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Nr. 42 PAPIER-ZEITUNG 1587 Maschinenbau-Aktiengesellschaft Golzern- Grimma Ueber die Maschinenfabrik Gölzern obiger Gesellschaft berichtet ausführlich die mit vielen Abbildungen aus gestattete Sondernummer n der Zeitschrift »Deutsche Industrie, Deutsche Kultur«. Wir entnehmen dem Aufsatz folgendes: Die Geschichte der Fabrik in Golzern geht bis in den An fang des 19. Jahrhunderts zurück. Romilo'Otto Gottschald, 1818 in Lauter im Erzgebirge als Sohn eines Oberförsters geboren, trat nach längerer Reisetätigkeit als Teilhaber bei der Getreide- und Oel-Kommissionsfirma J. G. Stichel in Leipzig ein. Diese Firma stand unter anderm mit der durch ihre starke Wasser kraft berühmten Golzermühle bei Grimma, die wahrscheinlich schon seit 1470 an ihrer Stelle vorhanden war, in Verbindung. Die nicht mehr recht gedeihende, durch schlechte Wirtschaft der Besitzer und Pächter heruntergebrachte Mühle war auf Vor schüsse Stichels angewiesen, die im Laufe der Jahre solche Höhe erreichten, daß die Firma Stichel die Mühle kaufte. Der damalige Pächter Martin hatte im Jahre 1838 neben der Ge- mit ihm und einem Nötzli bekannten Ingenieur, Rudolph Steiner, die neue Firma Gottschald, Nötzli & Steiner zur Uebernahme der Maschinenfabrik, während die Papierfabrik an den Schwager Gottschalds üerging, der sie zu erfreulicher Entwicklung brachte. Mit Gottschald als finanziellem und kaufmännischem Leiter und den beiden Ingenieuren als Technikern an der Spitze, ent wickelte sich die Maschinenfabrik in sehr befriedigender Weise. Wenn auch die Arbeiter für den Mühlen-, Turbinen- und Papier fabrikbau erst angelernt werden mußten und die Einrichtung der ersten ausgeführten Anlage 2 Jahre in Anspruch nahm, so gewann das Unternehmen doch bald guten Ruf und erhielt zahl reiche Aufträge auf Dampfmaschinen, Mühlenwerke, Papier maschinen, Turbinen usw. Die Entwicklung des Unternehmens hielt auch an, nachdem Steiner aus der Fabrik ausgeschieden und die Firma in Gott schald & Nötzli geändert worden war. Dann aber kamen un günstigere Zeiten, die Kriegsjahre 1864, 1866 und 1870, die das Geschäft empfindlich beeinträchtigten, im Jah’re 1869 auch ein großer Brand, der einen erheblichen Teil der Fabrik einäscherte. Es bedurfte großer Anstrengungen, um nach dem Frieden das Geschäft wieder auf die Höhe zu bringen, was aber vollkommen gelungen ist. treide- und Oelmühle eine Papiermühle zur Herstellung von Handpapier angelegt, während im Jahre 1847 ein Teil des Mühlengrundstücks, links vom Mühlgraben, abgetrennt und vom Schlossermeister Hammer zur Anlage einer Nagelfabrik benutzt worden war. Eine Feuersbrunst, die 1851 die Golzermühle und die Papier mühle zerstörte, war die Veranlassung, daß Gottschald aus der Firma Stichel austrat und das Grundstück der Mühlen mit den Brandruinen für eigene Rechnung übernahm. Schon 1848 war er auch Besitzer der Nagelfabrik geworden, die er durch eine Eisengießerei und Maschinenfabrik zur Herstellung von Guß waren, besonders Oefen, und (landwirtschaftlichen Maschinen erweiterte. Für nur 2000 Taler hatte Gottschald die ehemalige Nagel fabrik erworben, während das Anwesen kaum 25 Jahre-später einen Wert von 300000 Talern besaß. Diese Entwicklung ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, daß Gottschald es verstand, die Fabrik unter tüchtige Leiter zu stellen. Bereits als Fabrik landwirtschaftlicher Maschinen, unter der technischen Leitung des Ingenieurs Tittelbach, blühte das Unternehmen auf. Gott schald suchte den Arbeitskreis seiner Unternehmungen zeit gemäß zu erweitern. Der Bau einer Maschinen-Papierfabrik, den er seit 1860 gemeinsam mit seinem Schwager betrieb, brachte ihn in Verbindung mit der Fabrik von Escher Wyss in Zürich, die auch die Pläne und Maschinen für die in Golzern zu errichtende Papierfabrik liefern sollte. Die Züricher Fabrik sandte 1861 ihren Ingenieur Jean Nötzli nach Golzern,. der in der Papierfabrik die erste Maschine aufstellte. Die Anwesenheit Nötzlis führte zu bedeutsamer Aenderung im Betriebe der Ma schinenfabrik. Die Umwandlung der Fabrik in eine solche für Mühlen- und Papierfabrikeinrichtungen wurde beschlossen und damit der Grund zu der späteren Blüte des Unternehmens gelegt. Gottschald bewog Nötzli, in Golzern zu bleiben, und gründete Nötzli übernahm, als Gottschald 1871 starb, das Werk allein zum Buchwert, verkaufte es aber ein halbes Jahr später an eine Aktiengesellschaft, deren Kapital 900000 M. betrug. Das Werk hatte sich inzwischen, besonders nach dem Brande von 1869, außerordentlich erweitert. Noch zu Lebzeiten Gottschalds war eine Gasanstalt errichtet worden, welche die drei Golzener Fabriken mit Beleuchtung versorgte. Die Verbindungen nach Wurzen und Leisnig waren, ehe die Eisenbahn ging, durch Schaffung neuer Straßen verbessert worden, und als die Eisen bahn Leipzig-Dresden über Grimma gebaut wurde, hatte Gott schald durchgesetzt, daß unterhalb des Schlosses Döben, längs der Mulde, eine neue Straße nach Dorna angelegt wurde, die unmittelbaren Zugang zum Bahnhof Grimma sicherte. Aller dings mußte dabei die Verpflichtung, die Straße für ewige Zeiten in Stand zu halten, übernommen werden. Es ist ferner auf Gottschalds Bemühungen zurückzuführen, daß die Muldental bahn, die heute hauptsächlich den Werken zur Verfrachtung ihrer Waren dient, über die bereits 1863 geplante Strecke im Tal geführt wurde. Die Maschinenfabrik hat dadurch eine die Werke unmittelbar berührende Bahnverbindung er halten. Die folgenden Jahre brachten der Fabrik weiteren er freulichen Aufschwung. Jean Nötzli, der bei Gründung der Ge sellschaft die Leitung beibehalten hatte, schied im Jahre 1866 aus. Sein Nachfolger Rudolf Kron wußte in glücklicher Weise den bisher erworbenen Ruf zu erhalten und die Fabrikations einrichtungen weiter auszubauen. Unter seiner Leitung wurde der Bau von Maschinen für Papier- und Zellstoffabriken, sowie die vollkommene Einrichtung solcher Fabriken, später der Bau von Dampfmaschinen in großem Maßstabe durchgeführt. Die Fabrik in Golzern liefert heute sämtliche Maschinen und Vor richtungen und stellt Fabriken für Papier aller Arten, für Pappe, Lederpappe, Kunstleder, Zellstoff, Holzschliff, Strohstoff usw. her. Daneben erzeugt sie Maschinen und liefert vollständige Einrichtungen für die Herstellung von Sprengstoffen, rauchlosem