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1922 PAPIER-ZEITUNG Nr. 50 Handelskammerberichte 1909 München. In der Papierfabrikation machte sich der Einfluß der ungünstigen wirtschaftlichen Lage erst seit Ostern 1909, von da an aber besonders, in starker Verminderung der Nachfrage des Inlandes und dadurch bedingter Häufung der Vorräte fühl bar, wogegen der Absatz nach dem Auslande gegen das Vor jahr nicht abgenommen hat. Papierhandel Nachdem der im Herbst 1908 eingetretene schleppende Geschäftsgang sich bis in den Sommer 1909 hin gezogen hat, trat von da an wieder leichte Besserung ein, so daß Umsatz und Geschäftsergebnisse des Jahres 1909 im ganzen denen des Jahres 1908 gleich sind. In der Faltschachtelfabrikation ist der Wettbewerb mit seinen Preisunterbietungen noch größer geworden. In der Geschäftsbücherfabrikation war der Geschäfts gang im allgemeinen zufriedenstellend. Buchdruckerei. Der Geschäftsgang war infolge der un günstigen allgemeinen Marktlage und des gestiegenen Inlands wettbewerbs schwächer als im Vorjahre. Im graphischen Kunstgewerbe ist der Umsatz gegen das Vor jahr wieder gestiegen, sodaß das Personal vermehrt werden konnte; auch die Geschäftsergebnisse haben sich gebessert. Im Sortimentsbuchhandel sind im allgemeinen die ungünstigen Verhältnisse des Vorjahres bestehen geblieben. Lithographiesteine. Die Beschäftigung war gut, obwohl sich die Nachwehen der amerikanischen Krisis im graphischen Ge werbe noch hier und dort fühlbar machen. Die Zahlweise war zwar zum Teil noch etwas schleppend, aber doch besser als im Vorjahre. Tintenfabrikation. Der Geschäftsgang bewegte sich im Rahmen des Vorjahres. Die Beschäftigung war zufriedenstellend, doch blieb das Verhältnis zwischen Verkaufspreisen und Her stellungskosten bezw. Preisen der Rohstoffe gleich ungünstig wie in 1908. Oberfranken. Zellstoffabrikation. Wenn auch das verflossene Jahr für die Zellstoff-Industrie nicht günstig war, so konnte die berichtende Fabrik doch durch schlanke Erzeugung und günstigen Absatz ein zufriedenstellendes Gewinnergebnis erzielen. Die Verkaufspreise sind neuerdings wieder gefallen, was vor allem auf die unvernünftigen Angebote von Schweden und Norwegen zurückzuführen ist. Holz- und Lederpappenfabrikation. Die Pappenfabrikation hatte infolge der teueren Holzpreise nur geringen Ueberschuß und konnte kaum die Kosten für Verzinsung des Kapitals decken. Der Bedarf in Pappen war im allgemeinen zufriedenstellend. Freiburg i. Br. In der Papierwaren-Industrie war ein Frei burger Unternehmen ausreichend beschäftigt und erzielte be friedigendes Ergebnis, nur der erwartete Aufschwung der Ver kaufspreise blieb aus. Ein auswärtiges Unternehmen bezeichnet die Verhältnisse als völlig unbefriedigend, was nicht zuletzt einem außerordentlich verschärften Wettbewerb zugeschrieben werden müsse. Die Tapetenfabrikation litt nach wie vor unter dem Darniederliegen des Baugewerbes; der Umsatz blieb in der bescheidenen Höhe des Vorjahres. Buchdruckerei. Die Beschäftigung war in allen Betrieben durchweg zufriedenstellend, um die Jahreswende sogar gut, was zum Teil darauf zurückzuführen ist, daß die Geschäftswelt heute erheblich mehr für Reklamedrucksachen aufwendet als noch vor einigen Jahren. Geschäftsbilcherfabrikation. Die geschäftlichen Verhältnisse' waren befriedigend. Zu diesem Ergebnis hat der Umstand bei getragen, daß sich allseitig das Bestreben geltend macht, eine übersichtliche Buchführung und Registratur anzulegen, und daß mit der einfachen Buchführung sich selbst Handwerkerkreise nicht mehr zufrieden geben. Die sogenannte amerikanische Buchführung führt sich immer mehr ein, und alle sachgemäßen Neuerungen, die auf Vereinfachung und Uebersichtlichkeit der Kontorgeschäfte hinführen, finden guten Absatz. Chemnitz. Die Papierfabrikation hatte unter der anhaltenden Trockenheit sehr zu leiden, die zur Folge hatte, daß keinerlei Vorräte an Holzmasse aufgespeichert werden konnten und daß Verminderung der Gesamterzeugung eintrat. Daß dieser Uebel stand zu einer Krisis im Fach führte, wurde lediglich durch die steigende Zunahme der Dampfschleifereien verhindert, denen jedoch die Trockenheit auch insoweit schadete, als sie erhebliche Steigerung des Kohlenverbrauchs im Gefolge hatte. Die all gemein wenig günstige wirtschaftliche Lage wirkte auch auf den Papierverbrauch nachteilig ein, sodaß nicht einmal der Verbrauch an Druckpapier zunahm. Die Neuerrichtung zahlreicher Fabriken steigerte die Herstellungsmöglichkeit erheblich und hatte zur Folge, daß die Preise sehr gedrückt wurden und zur Ver meidung von Uebererzeugung Betriebseinschränkungen vor genommen werden mußten. Weitere Verschlechterung erleidet das Fach durch den stetig zunehmenden Wettbewerb des Aus landes. Die Rohstoffpreise erlitten im Vergleich zum Vorjahr keine Verschlechterung. Ungefähr in derselben Lage wie die Papierfabrikation be fand sich das Holz- und Lederpappenfach. Dagegen war die Kartonnagenfabrikation, der es im ersten Halbjahr an Aufträgen mangelte, am Jahresschluß gut beschäftigt, sodaß sie mit Ueber- stunden arbeiten mußte und im Gesamtergebnis noch zufrieden stellend abschnitt. Die Beschäftigung in der Präge-Industrie war genügend, Ver kürzungen der Arbeitszeit brauchten nicht einzutreten, wenn auch in einigen Monaten zu einem geringen Teil auf Lager ge arbeitet werden mußte. Die Rohstoffpreise behielten durch schnittlich ihren früheren Stand. Dasselbe galt von den Ver kaufspreisen. Wie das Inlandsgeschäft, so hatte auch die Aus fuhr keine Verschlechterung aufzuweisen; die Fabrikanten sahen sich jedoch im Interesse der Aufrechterhaltung des Umsatzes gezwungen, die Preise herabzusetzen, um dadurch für die er höhten amerikanischen Zölle einen Ausgleich zu schaffen. Nur ein Versuch überzeugt Sie davon, dass Sie noch nie bessere und billigere Klebstoffe verwendeten als diese 4 Spe-