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1752 PAPIER-ZEITUNG Nr. 46 Ganz anders gibt sich die Eigenart des Malers Karl Spitzweg, dessen Bedeutung in der Kunst die Vierfarben drucke von Peter Luhn in Barmen weiteren Kreisen ver mitteln wollen. Die Landschaft, und in der zweiten Serie die Stadt, beherrscht den Raum, die Figuren sind Beiwerk, aber ein Beiwerk, das man sich nicht hinwegdenken möchte, das nach Farbe und Inhalt in das Bild hineingestimmt ist. Nicht so tiefgründige Gedanken bewegen den Künstler, nicht der geheimnisvolle Zusammenhang zwischen Mensch und Kosmos. Die eigenen Gesichte, die er in sich trägt, sind die Verdichtungen einer sonnigen Weltanschauung, einer Freude an allem Lebensvollen, das sich malerisch wieder geben läßt. Und er läßt alle malerischen Reize spielen, welche die Oeltechnik in allen Tonstufen, in allen wechselnden Schatten und Lichtern vermittelt. Oft umhüllt sie ein feiner Duft, der die Darstellungen der Wirklichkeit entrückt, ihnen beinahe etwas Märchenhaftes gibt, selbst da, wo es sich um einfache Vorgänge handelt wie in dem »Angler«, dem »Waldspaziergang«, »Sonntagmorgen« usw. Das Märchenhafte steigert sich zum Unheimlichen in einem Bilde der dritten Folge; dem mystischen Zauber der Dar stellung entspricht die Farbengebung. Die Bilder der zweiten Folge haben nur einen Farbenton, verlieren aber dadurch nichts von ihrem malerischen Zauber, der um alte 'Mauern und Tore weht, um reich geschmückte Erker und malerische Plätze spielt, den Blick in die duftige Ferne oder in das Waldinnere lenkt. Ein schalkhafter Humor spricht aus den Szenen im Atelier, dem Bilde des Astrologen, dem Biedermeierpaar am Bache. A. L. Wiener Drucksachen für Schaufenster-Reklame Eigenbericht aus Wien Hier wird neuestens viel Wert auf auffällige Reklame karten gelegt, die in größerem oder kleinerem Format als Staffeleien verteilt inmitten der Auslagen Platz finden oder in kleiner Form durch Klammer an einzelnen Stücken in der Auslage befestigt sind. Als Schmuck solcher Karten dient heuer namentlich der Hahn, ferner gibt die Jagd ausstellung und die Blumenmode manches verwendbare Motiv; Reliefbuchstaben in schillernder Buntheit in Gold oder Silber werden zur Aufschrift verwendet, die die Ware anpreist oder Aufschluß über die Dauer des Ausverkaufs, Herkunft oder Preis der Ware gibt. Man verteilt z. B. in der Auslage für Herrenmodewaren zwischen violette oder neurote Kravatten gleichfarbige Staffeleien in der Größe eines Boudoirbildes, die in der Mitte ein großes, tiefgeprägtes Medaillon aufweisen, auf dem ein stolzer Hahn in Buntdruck prangt. Unten steht in goldenen Reliefbuchstaben »Fashions of London«. In einem Sportwarengeschäft steht unter Jagdkostümen eine Riesenstaffelei in tannengrüner Farbe, oben dachartig zu gespitzt und mit goldenen Tannenzweigen in kräftigem Reliefdruck gerändert. An die Spitze des Daches lehnt sich, flach aufgelegt, eine aus bunten Federn gebildete Fasanhenne. Der Karton trägt in goldenen Relieflettern »Ausverkauf vom 15 Mai — 1. Juni« als Inschrift. Eine medaillonförmige Riesenstaffelei in einer Damenmodeauslage zeigt auf drapfarbenem Skytogen in riesigen rosa Email- Lettern »Fest der Rosenkönigin«; eine Randzier aus Rosen in Reliefprägung und eine rosa Tülldrapierung über dem oberen Teil der Staffelei bilden den Schmuck. In einer Drogerie ist die Reklamekarte rechteckig aus weißem Marmorpapier, auf dem in großen rosa, grünen, lila und blauen Emailbuchstaben »Modeparfüms« gedruckt ist. Eine weiße, rechteckige Staffelei zeigt auf beiden Schmalseiten in Reliefprägung feuerfarbene Schwertlilien; in der Mitte steht mit schwarzen großen Emailbuchstaben »Dernier cri«. — Eine blaßlila Staffelei in langer schmaler Form hat oben und unten eine Quergirlande aus rotgold metallischem Mohn, in der Mitte liest man in goldenen Buchstaben »Sommermode«. Es gibt auch aufstellbare Reklamekarten in feuerroter Herzform, auf denen in goldener Inschrift »Au bon goüt« zu lesen ist; andere, die die Form eines grünen, goldig geränderten Eichenblattes mit der goldenen Inschrift »Jagdausstellung« tragen, und eine Karte aus ver gilbtem Papier in ovaler Form, in deren Mitte ein auf die Spitze gestelltes Quadrat in Buntdruck ein nach der neuesten Mode gekleidetes Pärchen zeigt. Sehr nett sind an den Schaugegenstand mit Klammer befestigte lange schmale Karten aus Silberkarton, deren Rand eine ä jour ausgestanzte Bordüre zeigt; in kleinen bunt gemischten Lettern steht auf den Karten »Wiener Mode«. Weiße Kärtchen in schmaler, langer Form haben plastisch geprägten, zartfarbigen Blumenrand; andere sind hoch und schmal, haben die Form eines spitzen, grün gegitterten, äjour durchbrochenen Daches, und weisen an den Kreuzungen Veilchen in Reliefprägung auf, sie zeigen in veilchenfarbener Schrift den Warenpreis. Sehr hübsch ist ein ovales Kärt chen aus Silberkarton, längs der Ränder prangt ein Feld blumenkranz in Buntdruck, während in der Mitte mit schwarzen Buchstaben »Neueste Moden« gedruckt ist. H. Hn. Honvdfeder. Ungarn und Oesterreich haben je eine eigene Landwehr. Die ungarische Landwehr, bei der die ungarische Kommandosprache eingeführt ist, heißt »Honved«. Eine Wiener Firma hat sich nun für eine Stahlfeder eine Marke schützen lassen, die einen ungarischen Landwehrmann darstellt und die Wortmarke »Honvd-toll« (Landwehrfeder) aufweist. Das ungarische Handelsministerium hat nun diese Schutzmarke amtlich löschen lassen, also für sie den Schutz vor Nachahmung aufgehoben. Zur Begründung dieser Maßnahme hat das ungarische Handelsministerium angeführt, daß der Name »Honvde mit der neueren Geschichte Ungarns so innig verknüpft sei, und daß diese Waffengattung im Gefühlsleben der ungarischen Nation eine solche Stelle einnehme, daß jeder Käufer einer mit dieser Marke bezeichneten Feder glauben müsse, es handle sich um ein ungarisches Fabrikat. Geschäftsmarken aber, die geeignet seien, ein auswärtiges Fabrikat als ungarisches erscheinen zu lassen, seien nicht zulässig. (Papier- und Schreibwaren-Ztg., Wien) Probenschau Die unter Probenschau beschriebenen Neuheiten werden soweit als möglich der Ständigen Ausstellung für Papier- und Druckgewerbe im Papierhaus überwiesen und dort in der Neuheiten-Abteilung 8 Tage lang kostenfrei ausgestellt Echtes Pergamentpapier von Schleipen & Eichhorn, Pergamentpapierfabrik G. m. b. H. in Emmerich a. Rh. Die Fabrik übersandte uns Proben ihres echten Pergament papiers, das sich durch schöne Weiße und gute Geschmeidig keit auszeichnet. Die hervorragende Druckfähigkeit dieses Papiers, welches vorzugsweise zur Verpackung von Butter und anderen Fettstoffen verwendet wird, ist durch den Aufdruck, den die Papiermuster tragen, erwiesen: Zwei Zierleisten und ein Bild, das einen Drucker und seinen Lehrling in mittelalterlicher Tracht darstellt, sind in brauner Farbe gedruckt, die Bezeichnung und die Firma blau mit roten Anfangsbuchstaben. Deutsche Künstlerpostkarten, Serie 20—24, von K. Ad. Emil Müller, Verlagsbuchhandlung in Stuttgart. Eine der neuen Serien enthält 12 Ansichtspostkarten mit Silhouetten von Hilmar Siveke. Der Titel lautet »Bruder Studio«, und die Bilder zeigen Szenen meist heiteren Inhalts aus dem Studentenleben. »Musiker-Silhouetten« ist der Titel einer weiteren humoristischen Serie mit Silhouetten berühmter Dirigenten, gezeichnet von Dr. Otto Böhler in Wien. »Goethe’s Frauengestalten« sind auf 12 Ansichtspostkarten nach Bildern von Wilhelm v. Kaulbach in Autotypiedruck wiedergegeben. »Hans Huckebein« ist der Titel einer Serie von 12 Ansichtspostkarten mit Bildern und Versen von Wilhelm Busch, und »Deutsche Volkslieder« betitelt sich eine Serie von 12 Ansichtspostkarten nach Holz schnitten von Ludwig Richter zu beliebten Volksliedern. Ewiger Kalender von Otto Strube in Halle a. S. Um festzustellen, welcher Wochentag in kommenden oder ver gangenen Jahren auf ein bestimmtes Datum fällt, bedarf man eines sogenannten »Ewigen Kalenders«, d. h. einer Tabelle, die mit Hilfe eines Schiebers sich für die ver schiedenen Jahre einstellen läßt. Der von obiger Firma hergestellte Kalender ist auf ein Kartonblatt von 15x16 cm Größe gedruckt und läßt sich in der Mitte zusammenfalzen, sodaß man ihn leicht in der Brieftasche mitführen kann. Er gibt erstens einen vollständigen Kalender für das laufende Jahr, zweitens mit Hilfe einer einfachen Gebrauchs anweisung und einer Tabelle die gleichen Angaben für die Jahre 1786—1955. Das Ablesen ist dank der übersichtlichen Anordnung und der deutlichen Zahlen sehr bequem und der Kalender handlich und dauerhaft. Vergl. Anzeige in dieser Nummer.