Suche löschen...
Sächsischer Landes-Anzeiger : 16.05.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-05-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188805165
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880516
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880516
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-05
- Tag 1888-05-16
-
Monat
1888-05
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 16.05.1888
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
4 WW,MWM4i.»W^W-^MWWWWW Nr. 112. — 8. Jahrgang. Der jeden Wochentag Abend (mit Datum de« solgenden Tages) zur Berlendung gelangende „Sächsische LnnveS-Anzctgcr" mit täglich einem besonderen Unter- baltungsblatte nnd mit dem Extrabeiblatt Lustilics Bilderbuch kostet bei den Aurgabe- tzellc» monatlich 70 Pfg., bei de» Post-Aust. 75 Ps. (1888er ZtgS.-Preisliste Nr. KOÜo.) Für Abonnenten erscheint je einmal im Jabr: Soiiiuier.Eiseubalinfalirvlaichesi flir Lachst». Linter-Eisenbahnfalirplaichest sttr Lachsen. Illustr. stnlcuder des Sächsischen Saudboten. JllustkirtkeIahresbllchdeSLaudesstuzeigers. Sächsischer Mittwoch, 16. Mai 1888. tmilts-Aiistliel mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen nnd Thüringen. BeiWiederholnng großer ÄnuoncenRabatt. Bei Bestellungen von AnrwärtS tu olle man Jnsertionrbetrag (in Briefmarken) beifügen lieb Silben Corpurschrist bilden ca. IZeile.) Annoiicenaunahm« nur bis Vormittag. Vttllig: WMtr Wick, Biichdritckerei. Ctiemiiitz. Theaterstraße 5 (Fernsprcchstclle Nr. 186). Telegr -Adr-i Lander-Anzeiger, Chemnitz. Mit täglich eimiii besonderen Untcrhnltnngsblatt: i. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Erzähler — 3. Sächsische Gerichts-ZeijtMg 4 Sächsisches Allerlei — 5. Jllnstrirtes Unterbaltnngsblatt — 6. Sonntagsblatt - Eitra-Beiblatt: Lustiges Bilderbuch. Amtliche Bekanntmachungen. Die ans den Folien 152, 241, 695, 820, 1073, 1320, 1376, 1467, 1474, 1608, 1817, 1933, 2020, 2065, 2085, 2116, 2127, 220), L2l0, 2224, 2254, 2273, 2 Mi, 2329, 2351, 2386, 2395, 2403, 2481, 2513, 2542, 2 )78, 2585, 2632, 2143, 2644, 2674, 2675, 2707, 27lO, 2716, 2718. 2755, 2759, 2787, 2827, 2888, 3016, 3055 und 3088 des Handelsregisters für die Stadt Chemnitz eingetragene» Firme» C. F. Baumann, H. Müller, C. F. Lungwitz, Julius Lange, Feodor Schlesinger, Wilhelm Popp, Moritz Zcnner, Max Gebhart, Joseph Hermann Krehßel, Adolph Kirst, Carl Metzler, P. Hentzschel je., G. E. Stanglen, Georg Uhlman», Lewh ». Comp., Max Jacob, E. I. Schmidt, Wilhelm Gerig, JohaiMes Krüger, Max Fromclt, Robert Vogel, I. F. Tröltzsch, N. Eichler, Heinrich Paul Matthes, Adolph Schönherr, Ir. Sattler, Dresdner Strickmaschincnfabrik Laue u. Tiniäns, E. Theodor Seidel, Born u Danch, Glockengießerei Chemnitz E. R. Kirsch, Allendors n. Kunze, Moritz Nitzsche, Coh» u. Stichler, H. von Einsiedel, Carl Wcinhold, Gebrüder Sprecher, Debet u. Credit Schnlden-Einziehnngs- und Ausknnfts-BnreanBohndorss u. Co , Gcbr. Schnrig, Fritz Gnmprecht, Johann Paul Schaarschmidt, Ubermann n Jacger, Max Fehrman», A. Kluge, Blume u. Scheller, Franz Lesch, I. Mcyerhardt, Max Wctzel, Ferdinand Wolfs Mechanische Hans- nnd Draht- scilcrci Mannheim (vormals Jvh. Jacob Wolff), Rothe u. Stendtncr und Wilhelm Pinlns, sämmtlich in Chemnitz, sind erloschen und ist dies auf den obenbezcichncten Folien vcrlantbart worden. Chemnip, am 9. Mai 1888. Königliches Amtsgericht. In dem Konknrsverfahrcn über das Vermögen des Schneidermeisters Bruno Heinrich Kröncr in Chemnitz ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters, zur Erhebung von Einwcndnngcn gegen das Schlnßvcrzeichniß der bei der Verthcilung zu berücksichtigenden Forderungen und znr Beschluß fassung der Gläubiger über die nicht vcrwerthbaren Vermögcnsstücke der Schlußtermin auf den 9. Juni 1888, Vormittags 10'Uhr, vor dem Königlichen Amtsgerichte Hierselbst bestimmt. Chemnitz, den 12. Mai 1888. König! Amtsgericht. In dem Concnrsversahrcn über das Vermögen der offene» Handels gesellschaft in Firma L. O. Lindncr n. Co. in Grüna ist infolge eines von dem Gcmeinschuldner gemachten Vorschlags zu einem Zwangsvcrglcichc Bcr- glcichstcrmi» aus den 6. Juni 1888 Vormittags 10 Uhr vor dem Königlichen Amtsgerichte Hierselbst anberanmt. Chemnitz, den 9. Mai 1888. Königliches Amtsgericht. Das Concursverfahren über das Vermögen des Strumpfwaarenhändlcrs und Wollwaarenfabriknnte» Carl Gottlob Lungwitz in Chemnitz wird nach erfolgter Abhaltung des Schlußtermins hierdurch aufgehoben. Chemnitz, am 11. Mai 1888. Königliches Amtsgericht. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Bäckers Franz Her mann Brückner in Chemnitz ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Ver walters, znr Erhebung von Einwendungen gegen das Schlnßvcrzeichniß der bei der Vcrtheilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschlnßsassung der Gläubiger über die nicht vcrwerthbaren Vermögensstücke der Schlußtermin auf de» 5. Juni 1388 Nachmittags 4 Uhr vor dem Königlichen Amtsgerichte Hierselbst bestimmt. Chemnitz, den 8. Mai 1888. Königliches Amtsgericht. Telegraphische Nachrichten. Vom 14. Mai. Wie». Nach der „Polit. Corr." ist die Reise der Königin von Serbien nach Belgrad nnr bis nach der Beendigung der Badekur in Wiesbaden vertagt. Der König sendete gestern der Königin zu deren Gcbnrtsfeste ein beglückwünschendes Telegramm. Dies alles soll darthn», daß das Verhältnis; zwischen dem Könige und der Königin das alte bleibe, sich also nicht gebessert, aber auch nicht verschlechtert habe. — Die Affaire wegen des griechischen Konsuls in Monastir scheint auf dem Wege der Beilegung zu sein. Bukarest. I» höheren Offizierskreiscn ist die Bildung einer „Patriot! che» Liga" znr Bekämpfung aller Wühlereien gegen die rumänische Nation und die Dynastie angeregt worden. Dieses Vor gehen wird namentlich mit dem Hinweis auf die russische Agitation und das illoyale Verhalten einzelner Oppositionsblätler begründet. London. Die „Times" bezeichnet die Bestimmung des Proto kolls der Zuckerkonfercnz, welche die Einfuhr prämiirlen Zuckers ver bietet, als eine Verletzung des Freihandels. — General Wolselcy be absichtigt, heute Lord Salisbury zu antworten. Der „Daily Tele graph" veröffentlicht einen Brief von Lord R. Churchill, in welchem derselbe für General Wolseley Partei ergreift nnd Lord Salisbury tadelt. — Das Ministerium verweigert die Annahme der Demission des Generals Lord Wolseley. — Admiral Hcwett ist gestorben. Berlin, den IS. Mat, Vormittags. Ein heute 9 Uhr Morgens anögegebenes Bulletin berichtet: DaS Be finden des Kaisers ist in den letzten Tagen gut geblieden, der Appetit und die Kräfte haben zugenommen. Infolge einer leichten Rachenentzündnng bestehen seit einigen Tagen geringe Schlingbeschwerden, welche sich indesten bereits wieder bester»». Das abendliche Fieber bleibt ganz gering. — Fürst Bismarck ist heute Morgens nach Barzin avgereist. Politische Rundschau. Chemnitz, de» 15. Mai. Deutsches Reich. Ans Schloß Charlottcnburg. Die Nacht zum Montag verlief für den Kaiser recht gut, das Befinde» am Tage war durchaus zufriedenstellend nnd völlig fieberfrei. Es scheint somit thatstchlich eine Ruhepause in den Krankheitserscheinungen eingetrctcn zu sein; freilich verhehlen sich die Acrzte nicht, daß das Fieber immer noch wicderkehren kann, da die Ursache, die Eiterung in der Luft röhre, wen» auch in geringem Maße, fortdanert. Die Körperkräftc nehmen von Tag zu Tag erfreulich zu, der Kaiser kann selbstständig das Bett verlassen und sich selbst ankleidcn. Die Gehversuche werden allmählich ausgedehnt, doch bleiben zwischen den einzelnen Versuchen längere Ruhepausen bestehen. Der Kaiser genießt sowohl flüssige, wie kompakte Speisen, wie Milch, Beeftea, Pnree's, kleingeschnittenes Fleisch u. A. Am Sonntag Nachmittag 3 Uhr wurde Professor Mrchvw von der Kaiserin nnd dann auch vom Kaiser in Audienz empfangen. Virchow hat etwas von dem Answnrf des Kaisers in verschlossenem Glasfläschchen zu mikroskopischer Untersuchung erhalten. Auch mit Mackenzie hatte er eine längere Besprechung. Montag früh war der Kaiser gut gestimmt und verließ schon zeitig das Bett. Er ging allein durch die verschiedene» Zimmer und unterhielt sich längere Zeit mit den Aerzten, die ihm die bestimmte Versicherung gaben, er werde bei Eintritt wärmeren Wetters das Zimmer verlassen können Montag Mittag cvnferirte der Kaiser mit Wilmowski uns Albcdyll. hörte auch am Nachmittag noch mehrere Vorträge und empfing Be suche. Auch Fürst Bismarck war zeitweise im Schlosse anwesend. Für Ausgabe eines Bulletins lag keine Veranlassung vor. — Kaiserin Victoria stattete Montag Vormittag 11 Uhr dem städtischen Kraiikcnhause im Berliner Frieörichshain einen Besuch ab. Unter Führung der Acrzte „ahm die hohe Fra» von allen Einricht ungen des Hauses Kenntniß, besuchte auch einige Kcankensälc, wo sic sich in leutseligster Weise mit den Kranken unterhielt und mehrere» derselben Blnmenbouqnets überreichte. Längere Zeit sprach die Kaiser!!' dann noch mit dem Chirurgen I)r. Hahn, der als Autorität auf dem Gebiet der Kchlkopfoperatione» bekannt ist. — Die Reise der Kaiserin i» das wcstpreußische Ueberschwemm- nngsgcbict ist, der „Voss. Ztg> zufolge, noch für diese Woche in Anesicht genommen, da in die nächste Woche die Hochzeit des Prinzen Heinrich fällt. Für Ende des Monats ist dann bei günstigem Be finden des Kaisers die Uebersicdelnng nach Potsdam fest beschlossene Sache. — Der Hofstaat der künftigen Prinzessin Heinrich von Preußen ist zusammengesetzt ans der Freifrau von Seckendorf, Gemahlin des Hofmarschalls, als Oberhof,»eisterin, Gräfin Rantzau als Hofdame, Graf Hahn als Kammerhcrr». — Kronprinz Wilhelm hatte am Sonntag Geh. Rath Professor von Bergmann znr Tafel in das Berliner Schloß geladen. Es fällt das um so mehr auf, als an dem Diner nur Familienangehörige sonst thcilnahmcn. — Unter Vorsitz des Fürsten Bismarck hat am Sonntag Nach mittag eine Sitzung des preußischen Slaatsministcriums im Reichs- Suzon's Ende. Von Emil Pcschkan. Fortsetzung. Nachdruck verboten- Freilich war der Vater selbst schuld an Allem. Warum war er nie so ganz ein Vater gewesen, warum verricth er immer nur die Sorge und nie die Liebe, warum ließ er sein Herz nicht Ein Mal überwallen — nein, nicht Ein Mall Seine Kinderjahre zogen vor ihm herauf — düstere freudenlose Kindcrjahre, die er in dem einsamen Hause, ohne Kameraden, immer unter der Aufsicht des ernsten, strengen Vaters verbrachte. Alles war gefährlich, was andere Knaben trieben, Alles Unsinn, Zeitver geudung, üble Gewohnheit, die einem fürs Leben blieb. Lernen hieß cs und immer lernen, und dann sollte er mit der Unterhaltung des Vaters fürlicb nehmen, dessen Wesen ihm immer so fremd war, daß cs ihn mit Scheu und Furcht erfüllte, selbst dann, wenn er mit ihm spielte, wenn er ihn liebkoste. Und dann kamen die reiferen Knabcn- jahre und mit ihnen der Trotz und die Leidenschaft, die Alles noch verschlimmerten, verdüsterten. Der Vater immer auf Wache, immer argwöhnisch und drvhend, und als er ihn dann so weit überwunden hatte, daß er sich der Musik widmen durfte — welche neuen Leiden. Nie sollte er seiner Laune folgen, seine» phantastischen Einfällen sich hingeben. Er, der nur von der Lust, zu erfinden, beseelt war, der schon Lieder und Tänze komponirte, ehe er noch eine Note kannte — er sollte tagaus tagein die trockensten Dinge studiren, die mühseligsten Fingerübungen machen, nur lernen nnd immer lernen. Das war nicht die Kunst, von der er geträumt hatte, das war ein trübseliges Handwerk, öder als Alles, was er seither getrieben Endlich, als cs besser wurde, als er sich seinem Drange überlassen durfte, kam die Liebe zu Snzon, die ihm das Herz des Vaters völlig zu ent wenden schien. So schroff, so grausam war er noch nie gewesen. Znm ersten Male spottete er, und tiefer konnte er nicht verwunden, wilder konnke er dieses leicht bewegliche Herz nicht stacheln. Ja, ja, er meinte cs wohl gut, er hatte die besten Absichten, aber immer nur die Sorge und nie die Liebei Welche Scenen hat es gegeben »nd welche Worte fielen an diesem Tage, da er erklärte, nach Paris zu gehen, das Vermögen der Mutter zu holen und dann zu hcirathcn. Das hatte das Leben des Greises gebrochen, sein Haar gebleicht. Aber wen von Beiden traf die größere Schuld? Nein, wohin war er wieder gcrathenl Er wollte nicht anklagcn, nichts mehr sollte sich zwischen ihn und den Vater drängen. Er sprang ans und schritt nach seinem Schreibtische, auf dem das Bild Suzons stand. Es war, als ob in dem dunklen Gemache ein Licht schein ausstrahlte von diesen süße», liebreizenden Zügen. Er trat ans Fenster, hob den Vorhang einen Augenblick lang und ließ ihn dann wieder sinken. Das Bild der Todtcn in der Hand, lehnte er sich in die Ecke der Nische und träumte weiter. Seine Gedanken führten ihn zurück zu jenem Tag, da er sie zum ersten Male gesehen. Es war an einem Sonntag, ans der Insel Barbe. Dort führte ihn der Zufall in eine kleine Gesellschaft von Künstlern — Snzon war unter ihnen. Dann fuhr man zurück, bei Mondenschcin, in einem kleinen Kahne. Es war Alles wie be zaubert. Der stille Fluß, die dunsten, mit Silber dnrchsponnenen Wipfel, die laue, sinnverwirrende Luft, das Helle Lachen der Damen. Neben ihm saß Snzon nnd sang leise ein Lied, das er sie eben ge lehrt hatte — ein Lied von ihm. Ihre Hand spielte mit den Wellen, welche an den Kahn schlugen, ihre großen Märchcnangen sahen träumerisch in die Ferne. Es war ihm, als ob all das Klingen in seiner Brust plötzlich lebendig geworden wäre, als ob sich seine Träume zu einem Mcnschenwescn gestaltet hätten, zu einem lachenden, plau dernden Geschöpf, das er nur in die Arme zu schließen brauchte, um im Paradiese zu sein. Zum ersten Mal in seinem Leben fand er eine Seele, die ihm warm entgcgenschlug, die sich der seinen öffnete, einen Menschen, der ihm vom ersten Augenblick der Begegnung an so vertraut war, als hätte cs keine Zeit gegeben, wo sie sich nicht kannten. Und wie schön war sie mit ihrem lieblichen, wie von Rafael gemalten Gesicht, den kornblumenblauen Augen, den goldbraunen Locken und dem Lächeln, das aus einer Welt ewiger Freude zu kommen schien! Und wie ein Geschöpf aus dieser Welt schwebte sie dahin, unbekümmert um ihre Habe, ihre Zukunft, ihren Ruf. Sic kannte keine Sorgen, ihr ganzes Wesen war Liebe, nichts als Liebe — Liebe zu der lachenden goldenen Sonne, Liebe zu ihren Blumen, Liebe zu ihren Liedern, Liebe zu den Menschen, denen sie Alles gab, ohne zu fragen, ob sie cs verdienten und ob es ihr nicht selber schien würde. Wie kindisch freute sie sich, wenn sic an einem kühlen Abende hinanswanderten in eines der Dörfer nnd dann mitte» unter den staunenden Bauern an dem ungedeckten Tische saßen und sauren Cyber tranken I Und welcher Ucbcrmulh, welch' ausgelassene Lustigkeit kam über sie, wenn sic ein Gewitter überraschte »nd ihr neues, duftiges Kleid, kanzlerpalais stattgcfunden. — In einem Beileidstelegramm hat der Kanzler dem Sohne des verstorbenen bayerischen Generals von Pranckh seine herzliche Thcilnahme an dem schmerzlichen Verlust ansgesprochea nnd besonders hervorgehoben, daß im ganzen Reiche das Andenken an den Verstorbenen in dankbarer Erinnerung bleiben werde, innig verknüpft mit der Geschichte der Einigung des deutschen Vaterlandes, an welcher der Verstorbene zu ernster Zeit thatkräftig mitgcwirkt hatte. — Preußisches Abgeordnetenhaus. Nach achttägiger Pause nahm das Haus am Montag seine Arbeiten wieder auf. Der von längerer Krankheit genesene Präsident von Köller empfing die^ Glückwünsche des Hauses zu seiner Wiederherstellung. Das Andenken des verstorbenen Abg. Hoffmann-Scholtz wurde durch Erheben von den Plätzen geehrt. Der Gesetzentwurf betr. die Erleichterung der Volksschullasten wurde in der verfaffungsmäßig vorgeschriebenen zwei ten Abstimmung mit sehr großer Mehrheit genehmigt, der Entwurf betr. die Rcgulirnng der Oder und Spree wurde in zweiter Be- rathnng einstimmig angenommen. Einige Rechnnngssachen wurden an die Nechnnngskommissivn zurückgcwiesen. Nächste Sitzung: Diens tag 10 Uhr. (Dritte Berathung der Vorlage betr. die Negnlirung der Oder und Spree.) — Ans Deutsch-Avricourt von der französischen Grenze Wirt» der „Nordd. Allg. Ztg." berichtet, daß einem 18jährigen Schriftsetzer Benno Littauer ans Breslau, der seine in Reims verheirathete und erkrankte Schwester besuchen wollte, trotz vorschriftsmäßigen Passe- der Eintritt in Frankreich verweigert wurde. Der französische Grenz«, konimissar stellte dem Littauer anheim, sich zuerst eine Erkanbniß vou dem Präfekten in Reims zu verschaffen. Oesterreich-Ungarn. Aus Wien wird berichtet: EinArmcs- bcfehl Kaiser Franz Josephs bestimmt aus Anlaß der am Sonntag stattgehabtcn Enthüllung des Maria-Theresia Denkmals und in der Absicht, diesen weihevollen Tag, welcher gleichzeitig ein Ehrentag für die gestimmte Waffcnmachi sei, für dieselbe zu einem ewig denk würdigen zu gestalten, nnd um das Andenken der Ahnen des Kaiser-, sowie das der hervorragendsten Kriegsmänner des Vaterlandes in der Armee wach zu halten und zu ehren, daß folgende Regimenter ans immerwährende Zeiten die Namen führen: Das Infanterieregiment Nr. 32 „Kaiserin und Königin Maria Theresia" ; das Ulanenregiment Nr 6 „Kaiser Franz Joseph II."; das Dragonerrcgiment Nr. T „Kaiser Franz"; das Dragonerregiment Nr. 4 „Kaiser Ferdinand". Ferner erhalten 18 Regimenter die Namen der Fcldmarschälle: Monte- cuculi, Ernst Rüdiger von Starhcmberg, Herzog von Lothringen, Markgraf von Baden-Baden, Abcnsbcrg-Traun, Khevenhüller, Wenzel Liechtenstein, Frhr. Mountany-Camus, Gnidobald von Starhcmberg, Graf Nadasdy, Daun, Hadik,jjLaudon, Lacy, Clcrfayt, Kray, Prinz von Sachse,i-Kobu^-Saalfeld, Johannes Liechtenstein. Italien. Die seit Sonnabend im Befinden des schwer er krankten Kaisers von Brasilien eingctretene Besserung hält an, da» Fieber ist fast ganz gewichen. Völlig gehoben ist aber die Gefahr »och nicht. Bekanntlich befindet sich der Kaiser gegenwärtig in Italic». Frankreich. Die boulangistische Schwärmerei hat einen Dämpfer bekommen. Die Bonlangisten rechneten ganz sicher darauf, ihr Meister werde bei der am letzten Sonntag im Jsöre-Dcpartement stattgehabtcn. Ersatzwahl zur Kammer nochmals gewählt werden. Damit war eS aber nichts. Der Radikale Gaillard wurde gewählt. Der gemäßigte Republikaner Girard kam dann mit 37,673 Stimmen, während Bon- langer nur 14,223 bekam. Heute Dienstag kehrt der General aus dem Norden nach Paris zurück. Alle Berichte stimmen dahin über ein, daß nnr in Lille bemerkcnswerthe Versuche zu Gegendemon strationen gemacht wurden. Dort war auch Militär konzentrirt. Als Boulanger die Soldatenlinie, welche den Bahnhof absperrte, durch brechen wollte, erklärte ihm der kommandirende Leutnant, er werde ihn verhaften, wenn er noch einen Schritt thue. Das wirkte. Bon langer ist von den zahllosen Hetzreden gegen die Pariser Negierung und die Kammern bereits ganz heiser und hat eine geschwollene ein Meisterwerk von Mademoiselle Thvnzette, zu einem traurige», unbrauchbare» Lappen wurde. Und wie verführerisch wußte sie zn schmeicheln, wenn sic ihm sagte: „Ach, laß doch Deine dumme Oper k Sieh den Himmel, wie er glänzt und leuchtet — wie schön ist es auf Barbe — weißt Du — unter den Kastanien — wo wir uns zum ersten Male sahen — komm, komm — wir miethen eine» Kahn — ich werde rudern und Herr Mathieu wird mir zuschcn, und wenn er mir zu nahe kommt, dann hebe ich das Ruder und schmücke seine schwarzen Locken mit Perlen und Diamanten. Prr — wie naß!" .... Ein tiefer Seufzer entwand sich Mathieus Brust. Und diese Märchengestalt, die das Idol seines Lebens war, sollte Lüge sein? All dieser Zauber sollte Trug sein — ein Irrlicht über dem Schmutz? Dieses Bild, das er nie, nie ans seiner Phantasie wird banne» können, das darin leben wird, so lange er selber lebt — cs sollte ihn nur an seine Schmach erinnern, an den abscheulichsten Betrug, den die Welt kennt? „Nein, Snzon," stammelte er, das Bild be trachtend, „dieser Kinderblick kann nicht Lüge sein. Du warst gut und treu, nicht wahr? ..." Plötzlich schien cs ihm, als hörte er leise, ganz leise Schritte, als schwebte etwas Unsichtbares längs der Wand dahin. Ein Schauder nbcrlief ihn, seine Hände zitterten und eine räthselhaste Angst legte sich beklommen auf sein Herz nnd stieg höher, als ob sie ihn ersticken wollte. Er starrte mit weit geöffneten Auge» in die Dämmerung nnd bald war es ihm, als regten sich dort gchcimnißvolle Schalten. Dann raschelte es an der Thür und jetzt fiel ein schmaler Streifen Hellen Lichtes herein. Die Thür war geöffnet worden, ganz vor sichtig, leise, und nun schloß sie sich wieder. Mathieu, wie von einem Zauber festgehattc», regte sich nicht. Nnn wieder dasselbe Schweben an der Wand, dieselben gedämpften Schritte. Und wieder kam es näher, langsam, zögernd, als scheute es sich, weiter zu gehen, und wieder tastete cs an der Thüre auf nnd ab. Dann blieb Alles ruhig und Mathieu hörte nichts als das Ticken seiner Taschenuhr, das kräftig nnd lant zu seinem aufgeregten Herzen drang. Der Lichtpunkt des Schlüsselloches verdnnkellc sich, wurde wieder sichtbar nnd verdunkelte sich wieder. Eine Hand schien sich auf die Klinke zn legen, zögernd wurde diese bewegt und endlich fiel wieder der Helle Streif ins Zimmer und eine klagende, zillenide Stimme rief: „Mathieu!"
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite