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Sächsischer Landes-Anzeiger : 23.06.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-06-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188606233
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860623
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860623
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-06
- Tag 1886-06-23
-
Monat
1886-06
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 23.06.1886
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— —^ LAS. — 6. Jahrgang. AbonuemeutSpreiS: Der unvattelische — jeden Wochentag Abend (mit dem Datum des folgendm Tage-) zur Versendung gelangende — Lander-Anzeiger mit Beiblättern kostet monatlich 60 Pfg. bei den Ausgabestellen in Chemnitz und den Bororten, sowie bei der Post. (Eingetragen unter Nr. 46!t3.) Im 2. u-4. Quartal erscheintfürAbonnentrn Sächsisches Liseubadn-Yahrvlaaheft. Im 4. Quartal erscheint für Abonnenten z,hrtrbuch(«eihnachttbeigabe)I>.A»zeigerS. Sächsischer Verlag: Alexander Wiede, Buchdrucker»», Chemnitz. - M-rs-AMiM mtt „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen und Thüringen.. —— Mittwoch, rs. 3mi MS. JusertionSpreiS: Raum einer schmalen KorpuSzeile 1k Pfg.» — Reklame (Ispaltige Petitzeile) SO Psg. — BeiWtederholung großer Annoncen Rabatt. Bei Bestellungen von AuStvärtS wolle man JpsertionSbetrag (in Briefmarken) beifagen lte »Silben Korpusschrift bilden ca. 1 Zeile). Aniioucenaniiahme'., nur bis Bonnittaa. Inserat« nehmen außer der Verlag»- Expedition die Annoncen - Bureanx «N. Skpeditien und Retaktt»»: Chemnitz, Theaterstrahe Xr. L. Telegramm-Adr.; Wiede'« Anzeiger, Chemnitz. Fernsprech st elle Nr. 136. DeMttn: „Tägliches Unterhsltungsblatt" Mit humristisch Wstrickr Simliagsblait „Lustiges Bilderbuch". Vvonnem-«t».Sknta-u«g. Für das am 1. Juli beginnende uene Qnartal nehmen die Post« anstatt««, sowie in Chemnitz nnd Umgegend die Ausgabestelle» Abonne« mentSbesteSuugen auf den .Sächsischen LandeS-Anzeiger* mit seinen Beiblättern znm Preis« von 1 Marl 80 Pf. entgegen. De, Sächsische LandeS-Anzeiger ist in der deutschen Post-ZeitungS-PreiSlist« unter Nr. 4633, ln der österreichischen unter Nr. 2108 eingetragen. I« Beiblatt .Tägliches UnterhattungSblalt" bringen wir im «tuen Quartal «eben einer Reihe interessanter kleiner Novellen und Feuilletons nnd humoristischer Erzählungen di« beide« fesselnden Roman«: „Masken" vonI. Boy«Ed, sowie „Schwer geprüft" von Julius Keller. Neu beitretenden Abonnenten liefern wir den im Juni erschienenen Roman von W Höfs er: „Verlorene Ehre" gegen Einsendung der Abonnements-Quittung gratis als Extrabeigabe nnd sehen aber maligem recht zahlreichen Beitritt neuer Abonnenten für das neue Qnartal entgegen. Die Verlags-Expedition des Sächsischen LandeS-Auzeigers. Unsere geehrte« Most Avormenten ersuchen wir, dar Abonnement für da- nene Quartal möglichst bis zum 27. Juni erneuern zu wolle«, damit in der Zusendung der Exemplare keine Unterbrechung eintritt.. Bei verspätet hier eintreffende« Post. Abonnements-Bestellungen erhebt die Post für Nachlieferung bereits erschienener Nummern eine Extragebühr von 10 Pf. Die Verlags-Expedition des Sächsischen LandeS-AnzeigerS. Amtliche Bekanntmachungen sächsischer Behörden. Der Gemeinderath zu Leukersdorf hat beschlossen, den über die Parzellen Nr. 587, bSO. 601, 607, 624, 6L5, 626, 636, 683, 667, 668, 673, 690, 691, 693, 705, 706, 707, 708 und 709 des Flurbuchs für Leukersdorf führenden sogenannten Pfarrsteig dem öffentlichen Verkehre zu entziehen. In Gemäß- heit von 8 14 der Gesetzes über die Wegcbaupflicht vom 12. Januar 1870 wird Solches andurch mit dem Bemerken zur öffentlichen Kennlniß gebracht, daß etwaige Widersprüche gegen die Einziehung des vorgenannten Weges, bei Verlust der Berücksichtigung, binnen 3 Wochen vom Tage der Bekannt machung ab gerechnet, hier auzubringen sind. Chemnitz, am 18. Juni 1886. Königl- AmtShauptmannschast. Telegraphische Stachrichten. Vom 21. Juni. Berlin. Der „ReichSanzeiger* meldet: Der Wirkliche Ge heime LegatiouSrath Relchardt ist zum Direktor i« Auswärtigen Amt« ernannt worden. Posen. I« säwmtlichen katholische« Kirchen wurde gestern der Hirtenbrief DinderS verlesen, in der FranziskanerNrche in dentsch«, Sprache. In letzterer Kirche hielt Nachmittags der Erzbischof gelegent lich de- Ablasses eine deutsche Ansprache, worin er hervorhob, daß er e» für Pflicht erachte, zu seinen Diözesane» in deren Muttersprache zu rede«. Dem .Posen« Tageblatt* zufolge ging «unwthr dem Erzbischof das Pallinm durch Vermittlung de» Kardinalerzbischofs Eanglbauer in Wien zu. München. Gestern Nachmittag hieli in Gegenwart sämmtlicher Minister nnd der «erzte vr. GraShey, Hubrich und Müller der Ausschuß der Abgeordnetenkammer für die Regentschaft-Vorlage seine zweite Sitzung, di« wiederum über drei Stunden währte. Die Ver lesuvg des Akten«aterialS durch die Minister ist noch nicht zn Ende, sonder« wird in einer am Dienstag stattfindeuden Sitzung fortgesetzt. Zur Verlesung sollen gestern «. A. gelangt sein di« Vorstellungen der Staat-minister an den König und dessen Erwiderungen, die Ver nehmungen des Herrn v. Müller, deS KammerfourirS Welker, de- FourirS Hesselschwert nnd der Kamwerlakai Maier. Die Aussage» der Letzteren solle» von «« so größere» Eindruck gewesen sein, als seine Vernehmung infolge früherer Weigerung Maier'» erst nach dem Tod« des König« pattgrfuuden hat und seine Anssagen die Sinnes täuschungen de» unglücklichen König» auf» Evidenteste Nachweisen sollen. Zu« Referenten im Ausschuß wurde durch den Vorsitzenden Kopp der ultramontanr Abgeordnete Bonn (RegenSbnrg) bestellt, das Korreferat hat Abgeordneter v. Schanß. Der au da» Plenum in öffentlicher Sitzung zu erstattende Bericht wird bis iu'S Einzelne genau im Ansschuß festgestellt. Mau glaubt übrigens kaum, daß die Plrnar fitzung noch in dieser Woche stattfindrn wird. München. Heute Vormittag fand in der MichaelSkirche da» erste Requiem für dm verstorbene» König statt. StiftSdekau v. Türk hielt die Leichenrede. Der Münchener Erzbischof celebrirt, unter Assistenz dreier Bischöfe und de» Domkapitel» da» Hochamt. Straßbnrg. In Lutterbach (Kreis Mühlhausen) wurden drei Reblansherde entdeckt. Gegen hie Trunksucht. HI Chemnitz, de» 22. Juni. Der drntsche MäßitzkeitStag hat in Hamburg getagt. Ans demselben ist die erfreuliche Thatsache eonstatirt worden, daß in dem Kampfe gegen den übermäßige« Schnaprgeuuß gute Fortschritte ge- «acht find. Man braucht durchaus kein Anhänger der scheinheiligen Trmperenzbewegnng z« sein, deren Mitglieder Anderen Wasser predigen, während sie im verschwiegnen Kämmerlein alle Augenblicke ' di« Flasch« bei« Kopf nehmen, und wird i« Princip den Bestrebnnge» unsere» deutschen Verein» doch gern zupimme». Solche extravagant« Ideen, wie st« di« amerikanische« Temperenzler haben, würden in Deutschland auch schon beim ersten Beginn ihrer AuSführnng scheitern. Ab« de« übermäßigen Branutweineousum entgegen zu wirken, die böse« Folgen de» Trunksucht zu mildern, da» find Ziel«, die de» allgemeinen Beifalls Werth find und zu deren Erreichung rin Jede» Mitarbeiten kann. Ueber die verschiedenen Wege zur Ein schränkung de» Branutweiugenuffe» ist schon so viel geschrieben, daß wir füglich davon abseht« könne»; wir möchten heut« auf eine andere Frag« Hinweisen, die in der vorigen Woche sehr eingehend berührt ist. nämlich ans die der Beseitig«»« de» Laster» der Trunksucht. Diesen Punkt z» besprechen, erscheint um so angebrachter, als sich Gewohn heitstrinker, die durch einen ganz kleinen Raum nur noch von dem .Säufer* getrennt find, bekanntlich nicht nur in der untersten Hefe de» Volke» finde». Mit Recht ist ans dem MäßigkeitStage daraus hlugewiese« worden, daß die zahlreichen Geheimmlttel, welche in den Blättern «nt« locken den Worte« al» Mittel zur Heilung de« Trunksucht angepriesen werden, sammt und sonder» nicht den geringsten wirklich reellen Werth haben. Jemand z. B. ohne sei« Wissen dauernd von der Trunksucht knrire« z« wollen, ist einfach dumme» Zeug. ES kann ein augen blicklich« Abscheu gegen de« Branntweingenuß hervorgerufeu werden, aber die Trunksucht ist so nicht zn beseitigen. Personen, die in ihr« Familie «inen solche» bedauernSwertheu Menschen haben, geben für Geheimmittel viel Geld au», ohne damit irgend etwas zu erreichen. E» ist in jener Versammlung bestimmt betont, daß ein« wirllich« Heilung de« Trunksucht anch eine ganz besondere Behandlung vor- anssetzt, daß besonder« Heilanstalten gegen di« Trunksucht nothwendig find, um di« unglückliche» Trink« von ihrem Last« abzubrlugen. Solche Triukerasyle find bereit» eingerichtet worden hier und da, und sie haben mit große« Segen gewirkt. Und damit kommen wir ans die eigentliche Absicht unsere» Zeilen. In den Provinzialbezirken all« deutschen BnndeSstaate« giebt e» Anstalten für Geisteskranke, Taubstumme rc., neuerding» find auch in größerer Zahl sogenannte Arbeiterkolvniee» errichtet worben, die trotz ihre» immerhin beschränkten Umfange» manchen Segen gewirkt und manche« Menschen von dem Auheimfall an di« Bagabondeu be wahrt habe». Warum giebt e» noch kein« Trinkerasyle in «ntsprechödder Zahl, in denen a«S dem gesnnkeneu Mensche« Wied« «in moralisch« Charakter gemacht werden kann? Wohl deshalb nicht, weil mau in der Trunksucht ei« selbstverschuldetes Uebel erblickte. Das ist aller dings richtig. Aber ei« jeder Leser kennt den abscheulichen Anblick eine» ans offen« Straße umher taumelnden Säufer», manche Familie nnd manche Gemeinde würde «S sich gern sür solche Unglückliche etwa» koste« lassen, wen» sie nur wüßten, wohin mit ihnen. In dieser Beziehung könne« Trinkerasyle ungrmeiu segensreich wirken, denn ersahruugSwäßig ist bereit» der Beweis geliefert, daß bei rich tiger Behandlung ein ganz ansehnlicher Procentsatz der Trunkenbolde wieder geheilt werden kann. Zur Heilung eine» Gewohnheitstrinker» ist e» unbedingt nothwendig, daß er nute» feste, straffe Zucht kommt, daß die körperlich« Behandlung durch moralische Einwirkung unterstützt wird. Der Trunkenbold hat keinen eigenen Willen, er wird von seinem Last« gezwungen, herabgewürdigt, folglich muß ihn eine fest« Willenskraft «nt« ihr« Obhut nehmen und dazu find eben wieder besonder« Anstalten nothwendig. Trinkerasyl« find kein Lnxn», sie find «ine Einrichtung, welche einem traurigen socialen Uebel unserer Zeit in erforderlich« Weise Rechnung trägt, und deshalb hoffen und wünsche« wir. daß die in der Vorwoche gegebene Anregung bald all gemeine Beachtung und Berwirtlichnvg finde- Politische Run-fchau. Chemnitz, den 22. Juni. Deutsches Rkich. Der Brief des Ministers von Feilitzsch au die .Neuesten Nachrichten*, den wir gestern durch ei« Telegramm «Weilten, erfährt in München, wie von dort gemeldet wird, .die schärfsten, gar nicht wiederzugebenden Eommeutare*. Man spricht von einem partielle« Ministerwechsel. Als Nachfolger von Feilitzsch'- werde« Ober-RegierungSrath von Auer und Ministerial- rath Herrmann, zwei hervorragend geschickte BerwaltuugSveamte ohne ausgeprägte Parteistellnng, genannt. — Die Aussichten der Gläubiger des verstorbene« König» von Bayern find, der .Nat.-Ztg.' zufolge, wenig günstig. Abgesehen von rin« genauen Revision der Rechnungen werden die Gläubiger mit raterweisen Zahlungen au» der KabinetSeaffe de» König» Otto vor- lirb nehmen müssen. Möglicherweise genehmigen die Kammern eine Anleihe zur Bezahlung der vorhandenen Schulden gegen Abzüge von der Civillist« de» neuen König». — Da» in München aufgenommenr Bankanlrhen ist indessen ganz sicher, weil dafür das ganze bayrische Königshaus garantirt. — Der Paris« »Figaro* «klärt all« Nach- richte« von Brrhandlnngen zwischen König Ludwig und den Orlean» für unbegründet. Der Figaro ist das bekannt« HanSwnrpblatt, auf dessen Meinung wenig zu geben ist, zumal rS daS ausgesprochene Organ der Orleans ist. Doch find auch von anderer Seit« jene von un» im SounlagSblatt näher bezeichnet«» Verhandlungen König Lud wig» bezweifelt. Ob wahr oder nicht wahr» kann für da» Charakter bild de» verstorbenen König» ziemlich gleichgültig sein, denn kein Bernünftige« wird «ine« völlig Irrsinnigen für irgendwelche Hand- langen verantwortlich mache«. Im Trübe» zu fischen könnte« nnr die Orleans versucht haben. — Die Verhandlungen der Commission de» bayrischen Abge ordnetenhauses über die Regentschaftsvorlage dauern noch fort. Daß der Regentschaft zngeftimmt wird, ist natürlich. Di« Detail», welche üb« de» Geisteszustand de» König« gegeben werde«, weisen haar sträubende Geschichten auf. Donnerstag wird wohl eine Plenar sitzung stattfindrn. — Bor einige» Tagen wnrd« von den Blätter« gemeldet, der bekauntePolizeicommissar Meyer, welch« wegen der Frank- furter Friedhofsaffaire zu einigen Monaten Gesängniß ver- nrtheilt war, sei vom Kaiser begnadigt. Di« »Vosfischr Zeitung* fügt heute dieser Meldung hinzu, daß Meyer wieder angestellt sei, eine Gehaltszulage bekommen Hab« und daß man von privater Sette seine, jedenfalls nicht unbeträchtlichen. Proceßkosten bezahlt habe. Daß der Mann «ine Gehaltszulage «halte« soll, «scheint nn» unglaublich. Belgien. Ueber di« Streikexcest«. di« in der vorigen Woche in der Umgebung von Mou» vorgrkommr«, gebe« wir «och Folgende»: Au» Flänu brach ein mehrere hundert Köpf« starker Arbeiterhause nach Qnaregno« ans, «m anch and«, Werke zur Arbeitseinstellung zu zwingen. Auf halbem Weg« nach letztgenanntem Ort« versuchte ein Werkmeister die unberechtigte Einmischung abzuweisen, indem er «klärte, seine Arbeiter wollte« nicht gestört werden. Die Menge wollte ihn darauf in einen Fahrschacht stürzen, wurde ab« glücklicher weise durch Zureden zweier Aufseher davon abgehalten. Abend» ver sammelten sich di« Streikenden in einem WirthShause. «nweit Onareguou, «m ihre Lage zu besprechen. Ein Redner predigt« Ruhe. E» wäre ihm beinahe schlimm gegangen. Die ganze Bande wollte sich auf ihn werfen und nur mit genau« Noth entkam er, von eine« Hansen Weiber verfolgt, welche ihm nachschrieeu: .E» leb« di« Republik I* Bo« Qnaregno« zogen am nächsten Tag« früh etwa 1000 «nfrührer mit rothe« und schwarzen Fahnen, nute» d« Führung eine» Kerl-, der eine phrygisch« Mütze und rothe Hosen trug, ans Jemappr» zu, hart bei Mon». I« den verschiedenen Fabriken, an denen sie vorbeizogen, namentlich in einer Hufeisenfabrlk, einer Stein röhrenfabrik und einem Walzwerk, mußte« di« Arbeit« entlasse« werden. Der Weg führte am Kanal von Mon» «ach Tondö vorbei. Wo am Kanal «in Wächterhäuschen, ein Ladekrah« oder ei» leerer Wagen stand, wurden dieselben mit anderen Gegenständen in'» Wasser gewyrfeu. In Jemappe» wurde der Hanfe von Gendarmen an»- eiuandergetriebe«. Außer »Es lebe die Republik*, wurde auch „ES lebe Frankreich" gerufen nnd di« Marseillaise gesungen. England. De» frühere konservative Minist« Baron Churchill hat einen Aufruf an seine Wähl« «lassen, in welchem er mtt sehr scharfen Ausdrücke» behauptet, „Gladstone'» Eigensinn, sein grenzenlose« Egoismus und seine Eitelkeit seien allein an der gegenwärtige» KrifiS Schuld*. Er fragte, wie lange sich die Wähler noch der Herrschaft Gladstone'S, di« bereit» 1868 begonnen habe, unterwerfen wollten. Gladstone verlange jetzt ei« PlebiSelt sür seine Person, welche» au die schlimmsten Tage de» zweiten Kaiserreiche» erinnere. Churchill beschwört di« Wähler, Gladstone nicht znznstimmeu, denn dessen Wahlsieg bedeute «ine Diktatur, «ngenscheinlich ist der jetzige Wahl kampf der heftigste, de» England je erlebt. Gladstone ist inzwischen von de« ihm sehr ergebenen Schotten ««gemein gefeint. Er soll gute Hoffnung habe», in der Wahlschlacht zu siege«. — Königin Victoria hat am 20. d. M. da» KO. Jahr ihrer Regierung ange treten. Nur drei englische König« regierten läng« und zwar Heinrich m., Eduard lll. nnd Georg III. Amerika. Nachträglich wird an» New Uork noch ergänzend gemeldet, daß der Anarchist Most z« einem Jahr Gesängniß bei harter Arbeit verurtheilt ist. Er ist der Schmiedewerkstatt zn- getheilt. Sächsisches. — Dresden. 21. Juni. Sächsischer Handwerkertag. Der erste SitzungStag am Montag wurde kurz nach 9 Uhr eröffnet. Es waren 244 Delegirte anwesend, welche 19,017 Mitglieder vertraten. Den Vorfitz führte He« Landtagsabgeordneter Glasermeister Wetz- lich-Dre-de«. Zunächst ergreift das Wort Geh. Rath Einfiedel. Di« Regierung habe die Bestrebungen d« Handwerk«, wie sie sich in der letzten Zeit geltend gemacht haben, mit Aufmerksamkeit verfolgt. Allein die Regierung allein könne nicht berufen sein, eine Initiative zu dieser Frage zu «greifen. Da» Handwerk müsse alle Kraft in sich selbst suchen, und das sächsische Handwerk sei auch dazu berufen durch seine Intelligenz und Reellität. Es wird darauf zum ersten Punkt der überaus reichen, aus elf Punkten bestehenden Tagesordnung geschritten. Derselbe lautet: „Die deutsche Handwerkerbewegung, ihre bisherigen Erfolge und ihre Ziele." Referent ist He« Wetzlich. Derselbe sagt, daß wir in der großen Zeit lebe», von d« die Ge schichte noch nach Jahrtausenden berichten wird, ab« hint« d« Politik dürfe da» Handwerk nicht Zurückbleiben. Da» Handwerk ver lange nicht» Außergewöhnliche», wenn es Schutz verlange. Die Ge- werbesreiheit habe dem Handwerk sehr geschadet, und Schwindel und Wucher seien eingeriffen wegen der Mangelhaftigkeit der Gesetze. Er schlägt die Annahme folgend« Resolution vor, was auch ein stimmig geschah. „Der erste sächsische Handwerkertag erachtet die bisherigen Erfolge der Handwerkerbewegung in Deutschland für be- achtenSwerth und zu weiterem Bestreben anregend, er spricht den Führern der Bewegung, insbesondere aber den Männern, welche im Reichstag die Interessen de» Handwerks vertreten haben, den wärmste» - Dank aus und erklärt für die Endziel« d« Bewegung: Lin durch Innungen und HandwerkSmeisterverbände gegliederte» und gestärkte-, durch vom Staat begünstigte Fachausbildung tüchtige» auSge- bildete- und vor der Ausbeutung durch illegalen Geschäftsbetrieb, Schwindel und Wucher geschütztes, dadurch wieder zum Wohl de» Ganzen gesundetes deutsches Handwerk.* He« Lange erstattet hier auf Bericht über die Beschlüsse der Commission zur Ausarbeitung d« weiteren Tagesordnung. Der zweite Punkt der Tagesordnung, üb« welchen Kürschnermeister Döschner-DreSden referirt, ist „die Gründung eine» sächs. Handwerkerbundes.* Er schlägt vor, folgenden Antrag an zunehmen und neben dem deutschen auch einen sächs. Haudwerkerbuud zu gründen. Der Antrag lautet: der 1. sächsische Handwerkertag wolle beschließen, einen sächs. Handwerkerbund zu gründen, welcher berufen sein soll, die gemeinsame» Interessen de» sächs. Handwerkerstandes nach jeder Richtung hin zu vertreten, insbesondere wenn nöthig mtt dem deutschen Handwerkerbnnd durch geeignete Anträge im Reichstage da» Gewerbegesetz und hierdurch die Rechte der Innungen zu ver mehren und klarzustellen. Nachdem Referent seinen Antrag noch zu verschiedenen Malen eindringlich empfohlen hat, wird derselbe gegen 17 Stimmen angenommen. Die Verhandlungen über einen anderen Antrag sollen erst nach Erledigung der TageS-Ordnung stattfinden. Al» dritter Punkt steht auf der TageS-Ordnung: „Der Befähigungs nachweis*, Referent Hofschneidermeister Emmrich» - Dresden. W« Meister werden wolle, müsse zuerst Nachweisen, daß er selb« etwa» gelernt hat. denn e» geschehe nicht selten, daß Leute sich etablireu und Meister nennen, ohne befähigt zu sein, wodurch der ganze Stand geschädigt wird. Referent bittet daher, folgende Resolution anzu nehmen: „1. Die Delegirten der sächsische» Handwerk« sind nach langjähriger Erfahrung zu der Ueberzeugung gekommen, daß d« Befähigungsnachweis zur selbstständigen Ausführung eines Handwerk- unbedingt nothwendig ist, 2. die Delegirten des sächsischen Hand- wttkertage» halten jeden Handwerker für verpflichtet, dahin zu wirken, daß der Befähigungsnachweis gesetzlich geregelt und von d« Behörde auch obligatorisch verlangt wird. Ferner beschließt der sächs. Handwerkertag: da» Central. Comitee de» sächs. Handwerkertage» zu beauftragen, eine Petition nach der vorstehend gefaßten Resolution und den heute erörterten Motiven im Namen der sächs. Handwerk« baldigst auSzuarbeiteu und an den hohen Reichstag gelangen zu lasten.* Der Antrag wird nach lang« Debatte gegen 6 Stimmen ange- nommen. Darauf geht die Versammlung zu Punkt 4 der Tages ordnung über: „die Recht« de» § 100 s der Gewerbeordnung*. Referent Hosklempnrr Lange-DreSdeu. D« diesbezügliche Antrag ->i> W . M .
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