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1932 PAPIER-ZEITUNG Nr. 51 chemische Fällung vorgereinigtes Abwasser viel besser in Oxydationskörpern gereinigt wird, als vorgefaultes. Die Oxy dationskörper leisten im ersteren Falle nicht nur deshalb mehr, weil sie qualitativ bessere Abflüsse liefern, sondern weil man an dem chemisch vorbehandelten Abwasser eine größere Menge auf der Oberflächeneinheit reinigen kann. Bei den Versuchen wurde mit Wirtschaftswässern gearbeitet, denen 7 v. H. In dustrieabwässer aus Brauereien, Gerbereien, Färbereien und Papierfabriken zugesetzt waren. Diese Wässer wurden mit io mg Tonerde - Eisensulfat (aluminio-ferric) auf i Liter behandelt, wobei schon allein der selbe Effekt erzielt wurde wie mit Faulkammer-Vorbehandlung und einstufigem Kontakt. Wichtig ist die Abnahme der suspendierten Stoffe durch die Fällung. Die Abflüsse der chemischen Fällung enthielten meist weniger als 28 mg/l, während die Faulkammerabflüsse bis zu 257 mg/l enthielten. Beseitigung der Farbstoffe in Abwässern aus Papierfabriken. Meinungsaustausch im Papierfabrikant 1909, Nr. 51, S. 1296. Um das Abwasser bei Anfertigung stark gefärbter Papiere wieder ziemlich klar in den Fluß bringen zu können, ist vor allem notwendig, daß der Farbstoff von dem zu verarbeitenden Stoff vollkommen aufgenommen wird. Eine sachgemäße Färb methode ist daher Grundbedingung. Ferner muß alles Sieb wasser wieder gewonnen und zur Füllung der Holländer ver wendet werden. Verfasser empfiehlt zum Rotfärben der Papiere Baumwollrot von Cassella & Co., bei dem selbst bei den dunkelsten Tönen die Abwässer fast klar ablaufen, während andere benutzte Farbstoffe in dieser Beziehung viel zu wünschen übrig lassen. Bei dem erwähnten Farbstoff kann man die Ab wasser bei einer fünfzigfachen Verdünnung ohne weiteres in den Fluß laufen lassen. Selbstverständlich müssen sie vorher durch Stoffänger oder ähnliche Vorrichtungen von den Fasern befreit werden. Bei sachgemäßer Behandlung können hierbei 2 bis 3 v. H. der Erzeugung an Fangstoff wiedergewonnen und wieder verarbeitet werden. Zu demselben Thema schreibt ein anderer Einsender folgendes: Um die immer wiederkehrenden Beschwerden über die an gebliche Giftigkeit der Anilinfarben zu vermeiden, ist es am vorteilhaftesten, solche Farbstoffe, die stark in die Abwässer gehen, überhaupt zu vermeiden. Auch er empfiehlt die von Cassella & Co. in den Handel gebrachten Diaminfarben, die viele Papierfabriken mit solchem Erfolg verwenden, daß die Klagen über die gefärbten Abwässer verstummt sind. J. H. Vogel äußert sich zu der Frage folgendermaßen: Die dem Auge auffälligen Beimengungen von Farbstoffen zum Flußwasser werden von Laien stets als starke Verunreinigung angesehen, auch dann, wenn die Färbungen vollständig indifferent und die Farbstoffe in großer Verdünnung im Flußlauf vorhanden sind. Fischen können sie deshalb nichts schaden. Einrichtungen, durch welche ohne wirtschaftliche Ver nichtung der Fabrik diese Farbstoffe aus den Abwässern zu be seitigen sind, sind nicht bekannt. Durch Filteranlagen ist die Beseitigung nicht zu erreichen. Es ist aber auch kein Fall be kannt geworden, in welchem derartige Farbstoffe irgendwelchen Schaden angerichtet haben. Abwasserbeseitigung von Gewerben und gewerbereichen Städten unter hauptsächlicher Berücksichtigung Englands. Schiele, Mitteilg. a. d. Kgl. Prüfungsanstalt für Wasser versorgung und Abwasserreinigung. 1909, H. 11, 1—870. Aus der umfangreichen Abhandlung sei nur folgendes her vorgehoben: England besitzt im Gegensatz zu Deutschland fast keine Zellstoffabriken, sondern bezieht den Rohstoff aus anderen Ländern. Infolgedessen fehlen auch die Sulfitzellstoffwässer. Eine der wenigen Fabriken, die nach dem Sulfitverfahren arbeitet, ist die in Glossop. In ihr werden wöchentlich 170 t Papier angefertigt; die Abwassermenge beträgt täglich etwa 5100 cbm. Das Sulfitzellstoffwasser wird verdampft. Bei Besichtigung der Fabrik war jedoch die Anlage noch nicht fertiggestellt, die Ablauge floß einfach in den Bach ab. Das Bleichereiwasser wird in der Fabrik weiter verwendet, da Wassermangel herrscht. Das Papiermaschinenwasser, das im Liter 4 bis 10 g ungelöste Bestandteile enthält, wird ohne Chemikalien in Absitzbecken gereinigt. Das Abwasser vom Papierfärben wird auf Filterkörpern aus Schlackengrus behandelt, nachdem ihm vorher chemische Fällungsmittel zugesetzt wurden. Meist wird zu diesem Zwecke Alaun verwendet; im Sommer kommt zur Vermeidung von Ge ruchsbelästigungen Zinkchlorid zur Anwendung. In anderen Papierfabriken werden zur Zurückgewinnung von Papierfasern Stoffänger verwendet, u. a. der Füllnersche Patentstoffänger, der fertig montiert 6000 M. kostet. Zui Kenntnis der gebundenen schwefligen Säure. V. Ab handlung: Ueber Sulfitzellulose-Ablauge und furfurolschweflige Säure Arbeiten a. d. Kaiserl. Gesundheitsamt. 1909. 32. 120—143. Kerp und Wöhler. Einleitend besprechen Verfasser Entstehung, Eigenschaften und Zusammensetzung der Sulfitzellulose-Ablauge. In Deutsch land arbeiten zurzeit 55 Zellulosefabriken nach dem Sulfit- verfahren und erzeugen täglich rund 1500000 kg fertige luft trockene Zellulose. Dieser Menge entspricht eine tägliche Ab wassermenge von 15000 cbm. Da der Gehalt an Trocken rückstand etwa 10 v. H. vom Gewicht der Laugen beträgt, gehen täglich 1500 t feste Stoffe verloren. In diesen sind etwa 150 t Schwefel und 22,5 t Zuckerarten. C» Bei der Besprechung über die Zusammensetzung der Ablauge erwähnen die Verfasser folgende Autoren, die schon über diesen Gegenstand gearbeitet haben: Lindsey und Tollens (Annalen der Chemie 1892), Pedersen (Papier-Zeitung 1890), Harpf (Dinglers polytechn. Journal 1892; Zeitschr. f. angew. Chemie 1898), Ulzer & Seidel (Mittig, d. technolog. Gewerbemuseums in Wien 1896), Bucherer (Zeitschr. f. angew. Chemie 1904, 1906), Krause (Chem. Industrie 1906), Klason (Chem. Ztg. 1897 Rep. S. 261), Grafe (Monatshefte f. Chemie 1904). Aus den von den Verfassern ausgeführten Untersuchungen lassen sich folgende Schlußsätze ziehen: Die schweflige Säure ist in der Sulfitablauge teils in freier, d. h. unmittelbar mit Jod titrierbarer, und in gebundener Form enthalten. In bezug auf die vorhandene Menge an gesamt schwefliger Säure stellt die Ablauge 1/10 mol. Lösung von schwefliger Säure dar. Die der gesamtschwefligen Säure ent sprechende Menge beträgt 1/6— 1/3 des Gesamtschwefelgehalts der Ablauge, bildet also bei der Beseitigung sowie auch bei der technischen Verwertung der Ablauge einen Hauptfaktor. Die gebundene schweflige Säure erweist sich ihrem ganzen Verhalten nach als eine typische aldehydschweflige Säure — einerseits durch die zunehmende Abspaltung von unmittelbar mit Jod lösung titrierbarer schwefliger Säure bei steigender Verdünnung der Ablauge, anderseits durch ihren stufenweisen Zerfall unter Abspaltung von schwefliger Säure bei der fortgesetzten Titration mit Jodlösung. Als organische Komponenten, mit denen die schweflige Säure in der Ablauge verbunden ist, kommen hauptsächlich die Aldehyde Furfurol und Vanillin und die Zuckerarten Xylose, Mannose, Galaktose, Fruktose in Betracht. Es ist anzunehmen, daß ein Gemisch der entsprechenden komplexen schwefligen Säuren die gebundene schweflige Säure der Ablauge darstellt. Die Menge der gesamtschwefligen Säure dürfte der Menge der vorhandenen Aldehyde und Zuckerarten nebst einem Ueberschuß an freier schwefliger Säure ent sprechen. In der Ablauge ist auch ein Stoff enthalten, der nach ihrer Verdünnung als Sauerstoffüberträger oxydierend auf die schwef lige Säure einwirkt. Das darin aufgefundene ligninsulfonsaure Calcium ist keine einheitliche Substanz, sondern als ein Gemenge anzusehen. Die Tatsache, daß in jahrelang aufbewahrter Sulfit zelluloseablauge noch schweflige Säure vorhanden ist, erklärt sich dadurch, daß die Säure z. T. in komplexer Bindung in der Ablauge enthalten ist. Untersuchungen über die Ablauge aus Sulfitzellulose fabriken. Stutzer, Ztschr. f. angew. Chemie XXII. 1909. 41. Stutzer, Papier-Zeitung, Nrn. 83 und 84 von 1909. (Wird nur in der für die Mitglieder veranstalteten Buch ausgabe abgedruckt.) Eine schwere Verunreinigung des Pregels, ihre Ursache und Beseitigung. Lassar Cohn. Chem.-Ztg. 1908, 980,81. Wasser und Abwasser 1909, 1, S. 78, P.-Z. 1908, Nr. 87. (Wird nur in der für die Mitglieder veranstalteten Buch ausgabe abgedruckt.) Verunreinigung der Flußläufe durch Zelluloseabwässer. Schneider. P.-F. 1909, S. 34. Trotz aller Versuche ist es bis heute noch nicht gelungen, die stetig wichtiger werdende Abwässerfrage der Zellstoffabriken endgültig zu lösen.