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Nr. 96. — 8. Jahrgang. Der jeden Wochentag Abend (mit Datum des folgende» Tages) zur Versendung gelangende „Sächsische LandeS-Anzeiger" mit täglich einem besonderen Unter- baltuugSblatte und mit dem Extrabeiblatt Lustiges Bilderbuch kostet bei den Ausgabe stellen nionatlich70Pfg., bei den Post-Anst. 75 Ps. (l888er ZtgS.-PreiSliste Nr. 5085.) Sächsischer lbonnenten erscheint je einmal im Jahr: »er-LiseubahttsaiilvIauheft fiir Sachsen. r-LisriibahnfahrpInnbeft für Lachsen. Für Abonnenten erst Eommeyl Ninter-5 Jllustr. Kalender der Sächsrscheii Landbote». JNustrirleS Jahresbuch deSLandes-AuzeigerS. mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiiscke tägliche Zeitung für Sachsen nnd Thüringen. Donnerstag, 2H. April 1888s »n»t1,e»»rrir»er„e«chs.Lan»er.»»,,I««n>l Btaum einer schmalen LorpuSzellr lo vf». . Bevorzugte Stelle (lspalt. Petitzelle) SO M, BeiWiederhvlung großer AnnoncenRabatt. > Bei Bestellungen von Auswärts wolle ma» > ZlnsertionSbetrag (in Briefmarken) beifüg«, tte 8 Silben TorpuSschrist bilden ca. 1 Zeile.) Annoncenannahiue nur bi» Vormittag. KM: Mnckr Witt. - Buchvruckerei. Cliemuisz. Theaterstrab« K (Fernsprechstelle Nr. ISS). Lelegr -Adr.: LandeS-Anzeiger, Chemnitz. Mit täglich eine)« besonderen Unterbaltungsblatt: i. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Erzähler — 3. Sächsische Gerichts-Zeitung 4 Sächsisches Allerlei — 5. Jllnstrirtes Unterbaltnngsblatt — 6. Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt: Lustiges Bilderbuch. Für die Monate Mai und Juni nehmen die Ausgabestellen in Chemnitz und Umgegend zum Preise von 140 Pfg. (die Postanstalten zu >50 Psg,) Abonnements-Bestellungen auf den Sächsischen LandeS-Anzeiger entgegen. Der Sächsische LandeS-Anzeiger ist in der deutschen Post-ZeitungS- Preisliste unter Nr. 5035 (in der österreichischen unter Nr. 2307) eingetragen. Im Monat Mai wird allen Abonnenten vollständig gratis als Extra- bcigabe geliefert: Eisenbahn-Fahrplanhcft für Sachsen (Sommer-Halbjahr 1888). Dieses Eisenbabn-Fahrplanheft ist in Umschlag geheftet und enthält in sauberem deutliche» Druck die Fahrpläne sämmtlichcr Strecken des sächsischen Eiscnbahii-NetzcS nebst den Anschlüssen sowie mit Angabe der Entfernungen und der Fahrpreise. Preis dieses Hestes für Nicht Abonnenten 20 Psg. Ferner erhält jeder »cubcilrclende Abonnent, welcher die Abonncments- Qultlung (Post-Abonncnleii wollen lO-Psg.-Marke für Porto beifüge») direct an die Verlags-Expedition einscudet, vollständig gratis geliefert: 1. Jllustrirter Kalender für 1«»«, 34 Seiten 4° mit Oeldrnckbild, Almanach, Kalendarium, Märktc-Verzcichniß; reich-illnstrirtem umfnngreichcn humoristischen Theil u. fesselnden Erzählungen. (Preis f.Nicht-Abo»»entcn40Pfg.) 2. Des Sächsische» Landes-Anzeigers JllustrirteS Jayresbnch für 1UUU; 84 Seite» gr. 8" mit Almanach und viele» Erzählungen und Bildern. (Preis für Nicht-Abonnenten 40 Psg.) Abermaligen zahlreichen Beitritt neuer Abonnenten erbittet die Verlags-Expedition des Sächsischen Landes Anzeigers. Um Verwechslungen zu vermeiden, werden Post-Abonnenten ersucht, bei Bestellung freundlichst genau zu verlangen, den in Chemnitz erscheinenden „Sächsischen Landes-Anzeiger" (Nr. 5035 der Post-Zeitungs-Preisliste). Telegraphische Nachrichten. Vom 24. April. Wien. Der „Polit. Corr." wird ans Warschau gemeldet, daß eine weitere Ergänzung der bestehenden Befestigungen, sowie der Bau neuer fortifikatorischer Werke in Russisch-Polen in Aussicht genommen ist; die Werke um Warschau greifen weit über die Grenze des ur sprünglichen Planes hinaus. Ferner scheinen Befestigungen im Gou vernement Piotrkow, in der Gegend von Kolußki, sowie auf der Strecke zwischen Zamoscc und Tarnogrod beabsichtigt zu sein. — Der im vorigen Jahre an mehreren Punkten des Dubliner Gouverne ments in Angriff genommene Bau von Verschanzungcn, Magazinen und Baracken ist während des Winters nach Möglichkeit fortgesetzt worden. Belgrad. König Milan conferirte in den letzten Tagen wieder holt mit dem früheren Cabinetschef Garaschanin, sowie mit den Con- servativcn Nicola Kristitsch und Radiwoj Milojkvwitsch. Die Nach richten über eine wahrscheinliche Aenderung erhalten dadurch neue Nahrung. London. Die „St. James' Gazette" veröffentlicht einen Brief- Wechsel zwischen vr. Mackenzie und dem Berliner Correspondenten der „Timcs". Elfterer beschwert sich darin über die Verbreitung schänd licher Angriffe der deiftschcn Zeitungen und erklärt die Meldung, daß der Kaiser sich am Donnerstag in sehr ernster Gefahr befunden habe, für absolut unrichtig. — Herr Waddington hat gestern Lord Salis bury angckündigt, daß Frankreich wegen des neuen englischen Wcin- zolles Repressalien ergreifen werde. Berlin, 25. April, 11 Uhr 30 Min. Vorm. Nach dem hente früh S Uhr ausgegebenen Bulletin ist das Befinden des Kaisers nach gut verlaufener Nacht den Umständen nach zufriedenstellend; der Fiebergrad ist ebenso niedrig wie gestern. Da der Zustand jetzt im Tageslaufe nur geringere Veränderungen zeigt, wird bis auf Weiteres täglich nur ein Bulletin ausgegeben. Politische ^-^schau. Chemnitz, den 25. April. Deutsches Reich. Aus Schloß Charlottenburg. Die Nacht zum Dienstag verlief für den Kaiser recht gut, weil sowohl Husten wie Answnrf bedeutend nachgelassen hatten. Die Drüsenanschwellung ist ebenfalls zurückgegangen, desgleichen das Fieber. Im unteren Theilc der Luftröhre haben sich unbedeutende Abseesse gebildet, aus welchen die Citercnllcerung eben noch fortdauert. Der Kaiser befand sich am Morgen Wühler. Er nahm mit Appetit die ihm gereichten Speisen zu sich, darunter namentlich viel Milch, ferner Eier, Wein und auch ein Stückchen Weißbrot», das er ohne Schlnckbeschwerden verzehrte. Die Athmnng ist weniger beschleunigt nnd beträgt etwa 20 Athcinzüge in der Minute. Der Kaiser wollte schon am frühen Morgen das Bett verlasse», stand aber auf Anrathen der Acrzte erst an: späteren Vormittag auf. vr. Krause, welcher während der letzten kritischen Tage jede Nacht im Charlottenburger Schlosse zubrachte, ist am Dienstag nach Berlin znrückgekchrt und wird fortan nur zu den Konsultationen sich nach Charlottenburg begeben. Was die Aerzte besonders freut, ist der Uinstand, daß das Fieber von Tag zu Tag sinkt und damit der Appetit stetig steigt. Mit großem Behagen speiste der Kaiser am Dienstag zu den verschiedenen Mahlzeiten, die machen sich ersichtlich fühlbar. Der in der letzten Zeit wiederholt unter- Professor Waldeyer in San Nemo, An dein Ernst der Gesammtlage besteht kein wenn die gegenwärtige „Krisis" überwunden Fortschritte in der Kräftigung Eiterauswurf des Kaisers ist sucht, inan hat, gerade Krebszellen gefunden. Zweifel somit. Aber wie wird, ist doch wieder auf eine längere Ruhepause zu rechnen. Am Dienstag Nachmittag ruhte der Kaiser längere Zeit. Durch den Be such der englischen Königin war er sehr erfreut und fragte wieder holt, ob alles nach den Wünschen derselben geordnet sei. Die Königin sprach mit tiefer Rührung von dem Kaiser. Am Abend nahm das Fieber zu. Die Theilnahmc des Kaisers für alle Rcgentenpflichtcn bleibt unge schwächt. So hat er noch am 19. April dein Professor vr. Stölzel ein eigenhändiges Dankschreiben für ein neu erschienenes staatsrecht liches Werk desselben zugehen lassen. — Die „Nordd. Allgem. Ztg." schreibt: Das Befinden Sr. Majestät zeigt eine deutlich erkennbare Neigung zu langsam fortschreitender Besserung. Das Fieber nahm in den letzten Tagen stetig ab und zeigte am Dienstag nur 38 Grad. Die Aerzte hoffen auf einen weiteren Abfall in Anbetracht der ob- jectiven Erscheinungen in den letzten Tagen und besonders der Rück kehr des Appetits. Die bisherige, ziemlich reichliche Nahrungsauf nahme geschah nämlich nur auf dringendes Anrathen der Aerzte und hat gute Dienste gethan. Die jetzt cingetretene eigene Neigung zur Speisenaufnahme ist ein erfreuliches Zeichen. Trotzdem muß die Situation mit Vorsicht beurtheilt werden. Die Gemüthsbewegung in Folge des hohen Besuches hat bisher keinen üblen Eindruck erzeugt. — Die „Post" berichtet: Se. Majestät der Kaiser hat am Dienstag zum Empfange der Königin Victoria von Großbritannien das Bett verlassen. Daß in der Krankheit des Kaisers mindestens ein Still stand eingetretcn ist, ist eine nicht mehr zn bezweifelnde Thatsachc. Seit Sonnabend ist die Besserung im Befinden immer mehr vorge schritten, das Fieber ist täglich zurückgegangen, der Schlaf wird all mählich besser und der Appetit nimmt sichtlich zu. Es ist richtig, daß am Abend das Fieber immer wieder steigt, aber das ist bei jedem Kranken der Fall. Am Dienstag Morgen war der Kaiser dem fieber freien Zustand nicht allzufern. Wenn nicht der Hustenreiz wäre, der ihn vielfach quält, würden Nachtruhe und Allgemeinbefinden noch weit besser sein. Hervorgernfcn wird der Husten dadurch, daß Abseesse, die den unteren Theil der Luftröhre umlagern, von Zeit zu Zeit ihre kleinen Eiter partikelchen durch die Luftröhre in die Bronchien entleeren, welche, überaus empfindlich gegen jeden fremden Körper, sofort sich derselben zu entledigen suchen und so den Husten bewirke». Wenn der Kaiser die mit dem Besuch der Königin von England verbundenen unver meidlichen Aufregungen ohne Einwirkung erträgt, dann hoffen die Acrzte zuversichtlich, daß für ihn eine Zeit längerer Ruhe eintreten wird. — lieber die Messung der Ficbcrteinperatur werden folgende Im unheimlichen Hanse. Erzählung von Friedrich Berner. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Paul lag wehrlos ans dein Teppich; ein Kerl saß ihm rittlings mit Zentnerlast auf der Brust, mit beiden Knieen seine Oberarme gegen den Boden drückend, und zwischen seinen Zähnen fühlte er den Lauf eiins Revolvers. Er sah zwei weitere Gestalten in der Fenster nische beschäftigt, dann traten auch diese herein ins Zimmer, der Vorhang fiel z», und k-chlschwarze Finsterniß herrschte von Neuem. Aber nur einen Augenblick. Ein Streichhölzchen wurde angezündct, man hob die Blendlaterne vom Boden auf, und bald strömle die schmale Lichtgarbe wieder hierhin und dorthin durch den Raum. Der Mann, der die Laterne trug, ging zur Thür und legte das Ohr dagegen. „Nichts rührt sich", flüsterte er. „Du sagtest ja auch, Karl, daß man draußen nichts hören könnte, und wenn man hier drinnen Gcneralmarsch trommelte. Das machen die Teppiche und Vorhänge. Du da, Kleiner, steh' da nicht 'rum, als wenn Du in» Bildermnscum wärst! Nimm dein das Tvanchirmesscr aus der Hand! Und Du drückst los, Karl, sowie er nur mit den Augen klappert!" Die letzten Worte waren an dm Mann gerichtet, der auf Pauls Brust saß- Man wähnte den zu Boden Gefallenen vollständig überwältigt; als aber der „Kleine" ihn beim Handgelenk ergriff, um ihm den Säbel zu entwinden, gelang es Paul, durch eine schnelle Drehung des Kopfes den Lauf des Revolvers aus seinem Munde zu bringen; zugleich warf er sich mit äußerster Kraftanstrengung auf die Seite, der auf ihm Knieende gerieth ins Schwanken, wurde abgcworfen, und nun erhob der Befreite sich mit Blitzesschnclligkcit. Mit pfeifend geschwungenem Säbel trieb er den Laternenmann zurück, ehe derselbe seinen Genossen zur Hülse eilen konnte; mit dumpfen Wuthgehcul wollte Krätzer seinen vorherigen Anlauf wiederholen, aber ein scharfer Hieb warf ihn zur Seite, in demselben Augenblick, als die Laterne wieder abgedreht wurde. In der Finsterniß hörte Paul, wie die Angreifer von dem Orte, Wo er stand, zurückdrängten. Auch er machte sich die Dunkelheit zu Nutze und trat einige Schritte zurück, die Waffe zum Streiche erhoben. Jetzt flüsterten die Kerle in der Gegend der Thür und er hörte die Worte: »Her mit der Laterne I" interessante Notizen gegeben: „Drei oder vier Mal täglich wird die Körpertemperatur des Kaisers gemessen, indem ein kleines englische» Thermometer mit der Fahrenheitskala dem hohen Patienten unter di« Zunge gelegt wird. Nach etwa einer Minute kann bereits die Tem peratur abgelesen werden, während diese Manipulation mit dem sonst, gebräuchlichen, in die Achselhöhle eingelegten Thermometer zehn Minu ten dauert. Als der Kaiser gefragt wurde, ob ihn die wiederholten Messungen nicht belästigten, bemerkte er, sie seien ihm gar nicht un angenehm. Sobald die Körpertemperatur festgestellt ist, wird dieselbe in einem Schema, in welchem die in Frage kommenden Temperatur grade durch Linien bezeichnet sind, mit einem Punkte markirt. Dies« Punkte werden untereinander durch Striche verbunden, und so ent steht eine zusammenhängende, auf- und absteigende Linie, welche in augenfälliger Weise das Steigen und Fallen des Fiebers ausdrückt."- — Königin Victoria von England ist am Dienstag Vormittag °/i9 Uhr auf dem Bahnhofe in Charlottenburg angekommen. Der Bahnhof war mit Flaggen, Blumen und Blattpflanzen festlich ge», schmückt. Als der Zug in die Halle einlies, trat die Königin sofort' an das Mittelfenster des Salonwagens; sie sah sehr frisch und wohl; aus, und nur ihr weißes Haar verrieth das Alter von mehr al» 69 Jahren. Kronprinz Wilhelm (in kleiner Generalsuniform) be grüßte zuerst seine Großmutter, dann kam die Kaiserin Victoria mit ihren Töchtern. Die Herrschaften küßten einander wiederholt mit Thränen in den Augen. Nun begrüßten die Kronprinzessin und, Prinz Heinrich die Königin. Hinter derselben erschienen die der! Kaiserin Victoria sehr ähnliche Prinzessin Beatrice, jüngste Tochter der Königin, und ihr Gemahl Prinz Heinrich von Battenberg, der, in Berlin als Leutnant gestanden. Nach dem Verlassen des Salon» - Wagens unterhielt sich die Königin noch einen Augenblick mit dem! englischen Botschafter Malet und dem im Aufträge der Kaiserin- Augusta erschienenen Kammerherrn von Knesebeck. Im Nebligen unterblieb jeder Empfang. Kronprinz Wilhelm führte die Königin die Bahnhofstreppe hinunter zu dem Wagen. In einer vierspännigen» offenen Equipage nahmen die Königin, die Kaiserin, Prinzessin Beatrice und der Kronprinz Platz. ^ Zwei Spitzreiter sprengten vor aus und unter Hochs und Hurrahrufen setzte sich der Wagen in Be-, wegung; in den folgenden Wagen kainen die übrigen fürstlichen; Herrschaften. Einzelne Häuser hatten geflaggt; auf dein Wege zumi Schloß hatte sich das Publikum nur spärlich vcrsainmelt, dagegen standen dichte Menschenmassen vor dem Schlosse selbst. Ueberall war- die Begrüßung eine ungemein sympathische. Gleich nach ihrer An-' kunst stattete die Königin dem Kaiser ihren Besuch ab. Die Be«> grüßung war eine sehr herzliche. Die Königin fand das Aussehen des Kaisers besser, als sie erwartet hatte. Der Kaiser empfing seine Schwiegermutter in seinem Arbeitszimmer, wo er auf dem Sopha' saß. Er wollte aufstehen, aber die Königin ergriff schnell seine, beiden Hände und drückte ihn auf seinen Platz zurück. Dieser Be such, dem ein zweiter im späteren Verlauf des Tages folgte, währte nur einige Minuten. Der Kaiser hörte am Nachmittag die Bor-, träge der Generale von Albedyll und Winterfeld, empfing aber außer- den nächsten Angehörigen der Vorsicht wegen keine Besuche. Königin- Victoria fuhr Dienstag Nachmittag 4 Uhr nach Berlin, um der Kaiserin Augusta ihren Condolenzbesuch abzustatten. Abends 8 Uhr; sollte in Charlottenburg ein Diner stattfinden, zu welchem auch die Aerzte, die Herren von der britischen Botschaft und Andere geladen waren. — Heute, Mittwoch, wird Königin Victoria dem Reichskanzler; einen Besuch abstattcn. ^ — Zur Begrüßung der Königin von England hat die „Nordd. Allg. Ztg." folgende syinpathische Zeilen an hervorragender Stelle veröffentlicht: „Die Königin Victoria von England, welche heute hier eintrifst, wird von der gesammten Bevölkerung Deutschlands, in erster Linie von den Bewohnern der Hauptstadt des Reiches, mit der Ehrfurcht und Sympathie begrüßt werden, welche ihr, der langjährigen Das Blcndlicht wurde Plötzlich wieder angedrcht, die grelle Lichtmassc richtete sich voll auf den mit der Gebcrde trotziger Ab wehr dastehende» jungen Mann, der seinerseits aber so geblendet war, daß er außer dem reflectirten Laterncnlicht nicht das Mind.ste zn sehen vermochte. „Sichst Du, da bist Du, alter Sohn", sagte die Stimme des Mannes, der ihn mit dein Revolver bedroht hatte; „Nu sei artig und schmeiß das Hackmesser weg." „Kommt an, Ihr Spitzbuben!" rief Paul. „Oder, wenn Ihr klug seid, ergebt Ihr Euch! Denn hier giebt's keinen Ausweg mehr für Euch!" „So? Giebt's nicht? Na, für Dich aber auch nicht, Söhnchen. Willst Du jetzt das Ding da gutwillig wcgschmeißen?" „Daß ich ein Narr wäre! Kommt heran, Ihr Schufte!" „Es will's nicht anders. Gicb's ihm, Karl!" Ein scharfer, leichter Knall ertönte, seltsam gedämpft; eine weiß liche Rauchwolke durchkreuzte die Lichtgasse, und Paul fühlte seine Schulter wie von einein heftigen Schlage getroffen, der ihn zwang, eine halbe Wendung nach rückwärts zu machen; zu gleicher Zeit fuhr die blendende Sichtscheibe der Laterne bis in die Gegend des Bettes zurück. Die Erschütterung dauerte nur einen Moment; im nächsten stürzte er bereits wieder auf die Laterne zu, »in dein ihn verwirrenden nnd kampfunfähig machenden Lichtbann ein Ende zu bereiten. Da knallte es znm zweitcmnale, und diesmal fühlte er den Schlag auf seinem Schädel; die Besinnung verließ ihn, der Tulwar entfiel seiner Hand, er fiel seitwärts über eine» in der Nähe stehenden Sessel und von diesem hinab auf den Teppich. „Er ist todt! Du hast ihm zuviel gegeben!" „Besser als zu wenig. Sollte mich wohl ruhig abschlachten lassen, mit dem verdammten Tranchirmcsser da? Wie? Was? . halt's Maul, oder ..." „Wenn sie uns jetzt kriegen, machen sie uns einen Kopf kürzer, das ist der Unterschied . . . O weh, mein Arm!" „Laß die dummen Redensarten, alter Sohn, oder warte damit, bis wir hier fertig sind. Leuchte »ach der Thür da, Karl." „Ja, hier mag der Teufel wissen, was Thür oder Fenster ist, weil überall die verdammten Lappen hängen. Aha, da wird sie sein; Stille 'mal, wollen erst 'mal horchen!" Die Raubgcnossen standen regungslos. „Nichts rührt sich. Kein Ton." „Na, dann kommt; wollen machen, daß wir fortkommen." „Was? mit leeren Händen? das könnte uns einfallcn! Was, Karl?" „Daran ist gar nicht zu denken. Warte 'mal, laß mich erst das Ding wieder vollständig laden ... So! Und nun vorwärt-, an's Geschäft!" Die Einbrecher machten sich daran, das Schlafzimmer eilfertig in allen Ecken und Winkeln zu durchstöbern, aber außer einigen sil bernen Kleinigkeiten, die auf dem Toilettentisch und auf dem Kamin- gcsims umhcrlagen, fanden sie nichts, was sie des Einsteckens werth erachteten. Dann durchsuchten sie die Taschen des am Boden Liegen den, aber gleichfalls ohne Erfolg, da Paul seine Uhr und seine Börse auf seinem Zimmer gelassen hatte. Allerdings standen wcrthvolle - Gegenstände der verschiedensten Art genug umher, allein dieselben waren zu groß und schwer, als daß die Kerle daran denken konnten, sie mitznnchmen. „Das ist blos Zeitverschwendung," sagte Karl Krätzer. „Hier finden wir nichts. Wir müssen weiter. Wo sind die Schlüssel?" Der Kleine holte aus einem Sack ein Bündel Dietriche hervor. „Wenn nun aber Jemand wach wird?" fragte der Lange, der Anton genannt worden war. „Dann reden wir ihm zu, daß er wieder schlafen geht, bis wir hier fertig sind. Hier, komm' her und halte die Laterne; ich will die Schlüssel Prokuren." Der Lange nahm die Laterne und der Andere bückte sich zum- Schloß, um die Nachschlüssel zu probiren. „Halt' das Licht still, Du Hase! Hörst Du nicht? Donnerwetter I Hier am Schlüsselloch will ich's haben!" Eine Minute lang fiel der Schein hell auf die gewünschte Stelle, dann aber wanderte er wieder auf der glänzenden Mahagonifläche hin und her, um zu sehen, ob der Niedergeschossene sich vielleicht bewege. Die beiden Andern brachen in einen Strom unterdrückter Flüche aus. „Gieb her," sagte der Kleine/ „Laß mich mal versuchen. Ich will's schon kriegen; nimm Du aber die Lampe und halte sie ver nünftig." Krätzer trat zur Seite und nahm die Laterne; der Andere aber machte sich mit größter Ruhe und Besonnenheit daran, einen Nach schlüssel nach dem andern in's Schloß zu bringen und zu erproben; schließlich aber warf er das ganze -Bündel mit ärgerlicher Geberde wieder in den Sack. „Das ist wieder so eins von den unsinnigen Patentschlössern I" rief er entrüstet. „Anton, gieb,mir 'mal den Luden Herl"