Suche löschen...
Sächsischer Landes-Anzeiger : 25.02.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-02-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188602259
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860225
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860225
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-02
- Tag 1886-02-25
-
Monat
1886-02
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 25.02.1886
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
... Sächsischer Landes-Anzeiger. Nr. 46. DonuerSta-, 25. Febrnar 1888 und Borstendorf Spritzen mit Mannschaft herbeigerilt waren. Die EntstehungSuciache de- Feuer» ist noch nicht bekannt. — Adorf. Um dir Stelle de» hiesigen Rath»förfler» hatte sich eine ziemlich bedeutende Zahl junger Forstleute gemeldet, obwohl der dafür festgesetzte jährliche Gehalt nur 1200 M. betrügt. Der Etadtrath hat drei Biwerber zur engeren Wahl gestellt. Da die Stadt in den letzten Jahren viel Wald an den Staat verkauft hat, so ist die Arbeit de» Förster» nicht mehr so bedeutend wie «hemal». — Schueeberg. In gemeinschaftlicher Sitzung de» Rathe» und der Stadtverordneten hiesiger Stadt wnrde am Montag Herr Bürgermeister Di-, von Woydt in Lößnitz einstimmig zum Bürger meister nuferer Stadt Schneeberg erwählt. Bon der Ausschreibung der Bürgermeisters« war abgesehen worden. Ein« Deputation de» Rathe» und der Stadtverordneten hatte mit Herrn vr. von Woydt wegen Annahme de» hiesigen Bürgermeisteramt«» verhandelt, worauf zusagende Antwort von demselben «ingegangen war. Der JahreSgehalt der Stelle ist auf 5000 M. festgestellt worden; die Wahl ist zunächst auf 6 Jahre erfolgt. Chemnitzer Stadt-Anzeiger. Chemnitz, den 24. Februar. — Beim hiesigen Stadtrath gelaugt die Stelle eine» Referendar» zur Erledigung und ist dieselbe möglichst bald zu besetzen. Der Behalt beträgt im ersten Jahre 1800 Mk. und steigt nach Ber- lauf einer jeden Dteustjahre» um 300 Mk. bi» zu einem Höchstbetrage von 2700 Mk. jährlich. Juristisch befähigte Biwerber werden ver anlaßt, ihre Gesuche nebst Zeugnissen bi» zum 17. März beim hiesigen Rath einzureichen. Fall» der Gewählte die juristische Staatsprüfung bestände», führt er den Titel .Assessor". — Eine öffentliche Sitzung der Stadtverordnete« findet morgen Abend 6 Uhr statt. Tagesordnung: 1. Geschäft liche Mitteilungen. 2. Berichte de» Verfassung» - Ausschusses über ». die Straßenpolizeiordnuug; b. den Rathrbeschlnß, den Proponirten Verkauf einer Baustelle vom Hermannsplatz an den Kartoffelhäudler Ernst Moritz Pfaff hier; o. die vom Ktrchenvorstaud St. Petri be abstchtigte Anstellung eine» dritten Geistlichen; ä. den RathSbeschluß, die Veränderung de» Platze» vor dem neuen Friedhof betr. 3. Be richte de» Finanz-Ausschusses über: ». die Rath-Vorlage, Arealer Werbung von Herrn F. B. Bryreuther betr.; d. de» Rathrbeschlnß, die Festsetzung der Baulinie in der Zwickauerstraße, sowie da» Ab kommen mit Herrn Apotheker 1)r. C. Laubinger daselbst betr.; o. den Rathrbeschlnß, den Wiederaufbau der Scheune auf dem städtischen Grundstück in Einsiedel betr; ä den RathSbeschluß, die Feststellung der Baulinie au ber Theaterstraßen- und Lohgassenecke und Areal- rrwerbung; e> den Rathrbeschlnß, de« Verkanf von städtischem Areal au der Brückeustraße an Herrn Earl Friedr. Schellenberger betr. 4. Berichte de» Kontrol-Ausschusses über: a. da» Gesuch de» Klempner» Earl Wenzel Maywirth au» Reicheuberg in Böhmen um Ausnahme in den sächsischen Staatsnnterrhaneu-Berbaud; d. die Rechnung der Fräulein Camilla Heydrich - Stiftung auf da» Jahr 1885; o. die Rechnung de» Fond» znr Gründung einer Entbindungsanstalt auf da» Jahr 1885; 6. die Rechnung der F. L..1000-Stiftnng auf das Jahr 1885; s. die Rechnung des Fonds für Regulirung und Neubau der Hartmauustraße auf da» Jahr 1885; 5 die Hauptrechnung de« Stadtlasse auf da» Jahr 1884. — Die technischen Staatklehraustalten hierselbst be gehen, wie un» mitgetheilt wird, am 10. und 11. April d. I. die Jubelfeier ihre» 25jährigeu Bestehen». — Chemnitzer Bankverein. Die im Jahre 1885 er zielten Resultate des Chemnitzer Bankverein» constatiren die stetig fortschreitende Entwickelung diese» Institute». Der Gesammtumsatz betrug 153.274.549.70 M. gegen 138.629,075.18 M. im Jahre 1884. Der Bankverein wurde von einem Verlust betroffen, der mit 13,500 M. durch Verbuchung auf Conto dubioser Forderungen vollständig ab- geschriebeu worden ist. Der Bruttogewinn beziffert sich, obgleich ba ll. Semester ein sehr ruhiges war, auf 264,824 79 M ^9.81 Proc. gegen 243 047.21 M. — 8.10 Proc. irr 1884, und der Reingewinu abzüglich obiger 13.500 M. ans 188,136.35 M. -- 6,97 Proc. gegen 178.089 M. — 5.93 Proc. im Vorjahre. Derselbe soll, wie folgt, zur Bertheilung gelangen: dem Rrservefoud» I. 9 406 80 M , Tantibmen 18.813.60 M-, dem Reservefonds II. 6915.95 M., 5-/, Proe. Dividende -- 17 M. per Actie mit 153,000 M. Die beiden Reservefonds stellen sich augenblicklich auf de« Betrag von 118,401.97 M. bei einem Aetienrapital von 2,700,000 M. Laut dem Geschäftsbericht von 1883 ist der ganze Verlust Lei Schlegel u. Ranch bis auf diejenige Summe abgeschriebeu worden, welche durch die dem Bankverein verpfändete» Chem nitzer Grundstücke als gedeckt betrachtet werden kann. Außerdem find au» der Maste Schlegel und Rauch und den damit in Verbindung stehenden Concnrse« zusammen ca. 89,000 M. eiugegange« und noch z« erwarten, welche als willkommene Ueberdeckuug vorläufig auf ein besonderes Conto gebucht find und so lange, bi» die Forderung durch den Verkauf von Grundstücken vollständig erledigt ist, unangetastet bleiben. Das nene Geschäftsjahr hat sich zur Zufriedenheit der Direction augelafsen. — Bor dem Reichsgericht wurde dieKlagsacheder schotti schen Hering-firmen gegen den Kaufmann Gustav Selchow .in Chemnitz wegen Nachzahlung de» durch Fallissement der Firma Süse u. Gilet in London entstandenen Verluste« in der Revision», iustanz verhandelt. Das Reichsgericht wies die Sache zur nochmaligen Entscheidung an die Bernfsinstanz, da» kvnigl. sächs. Ober-LandeS- gericht, zurück. — Ueber Flachsbau in Sachsen schreibt Kreissecretär MöbiuS-Chemuitz der »Sächs. landw. Zeitschrift": Hocherfreulich ist e», wahrzunehmen, daß sich aller Orten im Sachsenlande das Jutereste sür Flachsbau erweitert, daß di« Zahl der Freunde de» Flachse» in stetem Zunehmen begriffen ist. Der Sächsische» Flachs- baugesellschast sind zur Zeit 95 Mitglieder beigetreten, und die von den Mitgliedern für da» Jahr 1886 für Anbau von Flachs augemeldete Fläche beträgt rund 110 Hectar. Durch die in Aussicht stehende Zuweisung der erforderliche« Geldmittel für da» Jahr 1886 seiten» der dem Flachsbau jegliche Unterstützung in bereitwilligster Weise ge währenden köuigl. Staatsregierung, sowie durch geeignete Maßnahmen de» Direktorium» der Sächsischen Flachsbaugesellschaft ist die Möglich keit geboten, Herrn Flachsbauiustructor van Hontte unsere« engeren Baterlande Sachsen zu erhallen. E» darf wohl mit Recht ausge sprochen werden, daß es neben de« für die Sache sprechenden Zahle«, neben den rastlose» Mühen de» Herrn Oehme, neben der dankbarst begrüßten Förderung nuferer Sache durch hochgestellte Männer und neben der uneigennützigen und hingebenden Arbeit der Vorstands- Mitglieder der FlachSbaugesellschaft die Tüchtigkeit und practisch« Er fahrung de» FlachSbaninstrnctor» van Houtte zu Wege gebracht hat. daß der Flachsbau bei uns wieder heimisch geworden und Boden gefaßt ha». Und die Zahlen sprechen in erster Linie für die Sache Da» Beispiel de» Gablenzer MosterflachSfelde» vom Jahre 1884, er hat gezündet — wir können aber auch mit andere» Beispielen, mit andere» Zahlen dienen. Nach un» gewordenen Mittheilungen erbaute Herr Rittergut-Pachter Töpfer zu Böhlen bei Rötha pro Hectar Land im Jahre 1884: 130 Ctr. Rohflachs. Da» Jahr 1885 erwie» sich dem Gedeihen de» Flachses nicht sonderlich günstig. Es meldet jedoch Herr Rittergutsbesitzer Beger auf KlostergeringSwald«, daß er 1885 pro Hectar 90 Ctr. Flachs, also immerhin eine recht befriedigende Ernte aufzuwrisk» habe. E» folgt alsdann eine ganz svecielle Rechunng über die 1885er Flachsernte de» Herrn Gutsbesitzer» Wenzel in Hilbersdorf bei Chemnitz. — Di« dritte Klasse der 'Sächsischen Lander- Lotterie wird den 8 und 9. März 1886 gezogen. Die Er neuerung der Loose ist nach H 5 der dem Plane zu dieser Lotterie angefügten allgemeinen Bestimmungen spätesten« vor Ablauf des 27. Februar 1886 bei dem Kollekteur, dessen Name und Wohnort auf dem Loose ansgedruckt und aufgestempelt ist, zu bewirke». —o— Der heutig« Wocheomarkt war ziemlich flau, au»- wärtige Verkäufer fehlten fast ganz und nur einzelne Artikel fanden leidliche Abnahme. Obst, Gemüse und Kartoffel« boten nur geringe Auswahl, mit Ausnahme von Sellerie und Rüden, die reichlich vor handen waren; alle» wurde bei unveränderten Preisen wenig gekauft. Von Sellerie und Rübeu wurden durch Händler größere Posten ab genommen. Auch Butter, Eier und Käse waren weniger al» sonst vor handen, iu der elfteren machte nur ein auswärtiger Verkäufer ein gutes Geschäft. Noch immer dauert der »Butterkrieg* fort l Gänse fehlten am Markt; spärlich hereiugebrachte» andere» Geflügel wurde zögernd gekauft. Der Krammarkt war still. *— Tiuschleicher und Dieb. In einer Schenne an der Moritzstraße, welche von einem Glaswaareohändler als Niederlage sür Glaswaaren benutzt wird, wurde am 17. d. M. ein Mann betroffen, der Stehlen» halber sich eiugeschlichen hatte uvd zwar» wie er angab, durch ein Loch an der Giebelwand an» der angrenzenden Scheune hereingekommen war. Der Dieb wurde dem Geschäftsinhaber zuge- führt und nach Feststellurg der Persönlichkeit wieder entlassen. Da nachträglich der Verdacht entstand, daß der Mann schon mehrere Maaren gestohlen haben könne, wurde eine AnSsuchung iu dessen in Glösa gelegenen Wohnung vorgeuommeu, die zwar erfolglos war, bet welcher Ge legenheit aber die Ehefrau de» Diebe» au»sagte, daß ihr Manu im Laufe der vergangener Woche 2 weiße MilchglaSkrüge, 2 blaue Blunieuvase«, 1 Fischgla», 1 Lampe, 1 blaue» und 1 weiße» Gla» mit nach Hause gebracht, diese Sache« aber am 17. d. Mt», sämmtlich mit fortgenowmen habe. Der Manu gab hierauf zu, diese Sachen sämmtlich au» der Scheune gestohlen und am 17. d. Mt», aus Furcht vor Entdeckung in den Chemnitzfloß geworfen zu haben. —* Ein abgefaßter Dieb. Am 20. d. M. waren einem an der Eckstroße wohnhafte» Aleischermeister eine kleine Handtasche mit 80 Mark Inhalt, eine goldene Damenuhr, eine silberne Cylinder- uhr mit Stahlkette, ein goldener Herreuring, ein goldener Dameuring, «iu« Broche, ein goldene» Medaillon, eine Halskette, eine grünseideue Geldbörse und au» der Küche eine Fleischerjacke und eine Leinwand- schürze gestohlen worden. Am 22. d. M. Abend» erschien iu einer Restauration au der Blaukeuanerstraße rin Mann, der sich durch de» Besitz einer größeren Geldsumme und mehrerer Schmucksachen, die er zeigte,. verdächtig machte. Da mehrere Anwesende schon von dem Diebstahl gehört hatten, entstand der Glaube daß «au den Dieb vor sich habe. ES wnrde sofort der bestohlene Fleischermeister iu Kenut- uiß gesetzt, welcher erschien und die im Besitz deS Unbekannten befind lichen Gegenstände als die ihm gestohlenen erkannte. Der Mann wurde nunmehr feftgenommen und in ihm ei» an der Emilienstraße hier wohnhafter Arbeiter erkannt. Er war der That geständig, hatte aber von dem Gelbe nur noch 41 Mark im Besitz. Da am Nach mittag de» 13. d. M. einem an der Ferdinaudstraße hier wohnhaften Fleischermeister in gleicher Weise zwei Winterüberzieher und «ine Aermelweste gestohlen worden waren, vermuthete man, daß auch diesen Diebstahl der Frstgenommrne auSgesührt habe. Auf darüber gemachten Vorhalt war er -dessen anch geständig. Weiter gestand er zu, am 30. Jauugr au» einer Wohnung an der Fnrtherftraße 20 Mark und verschiedene Kleinigkeiten gestohlen zu haben. *— Scheue» Reitpferd. Vorgestern Nachmittag wurde das Pferd eine» Reiters auf der Hcntmannstraße scheu und warf seinen Träger ab. Letzterer blieb unglücklicher Weise mit dem linken Fuß im Steigbügel hängen und wurde so ein Stück von dem durchgehenden Pferde geschleift, bi» der Steigriemeu zerriß nnd der Verunglückte bewußtlos auf der Straße liegen blieb. Er wnrde hierauf von Paffanten nach seiner unweit gelegeueu Wohnung getragen. Nach Aussage de» herbeigernfenen Arzte» hat der Verunglückte schwere Ver letzungen glücklicherweise nicht davougetragen. Da» Pferd ist bald darauf auf der Hartmannstraße aufgehalteu worden. *— Unfall aus Unachtsamkeit. Bei dem Neubau eine» Ringofens waren mehrere Arbeiter mit Abtreiben von Erbmassen be- schäftigt und wurden dazu Keil« zum Lostrennen deS Boden» benutzt. Einer der Arbeiter hielt nun einen solchen Keil und hatte gleichzeitig seine Aufmerksamkeit auf da» Erdreich gerichtet, wobei er au» Unacht- samkeit den Daumen der linken Hand auf die ober« Fläche de» Keiles legte. Der zuschlagende Arbeiter hatte e» ebenfalls nicht bemerkt, schlug zu und zerschmetterte den Daumen mit dem 20 Pfund schweren Hammer. Der Verunglückte wurde nach dem Stadtkrankeuhause tranS- portirt, woselbst die Amputation de» Daumen» sofort vorgenommen wnrde. *— Kleinfeuer. Heute Vormittag kurz vor 8 Uhr wurde die Feuerwehr nach einem Haus» am Holzmarkt beordert. E» ergab sich, daß daselbst in der 4. Etage ein Holzkorb in Brand gerathe« war. Di« Ursache de» Brande» ist noch nicht ermitteft. resultirende Erlösung, kamen mit seinem Verständnis und mit tiefer Empfindung, zugleich aber auch mit sicherer seelischer Bermittlung zum dramatischen Ausdruck. Gerade in der Darstellung de» raschen Wechsels in dem GemüthSleben GretchenS zeigte sich Frl. Jenicke ah» feinfühlige Künstlerin. ES sei nur an die Scene erinnert, in der sie da» Lied: .Es war ein König in Thule" zu fingen hatte. Der Bortrag dieses Liede», mit Beziehung auf die eigene Stimmung GretchenS, war geradezu meisterhaft und eröffnet« einen tiefen Blick in ihr Inneres, in dem bereits die Neigung unbewußt zu dämmern beginnt. ES war hoch interessant, zu verfolgen, wie diese unbestimmte Ahnung in der ersten Gartenscene dann zum vollen Gefühl der Seligkeit empvrflammte. Wie war da Alle» in Spiel und Rede so ursprünglich und herzbe weglich, so rein und kindlich, und wie bereitete sich doch schon leise jene Stimmung vor, die in der nächsten Gartenscene so ahnungsvoll durchklingt und schon auf eine innere Entzweiung in der vorher so unbefangenen Seele GretchenS hinweist I Wie erquickte die rührende Innigkeit de» Tone» und wie ergriff der Schauer der aufkeimendeu sinnlichen Leidenschaft, aus welcher der Fall der willen- und wider standslos Gewordenen, gleichsam wie naturnothwendig, entspringe« muß! Nach unserm Dafürhalten erreichte die Leistung der Darstellerin hier ihren Höhepunkt. Die ganze innere Welt des Weibe» mit dem gewaltigen Reichthum von wechselnden Affekten gewann sichtbare», dramatisches Leben. Doch auch die Zerknirschung und Reue, der wühlende Schmerz des Schuldbewußtseins, der schließlich in Wahnsinn auSbricht, und das Ringen der GeistcSzerrütteten selbst bis zum erlösenden »Ist gerettet!" fanden erschütternden Ausdruck, wenn auch die zermalmen den Schauer des Tragischen durch die Darstellerin nicht im volle« Umfang zur Geltung kamen. Sie rührte mehr, als daß sie über wältigte, und deshalb machte der schließliche Sieg über Wahnsinn und Liebe, Schuld und ToheSnoth nicht den vollen, befreienden Eindruck, den man zu erwarten berechtigt war. Indem wir so den größten Maßstab an die Leistung dpe Weimarer Künstlerin legten, durften wir auch mit unsem Bedenken und Ausstellungen nicht zurückhalten. Alles in Allem genommen, müssen wir gestehen, daß Frl. Je nicke als Gretchen einen großer? Triumph gefeiert hat und daß sie sich den Wenigen zugesellen darf, die wirklich berufen sind, die schwierige Aufgabe zu lösen, welche ver Dichter mit dieser unvergleichlichen Rolle unseren Schauspielerin««» gestellt hat. — ' 'Z > Bei ihrem zweiten Auftreten gab sie da» böse Käthchen in Shakespeare's toller Faschings-Eomödie „Die bezähmte Wider spenstige". Das war nun freilich ein ander Bild, aber gleich falls mit Meisterstrichen ausgeführtl Anfangs zwar, als Frl. Jenicke zum ersten Mal erschien, wollte man nicht recht glauben, daß sich diese reizvolle, feine Gestalt zur Verkörperung der bösen Sieben eignen könnte. Man Ist unwillkürlich geneigt, mehr Wucht in der Erscheinung zu verlangen. Aber die Spielerin belehrte un» bald eines Besseren und ging so energisch in'» Zeug, daß Vater Baptista's Bezeichnung .Du Drache" wohl gerechtfertigt war. Die ganze herbe Jungfräulichkeit, Verzogenheit und reizbare Wildheit der berüchtigten , Schönen vonPaduatraten überzeugend in'sLeben; nichtmiuder aber — und da» ist ein weit größeres schauspielerisches Verdienst — wußte Frl. Jenicke die mit der brutalen Dressur sich vollziehende innere Wand lung feinsinnig zu markiren. Sie folgte zwar hier weniger dem Dichter, der in seinem Schwank doch zu unglaublich übertreibt, al» einem künstlerisch-ästhetischen Bedürfnis, und so durfte und konnte man auch der köstlichen Standrede der Katharina am Schluß de» Stückes vollen Glauben schenken. Da» gut besuchte Hau» über schüttete die ausgezeichnete Künstlerin mit herzlichem Beifall. Herr Schaby, der den Petrucchio spielte, war zwar gänzlich heiser, doch entwickelte er eine prächtige Laune, wenn er auch Manche» zu salop behandelte und seinerseits auf eine innere Umkehr ver zichtete. Doch ist eine solche nach dem Wortlaut der Rolle auch schwer herauszuconstruiren. Der Freier und Ehemann bleibt nach Shakespeare eben ein roher, brutaler Geselle, der höchsten» durch einen gewissen Humor genießbar gemacht werden kann und in diesem Punkt ließ ja der Darsteller nicht» zu wünschen. — Frl. Clair verstand es recht glücklich, aus dem zarten Täubchen Bianka eine widerspenstige Gattin zu schaffen, soweit wenigstens das Unmögliche möglich gemacht werden kann. Herr Wäser verlieh dem Luceutio eine einnehmende Erscheinung und edle» Feuer; Herr Hertel spielte den verschlagenen Tranio mit kecker Frische und drastischer Komik; Herr KirschmarSky bemühte sich, den hohlköpfigen Gecken Gremio so lächerlich als möglich zu gestalten; doch hätten wir dem i reichen Freier ein weniger schofeles Gewand gewünscht. — Die übrigen Rollen waren ganz Prächtig besetzt; doch merkte man es dem Gesammtspiel deutlich genug an, daß die Vorstellung stark über» Knie gebrochen war. Or. LiPPS. Stadt-Theater. Montag, den 22. und Dienstag, den 23. Februar. Gastspiele der Großherzogl. Sächs. Hofschauspielerin Fräulein Hildegard Jenicke von Weimar. Trotzdem die treffliche Künstlerin des Weimarer Hoftheaters vor Kurzem hier als Maria Stuart einen so großen Erfolg errungen, war unser Theater am Montag, wo sie das Gretchen im .Faust" spielte, nur schwach besucht. Warum? Das ist leicht zu begreifen. Es war dies nach kurzen Zwischenräumen die fünfte Faustvor stellung auf unserer Bühne. Die zahlreichen Freunde der Goethe- scheu Dichtung hatten sicher schon eine der vier vorausgehenden Auf führungen besucht und wollten sich wahrscheinlich um so weniger zu einem wiederholten Besuch verstehen, als die Vorstellung zeitiger ihren Anfang nahm und dennoch bis um elf Uhr dauerte. Mit diesem Umstand hätte man rechnen und demgemäß ein andere» Stück wählen müssen, wenn man auf ein volleres Haus hätte zählen wollen. Die engere Gemeinde, welche der Montags-Aufführung beiwohnte, wurde unstreitig durch einen reichlichen Genuß belohnt, denn Fräul. Jenicke leistete als Gretchen Ausgezeichnetes. Versuchen wir's, im Folgenden uns über den Eindruck ihrer Darstellung kritisch in's Klare zu setzen. Die äußere Erscheinung deS schlichten, züchtigen Bürgermädchen» fesselte gleich von vornherein und stimmte im Ganzen recht zu dem inneren Wesen desselben. Die Abfertigung des zudringlichen Liebhabers geschah vielleicht mit etwa» zu viel theatra lischem Aufwand. Gretchen soll ja Ueberraschung und Entrüstung zeigen; aber diese müssen doch dem Wesen eines einfachen, in strenger Sitte erzogenen, aber doch unbefangenen BUrgerkindes entspringen, nicht dem einer überlegenen Weltdame. Fräulein Jenicke entwickelte hier unserer Ansicht nach zu viel selbstbewußtes, gemachtes Pathos im Spiel, wenn sie auch den abweisenden, schnippischen Ton in der Rede sehr glücklich traf. — Doch das war nur-der Anfang I Im weiteren Verlauf der Handlung löste sie ihre Aufgabe meist mit bewunderungs würdigem Geschick. Die drei Phasen der Entwicklung dieses weib- lichen Charakters: Die .sitt- und tugendreiche" Unschuld mit der naiven Neigung zu Putz und Eitelkeit, — die Schuld mit ihren tragischen Folgen, und die au» Verzweiflung, Reue und Wahnsinn Amtliche Bekanntmachungen städtischer Behörden. Im Schloßgarten-Restaurant zu Chemnitz sollen Montag, den 1. März, Vormittags von 9 Uhr an nachstehende im städtischen Küchwalde aufbereitete Nutz« und Brennhölzer unter den üblichen Bedingungen gegen Baarzahlung meistbietend versteigert werden: 324 Stück weiche Stämme von 10 bis 22 om Mittenstärke, 97 < » » » 23 - 44 » » 13 . « Klötzer - 10 - 22 . Oberstärke, 8,» und 4 m L, 7 - sichtne - - 23 - 35 « - 4mL, 7 . eichne « . 16 - 36 - Ober - und Mittenstärke, 2,, bis 7.« w L-, 3 - erlne und ebereschne Klötzer von 15 u. 22 om Ober- u. Mitten stärk«, 2„ bis 6 m L., 520 « sichtne Stangen von 4 bi» 6 om Unterstärke, 597 « - - -7-9« « 209 » -10-12» , 108 - - - -13-15- - 16 Raumkubikmeter welche Brennscheite, 4 - - Brennrollen, 2000 Gebund eichneS und buchneS Brennreistg, 2700 . fichtneS - Wegen Besichtigung dieser Hölzer wolle man sich an Herrn Rathsförster Schier im Forsthause am Zeisigwald oder an den städtischen Waldausseher Böttcher zu Chemnitz-Schloß wenden- Die Forstverwaltung der Stadt Chemifitz. Familien-Nachrichteu. Geboren: Ein Sohn: Herrn Wilhelm Hartung in Chemnitz. Herr» Richard Zschille in Großenhain. Herrn Oscar Gläsel in Leipzig. Herr« Emil Eger in Altenburg. Eine Tochter'- Herrn Th. Jahn in Chemnitz. Herrn Freiherr« von Oer in Leipzig-GohliS. Herrn Ernst Kühn in Meerane- Herrn Diac. Leonhardi in Hartha. Verlobt: Frl. Marie Lorenz mit Herrn Emil Zierold, Seiffen-Zschopau- rl- Lina Vogel mit Herrn Jul. Hoebel, Aue-Halle a. S. Frl. Marianne einerth mit Herrn Or. mock. H. Arnold in Buchholz. Gestorben: Herr Gottfried Hugo Wilisch, Herr Richard Oeser, Frau Johanne Sophie verw. Agsten, geb. MotheS, Frau Louise Henriette verw. Gnauck, geb. Krumbiegel, Herr Bernh. Rob. Schiefer, sämmtlich in Chemnitz. Herr Friedrich Ernst Reuter in Leipzig. Herr Fr. O. Al. von Stieglitz in Altenburg. Herr Eryst Dutschke, Frau Joh. Ehr. verw. Sammler geb. Trempler in Plauen i. B. Herr Carl August Raabe in Zwickau. Herr Gottlob Kempe, Herr Christian Hofmauu, Herr Gustav Zahn, Herr Friedr. Herm. Anger, sämmtlich in Annabcrg. Für nicht erbetene Zusendungen ist die Verlags-Expedition nicht verbindlich. Für den redactionellen Theil verantwortlich; Franz Götze in Chemnitz. Ach habe schon wieder den Schnupfen und kann ihn nicht loS werden, hört man zur jetzigen Jahreszeit allgemein klagen. und doch ist es so leicht, durch sofortigen Gebrauch der bekannten W. Boß'schen Catarrhpillen sich davon zu hefteten- Boß'sche Catarrhpillen sind erhältlich in Chemnitz in den Apotheken. Jede ächte Schachtel trägt den NamenSzug vr. wsü. Wittlinge»'».
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)