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143° PAPIER-ZEITUNG Nr. 38 Das kalte Verfahren der Herstellung von Espartostoff wird wahrscheinlich als das beste befunden werden. Die Franco- Africaine Co. wird binnen kurzem, wie verlautet, eine weitere Fabrik errichten, die nach diesem arbeiten soll. F. A. Reichmann, Veifahren um pflanzliche Faser füi Spinn- und Webzwecke, die in Stroh, Gräsern, Bast, Werg, Flachs u. dgl. enthalten sind, abzuscheiden und vorzubereiten. E. P. 12059; 21. 5. 09. Nach Journ. Soc. Ind. 28, 1193119091. DRP 217159 K. 29b vom 3. 11. 07. Gedroschenes Roggenstroh z. B. wird in einer Aetznatron- lauge von 1/2° B. so lange gekocht, bis das Gliadin gelöst ist, und die Fasern sich abtrennen. Die schmutzig gefärbte Lauge wird dann abgegossen und die Fasern mit kalter Natronlauge von mindestens 15° B. bedeckt. Die Einzelfasern kräuseln und trennen sich voneinander. Nach 2—3 Minuten wird die Lauge entfernt und die Fasern gewaschen und dann in eine 1—20 Be. starke Lösung von Flußsäure in Holz- oder Bleigefäßen 5 Stunden lang eingelegt. Die Fasern werden schließlich ge waschen mit Wasser, dem kleine Mengen von Ammoniak und Magnesiumchlorid zugefügt sind, dann getrocknet. A. W. Audibert, Verfahren zur Herstellung von Zellstoff aus Pflanzen aller Art. Franz. Pat. 403151 vom 19. 5. 1909. Nach Journ. Soc. Chem. Ind. 28, 1323 [1909]. Pflanzen, insbesondere die Parasitenpflanzen der Wälder in den »Landes«, werden mit Aschenextrakt vorwiegend aus Asche harziger Materialien aufgeschlossen. Der Aschenextrakt wird erst mit Harz, dann im geschlossenen Gefäß mit den Pflanzen gekocht. Schilfstojf. W.-B. 40, 4005 [1909]. In der Zellulosefabriks-Aktiengesellschaft Braila in Rumänien wird Schilfzellstoff nach dem Sulfitverfahren gekocht. Die Produktion soll anfangs täglich 20 Tonnen betragen. Der neue Zellstoff ist weich, kurzfaserig, von baumwollartigem Charakter; er kommt der amerikanischen Pappel- und Magnoliazellulose gleich. Rohrernte und Transport des sperrigen Materials machen für den Anfang Schwierigkeit. Th. Knösel, Bambus- und Reisstroh-Zellstoff. W.-B. 40, 1603—1604 [1909]. Aus altem Bambus (Wandstärke 15 mm) erhielt Knösel 62 v. H. lufttrockenen, gebleichten Zellstoff. Der Stoff ist leicht bleichbar, ein Gelbwerden am Licht ist ungenügendem Aus waschen zuzuschreiben. Reisstroh kocht sich noch leichter als Bambus. Beim Bleichen stört feiner, der Faser anhängender Staub, der gelb liche Farbe verleiht. Die Ausbeute ist wahrscheinlich noch größer als beim Bambus. Fortsetzung folgt. Füllstoffe In Nr. 32 der Papier-Zeitung (Seite 1191) unterwirft Prof. Herzberg in seinem Fachbericht meine im Zentralblatt seinerzeit veröffentlichte Arbeit »Ueber die Bestimmung der Füllstoff qualität in Bibel - (Dünndruck) Papieren« einer eingehenden Kritik. Herzberg hält mir vor, daß 1. die Einschränkung auf die 4 genannten Füllstoffe gewagt erscheint; 2. die Annahme, in Dünndruckpapieren wäre immer nur eine Füllstoffart vorhanden und niemals mehrere gemischt, von einem Papierchemiker nicht gemacht werden darf; 3. die von mir angegebenen Verfahren zum Nachweis von Kaolin und Blanc fixe infolge gewisser Voraussetzungen gegenstandslos werden, und 4. die Angabe, bei Verwendung von Gips als Füllstoff sei der Aschengehalt ohne weiteres der Füllstoffmenge gleichzusetzen, nicht zutrifft. Demgegenüber bemerke ich in aller Kürze zu 1: Bei der Untersuchung von Bibeldruckpapieren verschiedenster Herkunft fand ich ausschließlich Blanc fixe, Kaolin und kohlensauren Kalk als Füllstoff. Sollten dennoch andere als die von mir an gegebenen vorkommen, so bleiben die unten zusammengestellten Reaktionen aus, woraus unschwer zu erkennen ist, daß es sich dann um in dieser Arbeit unerwähnt gebliebene Stoffe handelt. Zu 2. Ich gebe zu, daß mehrere Füllstoffarten nebeneinander verwendet werden können, und daher Prof. Herzberg meine Annahme, mit dem Auffinden eines Körpers sei die Unter ¬ suchung als beendet anzusehen, mit Recht für unzulässig er klärt. Wenngleich mir noch kein Dünndruck vorkam, der ein ausgesprochenes Füllstoffgemisch enthielt (Spuren können durch Zuteilen von Ausschuß herrühren und sind nicht zu berück sichtigen), so wird man im andern Falle bald durch den in meinem Aufsatz angegebenen Gang feststellen können, daß ein Gemisch vorliegt. Hier kann dann allerdings nur eine ausführ liche quantitative chemische Analyse zum Ziel führen. Man kann aber annähernd, ohne erst genau weiter zu prüfen, schon an der durch Reaktionen erhaltenen ersten Niederschlagsmenge beurteilen, ob die Gegenwart anderer Füllstoffe möglich ist oder nicht. Man wird, wo es auf rasche Ermittelung der Füllstoffart ankommt, nicht erst wissenschaftlich genaue chemische Wege betreten. Zu 3. Es ist unrichtig, daß die Abwesenheit anderer Stoffe in jedem Falle erst durch eine Analyse nachgewiesen werden muß, und damit meine Verfahren zur Unterscheidung von Kaolin und Blanc fixe wertlos werden. Es kommt vielmehr sehr oft vor, daß man zu untersuchen hat, ob irgend eine Papiersorte mit Kaolin oder Blanc fixe gefüllt ist! (Die Abwesenheit anderer Stoffe ist oft gewiß, z. B. wenn eigene Erzeugung vorliegt.) Wem wird hier eine von mir angegebene Methode nicht will kommen erscheinen? Soll die Aschenmenge mit bestimmt werden, so kann das Absatzvolumen zur Unterscheidung heran gezogen werden. Ob die von mir angegebenen Unterschiede im Verhalten dieser beiden Körper empfehlenswert erscheinen, sollte Herr Prof. Herzberg erst prüfen, bevor er behauptet, daß sie eingehender Prüfung nicht standhalten werden. Freilich gehört einige Uebung dazu, die aber leicht durch Vergleichung mit Papieren bekannter Qualität erreicht wird. Zu 4. Hierin stimme ich mit Prof. Herzberg ein. Ich hatte jedoch nur die »chemische Zersetzung der Verbindung« im Auge, als ich am Ende meiner Arbeit davon sprach. E. W. Leop. Skark * # * Die vorstehenden Ausführungen Nrn. 1 und 3 des Herrn Skark können meine in Nr. 32 gemachten Einwendungen nicht entkräftigen. (Die Einwände zu 2 und 4 werden von S. an erkannt.) Mit Nr. 1 erschüttert S. die Annahme, welche er seinen Be trachtungen zugrunde gelegt hat, noch weiter, als er es in der Originalarbeit getan hat. (Zuerst nur 4 Füllstoffe, dann weitere 2 und jetzt sämtliche.) Zu Nr. 3. Liegt ein Papier fremder Erzeugung vor, so weiß der Prüfer nicht, ob nur Kaolin oder nur Blanc fixe oder ein Gemenge beider oder anderer Füllstoffsorten vorliegt; ihm hilft also nur die chemische Analyse weiter. Bei Papieren eigener Erzeugung kommt eine Untersuchung des Papiers auf Art des Füllstoffes nicht oder doch wohl höchstens in ganz be sonderen Ausnahmefällen in Frage. Prof. W. Herzberg Wir schließen die Aussprache. Spezial-Lehrkurs für Papierindustrie am k. k. Technologischen Gewerbe-Museum in Wien. Der 20. Spezial-Lehrkurs wurde vom 1. Oktober 1909 bis 31. März 1910 nach dem vom Ministerium für öffentliche Arbeiten genehmigten Lehrplan abgehalten. In dem Kurs waren 9 Herren eingeschrieben, von denen 7 den Kurs als ordentliche Hörer und einer als Hospitant besuchten. Einer mußte wegen Ableistung seiner Militärpflicht den Kurs verlassen. Sämtliche ordentlichen Schüler legten am Schluß des Kurses die Abgangsprüfung ab, 5 erhielten Zeugnis der ersten Klasse mit Vorzug und 2 Zeugnis der ersten Klasse. Die guten Erfolge des Kurses gründen sich auf das besonders eifrige Studium und das große Interesse, mit welchem die Kurs teilnehmer dieser Unterrichtsveranstaltung folgten. Von großem Wert für die Papiertechniker waren die Ausflüge, welche ihnen durch das liebenswürdige Entgegenkommen der Mitglieder des Vereins der österr.-ungar. Papierfabrikanten ermöglicht wurden. Durch diese Ausflüge erhielten die Schüler Gelegenheit, ihre fachlichen Kenntnisse zu erweitern und Einblick in große Papierfabriken zu erlangen. Besichtigt wurden die Maschinen fabrik J. M. Voith in St. Pölten und die Papierfabriken in Klein- Neusiedl, Stuppach, Gratwein, Steyrermühl und Hallein. Auf Anregung des Vereins der österr.-ungar. Papierfabrikanten hat die Direktion an das k. k. Ministerium für öffentliche Arbeiten den Antrag gestellt, den Spezial-Lehrkurs für Papier-Industrie in einen lomonatigen Kurs umzugestalten. Der Lehrplan wird keine Aenderung erfahren, dagegen soll den Hörern des Kurses Vertiefung ihrer Studien ermöglicht werden. Die Eröffnung des 21. Spezial-Lehrkurses für Papierindustrie erfolgt am 1. Oktober 1910.