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1274 PAPIER-ZEITUNG Nr. 34 schäft), es sich zur Regel macht, einmal im Jahr persönlich hierher zu kommen. Sein Besuch gibt seinen Interessen und Sorten, welche durch scharfen Mitbewerb etwa verdrängt worden sind, neuen, erfrischenden Anstoß, das Verhältnis zu dem Vertreter wird durch den Besuch des Geschäftsherrn herz licher, mitunter sogar innig. Der Besuch unterstützt in ge wissem Grade den Vertreter und bietet Gelegenheit zum Hin weis auf manche Spezialitäten, welche sich gut für die Fabrik eignen und ihr ein neues lohnendes Feld eröffnen. Der Fabrikant sollte nicht, wie dies meist geschieht, an nehmen, er habe für das englische Geschäft genug getan, wenn er einen Vertreter in London hat. Denn mag dieser noch so tüchtig, seine Tätigkeit noch so weitgreifend sein, so sieht es die Kundschaft doch gern, wenn hin und wieder der Fabrikant erscheint. Es gibt bei großem Verkehr viele Unannehmlich keiten, welche dem Fabrikanten das Leben und die Liebe zum englischen Geschäft oft verleiden. Wie oft wird in der Fabrik hinter Wald und Berg über Schikane und Ungerechtigkeit ge klagt! Kommt aber der Fabrikant hierher und sieht, mit welchem Eifer und großen Fleiß man hier arbeitet, und daß die Verfasser der bösen Berichte und Klagen-Verursacher von Angesicht zu Angesicht sehr liebenswürdige feine Leute sind, dann wird der Zwist bald vergessen, man erwägt auch die andere Seite der An gelegenheit, kann dem Kunden seine eigenen Ansichten einflößen, und dadurch können die gegenseitigen Beziehungen nur gewinnen. Es ist jedoch nicht damit gedient, wenn sich der Fabrikant nur ab und zu blicken läßt. Es gibt Fabrikanten, welche sich zu Zeiten schlechter Beschäftigung auf das englische Geschäft stürzen. Sie richten damit nicht allein großen Schaden für andere an, sondern verdienen auch selbst nichts und ver schwinden dann auf Jahre hin so schnell wie sie gekommen sind. Diese Herren sind diejenigen, welche fortwährend die Regelmäßigkeit und Ruhe des Marktes stören, das Geschäft in England schädigen und in schlechten Ruf bringen. Freilich können sich in England als dem Land des Frei handels nur die Fabriken behaupten, welche nur eine be schränkte Anzahl Sorten herstellen, die sie dank günstiger Lage besonders vorteilhaft fabrizieren können. Diese Fabriken halten es auch für. das richtige, am englischen Geschäft nicht nur von Fall zu Fall teilzunehmen, sondern stets einen be stimmten Teil ihrer Erzeugung dorthin abzusetzen, und sie ge winnen dadurch festeren Halt am Markte als die gelegentlichen Lieferer, weil ihre Sorten bekannt sind, sich ständig eingeführt haben und immer erhältlich sind. Fast alle großen schwedischen und norwegischen Fabrikanten z. B. machen es sich schon seit Jahren zur Regel, mindestens einmal im Jahr, entweder im Frühjahr oder im Herbst, hierher zu kommen; das Ergebnis ist auch nicht ausgeblieben, denn viele der Waren, die früher allein aus Deutschland kamen, sind dem deutschen Fabrikanten ver loren gegangen. Die Fabrikanten kündigen mitunter ihren Besuch dem Ver treter nicht rechtzeitig an und richten ihn mitunter auf die zweite Hälfte der Woche ein. Sie verlieren dadurch viel Zeit, denn man verlegt hier zu Lande seine Haupttätigkeit in die erste Hälfte der Woche, und viele Geschäftsherren, die den Fabri kanten gern kennen lernen möchten,- sind am Freitag nicht mehr zu sprechen. Seitdem infolge scharfen Wettbewerbs hier in England viel fleißiger gearbeitet wird als noch vor 20 Jahren, und sich die tatsächliche »englische« Arbeitszeit (ziemlich allgemein von morgens 9 bis abends 7 Uhr, mit einer Mittags pause von höchstens einer Stunde) überall eingeführt hat, legen nämlich die Geschäftsherren großen Wert auf die sogenannten »Weekends« (zeitigen Wochenschluß), um bei Golf und anderem Spiel Erholung zu finden. Am Sonnabend wird das Kontor um 1 oder 2 Uhr geschlossen, und da man nicht gewöhnt ist, des Vormittags Besuch zu empfangen, gilt der Sonnabend für den Fremden als verlorener Tag. Ich empfehle also den Herren Fabrikanten, ihre Reise so einzurichten, daß sie Sonntags ein treffen, um am Montag frischweg anfangen zu können, und daß sie den Vertreter zeitig von dem bevorstehenden Besuch unter richten, damit dieser seine Kundschaft vorbereiten kann. Ich bin überzeugt, daß der regelmäßige Londonbesuch noch keinen leistungsfähigen Fabrikanten gereut hat, der mit offenem Blick hierher gekommen ist. H.-R. Zeitschriftpapier Die Amerikanische Chemische Gesellschaft in New York wurde von ihrem Mitglied Veitch darauf aufmerksam ge macht, daß das für ihre Zeitschrift und Jahrbücher ver wendete Papier unnötig schwer und dick und von geringer Beschaffenheit sei. Der Vorstand setzte hierauf einen Aus schuß ein, dem u. a. die Papierchemiker Little, Griffin und Veitch angehören, mit der Aufgabe, das Papier der ver breitetsten wissenschaftlichen Zeitschriften zu prüfen und womöglich geeigneteres Papier als das bisherige zu be sorgen. Dabei sollten die Aufwendungen für Papier nicht erheblich größer werden, da die Mittel der Gesellschaft be schränkt sind. Der Ausschuß nahm sich vor, möglichst dauerhaftes, starkes, leichtes, dünnes, undurchsichtiges und reines Papier zu beschaffen, dessen Oberfläche den Augen nicht schadet und dessen Preis nicht zu hoch ist. Nun stehen aber einige der genannten Eigenschaften einander im Wege. So kann man Leichtigkeit und Dünne nur auf Kosten der Undurchsichtigkeit erzielen, und von 2 Papieren gleicher Schwere und Dicke ist das undurchsichtigere stets auch weniger fest. Es mußte also ein Ausgleich zwischen den einander im Wege stehenden Eigenschaften gesucht werden. Der Ausschuß mußte dabei berücksichtigen, daß wohl viele Mitglieder festes, griffiges und klangvolles Papier von schöner Durchsicht vorziehen würden, aber ein Ver gleich der Hefte und Bände aus dem neuen Papier mit den viel umfangreicheren und dickeren aus dem alten Papier dürfte die Entschlüsse des Ausschusses auch bei diesen Mitgliedern rechtfertigen. So kann der laufende Jahrgang des Chemischen Jahrbuches in zwei Bänden gebunden werden, während der Jahrgang 1908 drei Bände umfassen mußte, also ersparen die Mitglieder ein Drittel der Binde kosten. Auch der Raum, den ein Band von gleicher Seiten zahl im Bücherschrank einnimmt, ist um ein Drittel ver ringert worden. Für das neue Papier gab der Ausschuß nach vielen Versuchen folgende Zusammensetzung an: Lumpenstoff 75 v. H. Gebleichter Holzzellstoff 25 „ Aschengehalt (China clay) als Beschwerung 5 „ Gewicht von 500 Bogen von 26X38 Zoll Größe 42 Pfund, Festigkeit (geprüft mit dem Mullen-Prüfer) 15 Pfund auf den Quadratzoll, Falzzahl nach Schopper 10, Leimung 8/4 (Harz, keine Stärke). Gute, an beiden Seiten gleiche Maschinenglätte. Gleichmäßige Naturfarbe. Der Stoff soll gut gewaschen werden, um lösliche Salze und Bleichrückstände zu entfernen. Nachstehende Zusammenstellung zeigt den Unterschied zwischen dem früher benutzten und dem jetzigen Papier: neu v. H. Pfund Pfund Pfund 60 3-8 alt v. H. 2 5-io Lumpen Gebleichter Holzzellstoff Asche Gewicht von 500 Bogen von 26X38 Zoll Größe Dicke (in Tausendstel Zoll) Falzzahl in derschwachen Richtung Festigkeit nach Mullen . 40—42 3° 20 80 12—20 77-8r 23—19 6.4—8.7 3-4 12—14,5 Pfund Das neue Papier ist danach viel fester, dauerhafter, und der Jahresbedarf kostet nicht mehr als früher. So kostet die Versendung einer Nummer-Auflage aus dem neuen Papier nach dem Ausland 45 M. weniger und der Auflage für das Inland um 40 Mark weniger als eine Nummer aus dem alten Papier. Obwohl das neue Papier für eine Nummer-Auflage um 54 M. mehr kostet als das alte Papier, wird doch bei dem neuen Papier eine Ersparnis von 31 M. erzielt. Bei gleicher Ersparnis im ganzen Jahr wird also trotz des teureren Papiers jährlich über 800 M. erspart. Die Amerikanische Chemische Gesellschaft hat versucht, für die Papierlieferung in 1910 die Eintragung weiter zu verbessern. Dies ist ihr aber nur darin gelungen, daß die Undurchsichtigkeit durch Erhöhung des Aschengehalts von 5 auf 8 v. H. gesteigert wurde. Dabei ist der Preis des Papiers von 6,84 Cent auf 6,55 Cent ermäßigt worden. Derselbe Ausschuß hat für das Papier einer anderen Zeitschrift (The Engineering and Industrial Journal) folgende Eintragung zusaminengestellt: Lumpen 60 v. H. Gebleichter Holzzellstoff 40 „ Asche 15 „ Gewicht von 500 Bogen, 35X48 Zoll groß . 100 Pfund Dicke, höchstens 0,0023 Zoll Festigkeit nach Mullen 15 Pfund Leimung: Harz, keine Stärke. Gleichmäßige Kalanderglätte auf beiden Seiten. Naturfarbe. Der Stoff muß gut ausgewaschen sein. Auch dieses Papier wird besseren Stoff enthalten, fester, dünner und leichter sein und weniger Beschwerung ent halten als das bisher benutzte.