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1062 PAPIER-ZEITUNG Nr. 28 Verkehr mit Agenten Zu Nr. 16 S. 600 Wenn zuweilen Agenten und andere Kaufleute sich nur kümmerlich ernähren, so kommt dies oft daher, weil sie zu ehrenwert sind, um krumme Wege zu gehen. Es ist auch ein Unterschied zu machen zwischen Agenten des Papierfaches wie Vertretern von Papierfabriken, bedeutenden Großhandlungen usw. einerseits und Drucksachen -Verkäufern anderseits. Wenn zwischen den letzteren und ihren Häusern häufig Meinungs verschiedenheiten entstehen, so ist dies vielleicht namentlich in solchen Fällen begreiflich, in denen der Verkäufer nicht Fachmann ist. Man sollte Nichtfachleute nicht als Agenten an stellen. Ist der Agent Fachmann, so wird er sieb durch Gegen angebote nie verblüffen lassen und nicht eher an ein unwahrschein liches Gegenangebot glauben, als bis er es schwarz auf weiß gesehen hat. Auch wird er seinem Hause keine Limite unter breiten, von denen er auf Grund seiner Fachkenntnisse weiß, daß ihre Annahme aussichtslos ist. Gerade er wird kühler rechnen und erwägen als das Haus, das die näheren Umstände,, unter denen der Auftrag vergeben wird, nicht kennt; denn das Haus wird befürchten, daß sich ein Konkurrenzangebot hinter dem Limit verbirgt, während der Agent in den meisten Fällen weiß, woran er ist. Der Agent kann auch viel eher lohnende Preise erhalten als der Fabrikant selbst, denn er kennt den Be darf eines Kunden genauer und kann daher beurteilen, zu welchem ungefähren Preis dem Abnehmer Angebote vorliegen können. Die gefährlichen Gegenangebote, von denen der Ein sender in Nr. 16 spricht, haben für den Fachmann nichts Gefähr liches, denn er kann in den meisten Fällen sofort beurteilen, ob es mit dem Gegenangebot seine Richtigkeit hat oder nicht. Es ist unbillig und nicht immer vorteilhaft für den Fa brikanten, wenn er verlangt, daß der Agent nur eine Vertretung übernimmt, selbst wenn er ihm eine Garantiesumme verbürgt. Der Agent muß freier Herr sein und über seine Zeit, die ihm nicht bezahlt wird, verfügen dürfen. Er kann, wenn er mehrere in dasselbe Fach schlagende, sich aber gegenseitig keine Kon kurrenz bietende Vertretungen hat, viel eher Geschäfte ab schließen und von in Aussicht befindlichen Aufträgen Kenntnis bekommen, als wenn er nur eine Vertretung hat, denn er kann mit dieser einen Vertretung ein und denselben Kunden nicht mehrmal in einer Woche besuchen, wohl aber wenn er mehrere Vertretungen hat, und dadurch knüpft er engere Beziehungen zu den Kunden. Es liegt also in der Natur der Sache, wenn der Agent »sich« eine treue Kundschaft erzieht und nicht allein seinem Hause. Ist das Haus leistungsfähiger als seine Mit bewerber, so hat es die engen Beziehungen eines Agenten selbst im Streitfall nicht zu befürchten. Wenn aber das Haus zwar leistungsfähig ist, jedoch viele gleichwertige Mitbewerber hat, so sichern ihm nur die Tüchtigkeit und die persönlichen Beziehungen des Agenten die Aufträge immer wieder. Warum soll also dann der Agent nicht die Früchte seines Fleißes ge nießen? Wenn er bei jedem größeren Auftrag sich erst einen Reisenden von seiner Fabrik verschreiben lassen soll, dann ist' er nicht der richtige Agent, den die Fabrik braucht. Eine Fabrik hält sich zwar in den meisten Fällen Agenten, um stets am Platze vertreten zu sein, will aber auf der andern Seite Reisende' ersparen. Vorschüsse soll ein Haus in der Regel seinem Agenten nicht bewilligen, größere Häuser tun dies wohl auch kaum. Wenn jemand auf Vorschüsse angewiesen ist, dann soll er sich nicht als Agent selbständig machen, sondern als Reisender oder Stadtreisender in feste Stellung gehen. Durch Vorschüsse gerät der Agent seinem Hause gegenüber in Abhängigkeit, die das Ansehen des Agenten schädigt, denn der Agent soll und muß seinem Hause gegenüber selbständig auftreten. Je selbständiger er auftritt, desto vorteilhafter wird dies für das Haus sein. Er kann dadurch seinem Hause gute Anregungen geben. Ein Agent, der so abhängig ist, daß das Haus über ihn vollständig verfügen kann, wird sich auch niemals Ansehen bei der Kund schaft sichern können, und von diesem Ansehen hängt es ab, ob ein Agent seinen Posten ausfüllt. F. * * * Der in Nr. 16 S. 600 einseitig gegen den Agentenstand ge richtete Aufsatz hat ja bereits in Nr. 22 S. 844 zwei treffende Erwiderungen gefunden, doch möchte ich als selbständiger Papieragent einige nicht besprochene Punkte dieses Aufsatzes beleuchten. Leute, die von vornherein mit Vorschüssen arbeiten, werden als Agenten ebensowenig gedeihen wie irgend ein anderes kapitalschwaches Unternehmen. Sie müssen sich, der Not ge horchend, alle möglichen Bedingungen auferlegen lassen (nach dem Rezept des Herrn Referenten B.) und können dann un möglich ihr Auskommen und Fortkommen finden. Ein Papieragent wird, um bestehen zu können, außer ge nügender finanzieller Unterlage aber auch gute Fachkenntnisse haben müssen. Er muß also in Papierfabriken beschäftigt ge wesen sein und eine Reisetätigkeit hinter sich haben. Daß ein zuverlässiger Vertreter seiner Firma gute Dienste tut, wird von vielen Papierfabriken anerkannt. Aber der per sönliche Verkehr mit dem tüchtigen Vertreter bringt auch dem Abnehmer Vorteile. Kommen nämlich einmal Mängel vor, so wird der Vertreter eingreifen und sowohl seiner Firma, die nicht richtig geliefert hat, als auch dem Kunden dienen, während bei schriftlicher Verhandlung ein geringfügiger Streitfall leicht zu Schärfen führt, die oft eine gute Geschäftsverbindung jäh ab brechen. Aehnlich wie bei den Agenten von Papierfabriken liegen die Verhältnisse bei denjenigen von Papierwaren und Geschäfts bücherfabriken: Hauptbedingung sind gute Vermögensverhält nisse, Fachkenntnisse und Liebe zur Sache. Will man einen Agenten anstellen, so bringt eine Anzeige in unserer bewährten Papier Zeitung eine Reihe von Angeboten, und es ist Sache des suchenden Hauses, sich genau zu erkundigen, ehe es einen Ver trag abschließt. Dieser muß aber dann auch auf billiger Grund lage beruhen. Auch soll jedes Haus, welches Vertreter anstellt, durch persönliche Besuche von Zeit zu Zeit sich von der Markt lage und der Tätigkeit seines Vertreters ein Bild machen, da durch wird Vorwürfen hinsichtlich Preisdrückerei usw. vor gebeugt. Es ist durchaus unrecht, einem ganzen Berufsstande vor zuwerfen, daß seine Angehörigen auf Kosten eines Hauses für ein anderes Vorteile herausschlagen. Solche Fälle sind eben nur Ausnahmen. Genau so wie sich die Papierfabriken und die Papiergroß händler zusammenschließen, um ihre gemeinsamen Interessen zu wahren, sollten auch sämtliche richtigen Vertreter sich dem Zentralverband Deutscher Handlungs-Agenten-Vereine (Sitz Berlin) angliedern. Nur dadurch kann das Ansehen des Standes gewahrt und können bedauerliche Auswüchse verhindert werden. H. Sch. Knoten-Fadenheft-Maschine . mit selbsttätiger Verknotung des Fadens für Tüten, Etiketten, Klosett- und Einwickelpapiere Neue Konstruktion Huf Wunsch zur Probe • W. Busch-Becker, Oberursel bei Frankfurt a. M. Vertreter im In^ und Huslande gesucht Extrastarker Papierlocher mit Spänebehälter und verstellbarem Anschlag Für grosse Registraturen unentbehrlich. Ladenpreis 5 M. Louis Leitz, Feuerbach (Württemberg) 24071