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1738 PAPIER-ZEITUNG Nr. 46 Verein der Zellstoff- und Papier-Chemiker Vorstands-Sitzung in Goslar, Hotel Hannover, Dienstag, 14. Juni 1910 (nicht am 13. Juni, wie es irrtümlich in den an die Mitglieder gesandten Postkarten hieß) vormittags 10‘/2 Uhr Tagesordnung: 1. Geschäftliche Angelegenheiten. 2. Spritgewinnung aus den Ablaugen der Zellstoff fabrikation. Referent: Prof. Dr. Carl G. Schwalbe, Darmstadt. 3. Verschiedenes. Um 1 Uhr gemeinsames Frühstück im Hotel Hannover. Preis des trockenen Gedeckes 2 M. 50 Pf. Nach dem Frühstück wird für die Mitglieder, die nicht an der Versammlung der Zellstoffabrikanten teilnehmen, ein gemeinsamer Ausflug veranstaltet. Näheres wird in der Sitzung bekanntgegeben. Die Vereinsmitglieder werden zur Teilnahme freundlichst eingeladen. Die Einführung von Gästen ist gestattet. Am Frühstück und am Ausflug ist die Teilnahme der Damen der Mitglieder und Gäste erwünscht. Diejenigen Vereinsmitglieder, welche nicht Mitglieder des Vereins Deutscher Papierfabrikanten oder des Vereins Deutscher Zellstoffabrikanten sind, können zu den ge selligen Veranstaltungen dieser Vereine unter Lösung von Festkarten eingeführt werden. * * * Zum Mitglieder-Verzeichnis Siehe Nr. 40 Seite 1512 Als Mitglieder haben sich gemeldet: Herr Karl Fr. Kück, Vacha (Werra). Herr Kuno Franz, Papiertechniker und Chemiker der Höchster Farbwerke in Höchst a. M. Mitgliederzahl: 223. Herrn Dr. E. Bronnert in Dörnach i. E. wurde vom Kaiserl. Statthalter von Elsaß-Lothringen im Verein mit der Universität Straßburg in Ansehung seiner wissenschaft lichen und wirtschaftlichen Tätigkeit als Industrieller der Titel Professor verliehen. Herr Prof. Dr. Bronnert ist Vorstandsmitglied der Ver. Glanzstoffabriken A. - G. in Elberfeld, und die Mehrzahl der unter dem Firmennamen laufenden Patente auf Erfindungen in der Kunstseiden industrie stammt von ihm. Seine Mitarbeiter und zum Teil Miterfinder sind die Herren Direktor Kommerzienrat Dr. M. Fremery in Dremmen und Direktor Ingenieurs. Urban in St. Pölten. Der Ausstand in Fabriken der International Paper Co. (siehe Nr. 45 S. 1698) hat mit dem Erfolg der Ausständigen geendet. Am 21. Mai einigte sich die Leitung der Gesell schaft mit Vertretern der Ausständigen wie folgt: 1. Der Ausstand hört am 21. Mai auf, und die bisher Aus ständigen treten am Morgen des 23. Mai die Arbeit an. 2. Die Gesellschaft führt sofort die 3-Schicht-Arbeit (sogen. 8-Stunden-Schicht) wieder ein, stellt die Ausständigen unterschiedslos wieder an, soweit Posten für sie frei sind, und stellt keine neuen Leute an, solange nicht alle Aus ständigen, die zurückzukehren wünschen, angestellt sind. 3. Die Vorschriften der Gesellschaft vom 1. Januar 1907, wo nach die 8-Stunden-Schicht eingeführt und Sonntags- und Ueberstunden-Arbeit geregelt wurden, werden neu bestätigt und bleiben in Kraft. 4. Die Gesellschaft wird zu allen Zeiten gehörig beglaubigte Ausschüsse in bezug auf Beschwerden der Arbeiter in den einzelnen Fabriken anerkennen. 5. Am 1. August wird eine in allen Fabriken der Gesellschaft gleiche Lohnliste eingeführt, welche die jetzigen Löhne um etwa 5 v. H. erhöht. 6. Beschwerden, die sich nicht in den einzelnen Fabriken schlichten lassen, werden mit der Oberleitung der Gesellschaft beraten und nötigenfalls durch ein Schiedsgericht erledigt. 7. Papiermaschinen laufen wöchentlich 6 Tage zu 24 Stunden und Schleifereien wöchentlich 61/2 Tage, wenn ihr Er zeugnis nötig ist, um den wöchentlich 6tägigen Betrieb der Papiermaschinen zu ermöglichen. Am Montag, 23. Mai, haben dann alle Ausständigen wieder die Arbeit angetreten, soweit ihre Plätze offen waren, und die Fabriken der I. P. C. sind seitdem in vollem Betrieb. Der Ausstand hat 7 Wochen gedauert. Nach diesem Erfolg steht zu erwarten, daß die amerikanische Arbeiterschaft ver suchen wird, in allenPapierfabriken die 8-Stunden-Schicht ein zuführen. DerAusgang des Ausstandes ist nach den bisherigen, von uns wiedergegebenen Berichten der amerikanischen Fachpresse überraschend. Magnesit an Stelle von Kalkstein zur Her stellung von Sulfitlauge Chemiker J. A. De Cew aus Montreal empfiehlt im »Paper Trade Journal« Magnesia als Grundlage für die Sulfitlauge. Durch Anwendung von Dolomit und Magnesit an Stelle von Kalkstein sollen sich die Ablagerungen von Calciummonosulfit und Gips auf dem gekochten Stoff ohne Nachteil vermeiden lassen, während wennman, um diese Ablagerungen zu vermeiden, sich damit begnüge, die Lauge weniger kalkhaltig zu machen, die Faser geschwächt werde. Stark magnesiahaltige Dolomite werden denn auch in neuerer Zeit von amerikanischen Fabriken, in deren Nähe kein geeigneter Stein vorhanden ist, für die Sulfitlauge bereitung mit Vorliebe in geröstetem Zustand von fern her bezogen, wobei das niedrige Gewicht des gebrannten Dolomits die Fracht ermäßigt. Ferner soll Magnesia-Sulfit lauge das im Holz befindliche Harz leichter als Calcium sulfitlauge lösen, auch hinterlasse es im Stoff keine Bestand teile, welche der Leimung dieses Stoffes schaden. Der Ver fasser prüfte Sulfitstoff, zu dessen Herstellung kalkfreie Magnesialauge verwandt wurde; die Faser erwies sich als vollkommen unversehrt, mit scharfen Konturen, spitzen Enden und fast sechseckigem Querschnitt. Der Aschen gehalt dieser Faser betrug nur 0,26 v. H. und der Harz gehalt nur 0,43 v. H. Freizeichen? Kaiserliches Patentamt Berlin SW 61, 30. Mai 1910 J. 3860/27 Wz. 3/10 L. Gitschinerstr. 97—103 Es wird ersucht, bei der Beantwortung vorstehendes Zeichen anzugeben Das Patentamt hat eine Entscheidung darüber zu treffen, ob das Wort Badami eine Qualitätsbezeichnung oder ein im allgemeinen und freien Gebrauch stehendes Freizeichen für Druck-, Pack- und Schreib papier ist und bereits im Jahre 1908 war. Es wird behauptet, das Wort habe ursprünglich ein in Indien hergestelltes, weiches, braungelbes Papier bezeichnet, werde aber seit einer Reihe von Jahren auch zur Bezeichnung für ein gleiches in Deutsch land und Europa hergestelltes Papier im Papierhandel, ins besondere im Exporthandel allgemein verwendet. Behufs Ent scheidung der Frage bitten wir um gefällige Auskunft über die Umstände, die dafür von Erheblichkeit sein können. Ins besondere wird es sich darum handeln, 1. ob das Wort in den beteiligten Verkehrskreisen als Qualitätsbezeichnung für eine bestimmte Sorte Papier gilt, 2. welche Firmen das Wort verwendet haben und noch verwenden, für welche Waren, seit wann, wie lange und in welchem ungefähren Umfange, 3. ob Sonderansprüche auf das Zeichen geltend gemacht worden sind, von wem, wann und mit welchem Erfolge, 4. ob die beteiligten Verkehrskreise, insbesondere die Zwischenhändler und das konsumierende Publikum, in dem Zeichen den Hinweis auf einen bestimmten Be trieb oder eine allgemein übliche Warenkennzeichnung erblicken und seit wann. Die Entwicklung der Verhältnisse bis zum 25. Juli 1908 ist in erster Reihe erheblich. Für die ermittelten Tatumstände bitten wir um gefällige Angabe von Beweismitteln, namentlich um Benennung von Zeugen und, wenn möglich, um Beifügung von Beweisstücken, die die Zeit ihrer Verbreitung urkundlich erkennen lassen, wie Preislisten, Zirkulare, Etiketten, von gerichtlichen Urteilen und dgl. Für die entstehenden Bemühungen sagen wir verbindlichen Dank. Kaiserliches Patentamt Abteilung 1 für Warenzeichen Dunkhau Wir bitten unsere Leser, etwa beabsichtigte Antworten unter Angabe des Aktenzeichens unmittelbar an die unter zeichnete Abteilung zu senden.