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994 PAPIER-ZEITUNG 27 Fettdichte Papiere Von Professor W. Herzberg Kleine Mitteilung aus Abteilung 3 des Kgl. Materialprüfungs amtes in Gr.-Lichterfelde-W. Aus Fabrikantenkreisen ist in letzter Zeit darüber geklagt worden, daß die Abnehmer von fettdichten Papieren (Pergament papier, Pergamentersatz, Pergamyn) die Fettdichtigkeit lediglich auf Grund der bekannten »Blasenprobe« beurteilen und Papier, das beim Erhitzen keine oder nur schwache Blasenbildung zeigt, ohne weitere direkte Prüfungen unter Anwendung von Fett oder Oel, beanstanden. Es erscheint daher angebracht, von neuem darauf hinzu weisen, daß die Blasenprobe nicht unbedingt zuverlässig ist und daher zu Trugschlüssen führen kann. Die Erfahrung hat zwar gezeigt, daß Papiere der oben erwähnten Art, wenn sie unter der Einwirkung der Flamme Blasen bilden, meist fettdicht sind, es kommen aber auch Ausnahmen vor. Es gibt Papiere, die beim Erhitzen keine Blasen bilden und dennoch fettdicht sind und anderseits solche, die trotz (meist allerdings schwacher) Blasenbildung das Durchdringen von Fett nicht verhindern. Ein hierher gehöriger Fall ist dem Amt kürzlich zur Ent scheidung unterbreitet worden. Ein Pergamentersatzpapier war vom Händler als nicht fett dicht beanstandet worden, weil es die Blasenprobe nicht be standen hatte. Die Prüfung seitens des Amtes bestätigte diesen Prüfungsbefund. Beim Erhitzen des Papiers über der Flamme entstanden an ganz vereinzelten Stellen etwa stecknadelkopf große Bläschen, der größte Teil der erhitzten Fläche aber blieb blasenfrei. Nach dem Ergebnis der Blasenprobe wäre das Papier somit als nicht fettdicht anzusehen. Direkte Versuche unter Anwendung von Butter und Terpen tinöl zeigten aber das Material als einwandfrei fettdicht und zwar in besonders hohem Maße, denn selbst geschmolzene Butter drang nicht durch das Papier. Der Fall mahnt also von neuem, die Blasenprobe fallen zu lassen und zur Beurteilung der Fettdichtigkeit von Papier direkte Versuche, insbesondere unter Anwendung von Terpentinöl, aus zuführen. Man legt das zu prüfende Papier auf einen Bogen Schreib papier, gießt eine kleine Menge Terpentinöl darauf und verteilt diese mit einem Wattebausch auf eine größere Fläche. Zeigt das Schreibpapier danach Fettflecke, so ist das geprüfte Papier nicht fettdicht. Fettdichte Papiere lassen das Terpentinöl nicht durch, und das untergelegte Schreibpapier bleibt fleckenfrei. Da die Terpentinölprüfung ebenso leicht und schnell vor genommen werden kann wie die Blasenprobe, so liegt auch hinsichtlich der Versuchsausführung kein Grund vor, an der Blasenprobe festzuhalten. Fabrikanten fettdichter Papiere sollten Beanstandungen ihrer Ware auf Grund der Blasenprobe grundsätzlich mit dem Hin weis darauf zurückweisen, daß diese Prüfung unzuverlässig ist. Dann würde dieses Versuchsverfahren auch aus der Praxis bald verschwinden. (Aus dem 2. u. 3. Heft der »Mitteilungen 1910«. a. d. Kgl. Materialprüfungsamt) Zellstoffkontrolle im Fabrikbetrieb Bemerkungen zu der gleichnamigen Entgegnung von Herrn Dr. Vieweg in Nr. 24 S. 890 der Papier-Zeitung Nach Angabe des Herrn Dr. Vieweg genügt einmaliges Aus kochen der zu untersuchenden Zellulose mit Alkali, um den Säuregrad feststellen zu können. Nach der von mir S. 692 Nr. 19 der Papier-Zeitung gegebenen Tabelle ist jedoch durch einmaliges Auskochen der Zweck des Verfahrens: die Hydro- und Oxyzellulosen an Alkali zu binden, noch nicht erreicht. Es ist also nicht erfindlich, inwiefern das von Herrn Dr. Vieweg gegebene Verfahren Schnelligkeit und Einfachheit mit Sicherheit verbindet. Ebensowenig wie diese meine Tabelle — das Ergebnis ex perimenteller Nachprüfung — berücksichtigt Herr Dr. Vieweg in seiner Entgegnung die von Piest gegebene und mir auszugsweise abgedruckte Tabelle, aus der ebenso unzweideutig hervorgeht, wie mangelhaft es um Schärfe und Sicherheit der Viewegschen Methode bestellt ist. Nach Herrn Dr. Vieweg muß der von mir aufgestellten Be hauptung, daß die Säurezahl auch auf Hydrozellulose reagiere, widersprochen werden. Das durch Hydrozellulose gebundene Alkali werde schon durch die schwächsten Säuren abgespalten, käme also hier, wo mit Schwefelsäure zurücktitriert wird, nicht in Frage. 1 ) Ich weiß nicht, ob Herr Dr. Vieweg diese neue Be hauptung auf Versuche stützt. Wenn dem so ist, so muß be dauert werden, daß er seine Zahlen nicht mitgeteilt hat. Meine ’) In der Original-Veröffentlichung von Herrn Dr. Vieweg wird übrigens noch angegeben, daß Oxy- und Hydrozellulose reagieren. Versuche haben jedenfalls das gerade Gegenteil ergeben: Hydro zellulose verzehrt Alkali. Ich führe folgenden Versuch an: 3,2 g Baumwolle ungesponnen gebleicht, 1/4 Stunde mit Lauge gekocht, brauchen 47,84 ccm — Schwefelsäure zumZurück- titrieren. 3,2 g Baumwolle plus 0,16 Hydrozellulose (nach Oirard mit 3prozentiger Schwefelsäure dargestellt, schwefelsäurefrei ge waschen) mit Lauge gekocht, brauchen 47,29 ccm , Schwefel säure. Der Verbrauch an Natronlauge ist also im zweiten Falle in folge der Anwesenheit von Hydrozellulose größer. Herr Dr. Vieweg behauptet ferner, daß auch das durch Zellu lose gebundene Alkali schon durch schwächste Säuren ab gespalten werde, also bei der Schwefelsäuretitration nicht in Frage komme. Meine Tabelle auf Seite 692 zeigt jedenfalls deutlich genug, daß selbst. bei 6maliger Kochung die Baum wolle noch Alkali verzehrt! Gerade der Nachweis, daß auch Baumwollzellulose, freigekocht von Oxy- und Hydrozellulose, noch Alkali verbraucht, war der Kernpunkt meines Aufsatzes in Nr. 19. Herr Dr. Vieweg hatte in seiner Veröffentlichung be hauptet, daß Baumwollzellulose frei von Oxyzellulose die Säure zahl Null ergibt. Auf die von mir vorgenommene experimentelle Widerlegung hin, hält Herr Dr. Vieweg seine Behauptung auf recht, ohne sie jedoch, wie es bei chemischen Arbeiten doch wohl üblich ist, durch neues experimentelles Material zu stützen. Unrichtig ist es ferner, wenn Herr Dr. Vieweg behauptet, daß Hydrozellulose Fehling-Lösung nicht reduziere. Ich habe schon vor Jahren, entgegen der Behauptung von Vignon, den Nach- weis geführt, daß Hydrozellulose ein nicht unbeträchtliches Reduktionsvermögen besitzt. Darmstadt, 26. März 1910. Carl G. Schwalbe Papier-Normalien in Italien Klasse 6 Klasse 1 2 3 3 2 4 3 5 3 4 4 1 9 4 3 6 7 8 2 3 2 3 . 4 Auch in den übrigen Bestimmungen lehnt sich der Entwurf ziemlich genau an die preußischen Papiernormalien an. 3 3 2 3 Papier derer Wichtigkeit für lange Auf bewahrung Papier für verschiedene Urkunden, amtliche Schriften, Geschäfts bücher: 1. Güte 2. Güte Kanzleipapier, Schreibmaschinen papier Konzeptpapier und gewöhnliches Briefpapier Briefumschläge, Packpapier: 1. Güte 2. Güte Aktendeckel für häufigen Gebrauch Andere Aktendeckel Papier für häufig benutzte Druck sachen oder solche, die über To Jahre auf bewahrt werden . . Papier für Drucksachen von ge ringerer Bedeutung Der Abgeordnete Miliani hat dem italienischen »Höheren Rat für Handel und Industrie« Normalien für die Papier lieferung an die Behörden vorgelegt, welche voraussichtlich bald in Kraft treten werden. Die Papiere sind danach in dreierlei Richtungen unterschieden: A) Nach dem Stoff. B) Nach der Festigkeit. C) Nach dem Gebrauch. A) Stoffklassen 1. Papier nur aus Hadern (Leinen, Hanf, Baumwolle) mit nicht mehr als 3 v. H. Asche. 2. Papier, zusammengesetzt wie 1, aber bis 25 v. H. Zell stoff enthaltend (keine verholzten Fasern!). 3. Papiere aus beliebigem Faserstoff, aber ohne Holzschliff. 4. Papiere beliebiger Zusammensetzung. B) Widerstandsklassen Mittlere Reißlänge Dehnung in Prozenten Zahl der Doppelfalzungen in Metern nach Schopper 6000 4 190 5000 3.5 190 4000 3 80 3000 2.5 4° 2000 2 20 1000 1,5 . 3 C) Einteilung nach dem Gebrauch Gebrauch Stoff- Widerstands klasse klasse für Urkunden von beson-