Volltext Seite (XML)
DAPIER-VERARBEITUNG O Bl J CH fiFWERBF, [=M Papier-Industrie-Verein Die schwimmende russische Ausstellung Dem Papier-Industrie-Verein sind von zuverlässiger Seite weitere vertrauliche Mitteilungen über die schwimmende russische Ausstellung zugegangen. Mitglieder, welche sich für diese Mitteilung interessieren, können ein Exemplar von unserer Geschäftsstelle (Berlin W 9, Linkstr. 22) kosten frei beziehen. Börsenverein der deutschen Buchhändler zu Leipzig Am Kantatesonntag, 24. April, fand unter zahlreicher Be teiligung die diesjährige ordentliche Hauptversammlung des Börsenvereins der deutschen Buchhändler im »Buchhändlerhaus« zu Leipzig statt. Die Verhandlungen wurden von dem ersten Vorsteher, Herrn Dr. Ernst Vollert, Berlin, geleitet. Der Ge schäftsbericht über das Vereinsjahr 1909 10 weist auf die ein getretene Besserung der allgemeinen wirtschaftlichen Lage hin. Sodann äußert sich der Bericht zur Steuerreform des ver gangenen Jahres, zum neuen amerikanischen und zum inter nationalen Urheberrechtsschutz, zur Reichsversicherungsordnung, zum Zollstand des Buchhandels in den verschiedenen Ländern, zur Statistik buchhändlerischer Konkurse, zur Einführung des Postschecks und zu anderen Fortschritten im Postverkehr wie auch im Güterfrachtverkehr, in dem eine neue direkte Eil verbindung zwischen Leipzig und Stuttgart geschaffen wurde. Allgemeines buchhändlerisches Interesse beansprucht der inter nationale Verlegerkongreß, dessen siebente Tagung im Juli 1910 in Amsterdam bevorsteht. Der Geschäftsbericht begrüßt das Inkrafttreten des neuen verschärften Gesetzes gegen den un lauteren Wettbewerb. Die internationale Statistik der er schienenen Druckwerke erweist für 1909 wieder ein Wachsen der deutschen Verlagswerke mit 31051 neuen Büchern (gegen 30317 im Jahr 1908). Von sämtlichen in deutscher, englischer und französischer Sprache im Jahr 1909 erschienenen Büchern entfällt etwa die Hälfte auf die deutsche Sprache! Der Mit gliederstand des Börsenvereins war Ende März 1910: 3399. Der Börsenverein und alle seine Mitglieder haben ständig gegen die Schmutz- und Schundliteratur gekämpft. Die Hauptversammlung änderte die Satzungen, soweit dies durch die nunmehr in ihrem gesamten Umfang in Kraft tretende »Verkaufsordnung« und durch die Entscheidung eines hohen Gerichts notwendig wurde. Die bisher nur zum Teil noch in Kraft bestandene »Restbuch handels-Ordnung« wurde als durch die neue Ordnung über holt außer Kraft gesetzt. .Dem Verein der deutschen Musikalien händler soll die seiner Bedeutung entsprechende Stellung im Börsenverein eingeräumt und der nächstjährigen Hauptversamm lung dahin gehende Anträge unterbreitet werden. Für bauliche Erweiterung des »Buchhändlerhauses« bewilligte die Ver sammlung bis zu 200000 M. Herr Kommerzienrat Karl Siegis- mund. Königlicher Hofbuchhändler in Berlin, bisher erster Schriftführer, wurde zum ersten Vorsteher, Herr Dr. Erich Ehlermann, Dresden, zum zweiten Vorsteher (Wiederwahl), Herr Arthur Seemann, Leipzig, zum ersten Schriftführer gewählt. Dem scheidenden, um den Ausbau des Börsenvereins hoch- Verdienten ersten Vorsteher Herrn Dr. Ernst Vollert, Berlin, Widmete die Versammlung dankende Abschiedsworte. Am 22. und 23. April tagten in Leipzig der »Deutsche Ver- 8er-Verein«, die Abgeordneten des »Verbandes der Kreis- und rtsvereine im deutschen Buchhandel«, der »Verein von Ver- iegern christlicher Literatur«, die »Freie Vereinigung der luristischen Verleger« und der »Verband evangelischer Buch- Händler«. In der zuletzt genannten Versammlung sprach Herr R°k Dr. Brunner, Pforzheim, über das Thema »Was kann der Buchhändler tun im Kampf gegen die Schund- und Schmutz- Aeratur?e Alle diese Versammlungen waren zahlreich besucht, am Vorabend des Kantate-Sonntags vereinigte ein Begrüßungs- inend im Buchhändlerhaus die Berufsgenossen von auswärts nd Leipzig in zwanglosem Beisammensein. Am Montag folgte die übliche Kantate-Abrechnung. Berliner Typographische Gesellschaft Vor Beginn der Sitzung am 19. April besichtigten die Mit glieder die in der Ständigen Ausstellung im Papierhause auf gestellten und im Betriebe vorgeführten Linotypemaschinen der Mergenthaler Setzmaschinen-Gesellschaft: eine große Vierbuch stabenmaschine und eine »Ideal«, die neue Konstruktion der be währten Maschine für einfache Verhältnisse. Diese erregte das besondere Interesse der Besucher, hatte die T. G. doch bisher noch nicht Gelegenheit gehabt, diese »Volksausgabe« der Linotype kennen zu lernen. Bei Eintritt in die Tagesordnung verlas der Vorsitzende, Herr Könitzer, ein von dem Ehrenmitgliede Herrn Smalian ein gegangenes Schreiben, in welchem dieser seinen herzlichsten Dank für die Gratulation der Gesellschaft zu seinem 70. Geburts tage ausdrückte. Es hieß darin u. a: »Ich kann am Abend meines Lebens mit Befriedigung auf den nun hinter mir liegen den Weg zurückblicken. Es war mir vergönnt, an dem Ge deihen unserer schönen Kunst fördernd mitzuwirken, und ich habe mir dabei die Liebe, Freundschaft und Achtung vieler Berufsgenossen erwerben können. Möge mir dieses Gut, welches ich am höchsten schätze, bis zum letzten Ende erhalten bleiben! Soweit ich dazu mit den mir noch verbliebenen Kräften bei tragen kann, soll es gewiß geschehen.« Daran anschließend wurde ein Schreiben der Pflegschaft des Berliner Buchgewerbe saales verlesen, die zur Vervollständigung der am störendsten empfundenen Lücken der Bibliothek einen Betrag von 200 M. der Gesellschaft zur Verfügung stellte. Mit lebhaftem Dank nahm der Vorsitzende diese Unterstützung an, die auch den nicht der Gesellschaft angehörenden Besuchern des Buch gewerbesaales zunutze kommen wird. Von den vorliegenden Eingängen seien genannt die Fest schrift der Firma Gebrüder Grunert, der Katalog einer Buch kunst-Ausstellung in Riga (zu welcher auch die B. T. G. einige Musterdrucksachen beisteuerte) und ein Werberundschreiben für die von Herrn Burger vorbereiteten Unterrichtskurse im Papierhause. Als Mitglieder wurden neu aufgenommen die Herren Georg Blaser, Paul Ritter, Otto Schulz, Hans Altmayer, Ernst Christen; wieder aufgenommen die Herren Otto Unruh und Willi Kirsten. Zur Aufnahme gemeldet hat sich Herr Ernst Manteuffel, Maschinenmeister bei August Scherl, Friedrichshagen, Scharrn- weberstr. 106. Zum beabsichtigten Ausflug am Himmelfahrtstage sprach der 2. Vorsitzende einige Worte. Er lud die Mitglieder ein, sich dem leider bisher nur kleinen Stamm der regelmäßigen Teil nehmer anzuschließen. Es geht diesmal nach Eberswalde, Chorin und Umgebung. Einzelheiten werden noch bekannt gegeben. Hierauf gab Herr Rudolf Unruh einen Bericht über die aus gehängte Sammlung von Anzeigen aus Tageszeitungen Der Sammlungsleiter des Verbandes d. D. T. G., Herr Görnitz, hatte etwa 50 Tafeln mit Anzeigen aller Art zusammen gestellt, die er mit einem erklärenden Bericht den graphischen Vereinen zu übersenden gedenkt. Herr Unruh wies zunächst darauf hin, wie die Zeitungsanzeigen im Deutschen Reich offen sichtlich unter dem Einfluß der Reichshauptstadt stehen. Hier wird gleichsam die Mode der Anzeigenausstattung festgelegt, die dann von auswärtigen Zeitungen vielfach aufgenommen wird. Die Forderungen nach geschlossener, einheitlicher Satzweise aller Anzeigen sind gewiß gut gemeint, der Verleger, Drucker oder Setzer hat aber hier nicht den entscheidenden Einfluß, hier hat der Besteller und der Anzeigenvermittler das meiste zu bestimmen. Wo es nur irgend geht, sollte der Setzer sich bemühen, auch sein Kunstverständnis zu betätigen; wo die An zeigen im Berechnen gesetzt würden seien freilich alle An strengungen nach dieser Richtung oft vergebens. Herr Unruh regte an, doch einmal zu versuchen, der Chemigraphie, die zweifellos leichter einer Anzeige zur Wirkung verhelfen könne als der Schriftsatz, mit andern, noch nicht genügend aus genutzten typographischen Mitteln entgegenzutreten; er denke dabei etwa an Bleiplatten, die mit der Laubsäge oder einer Hobelmaschine, wie sie das Kempewerk empfehle, leicht zu bearbeiten seien. Auch die Trockenmater und ihre Ver wendung in der Stereotypie biete Möglichkeiten für eigen artige Kunststücke zur Erhöhung der Wirkung einer An-