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Nr. 46 PAPIER-ZEITUNG 1739 Verein der Zellstoff- und Papier-Chemiker Fachberichte 1909 3. Wasser und Abwasser Von Prof. Dr. J. H. Vogel, Berlin, und Dr.-Ing. Armin Schulze, Berlin a) Einleitung Neben einer Reihe wirklich wertvoller Abhandlungen findet man in der Literatur des Jahres 1909 zahlreiche Auf sätze, in denen teils Bekanntes wiederholt wird, teils Un richtigkeiten enthalten sind. Man stößt auf den ver schiedensten Gebieten auf Behauptungen, die sich jahraus jahrein wie ein roter Faden durch die Literatur ziehen und mehr oder weniger gedankenlos nachgeschrieben werden. Ausgemerzt wurden nur solche Abhandlungen, welche offen kundig wertlos waren; in allen anderen zweifelhaften Fällen beschränkten wir uns auf eine kurze Inhaltsangabe, ohne daß wir damit zum Ausdruck bringen wollen, daß alle nach stehend nur kurz behandelten Referate von zweifelhaftem Wert seien. In einigen Fällen, in denen es sich nur um eine vorläufige Mitteilung handelt, lag auch nur eine kurz gehaltene Originalabhandlung vor. Das gilt z. B. von dem Verfahren zur Beseitigung des Kesselsteins mit Hilfe des Wasserstoffknallgebläses. Zur Aufklärung über die Vorgänge bei der Kesselsteinbildung und zur Verhütung des letzteren ist außerordentlich viel gearbeitet. Eine ganze Reihe neuer Verfahren sind beschrieben, von denen einige ernster Be achtung wert erscheinen. Daneben kann man beobachten, wie trotz aller Aufklärung und trotz aller Tätigkeit der« Kesselrevisionsvereine immer noch der Handel mit Geheim mitteln zur Reinigung des Kesselspeisewassers, vor deren Anwendung nicht genug gewarnt werden kann, blüht. Spärlich sind die Veröffentlichungen über Fabrikations wasser. Den großen Nachteilen, welche die Anwendung ungeeigneten Frischwassers insbesondere in der Papier fabrikation zur Folge haben kann, scheint noch immer nicht genügende Aufmerksamkeit gewidmet zu werden. Auf dem Abwassergebiet ist wenig Neues veröffentlicht. Das gilt insbesondere für die Mittel zur Abwasserreinigung. Einige Angaben über mechanische Reinigung scheinen be achtenswert zu sein, während die Vorschläge zur Benutzung sog. chemischer Fällungsmittel, die trotz aller Mißerfolge auf diesem Gebiet immer wieder auftauchen, mit äußerster Vorsicht aufzunehmen sind. Das gilt auch für das ebenso bekannte wie in seiner Wirkung trotz aller Befürwortung äußerst zweifelhafte Kohlebreiverfahren, das wieder einmal in neuem Gewand vorgeführt wird. Die wenigen ernst haften Veröffentlichungen über die Schädlichkeit der Ab wässer im Vorfluter enthalten eine Reihe beachtenswerter Angaben, in denen die immer wiederkehrenden, vielfach recht übertriebenen Besorgnisse über die durch Abwasser aus Papierfabriken einerseits, aus Zellstoffabriken anderseits hervorgerufenen Schäden auf das richtige Maß zurückgeführt werden. Auf analytischem Gebiet ist wenig gearbeitet. Beachtenswert in wirtschaftlicher und praktischer Hinsicht erscheinen von den veröffentlichten Arbeiten diejenigen über den direkten Nachweis von Chlormagnesium im Fa brikationswasser, Arbeiten, die leider mit einem vollen Mißerfolg endigten. b) Fabrikations- und Kesselspeisewasser. Beiträge zur Kenntnis des Verhaltens natürlicher und ent härteter Wässer in eisernen Rohrleitungen. Dr. Wittels und Weiwart, Oesterreichs Wollen- und Leinen-Industrie. 29. 654. 1909. (Wird nur in der für die Mitglieder veranstalteten Buch ausgabe abgedruckt.) Die Korrosion des Eisens und Stahls. Walker. Engineering Rekord. 1909. S. 222. Wasser und Abwasser 1909. Bd. 2 s - 33- (Wird nur in der für die Mitglieder veranstalteten Buch ausgabe abgedruckt.) Experimente mit Kupfersulfat behufs Abtötung von Or ganismen in Teichen und Reservoiren. Goodnough. Gesund heitsingenieur. 1909. 422—423. Wasser und Abwasser 1909. 2. 21. Die Versuche an einer Anzahl amerikanischer Reservoire ergaben, daß auf gewisse Organismen überhaupt keine oder nur geringe W irkung ausgeübt wird. Bisweilen vermehrten sich die Organismen nach der ersten Behandlung mit Kupfersulfat; eine zweite hatte Erfolg; jedoch mußte nach einem Jahr die Behandlung wiederholt werden. Bei den Diatomaceen und grünen Algen ergab sich nur vereinzelt eine Wirkung. In andern Fällen wurde die vorhandene Art wohl entfernt, aber für Ansiedlung einer andern der Boden geebnet. Das Fisch leben kann unter Umständen bei Behandlung des Wassers mit Kupfersulfat gefährdet werden. Das Kupfersulfat wurde in einer Verdünnung von 1 : 4—12 Millionen angewendet. In seichten Reservoiren fand eine sehr ungleichmäßige Verteilung des Sulfats statt, was in hygienischer Beziehung bedenklich ist. Die Reinigung mit Kupfersulfat ist also noch nicht voll kommen einwandfrei. Die Entsäuerung des Frankfurter Stadtwaldwassers. Scheelhaase, Journ. f. Gasbeleuchtung u. Wasserversorgung. 1909. 38, S. 822. (Wird nur in der für die Mitglieder veranstalteten Buch ausgabe abgedruckt.) Bleilösung und Eisenlösung bei Versorgungswässern und die Vakuumrieselung. Heinrich Wehner, Gesundheit. 1908. 747—758. (Wird nur in der für die Mitglieder veranstalteten Buch ausgabe abgedruckt.) Einfluß des Chlormagnesiums im Fabiikationswasser. P.-Z. 1910. 1, S. 5. (Wird nur in der für die Mitglieder veranstalteten Buch ausgabe abgedruckt.) Die Filtration und Reinigung des Wassers für Zwecke der Wasserversorgung. John Don. Surveyor. 1909. 35. S. 86. 171. 206. Wasser und Abwasser 1909 I. 369—375. Das gesamte Gebiet der Wasserversorgung läßt sich in fol gende vier Abschnitte teilen: Entnahme, Aufspeicherung, Fil tration, Verteilung. Nach einer Besprechung der Entnahme des Wassers, bei der es hauptsächlich darauf ankommt, das Wasser völlig frei von Verschmutzung und Verunreinigung durch städtische oder land wirtschaftliche Wässer zu halten, und der Aufspeicherung in zweckmäßigen Behältern, gibt Verfasser eine Beschreibung der Filtration und der dabei zur Verwendung gelangenden Filter. Die feinkörnigen Sandfilter liefern, sobald sie eingearbeitet sind, gute Ergebnisse, indem sie suspendierte Stoffe und Bak terien fast völlig aus dem Wasser entfernen. Die Nachteile der langsamen Sandfilter jedoch sind: 1. die durch die geringe Filtriergeschwindigkeit derselben bedingte geringe Leistungsfähigkeit, 2. die mühevolle und kostspielige Reinigung dertotgearbeiteten Filter, 3. die lange Zeit zur Einarbeitung der Filter. Um die Leistungen der langsamen Filter mit denjenigen der Schnellfilter vergleichen zu können, ist es nötig, den Begriff des »reinen Wassers« zu erklären. Dies geschieht gewöhnlich nach zwei Gesichtspunkten: 1. Das Wasser muß klar, geschmack- und geruchlos sein. 2. Die Zahl der in 1 ccm enthaltenen Keime soll die Zahl 100 nicht übersteigen. Es werden nun verschiedene Schnellfilter besprochen. 1. Jeivellfilter. Die Hauptvorzüge derselben sind: a) die Reinigung sowie Entfärbung von stark getrübten bzw. gefärbten Wässern ist möglich, b) die Filter beanspruchen wenig Platz, c) Belästigungen durch Algenwucherungen oder dadurch ver ursachten Geruch oder Geschmack kommen nicht vor, d) die Reinigung der Filter ist einfach und billig und geht vor sich ohne die Möglichkeit einer Verschmutzung durch Arbeiter usw. 2. Bellfllter. Dieselben sind den Jewellfiltern sehr ähnlich. Sie arbeiten mit denselben Fällungsmitteln in der Vorreinigung. Der einzige Unterschied ist die besser durchkonstruierte Wasch vorrichtung für das Filter. Der Druck, unter dem das Jewellfilter arbeitet, beträgt im allgemeinen 0,049 kg/qcm. Das Bellfilter ist für höhere Drucke 0,7—2,1 kg/qcm konstruiert. Die Effekte der Bellfilter sind denen der Jewellfilter gleichwertig. 3. Reevesfllter. Dasselbe ist dem Bellfilter in der Konstruktion und Arbeitsweise sehr ähnlich. 4. Candyfilter. Ein Hauptvorwurf, der den vorher angegebenen Schnellfiltern gemacht wird, ist der, daß sie infolge des be-