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Nr. 46 PAPIER-ZEITUNG 1749 gleichzeitig eine farbige Prägung aufweisen, nicht mehr nach Tarifpost 312, bezw. 314, sondern nach Tarifpost 316 zu ver zollen, obwohl unter dieser Nummer nach dem vertragsmäßig festgelegten Wortlaut des Tarifs nur die nach anderen (als Buch- oder Steindruck-) Verfahren bedruckten Karten fallen sollen. Dabei beriefen sich die Schweizer Zollämter auf eine Verfügung der Oberbehörde, nach welcher Karten mit Blindprägung, bei welcher Prägung und Grund gleichfarbig sind, den einfarbigen typographischen oder lithographischen Drucken gleichzustellen sind, während Karten mit farbiger Prägung, bei denen die Prägung von anderer Farbe ist als der Grund, den nach anderen Verfahren bedruckten Karten gleichzustellen seien. Diese Ver fügung wird von den deutschen Interessenten als fachtechnisch willkürlich und dem deutsch-sdiweizerischen Handelsvertrag wider sprechend erklärt, in welchem die in den Tarifposten 312 bis 317 gemachten Unterscheidungen zwischen den bedruckten Papieren festgelegt und also für die Dauer des Vertrages einer administrativen Aenderung entzogen sind. Das Prägen von Karten sei niemals ein Druckverfahren, sondern stellte sich lediglich als eine neben dem Druck bewerkstelligte Verzierung der Karten dar, ebenso wie die Verzierung durch Stanzen, durch bunte Ränder u. dgl. mehr. Demgemäß könne die Prägung an sich auch nicht maßgebend sein für die Zuweisung unter eine der Tarifposten 312 bis 317, da für diese Nummern ausschließlich die Art des Druckverfahrens maßgebend wäre. Völlig unzu lässig sei es aber, die Blindprägung kurzerhand dem einfarbigen typographischen oder lithographischen Druck gleichzustellen und die farbige Prägung, selbst wenn sie typographischen oder lithographischen Druck aufweist, mit dem Druck nach anderen Verfahren zu identifizieren. (Das Handelsmuseum) Huf Pappe geklebte Drucksachen stanzen und prägen (Nachdruck verboten) Beim Stanzen und Prägen von Druckerzeugnissen wie Abreißkalender-Rückwände, Plakate, Reklameartikel, welche auf Pappe geklebt oder durch Aufziehen auf billigen Karton verstärkt sind, stößt man oft auf Schwierigkeiten, welche durch die Klebearbeit hervorgerufen sind. Meist paßt die Stanz- und Prägeform nicht genau, und dann fällt die Ware unbefriedigend aus. Um diesem Uebel vorzubeugen, ver sucht man in manchen Betrieben vor dem Druck zu kleben, jedoch bewährt sich dies nicht, weil beklebte Pappe sich nicht gut mehrfarbig bedrucken läßt. Stanz- und Prägeschwierigkeiten treten in der Haupt sache dann auf, wenn der Klebestoff gleichmäßig auf getragen wurde, und sich dadurch das Papier ungleich mäßig gedehnt und der Druck verzogen hat. Diese Un gleichmäßigkeit kommt namentlich bei Handkaschierung häufig vor, weil der Klebestoff-Auftrag mittels Pinsels un vollkommen ist. Weit besser ist daher die Klebung mittels Maschine. Arbeitet man mit einer Kaschiermaschine, so spart man nicht nur an Arbeitslohn, sondern erhält auch viel bessere Klebung. Ungleichmäßige Dehnung der ge druckten Papiere wird dadurch vermieden oder wird so geringfügig, daß sie das Aussehen der Ware nicht schädigt. Auch kann man die Stanz- oder Prägewerkzeuge der stets gleichmäßigen Dehnung anpassen. Nicht selten gibt man dem Werkzeugmacher des Stanz schnittes oder dem Graveur der Prägeform die Schuld am Nichtpassen der Werkzeuge. Man hat aber zumeist den Fehler begangen, daß man als Vorlage zur Anfertigung der Werkzeuge einen unaufgeklebten Auflagebogen eingesandt hat! Es ist unbedingt erforderlich, daß Werkzeugmacher und Graveur nach ein und derselben Vorlage arbeiten, wenn man sich keinem Mißerfolg aussetzen will. Häufig wird es vorteilhaft sein, sich einer kombinierten Platte zu bedienen, welche zugleich stanzt und prägt. Von der ausgedruckten und gut ausgetrockneten Auf lage klebt man einen Bogen in derselben Weise auf Pappe, wie man die Auflage kleben will, und gibt ihn nach gutem Austrocknen dem Werkzeugmacher oder dem Graveur. Viel Zeitaufwand und Unkosten erspart man auch dadurch, daß man nicht die billigsten Sorten Chromopapiere ver wendet und Papierreste aus anderen Anfertigungen ver meidet. Hat man keine Kaschiermaschinen, so behilft man sich mit einer Anleimmaschine und reibt die mit Anstrich versehenen Bogen mit der Hand an. Ferner ist es der Arbeit förderlich, wenn Werkzeugmacher und Graveur an verschiedenen Stellen der Werkzeuge Merkmale anbringen, welche beim Umdruck bereits vom Umdrucker an ver schiedenen Stellen vorgesehen wurden; dadurch geht dem Stanzer sowie dem Präger die Arbeit besser von der Hand, und die Druckerzeugnisse gewinnen an Genauigkeit. F. K. Wellpapier und Wellpappekartonnagen Aus dem Geschäftsbericht 1909 des Papier-Industrie-Vereins Trotz erhöhten Umsatzes wird über die Geschäftslage des Jahres 1909 ganz allgemein lebhaft geklagt, da alle Bestrebungen der einsichtigen Fabrikanten, den Schleuderangeboten einer un geschulten Konkurrenz einen Damm zu setzen, auch im letzten Jahre ergebnislos geblieben sind, und durch Vergrößerung der Betriebsanlagen der Wettbewerb vermehrt wurde. Die Einkaufs- preise für Roh- und Hilfsstoffe waren teilweise, soweit zeitige Abschlüsse gemacht wurden, etwas günstiger. Dagegen mußten die Löhne zum Teil erhöht werden. Der Zwischenhandel wird nach und nach ausgeschaltet, da die Verbraucher immer mehr dazu übergehen, direkt von den Fabrikanten zu beziehen. Die Ausfuhr ist durch die hohen aus ländischen Zollsätze fast ganz verschlossen, namentlich soweit die Nachbarländer Oesterreich und die Schweiz in Betracht kommen, wohin früher ziemlich viel geliefert werden konnte. Aus den Typographischen Gesellschaften Altenburg. Graphisdie Vereinigung. Am 25. Mai sprach der Vorsitzende Herr Tragsdorf über Tonplattenschnitt. Der Vor tragende führte einleitend aus, daß schon um die Mitte der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts die Schriftgießereien Ton platten bei Herstellung ihrer Probenblätter anwendeten. Um druck, Schnitt sowie Behandlung der Platten beim Druck wurden eingehend geschildert, ebenso die Vorzüge und Nachteile der verschiedenen Plattensorten. Man glaubt vielfach, besonders aber bei der Bearbeitung von Zelluloid ohne ein Sortiment Stichel nicht auskommen zu können. Der Referent bedient sich ausschließlich eines scharfen lanzettenförmig geschliffenen Messers und führt mit diesem Instrument die Schnitte aus, die große Geschicklichkeit dokumentieren und die sonst wohl nur von Berulsgraveuren oder Xylographen erreicht werden dürfte. Mit dem Vortrag war eine Ausstellung von Plattenschnitten in allen Materialien sowie der von ihnen gedruckten Arbeiten ver bunden, die durch vornehme Ausführung und Farbenwahl all gemeines Interesse erregten. Die Versammlung beschloß so dann, auch dieses Jahr ihre Beteiligung am Küttnerschen Johannisfestdrucksachen-Austausch anzumelden. A—z. Breslau. Typographische Gesellschaft. In der vom Vorsitzenden Herrn Winkler eröffneten Sitzung vom 28. Mai meldete er zu nächst eine Reihe von Eingängen: einen Prospekt der Münchener Tapeten- und Vorsatzpapierfabrik, ein Probeheft des Werkes »Der Schwarzwald in Farbenphotographien«, ferner eine Ein ladung des Kunstgewerbemuseums zur Teilnahme an einer Studienfahrt nach Landeshut Grünau, ferner von demselben Verein Bedingungen eines Preisausschreibens für Gebrauchs gegenstände. Des weiteren hatte die Gießerei Flinsch liebens würdigerweise eine Anzahl Klischee- und Vignettenproben zu Skizzierzwecken übersandt. Herr Winkler teilte dann mit, daß auch aus München eine Anfrage an ihn gelangt sei betreffend Bewertung der Skizzen für das 20. Stiftungsfest, die er bejahend beantwortet habe. Nach Verlesung und Annahme des Protokolls berichtete Herr C. Schmidt über den Leipziger Johannisfest- Wettbewerb. Redner erörterte zunächst die Bedingungen, be dauerte sodann die schwache Beteiligung, die dieser Wettbewerb gefunden hat. Von den 27 Entwürfen wurde jeder einzelne sorgfältig beurteilt. An dieser Arbeit beteiligten sich auch noch mehrere andere Mitglieder. Schwer war die Wahl des ersten auszuführenden Entwurfs unter zwei völlig gleichwertigen Arbeiten. Die Rundsendung »Drucksachen der Buchdruckerei Curt Nietzschmann, Halle a. S.« wurde von Herrn Neugebauer einer eingehenden Würdigung unterzogen, Beim Anblick dieser schönen »Arbeiten der täglichen Praxis« konnte man sich des Eindrucks nicht erwehren, daß Halle ein ganz besonders kunst sinniges und zahlfreudiges Publikum besitze. Zwei weitere Wettbewerbe lagen aus Kassel vor, sie betreffen eine Teil nehmerkarte zum Johannisfest und Briefbogen für den Bezirks verein. Herr Bunke führte aus, daß gegen den Leipziger Wett bewerb der Kasseler wohl zurückbleibe, doch müsse man be rücksichtigen, daß die Bildungsmöglichkeiten in Leipzig ganz andere seien als in Kassel. Die in voriger Sitzung gestellte Kalkulationsaufgabe hat nur sehr wenig Bearbeitungen gefunden, sodaß sich der Vorstand veranlaßt sah, diese Aufgabe noch ein mal zur Berechnung zu stellen. Den Schluß der sehr anregenden Sitzung bildete eine technische Frage sowie die Mitteilung, daß von nun an jede Woche mit dem Beitrag das Spargeld zur Fahrt nach Leipzig eingezogen wird. G—e.