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Sächsischer Landes-Anzeiger : 04.04.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-04-04
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188804049
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18880404
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18880404
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1888
-
Monat
1888-04
- Tag 1888-04-04
-
Monat
1888-04
-
Jahr
1888
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 04.04.1888
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MW SSchsi sch er SandeS-Anzeiger. Nr. 77. Mittwoch. 4. April 1888. Mlitär» zm» kriegsminister vermieden ist. Guten Eindruck Wbck» es schwerlich in daArmee machen. DieNamen der neuen Ltiu ist er sind: Floquet, Premier und Inneres. Freycinet, Krieg, FllmrenS Seußeres, Gablet Unterricht und Justiz Admiral Krauß Marine, Biette Ackerbau, Lockroy, Handel. Ter Posten des Finanz smisters ist noch offen. Auch diese-Ministerium, welches ganz bei fällig aufgenommeu wird, wird die rollende Kugel nicht aufhalten. Trotz aller schönen Worte wird keine Einigung zwischen den republi kanischen Parteien zu Stande kommen, und ehe ein paar Monate vergehen, wird mit Hilfe der Monarchisten jedes neue Kabinct abermals im Sande liegen. Zwei Auswege öffnen sich nur: samwerauftösung. ein sehr gefährliches Experiment, oder Mililärdictatur. Unv die letztere Würde, darüber besteht kein Zweifel, höchstens bei dem Parlament Widerstand finden, nicht aber bei der Mehrheit der Bevölkerung. Letztere ist des bisherigen Rcgierungssnstems satt. Boulanzer find von der Volksmenge in Paris fortwährend frenetische Ovationen dargebracht, seine Journale halten Abends ihre Locale illuminirl. Prinz Victor Napoleon, der älteste Sohn Ierome's, hat seinen An hängern bereits Ordre gegeben, Boulangers Wahl zum Abgeordneten mit allen Mitteln zu unterstützen, der junge Prinz rechnet sicher, wie eS scheint, darauf, Boulanger als Sprungbrett zur Wiedererricht ung des Kaiserthrones zu benützen. Das Ministerium wird in seinem Programme sich für mäßige Berfassungsreformen erklären, an die Einmüthigkeit oller Republikaner zu appelliren sich entt'chließen. Es ist aber leicht möglich, daß sofort bei der Frage der Verfasiungs- revifion Gambettifien und Monarchisten das neue Ministerium über de» Haufen Wersen werden. Auch die Pariser Blätter äußern sich sehr skeptisch. Ter „Temps" meint, eine feste Kammermehrheit könne Sicht zu Staude kommen, wenn da- neue Cabinel nicht alle aufregen de» Beschlüsse fern zu halten verstehe. Tann empfiehlt das Blatt Floauet, auch Gambettisten in das Cabinet auszunchmen. Tie „Tebals" sagen, das neue Ministerium sei eine Konzentration aller Republi kaner. Tas sei ein neuer Fehler, der sich bald rächen werde. — Das neue Ministerium Floquet ist das 24. seit 1670. Tirard war seit dem 12. Teeember vorigen Jahres, also ca. 3^, Monat Minister präsident, also immerhin länger, als man bei seinem Amtsantritt avzunehmen geneigt war. Italien. Wie aus Livorno gemeldet wird, sieht man dort anläßlich der angekündigten italienisch-englischen Flottenrcvue der An kunft hoher Gäste entgegen. Ter Revue, welcher man eine gewisse politische Bedeutung beimißt, werden außer dem König Humbert die i» Florenz verwettende Königin Victoria und andere Fürstlichkeiten beiwohnen. — König Johannes von Abessynien will, wie nun von allen Seiten gemeldet wird, mit den Italienern um den Frieden ver handeln, da er selbstverständlich nicht die blässeste Aussicht hat, aus einem richtigen Kriege als Sieger hervorzugehen. Tie Italiener er kennen aber die Lage genau und antwonen einfach, der König solle nm Frieden bitten. Die italienischen Friedensbedingungen sind Ab tretung des abyssinischen Gebirgslandes von Keren und Gewährung des Handelsmonopols an Italien. Daran wird festgehaltcn werden, und der König Johannes wird sich am Ende fügen müssen. — In Rom ist die Antwort Frankreichs auf die Anerbietungen Italiens wegen Erneuerung des beiderseitigen Handelsvertrages eingelaufen. Frankreich fordert neue Zugeständnisse. Tic ministerielle „Tribuna" glaubt nicht, daß Italien noch weiter entgegenkommen könne, die Aussichten aus Einigung seien sehr stark im Sinken. Rußland. Der Zar empfing-den deutschen Botschafter von Schweinitz. Amtlich wird das Gerücht von einer demnächstigen Ver lobung des Großfürsten-Thronfolgers mit einer Prinzessin von Mon tenegro für unbegründet erklärt. — Auf den Minister des Innern Grafen Tolstoi ist ein Attentat geplant gewesen. Am Donnerstag Mittag wurde vor dem Senatsgebäude in Petersburg ein junger Mensch von Polizeibeamten ergriffen, nachdem Letztere ihn längere Zeit beobachtet halten. Der Arrestant zog einen Revolver und ver suchte zu schießen, wurde aber schnell überwältigt. Ter Verhaftete soll den Grasen Tolstoi erwartet haben, um ihn zu erschießen. — Nach einer Mitthcilung der „Pol. Corr." aus Warschau wird in dortigen militärischen Kreisen die WeiterführnnD» der Schanzarbeiten an der Grenze mit großer Bestimmtheit in Aussicht gestellt. Beson ders soll die nahe der österreichischen Grenze gelegene Ortschaft Poczajow stark befestigt werden. Sämmtliche Artillerie-Brigaden in Russisch-Polen sollen beauftragt sein, die Hälfte ihrer Rescrvemunilion nach Kischncw abzusenden. Endlich heißt es gerüchtweise, die zweite österreichische Infanterie-Division werde von Wien nach Westgalizien vorgeschoben. — Ein neues russisches Steuergesetz, welche eine Emi sionssteuer aus Werihpapiere einsührt, ist in Kraft getreten. Orient. Prinzessin Clementine von Koburg ist aus ihrer Reise nach Cannes in Paris von einem Berichterstatter interviewt worden Die Mutter des Fürsten Ferdinand erklärte, Armee und Volk in Bul garien seien mit der Regierung ihres Sohnes gleich sehr zufrieden Die direkten Nachrichten aus Sofia lauten aber wesentlich anders namentlich wird mit aller Bestimmtheit betont, es sei ein starker Gegensatz zwischen dem Fürsten und dem Fürstenuiacher, dem Minister präsidenten Stambulow, bemerkbar.— Tie serbische Skupschtina, die jetzt fast nur Regierungsanhänger zählt, ist eröffnet worden. — Aus Bukarest wird telegraphirt: Um der Opposition jeden Vorwand zu neuen Krawallen zu nehmen, hat der Mnisterpräsident Bratiano, der von jener heftig angefeindet wird, abermals seine Entlassung ge geben. Mit der Bildung eines neuen Kabinets ist Fürst Ghika be traut worden, der vom König Karol bereits empfangen wurde. I» der Stadt ist jetzt fortgesetzte Ruhe. — Der Türkei scheint eine rie sige Anleihe gelungen zu sein. Der Telegraph berichtet nämlich, daß durch Erlaß des Sultans einem Griechen, Leonidas Baltozzi, die Concession des Betriebes aller Minen in der Türkei aus 99 Jahre übertragen ist. Umsonst ist doch so etwas nicht. — Die serbische Skupschtina hat alle Ausschüsse wiedergewählt. Montag fand die erste Sitzung statt, worauf die Volksvertretung vom König Milan empfangen wurde, der eine patriotische Ansprache hielt, die sehr bei fällig ausgenommen wurde. Sächsisches. — Ernennungen und Versetzungen. Staatsanwalt Ober justizrath Theodor Hofsmann in Leipzig ist mit dem Titel „Ge heimer Justizralh" in Ruhestand geketen. Dem ersten Staats anwalt bei dem Landgericht Freiberg, Ludwig Bernhard, wurde der Charakter als Oberstaatsanwalt und dem Assessor vr. Hermann Thieme in Dresden der Charakter als Staatsanwalt verliehen Staatsanwalt Esaias Häntzschel in Leipzig wurde unter Beilegung des Lienstprädikates Oberstaatsanwalt zum ersten Staatsanwalt bei dem Landgericht Leipzig, Landgerichtsrath Konstantin Hecht in Bautzen zum Amtsrichter bei dem Amtsgericht Waldheim, der charakterisirte Staatsanwalt Thieme-Garmann in Dresden zum etatmäßigen Staatsanwalt bei dem Landgericht Dresden, Assessor Dp Arthur v. Petrikowsky in Dresden zum Amtsrichter bei dem Amts gericht Leipzig, Assessor vr. Oskar Schanze in Dresden zum Rath bei dem Landgericht Dresden, Assessor vr. Friedrich V a u l in Leip zig zum Rath bei dem Landgericht Leipzig und Assessor Hans Schmidt in Leipzig zum Rath bei dem Landgericht Bautzen ernannt. — Amtsrichter Emtt Kunze in Großschönau wurde an das Amts gericht Leipzig versetzt. — Es sei nochmals darauf hingewieseo, daß infolge der Be stimmungen des neuen, am 1. April in Kraft getretenen Tarifs der kgl. sächs. Staatsbahnen bei Tagesbillets mit Ztägiger Gültig keit insofern eine wesentlich« Erleichterung geschaffen worden ist, als man nicht wie früher am Ablaufstage spätestens Nachts 12 Nhr wieder am Adfahrlsorte angelangt sein muß, sondern daß nur die Rückreise mit einem Zuge vor 12 Uhr Nachts angrtrelen werden muß. Die Ankunft eines solchen Zuges am Ausgangsorte der Reise kommt nicht in Bettacht. Freilich darf die Rückfahrt bei Gebrauch des letzten Zuges auch nicht unterbrochen werden. — Am 31. März Morgens verschied plötzlich am Herzschlag in der Schweiz Herr königlich sächsischer Geheimer Commercienrath Gustav Fedvr Zschille. Der Entschlafene war der Chef und Be gründer der großen Tuchfabrik in Firma Fedor Zschille u. Co. i» Großenhain und einer der hervorragendsten Großindustriellen Sachsens. — Dresden, 3. April. In den letzten Tagen haben zwei hiesige größere Geschäftssinnen die Jubelfeier ihres fünfzigjährigen Bestehens begangen. Es sind dies die Chocoladensabrik von Lob eck und das Groß - Kausmannshaus Johann Karl Serbe. In erstge nannter Fabrik hatte Herr Lobeck am 31. März Mittags das ge- sammte Arbciterpcrsonal in den Fabriksräumen zu feierlichem Actus versammelt und hielt eine Ansprache. Einige ältere Leute des Reise personals und des Contors, wie die zwei ältesten Arbeiter wurden durch Diplome seitens der Regierung ausgezeichnet. An alle Ar beiter wurden Sparkassenbücher mit namhaften Be trägen vertheilt; bei denen, die über zehn Jahre im Geschäft thätig gewesen, erhöht sich die Einlage mit jedem Jahr Arbeitszeit. Außer dem stiftete die Firma für ihre sämmtlichen Beamten und Arbeiter eine Allersversorgungskasse. — Nachmittags 5 Uhr fand auf der Brühl'schen Terrasse ein Familien - Tiner statt, an welchem die Beamten und nähere Freunde thcilnahmen. Ein Ball für das Fabrik personal wird demnächst veranstaltet. — Ein jugendlicher Ausreißer, der sich gleich den mon tenegrinischen Bandensührern bis an die Zähne bewaffnet halte, wurde am Charfreitag unter den Zugereisten in der Herberge zur Heimalh in Pirna ermittelt. In dem betreffenden sechszehnjährigen Bürschchen hatte man es mit einem Handlungslehrlinz aus Deuben zu thun, welcher einen geladenen Revolver, sowie ein neu construirtes Teschin nebst mehreren Schachteln Munition und einen Dolch bei sich führte. Ter hoffnungsvolle Abenteurer, welcher wohl als ein Opfer der so genannten Räuberlectüre anzusehen ist, wollte nach den bei der Ver nehmung gemachten Angaben in Amerika sein Heil versuchen; die hierzu disponible Reisekasse — 13 M. 13 Pf. — dürste diesen transoceanischcn Plänen aber bald ein Hiuderniß cntgegengestellt haben, auch wenn in Pirna die Aufhebung des Ausreißers »ich! erfolgt wäre. — Leipzig, 31. März. Herr Handelsrichter A. Ferd. Dürb i g hat aus Anlaß seines 25jährigen Handelsrichter-Jubiläums der „vr. Rothe-Stiftung" (einer nach dem Namen des ehemaligen Be- zirksgerichtsdirectors vr. Rothe benannten Stiftung, zur Unterstützung von bei hiesigem königl. Landgericht, königl. Amtsgericht und bei der königl. Staatsanwaltschaft angestellten Dienergehilfen, bczw. deren Wittmen und Kindern dienend) die Summe von 300 M. überwiesen. — In Bergisdorf bei Borna hat der am Donnerstag Nach mittag kurz nach 4 Uhr ausgetretene Gewittersturm, von Blitz und Donner und heftigem, mit Schloßen untermischtem Regen begleitet, einen hohlen, im Bau noch nicht ganz vollendeten Tampsschornstein umgeworfen. Die Gebäude der chemischen Fabrik, für welche der S chornstein bestimmt war, wurden durch die zusammcnstürzenden Ge steinsmassen beschädigt. — In Penig stürzte der Gewittersturm am Grünen Donners tag das Steigerhaus der freiw. Feuerwehr um und warf es voll ständig zertrümmert nach der Mulde herab, wobei cs noch das davor gebaute Steigerpodium mit zerstörte. Dem Vernehmen nach soll der Blitz auf der Chaussee nach Dllrrcngcrbisdors einige Telegraphen- slangcn getroffen haben. — Langenleuba-Niederhain. Ein bedauernswerther Un glücksfall betras am Donnerstag den im 13. Lebensjahre stehenden Sohn des Gutsbesitzers P. hier. Derselbe war mit seinem Vater nach Ziegelheim gefahren; dortselbst war der Vater in einer geschäft lichen Angelegenheit in ein Haus gegangen, während der Sohn zur Ucberwachung des Pferdes bei demselben auf der Torfstraße stehen bleibt. In diesem Augenblicke wird das Pferd vor dem Gebühren ines Truthahnes scheu, springt schnell, die Deichsel abbrechend, herum und geht durch. Dabei kommt der Sohn unter das Gefährt und wird am Kopfe sehr schwer verletzt. Andern Tages ist derselbe seine» Verletzungen unterlegen. — In Langcnbernsdorf bei Werdau wurde das Wohn Haus des Schuhmachers Meier durch Feuer gänzlich eingeäschcrt. Gerettet hat der Betroffene fast nichts und ist auch die Euistehungs- ursache noch unbekannt. — Lugau, 1. April. Vorige Mittwoch gericth Herr Ingenieur Job. Facius in der Faeiusschen Fabrik in Lugau in die Transmission. Ter unglückliche junge Mann erlitt dabei drei Armbrüche, von denen einer namentlich sehr gefährlich ist, und erhielt durch Herabstürzen eine tiefe Fleischwunde im Rücken. Hoffentlich gelingt es der ärzt lichen Kunst, den Verwundeten vollständig wieder herzustellen. — Glauchau. Am Charfreitag in der 9. Abendstunde gerieth der Dachstuhl des Leipzigerstraße Nr. 54 gelegenen, der Holzwaaren sabrik von Enger in Waldkirchen gehörigen Hauses aus bis jetzt un- ermittelte Weise in Brand. Das Haus, in seinem Parterregeschoß das Lager der genannten Fabrik in Holzwaaren rc. bergend, wird von dem Sohn des Besitzers, Enger juir., der die hiesige Filiale leitet, und von Herrn Delitz sen. bewohnt. Dasselbe ist durch das Feuer und, da in alter Weise dis in den Keller hinab nicht massiv erbaut durch die Massen des zugeführten Wassers derartig zugerichtet, daß wohl kaum ein gänzlicher Neubau zu vermeiden sein wird. Tas daneben liegende, dem Böttchermeister Herrn Brendel gehörige'Haus hat den Tachstuhl eingebüßt, wird aber außerdem durch einen ge ringen Reparaturbau wieder in Stand gesetzt werden können. Noch weniger haben die nach beiden Seiten der Brandstelle an grenzenden Häuser des Tischlermeisters Herrn Curth und der Frau Wittwe Korb gelitten. Leider ist der Webermeister Händel (grüne Aue), Mitglied der Pflichtfeuerwehr, durch einen herabfallenden Schiefer erheblich am Kopfe verletzt worden, sodaß er sich in ärztliche Behandlung begeben mußte. — Die zumeist bettoffenen Calamilosen haben, wie wir hören, außer den Gebäulichkeiten glücklicherweise auch die Mobilien rc. versichert. X Thum. Am Charfreitag haben mehrere junge Leute an scheinend böswillig ein Stück Staatswaldung im sog, Thumer Forst in Brand gesteckt. Ungefähr Acker junger, vierjähriger Bestand ist ein Raub der Flammen geworden. Die Thäter find bereits sest- genommen, und befindet sich darunter ein in Zwickau garniionirender Soldat, welcher sich am genannten Tage hier auf Urlaub befand Selbiger wurde durch einen Unteroffizier am 1. Osterfeiertag wieder in seine Garnison zurückgebracht, woselbst seiner die gehörige Strafe wartet. — In Flöha fand der dortige Fleischbeschauer Töhler in einem daselbst geschlachteten Iltis sehr zahlreiche eingekapselte Trichinen. Bei Controluntersuchung wurden sie ebenfalls 'sehr zahlreich gefunden. Dieses zufällige Ausfinden zeigt, wie verbreitet die Trichinen unter den Fleischfressern find und wieviel Gelegenheit zur Uebertragung au' die Schweine geboten ist. und das Feuer nur durch Brandstiftung entstanden sein konnte, be- zeichnete man denselben schon am Brandtage als den Brandstifter. Am 29. März ließ der hiesige Obergendarm an Ort und Stelle etwas abräumen und bei dieser Arbeit wurde verschiedenes Stroh mit Petroleum getränkt vorgefundcn. Wagner ist an demselben Tage nun auch als der Brandstiftung dringend verdächtig an das fürstl. Amtsgericht Schleiz abgelicfcrt worden. — Greiz, 29. März. Wenn die „S.-Ztg." recht unterrichtet ist, hätte der Fürst „keinen Fuß breit" Greizer Erde zu dem Zwecke eines Kaiser-Wilhelm-Denkmals hergeben und auch nicht gestatten wollen, daß das Denkmal auf dem Markte zu Greiz Aufstellung finde. Ein hochgesinnter Bürger hätte die Frage endlich dadurch der Lösung entgegengesührt, daß er dem Denkmals-AuSschusse seinen Park zur Verfügung gestellt hat und vom Tage der Enthüllung des Denkmals an den Zugang zu demselben offen Hallen wird. — Schleiz. Am 27. März früh r/,5 Uhr entstand im Seiten gebäude des Schmieds Waguer in Weckersdorf bei Zeulenroda Feuer welches durch schnelle Hille, namentlich durch Anreißen des Gebäudes gelöscht wurde. Ta V. sich in schlechter finanzieller Lage befindet Aus Nah rrrrd Fern. — Die Hochwassernachrichten lauten besser, wenngleich aus Weichsel- und Oder-Gebiet noch immer traurig genug. Der Minister von Putlkamer überbrachte auch nach der Weichsel ein kaiserliches Handschreiben, welches mit folgenden Worten schloß: „Sprechen Sie, bitte, jedem Heimgesuchten meine Theilname und Bcirübniß aus. Könnte ich doch selber hin! Gelder sind angewiesen." In Schncidcmühl war ein Drittel der Stadt unter Wasser gewesen, zahlreiche Häuser sind eingestürzt. In Posen, wo seit Sonnabend das Wasser gefallen, sind 4 Leichen aus den Fluchen gezogen. 500,000 Liter Spiritus und 5000 Zentner Zucker sind werthlos geworden. Aus Danzig heißt es: Fast überall in Westpreußen waren die Wasserschäden enorme. Zahlreiche Eisenbahnstrccken sind wegen Ge leisunterspülungen und Brückeneinsturzes unsahrbar. Die Vorstädte von Danzig waren theilweise überschwemmt. In Bremberg hat man dem weiteren Umsichgreifen der Ueberschwemmung erfreulicherweise rechtzeitig Einhalt thun können. Auch in Hinterpommern sind be trächtliche Uebersluthungen und Verkehrsstörungen eingctreten. — Kolossal ist in Ungarn der Wasserschaden. Chemnitzer Stadt-Anzeiger. Tie griur.te liniere-BlatteS werden crjuLI. u»S wichtige Bezetendeilcn gütig» mitzuthrNe». Chemnitz, den 3. April. — Die Osterseiertags-Concerte im „Colosseum" erfreuten sich insofern besonders starker Anziehungskraft, als daselbst eine Militär-Capelle und zwar diejenige des Brandend. Pionnier-Balaillons Nr. 3 aus Torgau austrat. Man ist ja nun einmal daran gewöhnt, i» diesen, so beliebten Ver gnügungsort die Concerte von Militärmusik ausgesühn zu hören; und da unsere beliebte einheimische Capelle der „Hundertvierer" jetzt sehr gegen ihren . Willen sern von uns im Exil leben muß so hoffte man in den Torgauern einigermaßen Ersatz zu finden. Diese Hoffnung wird nun allerdings hinsicht lich der Leistungen dieser Capelle nicht allenthalben erfüllt worden sein. Man ist in diesem Punkte eben auch zu sehr au die vorzüglichen Darbietungen un serer bewährten Regiments-Capelle unter Leitung ihres in jeder Beziehung tüchtigen Dirigenten Herrn Musikdirektor Pohle gewöhnt, welcher erfreulicher Weise, wie man hört, seiner Genesung entgegengeht. Am besten gelang den Torgauern der Theil „Militärmusik" — ihr eigentliches Gebiet. Unter den . übrigen Nummern des Programms ist als anerkennenswert!, zu erwähnen ein Violin-Concert, ausgeführt vom Herrn Concerimeister Simon (derselbe gehörte bekanntlich früher hiesige» Muiik-Capellen an), sowie ein Tuen für Trompete und Posaune. —s— Die hiesige „Höhere Musikschule" hielt ihre Osterprüi'ung in dem durch ein gewähltes Publikum gefüllten großen Saale zur „Linde" ab. Tie Schule, welche seit ihrem Bestehen sich großer Beliebtheit und verdienter Achtung in weile» Kreisen erfreut, darf auch mit dem Ausfall der diesjährigen Prüfung recht wohl zufrieden sein und denselben als beste Empfehlung betrachte»; denn es zeigte sich von neuem, daß die Leitung der Anstalt in bewährten und tüch tigen Hände» liegt. — Die Schule wendet außer dem vielkultivinen Clavier- spiel auch der Streichmusik und dem Gesänge ihre Pflege zu, und war daher das sehr gut gewählte Programm, welches nur die besten älteren und neueren Comoouisten vertrat, reich an Abwechselung. DieClaviervoriräge zeigten durchgehend- gute Schule und ernstes Streben und verrielhen namentlich bei einigen ganz jugendlichen Schülern bedeutendes Talent. Au den Trios, deren daszProgramm zwei enthielt, und an der Concertpolonaise ist reine Intonation und flottes Zuiammeuipiel zu rühmen, und das Cello kam eben falls in anerkennenswerther Weise zur Geltung durch klares Spiel und schöne Camilene. Ten größten Erfolg aber errangen sich einige Gesänge, unter welchen das „Gebet" von Haupimann als eine geradezu glänzende Leistung hervorzuheben ist. — War nun da und dort, wie es bei Lernenden nichr anders sein kann, theils Befangenheit, theils ein gewisses Ueberdasten etwas hinderlich für den Gesammleindruck, so darf nicht vergesse» werden, welcher Maaßstab hier angelegt werden darf. Das Gesamniturtheil bleibt ein durch aus günstiges und wird als gute Empfehlung von der Anstalt mit in da neue Jahr ihrer Thäiigkeit hinüber genommen werden. — lieber den Schlachthofsverkehr im Jahre 1867 berichtet der Jahresbericht des Schlacht- und Bichhofer wie folgt: Tie Steigerung des Verk.hrs im Schlachthofe ist nicht so groß wie im Jahre 1886. Im Jahre iv87 wurden geschlachtet: 8212 Rinder. (38,0 Ochsen, Stiere, Kalben, 1690 Kühe, 2762 Bullen), 26,178 Schweine, 23,557 Kälber, 10,776 Schafe, 75 Ziegen, zusammen 70,838 gegen 67,481 im Jahre 1886. Demnach wurden im Jahre 18-7 3317 Schlachtungen, d. i. 4^, Prozent mehr ausgeführt. Ta im Jahre 1686 7741 Rinder, 26,606 Schweine, 22,746 Kälber, 10,323 Schafe, 65 Ziegen geschlachtet wurden, so beirasen die Mchrschlachtunge» 5l1 Rinder, 1572 Schweine, 8l1 Kälber, 453 Schafe, 10 Ziegen. Die meisten Schlachtungen von Rindern fanden am 21. November mit 100 Stück, von Schweinen arr 26. Mai mit 402 Stück, von Kälbern am 26. Mai mit 576 Stück, von Schafen am 21. Februar mit 107 Stück statt. Ziegen wurden an einem Tage nicht mehr wie 5 geschlachtet. Außer den hier geschlachteten Thieren wurden noch nachstehend verzeichuete Fleischmenge» außerhalb geschlachteter Thiere im Schlachthofe untersucht: 203,983 Pfund Rind-, 46.602 Pfund Schweine-, 122,875 Pfund Kalb- und 2304 Pfund Schaffleisch, zusammen 375,764 Pfund Fleisch gegen 354,047 Pfund im Vorjahre. Im Jahre 1887 wurden sonach 21,717 Pfund Fleisch auswärts geschlachteter Thiere mehr wie im Jahre 1886 untersucht. Nach den hier angestellten Ermittelungen der Durchschnittsgewichts wurden im Jahre 1867 folgende Flcischmengcn ausgeschlachtet: 6252 Rinder je 631 Pfd. — 5,207,012 Psd., 26,178 Schweine je 182 Pfd. 5,128,306 Psd., 23.557 Kälber je 63 Pfd. — 1,464,091 Pfd., 10,776 Schase je 47 Pfd. — - 506.472 Psd., 75 Ziegen je 38 Pfd. — 2850 Pfd., zusammen 70,836 Schlacht- lhiere — 12,328,821 Psd. Eingesührtes Fleisch wurde untersucht im Gewicht von 365,764 Psd. Tas Durchschnittsgewicht der in der Pferde- und Hundc- schlächierei geschlachteten Thiere beträgt bei 398 Pferden je 600 Psd. — 238,801 Psd., bei 2l1 Hunden je 20 Psd. — 4220 Pfd., zusammen 12,947,605 Psd. gegen 12,120,195 Pfd. im Vorjahre. Chemnitz hat nach der seitens des Sradlraths im Juli 1887 vorgenommenen Zählung 121,783 Einwohner. Legt man diese Einwohnerzahl zu Grunde, so berechnet sich das im Schlacht- Hofe ausgeschlachtcte und das von auswärts eingeführte und im Schlachthofe untersuchte Fleisch aus 106,., Psd. für jeden Einwohner gegen 105,^ Pfund im Jahre 1886. — Tie Pferde- und Hundeschlächterei hat ebenfalls eine kleine Verkehrssteigerung aufzuweisen- Es wurden geschlachtet: 396 Pferde und 211 Hunde, zusammen 609 Thiere gegen 581 Thiere im Vorjahre. Da im Vorjahre 366 Pferde und 213 Hunde geschlachtet wurden, so kamen im Jahre 1867 30 Pferde mehr und 2 Hunde weniger zur Schlachtung. I» Anbetracht, laß die Pferde- und Hundeschlächterei eine für sich abgeschlossene Abtheilung bildet, so ist der Verkehr in derselben im diesjährigen Berichte besonders auf- geführt worden. —sie. JmVerein für volksverständliche Gesundheitspflege und Naturheilkunde hält morgen Mittwoch in der „Linde" Herr Lehrer Siegert aus Berlin einen Borttag über „Haus und Schule in gesundheit licher Beziehung." Namentlich für diejenigen Eltern, welche diese Ostern eins oder mehrere ihrer Kinder ln die Schule einführen, dürste dqs Thema deS Interessanten viel bieten. Es ist deshalb seitens solcher Väter und Mütter ein Besuch des Vortrags sehr angezeigt. — Winklers anatomisches Museum ist, wie schon mitgetheilt, gegenwärtig aus dem Neustädler Markte ausgestellt. Diese ausgezeichnete Sammlung unterrichtet in 582 Nummern eingehend über Entwickelung, Bau und Krankheiten des menschlichen Körpers. Sie enthält theils natürliche, theils Wachspräparate; einige der letzteren, namentlich der hinten geöffnete mensch liche Körper und sämmtliche Nummern der chirurgischen Abtheilung von de» Professoren Zeidler und Roth, sind wahre Kunstwerke der Plastik. Die ge nannte Abtheilung ist wohl die interessanteste des Museums. Sie belehrt u. A. über den einfachen und complicirten Beinbruch und über das Anlegen des Nvlhverbandes seitens des Laien, über die Verrenkung des Fußes, des Unter schenkels, über Ausschneidung des Elleiibogengelenkes, des OberarmknochenS rc. Aeußerst lehrreich sind ferner die zahlreichen Präparate über Augenkrankheilen und Äugcnoperationcn, über Kinderkrankheiten, von denen Masern, Pocken, Scharlachfieber, namentlich aber die Entwicklung der DiphtheritiS in ihren drei Stadien vollste Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt. Hieran schließen sich der Typhusproceß, die Tuberkulose, Lungenkrebs, die Cholera (in einem Dünn- darmpräparate veranschaulicht), die Entzündung des Bauchfelles, Rasen»., overalione», eine interessante MagmkrcbSoperation, Kehlkopfkrankheiten, Gallen- !
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