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Nr- 45 PAPIER-ZEITUNG Papierabfall als Rohstoff der Papier-Erzeugung Fortsetzung zu Nr. 43 S. 1623 3. Die Herstellung einseitig glatter Packpapiere Für die gewinnbringende Erzeugung dieser Papiere fällt besonders die preiswerte Beschaffung geeigneter Papierabfälle ins Gewicht, die ja den Hauptbestandteil der Packpapiere bilden. Die handelsüblichen Bezeichnungen der für diese Papiere hauptsächlich benutzten Sorten Papierabfällc, nach dem Preise fallend geordnet, sind: Hell Hanf (halbweiße feste Kuvert- und Tauenpapier abfälle, auch beschrieben und bedruckt, leicht sortiert). Akten undSkripturen (beschriebene Akten von Behörden und Briefschaften von Privaten, deckel- und siegellackfrei, leicht sortiert). Schreib und Druck (hellbunte Briefschaften, gemischt mit weißen Druckabfällen, leicht sortiert). Dunkel Hanf (gemischtfarbige feste Kuvert- und Ein schlagpapierabfälle, leicht sortiert). Gemischte Papierabfälle (aus Luxuspapierfabriken, Buchbindereien und Kuvertfabriken, unsortiert). Ein Teil der iür Packpapiere Verwendung findenden Papierabfälle kommt aus den nordischen Ländern über die Handelsplätze Hamburg, Lübeck und Stettin, während Berlin und Leipzig Hauptstapelplätze für inländische Ab fälle sind. Die Vorbereitung und Zerfaserung des Altpapiers für die Holländer richtet sich nach der Beschaffenheit der Späne. Sortierte Abfälle werden am vorteilhaftesten in Knetmaschinen aufgeschlossen, während für unsortierte Papierabfälle der Kollergang unentbehrlich ist. Die Leistung der Knetmaschine gegenüber der des Kollerganges verhält sich wie 3: 1, während der Kraftverbrauch der ersteren doppelt so groß ist wie der des letzteren. Allerdings können unsachgemäße Bedienung und Verarbeitung ungeeigneter Späne die Vorteile der Knetmaschine durch erhöhte Reparaturkosten verringern, und vielleicht aus diesem Grunde finden diese so leistungsfähigen Apparate leider immer noch zu wenig Beachtung. Weiter ist die Aufstellung eines kleinen rotierenden Kochers zum Einweichen der harten Deckel und Hülsen für die Kollergänge empfehlens wert. Die zweckmäßigste Anordnung der Stoffbereitungsanlage wäre folgende: Gleisanschluß bis in den Fabrikhof, im Erdgeschoß: Papierspäne-Lager und Sortierung, Kollergängc und ein kleiner Kocher, im 1. Stockwerk: die Holländer, „ 1. „ etwas erhöht: die Knetmaschinen (sie entleeren den Stoff in Kippwagen). Die Stoffzusammensetzung für einseitig glatte Packpapiere besteht: bei geringen Sorten aus: 15 v. H. Tertia-Zellulose, 15 v. H. Fangstoff, eigenem oder gekauftem. 70 v. H. gemischten Papierabfällen, gekollert, 3/4 Leimung, bei Mittelsorten aus: 20—25 v. H. Tertia-Zellulose, 10 v. H. Fangstoff, 20 v. H. Schreib und Druck, geknetet, 50 bis 45 v. H. dkl. Hanf, gekollert, 3/4 Leimung, und bei besseren Sorten aus: 30—35 v. H. Tertia-Zellulose, 10 v. H. Fangstoff, 30 v. H. hell Hanf, geknetet, 30—25 v. H. Akten und Skripturen, geknetet, 3/4 Leimung. Zur Bereitung des erforderlichen röschen Stoffes sind Aiziehende, großräumige, 5—600 kg trocken fassende <1 oländer zu verwenden, welche nicht zu dick eingetragen asJAufschlagen (nicht Mahlen) des Stoffes in 1—11/, stündiger esamtlaufdauer bewirken. 1699 Die Stoffbütten stehen hinter den Papiermaschinen zu ebener Erde und besitzen Rührzeug und Schöpfräder. Diese letzteren sind zweckmäßig in den Bütten deshalb anzu ordnen, weil Schöpfräder außerhalb der Bütten unzugäng lich beim Reinigen sind und viel Platz brauchen, welcher besser zu leistungsfähigem Sandfang Verwendung findet. Der Sandfang mit möglichst breitem, ruhigem Stofflauf, ohne tote Stellen, wird mit 2 größeren Vertiefungen für Stoffwirbel zur Sandausscheidung und mit bürstenähnlicher Drahtstift-Anordnung versehen, welch letztere zum Festhalten der Schnüre und Fäden dient und den Knotenfang sehr entlastet. Als Knotenfangsystem bewährt sich der mit verstell barem Schlagzeug versehene Planknotenfang in besonders kräftiger Ausführung bei 0,6 mm Schlitzweite und 150—180 m Schlitzlänge auf jedes Meter Papiermaschinenbreite. Man beachte gleichmäßige Verteilung des Stoffes über die Knotenfangplatten und vermeide zu hohes Gefälle vom Sandfang bis zum Siebtisch, um keinen Schaum entstehen zu lassen. Kräftiges Langsieb, 70er Gewebe, aber nicht drilliert, mit nicht zu sehr verstärkten Rändern, aber kräftiger, über- stochener Naht, auf starken Register- und Siebleitwalzen dient zur Entwässerung. Luftpumpensauger, sehr kräftig gebaute und stark zu belastende Gautsche mit Rollenschaber und gewebtem, mindestens 3000 g/qm schwerem Manchon sind erforderlich. Die untere Gautschwalze läuft ohne Manchon. Man verwende nicht zu dichte, etwa 570 g/qm schwere Naß- und 750 g/qm schwere Steigfilze. Mit Kupferüberzug versehene, kräftige Leitwalzen, von denen in jeder Presse zwei mit starker Spirale versehen sind, ermöglichen bei ja nicht zu hartem Gummiüberzug der unteren Preßwalzen 6—xotägiges Arbeiten in der 1. Presse und 14tägiges Arbeiten in der 2. Presse ohne Filzwechsel. Filzwäsche im 1. Preßfilze mit vertikaler Walzenanordnung ohne be sonderen Antrieb ist ferner zu empfehlen. Die Trockenpartie erfordert mindestens zwei, jedoch höchstens 4-—5 Vortrockner vor dem großen Zylinder. Den Durchmesser dieser Vortrockner wähle man 1500 bzw. 1250 mm groß und gebe Filztrockner von mindestens 1000 mm Durchmesser hinzu. Der große Zylinder erhalte 2,5—3,0 m Durchmesser, einen Filztrockner und sowohl Antrieb von oben durch Zahnkranz am Zylinder, als auch unteren An trieb der Tragwalze, beide Antriebe aber unabhängig von einander (zur Betriebssicherheit). Der große Zylinder mit sehr harter, hochpolierter Oberfläche erhalte zwei Schaber: einen nicht zu harten Bronzeschaber und einen Stahlschaber, dessen Klinge mit befeuchtetem Manchon belegt .wird. Den an einer Latte befestigten Manchonstreifen wechselt man halbstündlich durch gereinigte und gefeuchtete Reserve streifen und erzielt hierdurch hohe Politur und spiegel blanken Glanz. Die Tragwalze der Filzwickelwalze wähle man aus Stahl oder Spezialhartguß und ordne hier keinen Schaber an, weil durch den sich festsetzenden Sand die Oberfläche der Walze schnell riefig wird und dann Wasser durchläßt, so daß Streifen im Papier entstehen. Nachdem die Papierbahn die einseitige Glätte verlassen hat, sprengt man die Bahn zweckmäßig mittels rotierender Bürstenwalze oder auch durch ein Spritzrohr mit Wasser ein, um die Zähigkeit des Papiers zu erhöhen. Der Glanz leidet hierunter nicht. In der Papierbahn störend auftretende Elektrizität wird durch seitlich abgeleitete Kupferdrähte am Schneidzeug entfernt. Die Netto-Erzeugung kann bis zu 92 oder auch 94 v. H. des eingetragenen Trockengewichts betragen, dies Ergebnis ist allerdings nur durch sorgfältig angeordnete, selbsttätige Stoffwasserwiederverwendung und Stoffanganlage erzielbar und nur bei Beobachtung geringsten Spritzrandes am Siebe sowie Vermeidung zu reichlichen Abschnittes. Betriebsleiter —e—. (Schluß folgt. Von dieser Aufsatzreihe werden Sonder abzüge auf holzfreiem Papier in Oktavformat hergestellt und gegen Zusendung von 50 Pf. versandt. Bestellungen sind umgehend erbeten, da nur eine beschränkte Auflage gedruckt wird. Verlag der Papier-Zeitung)