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PAPIER-ZEITUNG Nr. 46 1748 zwischen dem Klischee und der Schrifthöhe auszugleichen. Das Verfahren wurde sowohl von dem Vortragenden wie aus der Mitte der Versammlung als völlig ungeeignet für Bilderdruck bezeichnet, weil dadurch eine Unebenheit der Druckform ent steht, die gleichmäßige Farbengebung und gleichmäßiges Ab nehmen der Farbe von der Form unmöglich macht. Das Ver fahren sei zum Prägedruck, aber keineswegs zum Bilderdruck geeignet. Schließlich machte Herr Köhler auf einen Artikel der Mäser- sehen Jahrbücher Heft 5 aufmerksam, welcher ein Hilfsmittel zur Auffindung der Komplementärfarben behandelt. Der Vorsitzende teilte mit, daß die nächste Sitzung einen Vortrag über komplizierten Maschinensatz bringen werde, und ersuchte die Mitglieder, etwa in ihrem Besitz befindliche Abzüge von solchem Satz mit zur Stelle zu bringen. Um 111/2 Uhr wurde die Sitzung geschlossen. Dänische Buchbinderei-Ausstellung Eigenbericht Die Buchbinderei-Innung in Kopenhagen veranstaltete an läßlich ihres 225 jährigen Bestehens (seit Bestätigung der letzten Innungsartikel) im Mai in den Sälen des dänischen Industrie vereins eine mit fertigen Bänden, wie auch Hilfsstoffen und Maschinen gut beschickte und vielbesuchte Ausstellung, welche teils die Entwicklung des Faches seit der Buchbinder-Ausstellung von 1901, teils den Fachgenossen einen Ueberblick über Art und Arbeitsweise der neuesten Maschinen für ihre Zwecke geben sollte. An solchen wurden in Tätigkeit vorgeführt: durch D. Voigt & Co. (wie alle nachstehend genannten in Kopenhagen), Holbergsgade 4, die ganzautomatische Falzmaschine von Gebr. Brehmer, Leipzig, sowie eine Fortuna-Lederschärfmaschine; von der A.-G. Martini, Frauenfeld, durch ihren Vertreter F. Stege eine Universal Buchheftmaschine; von den Fachgeschäften Lange & Raaschou, Broläggerstr. 2, und F. L. Bie, Farverg. 6, ameri kanische Heftmaschinen und eine Rotationsliniiermaschine mit Selbstanleger. Dänische Maschinen stellten aus J. G. A. Eickhoff, Maschinenfabrik und Eisengießerei (Schneidemaschine, Tiegel druckpresse für Handbetrieb); die Handlungen Meger & Schon, Vingaardsträde 15, und Carl Jensen, Köbmagerg. 48, welch letztere auch originaldänische Vorsatzpapiere darbot. Mit Buchbinder werkzeugen war Armin Krah, Berlin, durch F. Stege vertreten, mit gravierten Stempeln verschiedene dänische Graveure und L. Berens, Hamburg, erschienen. Ihre eigenen künstlerischen Vorsatzpapiere, sowohl Kleistermarmor wie das neueste »Bakke«- Marmor 1910, handmarmoriert, zeigten außer feinen Einbänden Anker Kyster, Svärteg. 3, Jakob Baden, Köbmagerg. 18, und Hof buchbinderei Carl Petersen’s Enke, Gothersg. 14. Ihre Buchbinder leder aus eigener Fabrik (Svendborg Skindfabrik in Svendborg) stellte die Firma D. Voigt & Co., Schneide-, Stanz- und geglättete, durchgefärbte Pappen C. Reiermann’s Papf'abrik, Kopenhagen- Amager, aus. Einbanddecken, mit Schrauben zusammenzusetzen und doch mit Lederrücken, für Bibliothekskataloge (geliefert für die Königl. Bibliothek und die der dänischen Materialprüfungs anstalt) bot Buchbinder Joh. Olsen, Klosterstr. ,22, zur Schau; gummierte Papiere, Proben von Perforierung, Etikettenschnitt, Kataloge über seine Ausstanzeisen, P. Christiansen, Skinderg. 31. Seine dänischen Postkartenalben stellte Oswald Off, Hestemöller- str. 6, aus und ließ praktisch vorführen, wie die »Fest-Telegramme- Vordrucke (z. B. mit buntem Blumenornament), welche in Kopen hagen zu Familienfeiern, besonders zur Konfirmationszeit, sehr viel benutzt und durch radelnde Kioskboten befördert werden, hergestellt werden; nach pneumatischem Verfahren wird mit einem von Elektromotor getriebenen »Minimax«-Handapparat die alkoholische Farbstofflösung auf das mit Schablonen (für jede Farbe der Zeichnung eine) nach und nach abgedeckte Papierblatt gespritzt. Zu einer hiermit verbundenen historischen Abteilung hatten Bibliotheken, das dänische Kunstindustriemuseet und Private Einbände, Vorsätze (alte Kattunpapiere z. B.) usw. geliehen. Da waren Bücher, eingebunden von den dänischen Meistern Hof buchbinder Chr. Falck (f 1853), der oft Malereien auf dem Schnitt anbrachte; Jacob Anton Falck (1856—1900), H. C. Lerche (1831—76), Immanuel Petersen (1860—1903), Firma noch heute D. L. Clments Efth.), dann die Innungslade von 1779, noch ältere Protokolle der Innung aus dem 17. und 18. Jahrhundert mit deutschem Titel (deutsch oder deutscher Abstammung waren damals die meisten Handwerker). Besonders lebhaftes Interesse erregte die getreue Einrichtung einer Buchbinderwerkstatt vor 100 Jahren. Am niedrigen Häuschen mit seinen Butzenscheiben, hinter denen alte dänische Drucke ausgelegt waren, hing draußen als Schild an schmiedeeisernem Gitter ein dickes Buch aus Holz mit dem Firmennamen Tribier (heute Otto Tribier, Klostersträde 23), und drinnen sah man alle jene alten primitiven Buchbindergeräte, die heute fast sämtlich durch Maschinen ersetzt sind: Hand schneidepresse mit Hobel, Feldstein und Hammer zum Dünn klopfen des Bandes (heute mit der Walzmaschine), Handheftung des Rückens und Herstellung der Bünde mit Bindfaden usw. Auf der Galerie befand sich z. T. chronologisch geordnet eine umfassende Ausstellung von »komponerede Bind«, Verleger einbänden, die hergestellt sind, seit vor etwa 50 Jahren der Gylgendal’sche Verlag und P. G. Philipsen ihre Verlagswerke auch in Shirting gebunden zu versenden begannen. Die anfangs unbeholfene Technik entwickelte sich schnell, und es will scheinen, als ob damals mehr und vielleicht sorgfältigere Arbeit auf die Herstellung dieser Art Einbände verwendet wurde, als im letzten Jahrzehnt. Nicht der Buchbinder, sondern die heutige Forderung nach äußerster Wohlfeilheit und schnellster Liefe rung ist daran schuld, bg. Deutsche Papierwaren in der Schweiz Die beieits seit Sommer 1908 bestehende Spannung zwischen der Schweiz und Deutschland über die angeblichen deutschen Ausfuhrprämien für Weizenmehl (Mehlzollkonflikt) soll, nach deutscher Auffassung, dahin geführt haben, daß die schweizerische Zollverwaltung zu allerlei Schikanen gegen die deutsche Ausfuhr in ganz anderen Artikeln als Mehl gegriffen habe. Dies wurde zwar von schweizerischer Seite einiger maßen leidenschaftlich bestritten, aber deutsche Blätter weisen dem gegenüber auf ein Material hin, das insbesondere den Er fahrungen der deutschen Papierwarenausfuhr nach der Schweiz entnommen ist. Zunächst wird daran erinnert, daß die am 30. Mai 1908 ge troffene deutsch-schweizerische Vereinbarung behufs Beilegung verschiedener Streitfälle hinsichtlich der Auslegung des schweizerischen Zolltarifs, worunter sich auch zwei die Papier verarbeitung betreffende Streitfälle befanden, infolge Zuspitzung des Mehlzollkonflikts erst am 1. Dezember 1908 ratifiziert werden konnte. Einer dieser Fälle betraf die Zollbehandlung der mit Seidenschniirchen und -quasten ausgerüsteten Graiulations- usu>. Karten, welche plötzlich als »Buchbinder- und Kartonnage arbeiten, mit Seide ausgerüstet«, d. h. mit 120 Frank statt 30 bezw. 35, bezw. 50 Frank für 100 kg tarifiert wurden. Im Juni 1998 waren die deutschen Fabrikanten dieser Karten von der Schweiz aus verständigt worden, daß die unzutreffende Tari fierung vom 1. Juli 1908 an in Wegfall käme; aber infolge des Mehlzollkonflikts erfolgte die Ratifikation, wie erwähnt, erst am 1. Dezember 1908. Durch die deutsch-schweizerische Vereinbarung vom 30. Mai 1908 sollte auch gegenüber einer nicht sachgemäßen Verzollung von bedruckten Faltschachteln Abhilfe geschaffen werden, welche Verständigung aber bisher noch nicht zur praktischen Wirksam keit gelangt ist. Die Schweiz ist nämlich plötzlich dazu über gegangen, derartige Faltschachteln, nicht als »Faltschachteln, nicht überzogen, auch bedruckt« nach Nr. 330 des Schweizer Zolltarifs mit 25 Frank für 100 kg zu verzollen, sondern als »Buchbinder- und Kartonnagearbeiten, im allgemeinen Tarif nicht anderweit genannt mit Papier und Pappe ausgerüstet, andere« nach der Tarifnummer 338 b mit 50 Frank, also mit dem doppelten Zoll. Dabei macht die Schweiz geltend, daß es sich um Schachteln aus (nachträglich) »überzogenem« Karton handle, obwohl der betreffende Karton in einheitlicher Fabrikation ge klebt (»kaschiert«) bezw. gegautscht war. Außerdem erklärte die Schweiz, daß es sich überhaupt nicht um Faltschachteln handle, weil Faltschachteln nur aus einem Stück Karton oder Pappe hergestellt würden. Zwar hat die deutsche Reichs regierung diese letztere Begriffsbestimmung angenommen, aber die deutschen Interessenten verweisen darauf, daß Faltschachteln sehr häufig aus Hülse und Schub bestehen. Im September 1908 hat man in der Schweiz begonnen, die sogenannten Schallplatten-Alben, welche zur Aufbewahrung von Schallplatten für Grammophone dienen, nicht mehr als Alben zum Zollsatz von 20 Frank gemäß Nr. 338a des Schweizer Zoll tarifs, sondern als »Buchbinder- und Kartonnagearbeiten« im Sinne der Nr. 338b des Schweizer Zolltarifs, d. h. mit 50 Frank zu verzollen und obendrein noch Zollstrafen zu verhängen, ob wohl, wie erwähnt, vorher die Schallplatten-Alben zu 20 Frank eingelassen wurden. Ferner wurden bisher Wunschkarten, Meniikarten u. dgl. nach der Tarifpost 312 (30 Frank), bezw. 314 (35 Frank) verzollt, und zwar, je nachdem es sich um einfarbige bezw. mehrfarbige, auf der Buchdruckpresse oder auf der Steindruckpresse hergestellte Karten handelt, während lose Karten mit Lichtdruck, photo graphischem Druck, Stahl- oder Kupferdruck nach der Tarif post 316 (50 Frank) zu verzollen waren. Seit Oktober 1909 sind aber die schweizerischen Zollämter dazu übergegangen, typo graphisch oder lithographisch bedruckte Karten, wenn sie