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D)APIER=VERARBEITUNG is Buchgewerbe-«! Papier-Industrie-Verein Betr.: Rechtshülfe für die Mitglieder des Papier-Industrie- Vereins Gemäß den Aenderungen, welche infolge der Zivil prozeßnovelle vom i. April 1910 ab eintreten, ändern sich auch verschiedene Einzelheiten unserer Rechtshülfe-Ein- richtung für die Mitglieder. Das Nähere ist in einem Rund schreiben mitgeteilt worden, welches der letzten Schutz liste beigefügt wurde. Im Anschluß an die in diesem Rundschreiben erwähnten Bestimmungen werden die Mitglieder ersucht, bei Erteilung von Klageaufträgen an den Vereinsanwalt, Herrn Justizrat J. Holz, Berlin W 9, Linkstr. 41, die Rechnungen der ein zuklagenden Warenforderungen in drei Exemplaren einzu senden. Technik und Kunst Entgegnung auf den Mahnruf von Carol Hilarius in Nr. 25 Der Mahnruf enthält, was Postkarten anbetrifft, zu viel Un richtigkeiten, als daß er unwidersprochen bleiben könnte. Gleich im Anfang seiner Darlegung sagt Herr H.: »So sind z. B. die Künstlerpostkarten zu 779 in höchstem Grade un künstlerisch.« Als Grund dafür folgt einige Zeilen weiter: »Denn an ihrer Herstellung hat kein einziger Künstler mit gewirkt,« Trotz der großen Sicherheit, mit der sie ausgesprochen wird, steht diese Behauptung auf ebenso schwachen Füßen wie eine ähnliche neulich von Agnes Harder im Kunstwart auf gestellte. Herr H. scheint nicht zu wissen, daß in mehr als dem achten Teil der gesamten Erzeugung Künstler »mitwirken«, die selbst er als solche anerkennen wird. Oder will er die Werke der Dresdener, Amsterdamer und Kasseler Galerie, wie sie von Römmler & Jonas in Dresden in Auto-Dreifarbendruck nach Lumiere hergestellt werden, unkünstlerisch nennen? Sind die Stengelschen Wiedergaben von Werken aus allen euro päischen Gemäldegalerien, die Reproduktionen von Werken der Nationalgalerie und des Kaiser-Friedrich-Museums in Helio gravüre und Lichtdruck etwa Nachbildungen von Schüler arbeiten? Kennt Herr H. vielleicht die »Modernen Meister« der Firma Tuck, an denen die größten lebenden Meister des In- und Auslandes nicht nur dadurch mitgewirkt haben, daß sie die Wiedergabe ihrer Werke gestatteten, sondern auch dadurch, daß sie die Wiedergabe begutachteten und berieten? Die Künstler eigenschaft Thoma’s, dessen Werke der Verlag Künstlerbund vertreibt, und Karl Spitzweg’s, die Peter Luhn herstellt, ist un bestritten. Buchdruckkarten nach Ludwig Richter stellt Emil Müller in Stuttgart her, Eckenbrecher wird von May Söhne in Frankfurt reproduziert. Diese Liste genügt vielleicht für den Anfang. Sie läßt sich nach Belieben fortsetzen. Nicht jedes Original eines anerkannten Meisters eignet sich für eins der bisher bekannten Reproduktions verfahren, weil es dadurch zu viel Eigenheiten einbüßen würde. Dies ist mit ein Grund dafür gewesen, daß Künstler ihr Können dem Gewerbe zur Verfügung stellten. Sie hörten damit auf, die Kunst als Selbstzweck zu üben, und schufen Werke mit der ausgesprochenen Bestimmung, als Vorbild für Massenanfertigung zu dienen. Sieht H. alle diese Kunstgewerbler und ihre Leistungen als »unkünstlerisch« an? Oder aber weiß er nicht, daß für künstlerische und ihren Zweck geeignete Entwürfe von Verlegern sehr anständige Honorare gezahlt werden, oder auch Künstler bei großen Fabrikunternehmen fest angestellt sind? Oder legt H. etwa, wie an unsere ganze Zeit, so auch an das Postkartenfach in betreff des Künstlerischen den übertriebenen Maßstab an, wie ihn Otto Julius Bierbaum im Vorwort seiner »Deutschen Chansons« gegeißelt hat: »Wir haben nun einmal die fixe Idee, es müßte das ganze Leben mit Kunst durchsetzt werden.« H. geht noch weiter und sagt von den Postkarten: »Sie sind in den meisten Fällen nicht einmal geschmackvoll.« Leider muß aber auch die angewandte Kunst nach Brot gehen, sie kann sich nicht damit begnügen, den Geschmack des Herrn II. zu treffen, sondern muß dem des großen Publikums entgegen kommen. Auch sie ist an der Besserung dieses Zustandes leb haft interessiert: je künstlerischer der Entwurf, desto teurer die Ware, desto höher der mögliche Verdienstzuschlag. Die breiten Massen des Publikums verlangen aber nicht nur billigere Waren, sondern auch Darstellungen, wie sie dem eigenen Geschmack entsprechen. Würden solche Karten nicht hergestellt, so würde keineswegs etwa der Absatz besserer Sachen sofort in dem selben Umfang steigen. Hier kann nur allmähliche Kunst erziehung und Geschmacksbildung helfen. Wie weit unsere Kartenindustrie sich dieser Aufgabe mit Glück unterzogen hat, beweist ein Vergleich der Waren aus dem Anfang der 90er Jahre mit denen der soeben verflossenen Messe. Nicht einmal dasjenige, was H. ironisch als Vorzug unserer Karten hervorhebt: »nur eins sind sie zweifelsohne technisch vollendet!«, können wir unwidersprochen lassen. Wie kann etwas »technisch vollendet« sein, bei dem die Kunst abseits steht? Sobald durch die Reproduktion »die starke Subjektivität des Künstlers«, um mit Max Klinger zu reden, vernichtet wird, kann von einer vollendeten Wiedergabe nicht die Rede sein. Die Erkenntnis, daß mit irgend einem bestimmten Reproduktions verfahren sich entweder nur eine sklavische Nachbildung oder eine Art freier Uebersetzung herstellen läßt, hat schon zur Ver nachlässigung des ganzen Verfahrens geführt, z. B. beim Holz schnitt. Unbestritten soll bleiben, daß unsere Techniken so hoch stehen wie nie vorher, von einer Vollendung wird man dann erst sprechen können, wenn das Vorbild in jeder Weise einwandsfrei wiedergegeben wird, wenn vor allen Dingen die Kunst nicht »abseits steht«. Zu einem Teil haben wir dieses Ziel doch wohl schon jetzt erreicht. Was erhofft Herr H. von der Rückkehr der guten alten Zeit, in welcher die Kunst »das Herz der Menschen auch im kleinsten Alltagsding erfreut?« Sehnt er etwa die Zeiten des Rokoko mit ihrer übertriebenen Grazie zurück, die recht wenig zu den von ihm in der Einleitung seines Mahnrufes gepriesenen tech nischen Fortschritten passen würde? In unserer schnellebigen Zeit fehlt es im öffentlichen Leben und dem des einzelnen an der Ruhe, in welcher allein eine solche Allgemeinkunst auf wachsen und alles durchdringen kann. Wir halten mit Bier baum ein solches Sehnen für eine »fixe Idee«, es wird sich nie mals in die Tat umsetzen lassen. M. Th. Da über Kunst jeder seine vom eigenen Geschmack ab hängige Ansicht hat, und man nach dem lateinischen Sprich wort »über die Geschmäcke nicht streiten« soll, schließen wir die Aussprache. Schriftleitung. Secarerollen = Abreißrollen Aue, Sachsen, 31. März 1910 Wir lesen in Nr. 25 Ihres Blattes den Artikel über Secare rollen = Abreißrollen, der uns zu folgender Erwiderung veranlaßt: Das Wort »Secare« hat sich allerdings seit Jahren in den Kreisen der Papierfabriken, der Papierverarbeitung, des Groß handels wie auch der Verbraucher eingebürgert, trotzdem ist aber die Benutzung des Wortes, sei es in Anzeigen, auf Brief bogen oder in irgend welchen anderen Ankündigungen, als Be zeichnung für Abreißapparate oder für dazugehörende Röllchen usw. nicht erlaubt. Der Name ^Secare« ist vielmehr unserer Firma als Warenzeichen patentamtlich geschützt. Da nach Ihrem Aufsatz der Leser das Wort »Secare« als Freizeichen ansehen muß, bitten wir um Wiedergabe dieser Berichtigung und zeichnen Papierverarbeitungswerk ^Secare« Gesellschaft mit beschränkter Haftung Da das Wort »Secare« ein geschütztes Warenzeichen ist, empfiehlt sich die von uns vorgeschlagene Bezeichnung umsomehr. Schriftleitung. Schwedens Spielkarten-Erzeugung und -Einfuhr 1909 Nach dem Bericht des Staatskontors betrug die Zahl der in Schweden im Jahre 1909 abgestempelten Spielkarten 281556 Spiele schwedischen und 32856 Spiele ausländischen Ursprungs. Die Einfuhr ausländischer Spielkarten, größtenteils Luxuskarten, hat bedeutend abgenommen. Von den schwedischen Spiel karten wurde der größte Teil, 153000 Spiele, von Aktiebolaget J. O. Oeberg & Son in Eskilstuna hergestellt; 73600 von Litho- grafiska Aktiebolaget in Norrköping; 38156 von A.-B. A. Bomans Kortfabrik, Stockholm; 16000 von Sskanska Lithografiska Aktie bolaget in Malmö; und 800 von Jacob Bagges Söner, Buch druckerei in Stockholm, bg.