ragenden Persönlichkeiten. — An einem der letzen Tage kam früh am Morgen ein französischer Husar in voller Uniform mit Säbel an eine der Thor- wachen von Metz, um sich zu melden. Derselbe hatte seine Gmnison Pvnt-»-Mvussvn Nachts verlassen — eines Streites mit einem Osficier wegen — und stellte sich nun der denischcn Militärbehörde. Er ist aus dem nahcgelcgenen Mars-la-Tour gebürtig. Nachdem er Civil- kleider erhalten und man ihm Uniform und Säbel abgcnommcn, wurde er entlassen. — lieber den Ueberfall der deutschen Forschungs-Expedition Knud-Tappenbeck im Kamerun-Gebiete ciitiicniicn wir einem längeren Berichte Folgendes: „Am 7. November brach Premier - lirntenant Kund mit seiner Expedition nach dem Innern auf nnd dauerte dieselbe bis zum 27 Februar d. I. Die Expedition gelangte bis 12" 30" östlicher Länge und bis zum 4° nördlicher Breite nnd hat einen sehr bedeutend.» Weg ins Innere zurückgclcgt. Es wurde scstgestcllt, daß das Battangagcbiet aus einer circa vier deutsche Meilen breiten und bcwrhntcn Landstrccke besteht. Daran stößt dichter Urwald, welcher fast gänzlich unbewohnt ist. Das ganze Gebiet ist von einem Hochplateau durchzogen, welches nach Osten hin sich verflacht, aber stellenweise bis 1200 Meter ansteigt. Erst in der östlichen Abdachung dieses Plateaus ist das Gebiet dichter be wohnt. Die Expedition passirte glücklich den Urwald und wandlc sich dann in nordöstlicher Richtung, um womöglich die Wasserscheide des Kongo zu erreichen. Premierlientenant Knud hatte insbesondere ins Auge gefaßt, einen von den Eingeborenen vielgenannten Fluß, welcher aus dem Innern kommen sollte, zu erreichen. Thatsächlich wurde dieser Fluß, welcher Ndjong oder Zannaga genannt ist und nach dein Westen fließt, erreicht. Die Richtung, welche er einhält, und die Größe seiner Wasscrmassc, sowie seines Stromgebietes geben zu der Annahme Berechtigung, daß die vier Ströme des Kamerun- Gebietes die Mündungen dieses großen, aus dem Innern kommenden Flusses bilden. Es wurde scstgestcllt, daß der Fluß dort in der Nähe des Ortes, wo die Expedition ihn erreichte, ans dem Fclscn- gcbirge strömt und zahlreiche Stroinschnellen auswcist. Es folgt sodann ein ruhiger, schiffbarer Lauf von etwa 20 Meilen, um dann abermals durch Strvmschnellcn gestört zu werden. Herr Kund über schritt mit seiner Expedition den Zannaga nnd zog am rechten Ufer westwärts weiter in der richtigen Annahme, auf diesem Wege Kamerun zu erreichen nnd unterwegs eine Station zu errichten. Ans diesem Wege am rechten Ufer des Flusses entlang stieß die Expedition aus Sudannegcr, welche mit von Norden her cingedrungencn mnhamcda- nischcn Negern — dieselben sind schon an ihrer Kleidung, Burnus und Sandalen, als Muhamcdaner kenntlich — in blutiger Fehde lebten. Die Sudannegcr nahmen alsbald eine sehr feindselige Haltung gegen die Expedition an, es kam zum heftigen Kampfe, wobei die deutsche Expedition Sieger blieb und die anliegenden An siedelungen der Neger niederbrannte. Wenngleich hierdurch die feind lichen Stämme zunächst von weiteren Angriffen ans die Expedition zurückgeschrcckt wurden, so sah der Führer, Herr Kund, doch bald ein, daß ein Vorwärtsdringen auf diesem von feindlichen Stämmen dicht bevölkerten Gebiete die ganze Expedition in Gefahr bringen und ihren Untergang sicher herbeiführen würde. Er entschloß sich des halb, auf das linke Ufer des Zannaga überzutreten, und es gelang auch glücklich, die gesammte Expedition hinübcrzuschaffen. Hier auf diesem linken Ufer schlug die Expedition wieder den Weg nach Battanga ein und in ungünstigem Terrain wurde sie von Bakokos überfallen. Es kam zu einem sehr heftigen Kampfe, wobei die beiden Officiere, viele Eingeborene verwundet, von den letzteren auch einige getödtet wurden. Die Expedition kehrte auf einem anderen, als dem zuerst eingeschlagenen Wege nach Battanga zurück. Mitte März traf Herr Kund in Kamerun ein und die Thatsache, daß er sich bereits mit den Vorbereitungen für eine neue Expedition in das Hinterland von Kamerun in der Richtung auf den Zannaga be schäftigt, ist ein Beweis dafür, daß er sich wohl befindet. Auch von Herrn Tappenbeck liegen beruhigende Nachrichten vor. Erwähnens wertst ist noch, daß die Expedition keineswegs in einem erschöpften und hoffnungslosen Zustand sich befand, als sie nach Battanga zurückkehrte. Es waren Boten dahin vorausgeschickt worden, um Hülfe für die Verwundeten zu requiriren, nnd schon am zweiten Tage war diese Hülfe zur Stelle. Oesterreich-Ungarn. Bezeichnend für die russisch-österreichischen Beziehungen ist es, daß der russische Generalleutnant Steins mit seinem Adjutanten an der Grenze wegen mangelhafter Reisedokumente angehalten wurde. Beide mußten so lange in Lemberg bleiben, bis der Sachverhalt klar gestellt war. — In Wien begann am Freitag der Prozeß gegen den antisemitischen Abg. von Schönerer und den / Stenographen Gerstgrasser wegen Uebcrfalls der Redaktion des «N. W. Tgbl.", also wegen Verbrechens der Gewaltthätigkeit. Italien. Nach den letzten Verhandlungen des italienischen Parlaments kann kein Zweifel darüber bestehen, daß dem Minister präsidenten Crispi wegen seiner afrikanischen Politik ein volles Ver trauensvotum bewilligt werden wird. Massauah und Saati bleiben vor der Hand also noch von den italienischen Truppen besetzt. Im Laufe der Debatte hat Herr Crispi abermals die Gelegenheit wahr- ' genommen, seine Friedensliebe zu betonen, indessen auch bemerkt, Italien werde nie elwas von seiner Würde oder seinen Rechten ver geben, insonderheit nie dulden, daß irgend eine Macht im Mittel- mccr allmächtig werde. — Daß Italiens Großmachtstellung durch seine Bündnisse garantirt ist, darüber besteht kein Zweifel, und wenn also in den Franzosen jemals die Lust zu einem Kreuzzuge nach Rom erwachen sollte, so werden sie nicht blos mit den Italienern Zusammen stößen. Die Stimmung an der französisch italienischen Grenze ist fortgesetzt eine recht unfreundliche,' es ist auch gar keine Aussicht auf eine Aenderung und baldigen Abschluß eines neuen Handelsvertrages zwischen beiden Staaten vorhanden. Frankreich will überhaupt nicht nachgebcn und Italien nicht allein, also kann der Zollkrieg wer weiß wie lange noch ondauer». Belgien. Der Redakteur des „Züricher Sozialdemokrat", welcher auf der Durchreise nach London kürzlich in Brüssel eintraf, hat von der Regierung die Aufforderung erhalten, Belgien sofort zu verlassen. Rnhland. Die Petersburger Meldung, auch in Rußland solle das Nepetirgewehr eingcsührt werden, wird für unrichtig erklärt. Es schweben wohl Erwägungen, aber dieselben sind noch nicht zum Ab schluß gelangt. Orient. In Belgrad sind beunruhigende Nachrichten cinge- gcmgen. Im türkischen Vilajet Monasticr sollen ernste Unruhen aus- gebrochen sein. Serben und Griechen haben sich gegen die Behörden erhoben. Dagegen scheint man in Athen von der durch russische Einflüsterungen hcrvorgcrnfcncn Neigung, von Neuem mit dem Sul tan Händel anzufangen, abgekomme» zu sein. — Alle Verurtheilten im Militärprozeß zu Sofia haben Berufung gegen das Urtheil ein gelegt. — Prinzessin Clementine von Coburg wird demnächst wieder in Sofia einlreffcn, sobald ihr Sohn von seiner Rundreise heimge- kehrt ist. — In Konstantinopel eingetroffene Nachrichten aus Erzerum melden ein Vvrschicben der russischen Truppen an die türkische Grenze. 'Frankreich. Präsident Carnot unternimmt demnächst wieder eine Reise in die Provinz und zwar nach Lyon. — In Marseille > begann der Prozeß gegen de» Sergeanten Chatclain, der angeklagt ist, der italienischen und deutschen Regierung ein Lebelgewehr zum Kaufe angevotcn zu haben. In Douai erregt das Verschwinden von neunzehn Lebel-Patronen aus der Patroncnfabrik Aufsehen. — Zur Eröffnung der spanischen Ausstellung in Barcelona wird im dortigen Hafen bekanntlich ein starkes englisch - italienisch - österreichisches Ge schwader vereinigt sein. Das hat die Franzosen mächtig gewurmt, und damit sie nicht hinter ihren Rivalen zurückstehen, werden sie gleich eine ganze Mandel Kriegsschiffe dorthin entsenden. — Sobald die Franzosen sich mit den Angelegenheiten des Auslandes beschäftigen und dabei auf de» Gedanken kommen, sich in Einzelheiten einzulassen, gicbt cs fast jedesmal ein Mißverständniß. So auch jetzt, wo sich viele Blätter mit de» neusten Ernennungen in den höchsten deutschen Commandostellen beschäftigen nnd dabei die sonderbarsten Hirngespinste über „Militärpartei" und sonstige Gespenste zu Tage fördern. Ge radezu komisch wirkt es, wenn sie dabei unter sich selbst uneinig werden und zu den widersprechendsten Schlüssen gelangen. Die nach folgenden Anführungen beleuchten das in treffendster Weise. Der „Gaulois" sagt: „Die Beförderten gehören nicht zur „alten Armee", wie man sie in Berlin nennt, d. h. zur fraiizosenfeindli'chen Armee. Alle, höchstens mit Ausnahme von Bronsart von Schcllcndorf, sind Anhänger der Fricdenspartci." Dagegen weiß die Justice: „Die Ernennung der Generale Waldersee, Bronsart, Caprivi nnd Hcnduck wird in Berlin sehr besprochen. Sic beweist, daß die Militärpartei allmächtig ist." Der französische Leser kann sich also, je nachdem er „Jnstice" oder „Gaulois" hält, dafür entscheiden, ob heule in Berlin eine wüste Kriegspartei oder eine Partei herrscht, die den Frieden um jeden Preis erhalten will! Daß die Wahrheit in der Mitte liegt und daß „Justice" und „Ganlois" ganz gleichen Unsinn erzählen, dürfte nur wenigen Lesern zur Kenntniß kommen. England. Im englischen Unterhause gab am Donnerstag der Unterstaatssecretär Fcrgnsson u. A. die interessante Erklärung ab, die Negierung sei damit einverstanden, daß der Distriet von Apia auf Samoa der Regierung des neuen Königs Tamasese unterstellt werde. Darin liegt die formelle Anerkennung der neuen Verhältnisse d s Jnselreiches. Das Parlament bewilligte die neuen Forderungen df- . Ministeriums zur Erhöhung der Wehrkraft des Landes. — Die neue Wchrvorlage bezweckt weder eine Vergrößerung des Heeres, noch die Erhöhung des Heeresbudgets, sondern überträgt nur den Militär behörden die Vollmachten für schleunige Mobilisirung säniintlicher Landesstreitkräfte in Nothfällen. In nächster Woche wird der Schatz kanzler 23 Mill. Pfund für Befestigung von Häfen und Kohlen- stationen fordern. Die Summe soll durch Ueberwcisung der Suez- kanaldividenden für mehrere Jahre beschafft werden. Sächsisches. — Dresden, 5. Mai. Die Rückkehr König Alberts au» Sibyllenort nach hier wird am Sonntag früh 5 Uhr erfolgen. Am 15. Mai gedenken unser KönigSpaar und Prinz Georg nebst Familie wiederum sich nach Sibyllenort zu begeben. Der Aufenthalt daselbst soll dann 14 Tage währen und wird hieraus von Ihren Königl.
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