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DD)APIER=VERARBEITUNG M Buch Gewerbe sa Fabrikation von Maschinen-Tüten und -Beuteln Von Heinrich Thümmes, Betriebsleiter Fortsetzung zu Nr. 30 Das Schneiden und Wickeln schmaler Rollen auf den Rollenschneide- und Wickelmaschinen Die Verarbeitung von Papier in aufgerollten Bahnen breitet sich immer mehr aus, besonders in der Papier verarbeitungs- und der Photographischen Industrie, ebenso im Textilfach. Infolgedessen wachsen auch die Ansprüche an die Maschinen zur Herstellung der erforderlichen Rollen. Es werden heute z. B. schmale Papierröllchen von 2 mm Breite verlangt für Spinnerei-Zwecke, ebenso ganz schmale Röllchen aus 9 g/qm schwerem Seidenpapier, aus Gutta percha, Paragummi, Zelluloid, Stanniol, Leinen usw. Die Herstellung solch empfindlicher Rollen erfordert besondere Bauart der Rollenschneidemaschinen. Die Haupt schwierigkeit beim Schneiden und Wickeln derartiger Rollen liegt in dem genau gleichmäßigen staubfreien Schnitt, ohne Falten und Grat an den Schnittkanten, ferner im Ver arbeiten sehr dünner Papiere und anderer schwer zu wickelnder Stoffe, sowie darin, daß die geschnittenen schmalen Röllchen, welche auf eine Achse gewickelt werden, nach dem Herausziehen der Wickelachse leicht voneinander zu trennen sind. Die Gandenbergefsehe Maschinenfabrik, Georg Goebel in Darmstadt, baut u. a. seit etwa 20 Jahren Rollenschneide- und Wickelmaschinen. Sie hat ihre Maschinen im Laufe der Zeit sehr vervollkommnet, und ein Ergebnis ihrer fort gesetzten Versuche ist die Präzisions-Rollenschneide- und Wickelmaschine. Diese Maschine wird in drei verschiedenen Größen und Ausführungen gebaut: Modell 0, Spezialmaschine zum Schneiden und Wickeln von Papierröllchen allergeringster Breite von 2 mm an; Modell I, leichte Papierrollen-Schneide- und Wickelmaschine für Schnittbreiten von etwa 4 mm auf wärts; Modell II, schwere Papierrollen - Schneide- und Wickelmaschine für Schnittbreiten von etwa 7 mm aufwärts. Modell 0 (Bild 198) dient zum Schneiden ganz schmaler Röllchen von 2—3 mm aufwärts aus dünnsten Papieren, wie Seidenpapier u. dgl., für Spinnerei und Isolierungszwecke. Die Maschine hat 20—35 cm Arbeitsbreite und ist mit in direktem Antrieb eingerichtet, d. h. die Messerwalzen und das Papier werden mit gleichbleibender Geschwindigkeit angetrieben, während der Wickelstab Friktions-Antrieb hat. Die Maschine kann auch für Buntpapier-, Telegraphen-, Metallpapier-, Stanniol- usw. Rollen verwendet werden. Die Leistung beträgt 30—80 m Papiergeschwindigkeit in der Minute, je nach der Stärke des Stoffes. Die Schnittfläche der Röllchen, welche bis etwa 20 cm Durchmesser ge wickelt werden können, ist genau eben, glatt und gratfrei. Diese kleine Maschine wird auf einen Tisch gestellt und kann von Hand oder mittels Kraft betrieb angetrieben werden. In letzterem Fall beträgt der Kraftbedarf 1/4 PS. Die Goebel’schen Maschinen sind mit nach stehenden, meist patentierten Einrichtungen ver sehen: 1. Längsschneider mit auf dem Umfang einer der beiden Messerwalzen geführten Papierbahn; 2. Kreisschere mit absolut gleichmäßig wirkender Federung für staubfreien Schnitt und lange Schnittdauer der Messer; 3. Spannwalzen-System zur Erzielung be sonders starker Papierspannung, ohne Längsfaltenbildung; .4 . Seitliche Regelung vom Arbeiterstande aus; 5. vom Arbeiterstande aus zu bedienende Universal-Rollen-Bandbremse mit sicht barer Bremswirkung; 6. Friktions - Antrieb zur Erzielung gleich mäßiger Papier-Geschwindigkeit; 7. Reibungskuppelung für Wickelstäbe. Bild 199 zeigt die gebräuchliche Bauart der größeren Präzisions - Rollenschneidemaschinen. Auf Maschine Modell I können alle Papiere von 9 g/qm schwerem Zigaretten-Papier bis zum stärksten Kabel-Isolationsstoff, Halbkarton oder Textilstoff verarbeitet werden. Die Maschine wird in Arbeitsbreiten von 40—70 cm gebaut, mit einer Leistung von 50—120 m Papier in der Minute. Der größte Wickeldurchmesser ist 40 cm. Der Antrieb ist meist direkt; für schmälste Schnittbreiten und glatte Stoffe kann der Wickelstab aber auch mit Friktionskuppelung an getrieben werden. Zur Wickelung von Rollen auf besonders dünne Wickelstäbe werden verstellbare pendelnde Arme mit patentiertem Reibscheiben-Antrieb angebracht, in welchem die Wickelstäbe lagern und durch eine stets gleichmäßig voreilende Friktionskuppelung angetrieben werden. Modell II ist die schwere Bauart der abgebildeten Ma schine. Sie ist im allgemeinen für die gleichen Zwecke verwendbar, und ihre geringste Schnittbreite beträgt etwa 7 mm. Die Arbeitsbreite schwankt zwischen 70 und 120 cm bei 60—150 m Geschwindigkeit in der Minute je nach dem zu verarbeitenden Papier. Außer den vorher angeführten Einrichtungen können diesen Maschinen Modell I und II für Sonderzwecke noch die nachstehenden weiteren angefügt werden: 8. Regelbarer Zuführwalzen-Antrieb mit Hängebogen führung für die Papierbahn; 9. Vorrichtung zum Wickeln auf mehrere in verstell baren Armen gelagerte kurze und dünne Wickel stäbe (für Kopierrollen u. dgl.); 10. Differential-Friktion-Antrieb des Wickelstabes für schlüpferige und leicht dehnbare Stoffe. Bild 198. Papierrollen-Schneidemaschine Modell O, für schmale Papier röllchen von 2 mm an. Gandenbergersche Maschinenfabrik, Georg Goebel, Darmstadt