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zweihändigen Virtuosen, alles mit sich. Man konnte ein er greifendes Bild sehen: wie einarmige Feldgraue, um Klatschen zu können, einander in die Hände klatschten, andre ,auf die Knie . . ." Es war ein Ereignis, eine Offenbarung. So, wie wir j tzt im Pfingstfest den Ueberwinder winterlicher Trübsal be grüßen, so werden auch Graf Zichys Ausführungen und Be weise die Trübsaal der Einarmigen aus dem furchtbaren Welt kriege verscheuchen und bannen. Neuer Lebensmut wird ein- kchren. Auch eine Pfingstlehre! Coligny und die Engländer. In den blutigen Kämpfen, die in den Jahren 1548 bis 1550 zwischen Frankreich und England um den Besitz von Boulogne-sur-Mer geführt wurden, svielte Gaspard von Chatillon, Graf von Coligny, einer der bedeutendsten Franzosen seiner Zeit, eine hervorragende Rolle. Von jeher hatten die Engländer auf maritime Stützpunkte an der französischen Nordküste ihr Augenmerk gerichtet, namentlich Boulogne und Calais waren ihnen ein begehrenswertes Ziel. So wurde Calais 1347 durch König Eduard III. von Eng land erobert und blieb im englischen Besitze bis 1558. Boulogne fiel 1544 an England, und Heinrich II. von Frankreich oer suchte 1549 vergebens, die Stadt wiederzugewinnen, bis ihr in Coligny ein Retter erstand. Coligny, der bald darauf zum Admiral ernannt wurde, verstand es, die Engländer durch einen geschickten Kleinkrieg zu zermürben, so daß fie im Jahre 1550 Boulogne an Frankreich ausliefern mußten. Pierre de Brantome, ein zeitgenössischer französischer Schriftsteller, berichtet, daß die Engländer damals eine Kriegführung geübt hätten, die jeder Gesittung und jeglicher Menschenwürde Hohn sprach. Coligny ließ nichts unversucht, um den englischen Grausam keiten Einhalt zu tun. Doch alles vergebens. So sah sich denn Coligny veranlaßt, auf eigene Verantwortung hin die schärfsten Gegcnmaßregeln gegen den unmenschlichen Krieg dcr Engländer zu ergreifen. Er sagte sich, wie Brantome bekun dete: cruel un cruel et 6emi", „auf einen grausamen Schurken anderthalb". Der grausamen Kriegführung der Eng länder setzte Coligny jetzt notgedrungen eine eigene, vielleicht noch grausamere entgegen. Das half! Bald hatte er erreicht, daß die englischen Untaten aufhörten. „Admiral von Coligny", durch seine Urenkelin Prinzessin Luise Henriette, die erste Ge mahlin des Großen Kurfürsten, ein Ahnherr der Hshcnzollcrn, war in seinen späteren Lebensjahren ein begeisterter Vorkämpfer der Hugenotten in Frankreich und fiel am 24. August 1572 der blutigen Bartholomäusnacht zum Opfer. Kaiser Wilhelm II. hat ihm vor wenigen Jahren in Berlin ein schlichtes Denkmal errichten lasten. Krosuo. Das galizische Städtchen, am Wislok und an der Staatsbahnlinie Stroze Neuzagorz gelegen, kann auf das ehrwürdige Alter von sechshundert Jahren zurückblicken und gehörte einst zu den reichsten und schönsten Städten Polens. Nur zwei Kirchen mit vielen Kunstdenkmälern find aus jener Zeit erhalten geblieben; es ist die Franziskanerkirche, die im Jahre 4380 gegründet wurde und prächtige Grabmäler auf weist, Werke italienischer und polnischer Meister, und die aus dem 15. Jahrhundert stammende Pfarrkirche mit achtzehn reich vergoldeten Altären und zahlreichen Denkmälern von hohem künstlerischem und archäologischem Wert. Von den Bildern, die die Pfarrkirche besitzt, ist in erster Linie das Urbildnis des h. Kasimir Jagiellonczyk zu nennen, wonach für alle anderen Kirchen Polens Kopien gemalt wurden. Eine hervorragende Sehenswürdigkeit bilden die Glocken der Pfarrkirche, die sich ihrer Größe nach mit den Glocken der Krakauer Kathedrale vergleichen lasten; sie wurden im Jahre 1639 gegasten. Am Eingang der Franziskanerkirche liegt eine Grabkapelle, die die Särge der Geschwister Stanislaus und Anna Oswiecim birgt. Dieses Grab wird seit dem 17. Jahrhundert häufig von Fremden besucht, denn es knüpft sich daran eine Legende von den Geschwistern Stanislaus und Anna Oswiecim. Sie sollen sich so heiß geliebt haben, daß Stanislaus vom Papst die Er laubnis zur Eheschließung erwirkte. Als er die Kunde hiervon nach Krosno brachte, starb seine Schwester Anna vor Freude, und er folgte ihr bald im Tode nach. Am Markt- oder Ringplatz KroSnss fallen die Lauben auf, auf seiner südlichen Seite stößt der Besucher auf ein schönes, im Renaistencestil gebautes Tor. Nicht unerwähnt dürfen bleiben die etwa eine deutsche Meile nördlich von der Stadt entfernt liegenden Burg ruinen von Odrzykon, die, was Größe und Lage betrifft, unter den Ruinen Galiziens an erster Stelle stehen. In den Ruinen der aus dem 14. Jahrhundert stammenden und 1657 von Rakoczy niedergebrannten Burg erhebt sich ein von Bauern gestiftetes Denkmal Kosciuskos. Kielee. Im Mittelpunkte dcr jüngsten schweren Kämpfe auf russisch-polnischem Boden stand das nun dem Feinde ab- genommcne Kielce, die Hauptstadt des gleichnamigen Gouver nements, das im Süden an Galizien grenzt und mit seinen 10,093 qlcm das kleinste unter den russisch-polnischen Gouver nements darstellt. Die heute etwa 31,000 Einwohner zählende ehemalige Bischofsstadt, in anmutiger Gegend am Sfilnizaflufse und an der Eisenbahnlinie Iwangorod Douzbrowna gelegen, hat eine Kollegiatsstifts- und mehrere andere Kirchen, besitzt außer- dem ein bischöfliches Seminar, zwei Gymnasien und ein Nonnen kloster mit einer uralten, aus einem einzigen Stück Bleiglanz hergestellten Statue der heiligen „Barbara". In der lutheri schen Kirche Kielces wird an jedem ersten und dritten Monats sonntag Gottesdienst in deutscher Sprache abgehalten. Indem ehemaligen Bischofsschloffe der Stadt, die im Jahre 1173 von dem Krakauer Bischof Gedeon gegründet wurde, finden sich von 1293 an die Bildnisse der sämtlichen Bischöfe, die dort residier ten. Heute dient das bischöfliche Palais als Regierungsgebäude. Ein lohnender Spaziergang führt nach dem früheren Bern- Die Hilfstruppen des englischen Heeres sind um einen weiteren Typ, den Straßenpöbel, vermehrt worden. hardinerkloster Karizowka mit prachtvoller Aussicht, auf einer Zweigbahn gelangt man von dort nach dem 110 Werst abge legenen, durch sein wundertätiges Madonnenbild bekannten Czenstochau. Noch heute wird bei Kielce Bergbau betrieben. Wie ergiebig diese Bergwerke früher gewesen sein mögen, er hellt daraus, daß die Holländer im Jahre 1511 mit dem Kupfer aus Kielce 70 Schiffe befrachteten. Boryslaw. Eine vor allem auch in wirtschaftlicher Hin sicht erfreuliche Mitteilung brachte uns allerjüngst der Tages bericht der österreichisch-ungarischen Heeresleitung: Boryslaw, einer der Mittelpunkte des galizischen Erdölreviers, ist den Russen wieder entrißen worden und erneut in die Hände unserer Verbündeten gekommen. Die Wiedergewinnung Boryslaws ist für Deutschland noch deshalb von besonderem Interesse, weil das galizische Petroleumrevier in normalen Zeiten nicht nur ganz Oesterreich Ungarn mit Petroleum und anderen Rohöler zeugnissen versorgte, sondern recht erhebliche Mengen dieser Produkte auch nach dem Auslande, namentlich nach Deutschland, ausgeführt hat. Auf Boryslaw wird hoffentlich auch bald die Befreiung der weiter nördlich sich anschließenden galizischen Petrolcumgebiete folgen, sodaß die Aussicht für die Erdölein fuhr aus Galizien nach Deutschland sich in absehbarer Zeit günstiger gestalten dürfte. Boryslaw, am Nordabhang der Karpathen am Fuße Tysmienica gelegen, ist eine Dorfgemeinde von 15,000 Einwohnern und bildet mit der ebenfalls selb ständigen Dorfgemeinde Tustanovice, die 13,000 Einwohner zählt, ein zusammenhängendes Gemeinwesen. Vor einem halben Jahrhundert noch waren die beiden Ortschaften unbekannte, arme Gebirgsdörfer; heute weisen sie eine starke Bevölkerung aus und erfreuen sich großen Wohlstandes. Verschiedene Nationen haben sich dort an den Bohrungen beteiligt, und dieses Gelände der Millionengewinne und der Millionenvcrluste macht äußerlich ganz den Eindruck der Planlosigkeit, sodaß man eS boshaft wohl die „galizische Hölle" nennt. Boryslaw stellt sich dem Besucher als ein Wald von Bohrtürmen dar. Hohes Interesse bietet der Anblick beim Ausbruch einer Roh ölquelle, überwältigend ist der Brand eines Naphthalagers. -Der Brand auf dem Erdölbergbau „Oil City", der im Jahre 1908 ausbrach, dauerte volle vier Monate. Vor dem Schul gebäude in Boryslaw erhebt sich ein Denkmal des großen polnischen Dichters Adam Mickiewicz. Wie ein russischer Armeeführer wütete. In die Hände österreichischer Soldaten fiel ein Brief eines russischen Soldaten, der wertvolle Geständnisse enthielt. Er stellt fest, daß das ganze Regiment, dem auch der Briefschreiber angehörte, unter dem persönlichen Kommando deS russischen Armeeführers inner halb dreier Stunden vollständig vernichtet worden ist. Von 4000 Mann blieben keine 1800 übrig. Ein ganzer Berg von Leichen lag auf dem Kampffeld. Darunter befanden sich aber nur 200 deutsche Soldaten. Der Brief fährt dann - fort: Unser Kommandant war darüber derart aufgebracht, daß er alle Deutschen, die wir gefangen genommen haben, erschießen ließ. Das geschieht bei uns sehr oft. Und da wundert man sich, wenn die solchen Patronen unterstellten russischen Soldaten Grausamkeiten über Grausamkeiten begehen! Günstiger Stand de» Sparkaffenwesens in Berlin. Das „B. T." schreibt: Die Einzahlungen bei der Berliner städtischen Sparkasse haben im März dieses Jahres die Rück zahlungen um 4,578,599 Mk. überstiegen, während im gleichen Monat des Vorjahres das Mehr an Einzahlungen nur 1,613,115 Mk. betrug. Der Einzahlungsüberschuß hat sich also in diesem Jahre um fast das Dreifache vermehrt. Im März dieses Jahres wurden insgesamt bei der Berliner Spar kasse 10,274,035 Mk. eingezahlt gegen nur 7,965,408 Mk. im März vorigen Jahres. Die Rückzahlungen betrugen 5,715,436 Mk. gegen 6,352,293 Mk. im Vorjahre. Die Einzahlungen sind also in diesem Jahre gewachsen, die Rück zahlungen gesunken, der Prozentsatz der Einzahlungen im März dieses Jahres auf 55,52 gegen 79,33 im gleichen Monat des Vorjahres gesunken. Rettungsboje« für gesunkene Unterseeboote. Um die Mannschaft eines gesunkenen Unterseebootes zu retten, ist es erforderlich, daß neben der nächsten Rettungsstelle auch die in der Nähe befindlichen Schiffe auf schnellstem Wege von dem Unglücksfall unterrichtet werden, und daß vor allem auch der Ort, wo daS Boot «ntergegangen ist, genau angegeben wird, damit die Rettungsarbeiten ohne Verzug an dem richtige« Platze vorgenommen werden können. Um diese Forderungen . zu erfüllen, rüstet man in neuester Zeit die Unterseeboote mit s automatisch sich betätigenden Schwimmbojen aus, die sich ganz von selbst lösen, sowie die gesunkenen Boote den Meeresgrund erreicht haben, um dann an die Oberfläche zu kommen und durch elektrische Wellen die Nachricht von dem Unglücksfall in die Welt zu senden. Doch nicht genug damit! Sind die Bojen auf der Meeresoberfläche angelangt, so steigen hell strahlende Raketen auf, die so die nächste Umgebung von dem Umglücksfall und der Lage des Orts, wo sich dieser ereignete, unterrichten. Denn die Boje tut letzteres in Wirklichkeit, weil sie durch ein Kabel mit dem auf Grund liegenden Boote ver bunden bleibt. Die auf den deutschen Unterseebooten üblichen Rettungseinrichtungen waren bisher ganz ähnlicher Natur, nur die selbsttätigen Bojen und auch die Leuchtstgnale fehlten. 30.0VV Ma«n i« einer einzige« Provinz vor Hunger gestorben. Furchtbare Nachrichten kommen aus der Provinz Kano, die im britisch afrikanischen Protektorat Nordnigeria im mittleren Sudan liegt. Die Bevölkerung dieser Provinz und dcr angrenzenden französischen Gebietsteile leiden seit Monaten furchtbar unter einer Hungersnot, die eine Folge des Mangels an Saat und des RegenmangclS während der letzten beiden Jahre ist. Die englische Regierung hat nach englischen Be richten große Mengen Reis dorthin gesandt und alles Mög liche getan, aber die Leiden waren so ernsthafter Natur, daß nach Schätzungen während dcr Hungerperiode etwa 30,000 Personen allein in der Promnz Kano zugrunde gegangen sind, während in den französischen Gebietsteilen die Bevölkerung i« noch höherem Maße gelitten hat. Dörfer von 200 Personen sind bis auf 10 oder 12 ausgestorbcn. Auf dem Wege starbell Hunderte von Eingeborenen, die versuchten, die südlichen Pro vinzen zu erreichen. Kano hatte vor der Hungersnot 300,000 Einwohner, die Hauptstadl gleichen Namens bestand aus 35,000 Seelen, die ihren Erwerb hauptsächlich in der Weberei und der Fabrikation von Lederwaren fanden. Gedanken eines Feldgrauen. Ich stehe auf Wache nebe« meinem Schilderhaus. Oben kommt gerade ein silberglänzender deutscher Zweidecker; es ist leuchtender, warmer Sonnenschein, wie alle Tage; die Nächte sind kalt, aber eS schneit nicht. Der Frühling ist mit Sang und Klang und mit lebenspendender Frische eingezogen; die Birnen blühen herrlich, dazu Pfirsich und Aprikose — kurz Alles grünt und blüht. Wie ist die Welt so wunderschön im Maien — im Maien! Und dtl führt man Krieg, wo alles drängt nach Leben und Gedeihe«, wo alles jauchzt und jubelt der Sonne entgegen. Da sendet die Menschheit einander das grausame Blei, da denkt man a« Mord und Tod; man zerstört und vernichtet, wo die Natur aufbaut und bildet. Junge Menschen, die das Leben liebe«, eilen immer wieder hinaus in Tod und Verderben, bewußt des Ernstes der Arbeit des rauhen Krieges, aber voll glühender Begeisterung für das allgemeine Wohl, bewußt, daß das Indi viduum sich unterordnen muß dem Universum, daß die Pcrsöw lichkeit leiden muß für die Allgemeinheit, eben weil das Wohl der Allgemeinheit Bedingung ist für das Wohl des Indivi duums! Es grünt und blüht neues Leben aus den Ruine«! es wird Neues, Besseres geboren aus der Verwesung der Ge storbenen! Dieses Schauspiel der Natur ist andererseits der Grundton, der durch unser Leben hier draußen klingt. W>l kämpfen und fallen als Glieder einer Nation, damit au? unserm Tode ein höheres und besseres Leben dieser Nation be» schieden sei, damit diese eiserne Nation durch den Sieg «" Ausdehnung gewinne. Gedanken auf Wache! so ist wohl diese kleine Epistel am besten zu bezeichnen, ein wenig kunterb««h und ein wenig unreif und sprunghaft, aber es ist auch M nicht mehr zu verlangen, denn Logik ist ein Begriff, dcr einem im Felde hier immer weniger geläufig wird. m. Verwendet W u pfonniA-Marken ^7 Pf- auf Karten, Briefen usw. Verantwortlich für Redaktion, Druck und Verlag E. Kästner in Waldenburg.