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Nr. 51 PAPIER-ZEITUNG Verein der Zellstoff- und Papier-Chemiker Fachberichte 1909 3. Wasser und Abwasser Von Prof. Dr. J. H. Vogel, Berlin, und Dr.-Ing. Armin Schulze, Berlin Fortsetzung zu Nr. 50 S. 1895 c) Abwasser Abwasserreinigung durch Rechen und Siebe. Schiele, Wasser und Abwasser 1909. 1. Verf. gibt einen kurzen Ueberblick über den gegenwärtigen Stand der Abwasserreinigung durch Rechen und Siebe. Diese Reinigung der Abwässer wird zurzeit in Deutschland in doppeltem Sinne angewandt und zwar 1. als selbständige, alleinstehende Einrichtung, die das Wasser nur von den ungelösten Schmutzstoffen befreien soll, um es dann in den Vorfluter abzuleiten, 2. als Vorreinigung (durch Abfangen der Schmutzstoffe) als Einzelteil einer weitergehenden Abwasserreinigung. Als mechanische Reiniger kommen hier in Betracht, Rechen, Gitter und Siebe. Zur Vorreinigung des Abwassers für biolo gische Anlagen eignen sich Rechen oder Siebe ohne Zwischen schaltung an Absitzanlagen nicht, da der feinverteilte Schlamm nicht zurückgehalten wird. Von Absiebanlagen zur selbständigen alleinigen Reinigung des Abwassers muß verlangt werden, daß sie möglichst viel un gelöste Schmutzstoffe auffangen; auch an Rechen und Siebe vor Absitzanlagen wird man im allgemeinen dieselbe Forde rung zu stellen haben. Die von den selbständigen Absiebanlagen gewünschte Wirkung läßt sich nur mit frischem Abwasser erreichen, bei ge faultem Wasser sind sie ziemlich wirkungslos, da die un gelösten Stoffe schon stark zersetzt und daher in Zerteilung be griffen sind. Es werden dann verschiedene Absiebvorrichtungen be sprochen: Man unterscheidet zwei Gruppen: 1. feststehende Absiebanlagen, bei denen die abgefangenen Rückstände unter Wasser abgestreift und dann in die Höhe gefördert werden; 2. bewegliche Absiebvorrichtungen, bei denen die zum Ab fangen der Schmutzstoffe dienenden Roste, Siebe usw. zeit weilig in ständiger Bewegung aus dem Wasser gehoben werden. Die feststehenden Rechen sind nur dann als zweckmäßig anzusehen, wenn Schmutzstoffe über eine bestimmte Größe hin aus aufgefangen werden sollen. Eine bessere Klärvorrichtung erzielt man mit beweglichen Vorrichtungen. Hierher gehören: Kipp-Flügelrechen, bewegl. Siebband, Rechenband und Separatorscheibe Patent Riensch. Bericht über die Prüfung des Trommelfilters von A. und A. Lehmann, A.-G. in Niederschönweide bei Berlin. Reischle und Zahn. Mitteilungen aus der König!. Prüfungsanstalt für Wasserversorgung und Abwässerbeseitigung, Heft 10, 1909. S. 102—115. Die Fabriken sind meist gezwungen, um die Wirtschaftlich keit ihres Betriebes zu verbessern sowie auch um die Schwierig keiten der Abwässerbeseitigung zu beheben, Abfallprodukte möglichst wieder zu gewinnen und zu verwerten. Die erwähnte Fabrik, die Tuche, Plüsche und Krimmer her stellt, hat zu diesem Zweck seit einiger Zeit Trommelfilter (Fasernfänger) in Betrieb, die sehr vorteilhaft arbeiten. Das Filter besteht aus einer mit Messingdrahtgewebe überzogenen Siebtrommel, die auf einer horizontalen Welle aufgelagert ist und durch ein Zahngetriebe angetrieben wird. Die Trommel taucht ungefähr ein Drittel ihrer Höhe in das Abwassergerinne ein. Die Abwässer — es kommen hierbei nur die aus der Färberei und Wäscherei in Betracht — fließen durch eine aus Drahtgewebe von 1 mm Oeffnung bestehende Siebwand hin durch nach dem Ablaufgerinne. Die auf der Innenfläche des Siebes in Form von Lappen anhaftenden abgefangenen Fasern werden durch Blechleisten am Abgleiten gehindert, dann auf ein Transportband geworfen und von diesem durch Druck luft abgeblasen. Die Apparate beanspruchen trotz ihrer Leistungsfähigkeit wenig Raum; die Kosten für ein Filter betragen 900 M. Die Prüfung der Wirkungsweise ergab im Mittel eine Abnahme von 66,8 v. H. der suspendierten Stoffe, die hauptsächlich aus Fasern bestehen. Innerhalb November 1906 bis August 1907 wurden 1931 aus dem Abwasser 22000 kg Wollabfälle (Trockengewicht) ab gefangen, die an Düngerfabriken verkauft wurden. Die nassen Abfälle werden durch einen heißen Luftstrom, der in der Heiz vorrichtung der Fabrik mit erzeugt wird, getrocknet. Die Verwendung dieses Fasernfängers in verwandten Be trieben ist zu empfehlen. Apparat zur Reinigung von Fabrikationsabwässern mit selbsttätiger Abführung der Verumeinigungen. Frynta. Oesterr. Pat.-Anmeldung 3244. Chem. Ztg. Repert. 1909. S. 658. Der Apparat besteht aus einem in einem Behälter rotieren den hohlen Filterkörper mit hohler Achse zum Abführen des gereinigten Wassers und Mitnehmern zum Befördern der Ver unreinigungen auf eine Ableitungsrinne. Der Filterkörper be sitzt dabei die Form einer hohlen Scheibe, deren Kranz und Stirnwände aus Sieben bestehen. Eine andere Ausführungsform besteht darin, daß die Filterscheibe außen mit über ihre Stirn wände vorspringenden Siebwänden versehen ist, an deren Innenseite die zum Ausheben der Verunreinigungen dienenden Mitnehmer angeordnet sind. Die Kosten der Behandlung der Abwässer. Mackay & Miller. Journ. Soc. Chern. Ind. 1909. 28. S. 1183. Chem. Ztg. Repert. 1909. 658. Am billigsten ist die Behandlung der Fabrikwässer mit Kalk; erheblich gesteigert werden die Kosten bei Anwendung von Aluminium- und Eisensalzen, Sodalösung, Natriumhydrat, Baryt und Bariumkarbonat. Durch den Kalkzusatz werden harte Wässer erhalten, deren Wiederverwendung, besonders zur Dampferzeugung mit Schwierigkeiten verknüpft ist. Für die Entfärbung der Abwässer aus Farbenfabriken gibt es noch keine einwandfreie und zugleich billige Methode. Ebenso sind die Verfahren zur Zerstörung mittels Ozon, Sauer stoff, Permanganat u. a. bzw. die Nutzbarmachung von Ab wässern der Gasfabriken noch nicht zufriedenstellend. Studien über Abwasserreinigung. Münz und Laine. Bullet, d. 1. socit d’encouragement. 1909. 721—754. Nach einer Besprechung der bis jetzt gebräuchlichen Ver fahren zur Reinigung von Abwässern (Rieselung, chemische Reinigung, Reinigung durch biologische Vorgänge) gehen die Verfs. näher ein auf das von ihnen ausgearbeitete Verfahren der Abwasserreinigung durch Torf. Verfs. haben gefunden, daß der Torf einen ausgezeichneten Träger für Stickstofforganismen bildet. Die Versuche wurden in einem Kolonnenapparat von 35 cm Durchmesser und 60 cm Höhe vorgenommen. Der ver wendete Torf war von Nuß- bis Eigröße und mit Kreide und Gartenerde zur Ansiedelung von Stickstoffbakterien gemischt. In verschiedenen Tabellen werden Analysen angeführt, aus denen die große Reinigungsfähigkeit des Torfes zu ersehen ist. Nach Durchfiltrieren von 3000 Litern auf den qm und 24 Stun den war die Reinigung vollkommen. Ammoniak war gänzlich verschwunden, der organische Stickstoff um 85 v. H., die or ganischen Stoffe um 91 v. H. vermindert. Das gereinigte Wasser war vollkommen klar und geruchlos. Ueber das Reinigungsverfahren von Abwässern durch Tone. Rohland. Zentralblatt f. Wasserbau und Wasser wirtschaft. 1909. 337—339. Wasser und Abwasser. 1909. Bd. 2. Nr. 1 S. 42. Stark plastische Tone absorbieren nach Versuchen des Verf. alle kolloiden, gallertartigen Stoffe, sowie alle komplizierter zu sammengesetzten Farbstoffe; sie eignen sich daher nach Ansicht des Verf. zur Reinigung der Abwässer aus Stärkedextrinfabriken, aus Färbereien, Zucker- und Papierfabriken, aus Gerbereien und Seifensiedereien. Verfahren zur Reinigung von Abwässern. Rothe & Co. DRP212741. Wasser und Abwasser. 1910. Bd. 2. Nr. 5 S. 248. Das bekannte Kohlebreiverfahren ist dahin abgeändert, daß das zu reinigende Abwasser nicht mit einem Brei aus Braun kohle, sondern mit einem Brei aus einem Gemisch von Braun- und Steinkohle in derselben Weise wie beim gewöhnlichen Kohlebreiverfahren behandelt wird. Das Mengenverhältnis richtet sich nach der Verschmutzung des Wassers. Durch diese Behandlung soll der Zusatz von mineralischen Fällungsmitteln vermindert werden können. Chemische Fällung gegenüber der Reinigung von Ab wässern in Faulkammern. Bolton. Surveyor. 1908. 728. Gesundheitsingenieur. 1909. 528—29. Bolton weist durch Versuche gestützt darauf hin, daß durch