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D)ADIER-VERARBEITUNG BUCHGEUERBE[N.a5 Berliner Typographische Gesellschaft Vereinslokal: Berliner Buchgewerbesaal, Dessauer Straße 2 , III Vorsitzender: G. Könitzer, Berlin W 57, Dennewitzstraße 19 Kassierer: C. Rinck, Schöneberg, Bahnstraße 43, link. Aufgang III Schriftführer: E. Baumeister, SW 29, Gneisenaustr. 98 Die nächste' [Hrbeits-Sitzung! wird am Dienstag, 3. Mai, abends 9 Uhr, abgehalten im Berliner Buchgewerbesaale, Dessauer Straße 2III, wo ver schiedene neue Drucksachen ausgestellt sind. Die ver- ehrlichen Mitglieder sowie Gäste sind hierzu mit der Bitte um zahlreiches und pünktliches Erscheinen höflich ein geladen. Tagesordnung: 1. Geschäftliches. — Eingänge. 2. Aufnahme neuer Mitglieder. 3. Des Buchdruckers Einfluß auf die Ausstattung von Vereins drucksachen. Herr Faktor Karl Kremkow. 4. Kunst und Praxis in der Typographie. Nach einem jüngst erschienenen amerikanischen Handbuch von Ed. G. Gress, erläutert von Georg Erler. 5. Technische Fragen: a) Bogenausleger von Markmann-Preilipper. b) Bogenbeschneider von Heintze & Blanckertz. c) Ist die fette Achtelpetitlinie entbehrlich? Im Ausstellungsraum des Lesesaales der Bibliothek des Kunstgewerbemuseums, Prinz Albrechtstr. 7 a, sind Tafeln in Farbenlichtdruck aus der jetzt vollendeten Reproduktion des zwölfbändigen Breviarium Grimani ausgestellt. Dieses einzigartige graphische Kunstwerk kann wochentägig von 10—10 Uhr ohne Kosten besichtigt werden, worauf wir unsere Mitglieder aufmerksam zu machen nicht versäumen. * * * Der Ausflug am Himmelfahrtstage bringt uns die Besichtigung des Klosters Chorin. Das Progamm, das wir zu beachten bitten, ist wie folgt festgesetzt: Abfahrt vom Stettiner Fernbahnhof 8.36 Uhr früh; es ist eine Sonntags- Rückfahrkarte 3. Klasse bis Eberswalde zu lösen (Preis 1 M. 95 Pf.). Ankunft in Eberswalde um 9.32 Uhr. Durch die Stadt und den anschließenden Stadtforst nach Weitlage; von da über die Ragöser Mühle nach Kloster Chorin. Mittagsrast. Nachzügler fahren gleich bis Chorinchen (nicht Chorin) und können sich den Ausflüglern mittags anschließen. Es ist sehr nötig, rechtzeitig am Bahnhof zu sein. Eine weitere Einladung wird nicht versandt; wir bitten um zahlreiche Beteiligung und zeichnen Mit kolleg. Gruß! Der Vorstand * * * Am Sonntag, 25. April, hatten etwa 80 Mitglieder der Ge sellschaft Gelegenheit, die Königliche Bibliothek in dem Neu bau zwischen den Linden und der Dorotheenstraße in zwei Führungen zu besichtigen, die vom Direktor der Bibliothek, Herrn Geheimrat Schwenke, persönlich geleitet wurden. Der ganze Bauplatz der Bibliothek bildet ein längliches Rechteck von 106X170 m. Hier werden in Zukunft die Königliche Bibliothek, die bereits hierher übergesiedelt ist, und die Uni versitäts-Bibliothek ihren Platz finden. Der große, 400 Plätze fassende Lesesaal der Königlichen Bibliothek, der achteckige Form bekommt, ist noch im Bau begriffen. Zunächst wird der kleinere Lesesaal mit 286 Sitzplätzen, der später zur Uni versitäts-Bibliothek gehört, benutzt. Ueber dem Eingang zu diesem Saal befindet sich das von Professor Artur Kampf ge schaffene Bild, welches Friedrich den Großen darstellt, wie er einer Abordnung von Berliner Gelehrten die alte Bibliothek übergibt. Der Lesesaal ist derart eingerichtet, daß an jedem Tisch für zwei Personen Platz ist und alle Leser dem Aufsichtsbeamten das Gesicht zukehren. In dem Lesesaal sind etwa 11 000 Bücher, größtenteils Nachschlagewerke aus allen Wissenszweigen, unter gebracht. Die Bibliothek baut sich in 13 Geschossen von je 2,20 m Höhe auf, das erste Geschoß liegt im Keller, das zwölfte und dreizehnte im Dachstuhl. Nach der Straße zu ist die Front 24 m hoch, das Dach erhebt sich bis zu 28 m. Auf dem 6. Ge schoß lagern mächtige Eisenträger, welche die 7 darüberliegen den Geschosse tragen, die als ein einheitliches Ganzes mit durch alle Geschosse gehender, zusammenhängender Eisenkon struktion ausgebildet sind. Die Raumausnützung ist soweit durchgeführt, daß der freie Raum unter dem letzten Bücher brett der einen Etage bereits für die obere Bücherreihe des darunterliegenden Geschosses ausgenützt wird. Die eisernen Bücherbretter ruhen am hintern Ende in einer gezähnten eisernen Leiste und lassen sich je nach der Größe der Bücher beliebig und mühelos verstellen. Die Ausgabestelle der Bücher steht durch Rohrpostleitungen und direkte Fahrstühle mit allen Geschossen des Büchermagazins in Verbindung. Später wird beabsichtigt, durch die lange Flucht der Säle eine elektrische Bahn zum Büchertransport anzulegen. Nachdem die 13 Geschosse durchwandert waren, wurden die Teilnehmer in die Kartensammlung geführt. Sie enthält etwa 177000 Blatt und 11000 Städteansichten. Den Grundstock zu derselben bildete die Sammlung des General von Scharn horst, die von W. von Scharnhorst vervollständigt und 1855 für 30000 Taler vom preußischen Staat erworben wurde. Besondere Aufmerksamkeit erregte hier ein alter Atlas des Grafen Johann Moritz von Nassau Siegen, der 169 cm hoch und IC2 cm bereit ist. Der mit Leder bezogene Deckel trägt das Nassauische Wappen. Eine andere Seltenheit ist das reich kolorierte Turnierbuch Herzog Heinrichs von Braunschweig-Lüneburg aus dem 15. Jahrhundert, ferner ein Stammbuch Lukas Kranachs. Sehr wertvolle Originale enthält die in einem besondern Raum untergebrachte Abteilung für Musik, die von Ernst von Mendelssohn der Königlichen Bibliothek geschenkt wurde. Die für die Mitglieder der Typographischen Gesellschaft sehenswertesten Schätze, die wertvollen alten Drucke, sind in einem besondern Raum in Glasschränken zu Schau gestellt. Die ältesten Drucke sind Donate und Fragmente von solchen aus dem Jahre 1445. Herr Geheimrat Schwenke hatte aus Rück sicht auf die Besucher einen großen Teil dieser Schätze aus den Glaskästen herausnehmen lassen, damit sie eingehender be sichtigt werden konnten. Er selbst gab dann in liebenswürdiger Weise Erläuterungen über einzelne Seltenheiten und ver breitete sich über die Art und Weise, wie die Herkunft und das Entstehungsjahr der einzelnen Werke wissenschaftlich fest gestellt wurde. Der Besuch dieses Raumes gewährte einen be sondern Genuß und nahm längere Zeit in Anspruch; er bildete zugleich den Schluß der Besichtigung. Hierauf ergriff der Vorsitzende der Gesellschaft, Herr Könitzer, das Wort, um Herrn Geheimrat Schwenke für die lehrreichen und interessanten Führungen im Namen der Gesell schaft zu danken. Dieser selbst betonte beim Abschied, daß es ihm ein besonderes Vergnügen gewesen sei, einer zahlreichen Gesellschaft von Fachleuten einen genaueren Einblick in die Schätze der Königlichen Bibliothek gewähren zu können. Zur Orientierung in den etwa 1300000 Bücher umfassenden Bibliothek dienen drei Kataloge, ein alphabetischer, ein wissen schaftlicher Realkatalog und der Zettelkatalog, der neuerdings auf Blätter in dem internationalen Format von 7’2X121/2 cm um geschrieben wird. Im letzten Jahre hat die Bibliothek durch Kauf 14 446 Bände für 106 825 M., durch Geschenke 13 050 Bände er worben. Außerdem gingen an Pflichtexemplaren 14 743 Bände und 3974 amtlich ausgegebene Bücher ein. An Zeitschriften wurden 3987 Bände für 44275 M. und antiquarisch 4110 Bände für 12082 M. erworben. Der Neubau der Königlichen Bibliothek bietet nach seiner Vollendung Raum für etwa 5000000 Bücher, die Bibliothek dürfte demnach räumlich die größte der Welt sein. Wenn das British Museum in London einen erheblich größeren Lesesaal aufweist, so ist zu berücksichtigen, daß dort Bücher nicht ausgeliehen werden, während die Königliche Bibliothek in Berlin in einem Jahr nach auswärts allein 31 858 Bände verliehen hat. Der Lesesaal ist geöffnet von 9—9 Uhr, die Bücherausleih stelle von 9—6 Uhr und der Zeitschriftensaal von 9—3 Uhr. Seit 1. April 1910 wird für die Benutzung der Bibliothek eine halbjährliche Gebühr von 2 M. 50 Pf. erhoben.