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Sächsischer Landes-Anzeiger : 25.02.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-02-25
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188602259
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860225
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860225
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-02
- Tag 1886-02-25
-
Monat
1886-02
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 25.02.1886
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komme. wüßte er. E» sei tief z» beklagen, daß viel« j,»ge Leite statt zn He» erste» Größe» der Wissenschaft z» -ehe», sich a» Einpauker «eiweten Li« Bemerkungen üder di« akademische Keejheit «»hielte» viel Wahre», er wüasche die Freiheit vereinbare» z» kü»»e» »it einer -«wisse» Ordnnng, welch« die schlimmste Zügellosigkeit auS schlösse. Auch hier sei da» Ministerium bseit, iu Gemeinschaft «st andere» Siegier»ugeu Abänderung«» zu treffe». (Bravo!) Za Cap. 92. Polytechnikum z» DreSd«, ergreift da» Wort Lbg. Philipp, am Hem Bebauer» Auidrnck zu gebe», daß die enorme» Kosten de» Polytechnikum» der Frequenz »icht entsprächen. Minister v. Gerber. Da» Institut de» Polytechnikums sei absolnt »othwendig. wenn anch Hie Koste» i» nngünstigem LerhLUniß znr Frequenz stünden. Dar Ministerium sei der Luficht, daß keineswegs an etwa ma»grlhafteo Lehrkräften der Rückgang läge. Lbg. Grahl. Lr bedauere außer. nrdenMch den Stückzug der Frequenz, die» läge jedoch »icht an dem Maugel guter Lehrkräfte, sondern wohl mehr in de» wissenschaftliche» Verhältnisse». S-g. Philipp. Er halte seine Ausführungen voll- kommen aufrecht. Rach dem Schlußwort de» Referenten Lbg. Uhle- »auu, welcher sich im großen Ganze» der Lurfühenug de» Lbg. Philipp anschließt, genehmigt die Lämmer die Deputation »auträge. » Zu de« Cap. 93, evangelische Kirchen, «greift Lbg. v. Polenz Ha» Wort, um darüb« zu klagen, daß Anerbach nicht wird« ein« Superintendent« erhalten hätte. Lbg. Heger stellt den Lutrag, für de» Bau von Kirche», uud Pfarrgemeiudea die Beihülf« zu er» höhen. Lbg. Stolle: Seine Partei achte and schätze jede lieber- zeugung. diese Toleranz werde jüwch vo» ander« Sette nicht grübt, vor Kurze» hätte mau einen Parteigenosse» beerdigt, sein Freund Bebel hätte «neu Kranz geschickt, ans welche» stand: „Dein treu« Freund Bebel", da trat der Gemeindebeamte dazwischen und rief lwut: Hi« wird nicht gesprochen; ähulich sei e« iu anderen Fällen gewesen. So Hab« bei d« Beerdigung seine» Bat«» d« Pastor sich nicht von Schmähungen ferugehalten. Ll» er ans den Leichensteiu eine Inschrift vo» Spinoza hätte aubringeo lassen, da Wollte sie der Pastor entfernen lassen. Man sei iu der Angelegenheit bi» zu« Ministerium gegangen, uud al» festgestellt sei, daß d« Spruch »o» Spinoza gewesen, da hätte man gesagt, die Stelle ist von einem Jude» nud darf auf keinem christlichen Friedhofe zu lesen sei». Mau gehe bei Beerdigungen gegen Dissidenten sehr inhuman vor. So sei e» nicht z» verwnaderv, wenn immer wehr Anhänger der Kirche verloren ginge». Lbg. Böuisch tritt dem Lutrage Heger entgegen, da der Etat für de» geforderten Zweck vollkommen auSreichte. An» der Kirche sei sogar die Anschauung an»grsprocheu, di« Kirche finanziell unabhängig z» mache». Diesem wünschenSwertheu Ziele strebe der Antrag Heg« gerade entgegen. Lbg. vr. Stranmer: Er sei gerade der lieber- zeugung, daß heutzutage Toleranz geübt würde. Auch er huldige dem Grundsatz, daß «in redliche» Streben nach der Wahrheit um zu billigen sei. Aber Niemand habe da» Recht, seine Ansicht von du Wahrheit auch Anderen als Wahrheit aufzudrängeu. Er glaube, daß »au Re Ruhe de» Friedhof» nicht durch Agitationen stören solle. — Er besürworte entschieden den Antrag der Abg. Heg«, da derselbe einem drückende» Rothstaude abhelseN würde. Abg. Bebel: Wenn Jemand Anrecht auf den Namen .Sophist" verdiene, so sei da» der Abg. Etramn«. Wen» man dem Abg. Stranmer folge» wolle, so könne «an da» Wort „Toleranz" au» dem Lexikon streichen. Wie ungünstig habe sich die Bourgeoisie gegen die sechsziger Jahre ge ändert. Len» man darauf Hinweise, daß da» relHiöse Bedürfuiß stärker geworden sei, so läge da» wohl nur au dem auSgeübten Zwange. So habe mau einmal eine Frau moralisch gezwungen, ihr Kind hinter dem Rücken de» Manne» taufen zn lassen. Wenn mau nicht die Kirchen »it Millionen und aber Millionen fütterte, so würde e» bald gar traurig «m die Kirchen auSseheu. Immer sei e» der Pfarrer und Kirchenvorstand, die ihren Einfluß auf da» religiöse Bewußtsein richteten. So bekämen die Wöchnerinnen oft nur Unter stützung, wenn st« ihre Kinder taufen ließe« uud diesen Zwangs mitteln verdanke man da» steigende religiöse Gefühl. Es sei die Kirche ab« eine große BerdummungSaustalt. Er weist ferner auf da» Wort hi«: Di« Kirche hat eine» großen Magen, sie kann ganze Städte und Länder vertragen. Die Kirche soll« den zersetzenden Elementen ent« gegemrrten, sie habe ja 19 Jahrhunderte Zeit dazu gehabt, ihr Ein- fluß sei jedoch gleich Null. Die Gedanke», welche die liberale Wissen schaft gezeitigt, führten zum Atheismus, dem man heimlich auch au hohe» Stellen huldigte. — Wir gehen iu Europa und überall ein« EutscheidnugSschlacht der alten und neuen Ideen entgegen. Er sei der Ueberzeuguug, daß die neuen Ideen den Sieg erringen würde«. Seine Partei werde gegen den Antrag Heger stimme». Er hätte gern Antwort aus die Beschwerden seiner Kollegen Kaden nnd Stolle gehört. Er könne sich nicht denken, daß die Geistlichen sich hierbei auf ein Gesetz Pützen könne«. E» sei aber doch auch für di« Geistlichen nicht er- Sächsischer Lssdes-Anzeiger. Nr. 46. Donnerstag, 25. Februar 1886. hebend, sich anfzndräogeu, wen» »an sie nicht haben «olle. Dir Fried- hosSstöruugen käme» fast immer dnrch die polizeiliche, Eingriffe. Al» er vor einiger Zeit Jemand einen Kranz auf« Grab hätte leg«, wolle», hätte man ihn harchäzig daran verhindert. Seien sie denn Paria» iu der Gesellschaft? Werde« den« anfrührerische Reden gehalten? Er denke, daß mau all« Ursache hat. diese Fragen zu beantworten. — Minister v. Gerber: Der Borredner hätte de» Wachse, de» religiösen Be wußtsein» niedrige Motive z» Grunde gelegt. (Abg. Bebel: Sehr richtig.) ES sei erfreulich, daß e» der Partei »och nicht gelungen sei, da» religiöse Gefühl zu ertödten. E» sei doch berechtigt, daß der Fried hof nicht zum Platze de- AnSdmck» de» Llaflenhaffe» gemacht werde. Eine amtlich« Verfügung stütze sich darauf, daß Agitationen ans de» Friedhofe sich abgespielt hätten. Wenn «au dir Beiordnung für die Beerdigung vo» Dissidenten lese, so spräche dieselbe »icht für Intoleranz. Abg. v. Oehlschlägel tritt dm Ausführungen de» Ministers bei. Er glaobe nicht, daß die ewigm Lehr« de» Evangelium» vor der Socialdemokratie weiches würden. — Wie vertrüge e» sich mit den Luschanuugeu de» Abg. Bebel, wenn die Kirchenvorstände gläubig blieb«, da sie doch den Wohlhabenden angehörte». Er möchte nicht in der Haut der Socialdemokrateu stecken» die doch bei ihrem Un- glaube« verzweifln müßten. (Lbg. Bebel: Das überlassen Sie nnS I) Er befürwortete den Antrag de» Abg. Heger. — Gegen 19 Stimmen wird darauf die Debatte geschloffen und nach einem Schlußwort de» Referenten, welcher persönlich für den Antrag des Abg. Heger rintritt — dies» Antrag betrachte er al» Mittel, die vom Abg. Bebel er wähnt« Schlacht zu verhindern — genehmigt die Kammer die Depu- tatiouSanträge. Der Antrag Heger wird gegen 1b Stimmen ange- uommeu. ES folgte hierauf noch die Berathuug deS Capitel» 94, Gymnasien, Realgymnasien und Realschnlen, bei der die'Auträge der Commission angenommen wurden. Sächsisches. — Tharandt. I» der Nacht zum Sonntag ließ sich auf der Eiseubahnstrecke zwischen hier uud Edle Krone ein junger Mann überfahren; der Tod war sofort eingetreten. Bei Durchsuchung der Leiche fand sich ein Arbeitsbuch, a«S dem zn ersehen war, daß der Entleibte 22 Jahre all uud ein Arbeiter au» Höckendorf ist, der zuletzt in Dresden Beschäftigung fand. — Leipzig, den 23. Febr. Schon seit längerer Zeit ist iu Schnlkreisen eine Agitation für die Aufnahme de» Schwimmunterrichts in den obligatorische» Lehrplan entstanden. In manchen Schulen hat di« Agitation Erfolgt erzielt. In den beiden Gemeinden Lindena» und Plagwitz ist nun anch da» Schwimmen und sogar da» Baden in den Schnlplan ausgenommen worden. Durch di« einsichtsvolle Bermittluug der Schuliuspeetoren hat mau e» vorläufig so weit ge bracht, eine Turnstunde auSfallen z» lasten und dasür baden zu gehe». Im Winter wird im Schwimmbassin einer Badeanstalt, im Sommer im Fluss« geschwommen. Für di« Benutzung deS Schwimm- basfinS «it Waschzell« und Douche zahlt jeder Knabe 6 Pfg. — Aus dem oberen Vogtland«. Am 8. Decbr. v. I. hatten wir den erste» feste» uud ausdauernden Schnee, und bereits am 10. December konnte» wir Schlitten fahren, und heute, am 23. Februar, fahren wir ans verschiedene» Straßen noch auf diesem ersten Schnee uud den ihm gefolgten weiteren Auslagen ganz schön Schlitten. Trotzdem haben sich auch bei un» dir erste» Frühlings boten. die Staare, eingestellt und pfeifen am frühen Morgen, trotz der 9 Grad R. Käste, die wir heute früh bei scharfer Nordostlust hatten, ihr liebliche» Morgeolied. Schlimm steht e» draußen für unser Wild, da die schneebedeckten Fluren mit einer starken Eiskruste überzogen find. Viele unserer Jäger haben daher an verschiedenen Punkten Futterplätze errichtet, die von dem hungernden Wild fleißig ausgesucht werde». — Au» dem Vogtland e, 22. Februar. Die Franzosen sehen mit Eifersucht auf die deutsche Industrie, die jetzt auf eigenen Füßen steht, uud scheuen vor keinem Mittel znrück, die deutschen Jndustrieerzeuguiffe iu den Augen de» Publikums hcrabzusetzen. Da die erzgebirgische uud vogtläudische Spitzeuiodustrir auch iu Amerika und England, ja sogar in Frankreich selbst von Jahr zu Jahr an Bode» gewonnen hat, so ist die Spitzeniudustie von Calais in eine ganz mißliche Lage gerochen, welche den Fall der drei größten dortigen Firmen zur Folge hatte. Diesen Anlaß benützen die dortigen Blätter, die deutschen Spitzen al» schwerfällig, geschmacklo» und schlecht zu bezeichnen und sprechen die Hoffnung an-, daß die Kundschaft sehr bald wieder die gefälligen uud feinen CalaiSspitzen bevorzugen werde. Dem gegenüber bemerken die „Hamburger Nachr." mit Recht, daß im sächsischen Vogtlaudr und Erzgebirge Tülle nnd Spitzen erzeugt werde», die denjenigen von Calais an Eleganz gleichstehen, die aber wett billiger find, klebrigen» find den iu Zahlungrverlegenhett ge. rathenen Fabrikanten von verschiedene» Seiten Mittel znr Wieder aufnahme de» Geschäft» zur Verfügung gestellt worden, wa» fitr den Patrioti.wn» der Franzosen gewiß kein schlechte» Zeugniß ist. Wir wall» an« durch solche Verdächtigungen nicht irre mache« kaffen, auf industriellem Gebiete da» Beste za leisten; denn nur dadurch können wir auf dem Weltmärkte mit Erfolg den Wettbewerb ans» nehme«. — Werdau, den 23 Februar. In neuester Zeit hat in hiesiger Stadt dar Bettelweseu so überhau» genommen, daß selbst da» energisch« Einschreiten unserer Polizeiorgaue nicht mehr vo» dem gewünschten Erfolg begleitet ist. Namentlich find e» die Dämmerung», stunden, welche die meisten HaudwerkSburscheu dazu benutzen, die hiesig« Einwohnerschaft zu belästigen uud nicht selten in der ausdriug. lichsten Weise Gaben zn verlangen oder, richtiger gesagt, zu erpresse». ES ist in der That ein« unabweisbare Frage der Zeit, geeignete Mittel nnd Wege zu finden, welch« diesem Uebelstaod thatkräftlge» Widerstand entgegensetzen, umsomehr, als Haflstrafen den vielen ge wohnheitsmäßige» Bettlern nebenbei nur eine willkommene Sache zu sein scheinen. — Zwickau, 23. Febr. Ans hiesigen Schächten wurden dem Zimmerling und Wettermann Heinrich Edmund Martin in Bockwa beim Holzraubeu von hereinbrecheudem Dachgebirge die Beine «luge, schüttet, wobei er Bruch deS Unterschenkels über dem Fußgelenk« »ft gleichzeitiger Berrenkuug im Faßgelenk« uud dadurch mindesten» ömouatliche Erwerbsunfähigkeit erlitt, — ferner wurde der Förder mann Ernst Emil Lenk aus Hüttelsgrün zwischen Stempel und Hunt gedrückt und ihm der Zeigefinger linker Hand zerquetscht, bez der Nagel uud die Fleischtheil« weggedrückt. — Heute Nachmittag ist die an de» äußeren Werdauer Straße gelegene Dachpappensabrik der Herren Gebr. Aschenborn vom Feuer zerstört worden. Da» Feuer wurde r/,1 Uhr bewerft nnd ist vermnthlich durch da» Ueberlaufeu einer mit einer großen Portion kochenden Theere» gefüllten eisernen Pfanne entstanden. Znr Löschung eilten zuerst di« Mannschaften au» dem Garnison-Lazarrth herbei. Der Mangel au Wasser er schwerte die Löscharbeiten. — Ass Anregung de» Superintendent Mayer haben die Geistlichen hiesiger Stadt die Einrichtung eines JüugliugSvereiu» beschlossen. Derselbe wird vom DiakonuS Eduard Müller geleitet und nächsten Sonntag im Saale der Herberge zur Helmath seine konstituirende Versammlung abhalten. — Eibeustock. Am Sonntag Nachmittag fand im Saale de» „Feldschlößchru" Hierselbst eine vou hiesigen uud auswärtigen Interessenten der Stickereibrauche zahlreich besuchte Versammlung statt, in welcher Beschluß darüber gefaßt werden sollte, ob mau auch vou hier aus sich dm Bestrebungen für die Besserstellung de» stark daruiederliegendeu Stickereigcschäfte», wie solche vou Plauen auSge- gangen, auschließen solle. Bon den vom T«utralcomitee hierher ent sendeten Deputirten sprach Herr Kauf«. Gustav Listuer über die Ziele de» Verbände», während Herr Kaufmann Otto Kühnel die Statuten verlas uud die zu denselben uöthigen Erläuterungen gab. Nachdem auch der Letter der Versammlung, Herr Stadtrath Loui» Unger, sich befürwortend für den Anschluß an den Verband ausge sprochen hatte, erfolgte derselbe mit einer Anzahl von 170 Stick- maschiueu. Einige audere Etablissement», welche ihren Beitritt in der Versammlung »och nicht erklärte», werde» jedenfalls in kurzer Zeit Nachfolgen, da e» unzweifelhaft i« Interesse jeden Geschäfte» liegt, sich den allgemeinen Bestrebungen auznschließen. Nähere Be stimmungen über Normalarbeitszeit, sowie über den zu zahlenden Mioimallohn werde« iu einer demnächst abznhaltendeu Drlegirten- Bersawmlung, zu welcher je 7b Stickmaschineu einen Vertreter zu entsenden haben, festgesetzt werden. — Auerbach. Am 18. d. Mittag» stürzte iu Rodtwischer Flur oberhalb der Zwickau-Falkeusteiuer Eisenbahn ein auf dem Transporte von Treuen nach OelSuitz befindlicher Pulverwageu» mit 2900 Kilo Schieß- nnd Sprengpulver beladen, um nud erlitt be trächtliche Beschädigungen, so daß die gefährliche Fracht abgeladen werden mußte uud der Weitertransport erst am nächsten Tage er folgen konnte. — Liebstadt. Ein betrübende» Fall hat sich in der Familie de» hiesigen Bäckermeisters Voigt zugetragen, indem da» 3 Jahre alte Töchtercheu desselben in einem unbewachten Augenblicke über ein Fläschchen ätherische» Oel gerieth, wobei daS Kind eine Wenigkeit des Inhalts iu den Mund bekam, was nach 18stü»digem Leiden den Tod des unglücklichen kleinen Wesens herbeiführte. f Grünhainichen. Am Montag, den 22. Februar Abend» gegen 10 Uhr brach im Dachstuhle de» alten Langesche» Gasthauses hier Feuer aus und brannte das Gebäude vollständig nieder, obgleich die hiesige Feuerwehr sofort zur Stelle war und auch aus Börnicheu Die Mode als Lhierquäleri«. Zu den glänzendsten Seiten der Tropenregiou gehört die bunt farbige Bogelwelt. Wer in einer Lichtung des Urwaldes verweilt, steht biSwrlleu einen Strahl die Dämmerung durchschueideu nud alle Farben de» Regenbogen» iu eine« Glanze spiegeln, der da» über raschte Auge blendet. ES ist ein vorüberhuscheuder Staar, dessen Gefieder der bestimmten Färbung entbehrt, aber, wie es von der Sonne getroffen wird, iu allen Tönen der HimmelSerscheinnng auf- kenchtet, di« mit jeder Wendung wechseln. Nicht» Reizenderes kann man sich denken, al- wenn im Frühjahre die weißen Kronen der blühenden Orangenbäume von Lolibri» mannigfaltiger Art umschwärmt werden» die gleich fuukeludeu Juwelen ihre zauberischen Kreise ziehen. Wie oft habe ich iu der ewig grünen brasilianischen Provinz St. Cathariua in de» Monaten Oktober uud November, wenn in Deutschland bereit» Schneewolkeu am Himmel herniederdrohen, auS schattiger Weinlanbe jenem Schauspiele zvgesehen. Die niedlichen Thiercheu, die wegen ihrer Kleinheit wahrscheinlich von den Raub vögeln ganz verschont werden, find so zutraulich, daß sie häufig in die offenen Fenster der Wohnungen fliegen nud sich mit der Hand ergreifen lasse«. E» war mir, wenn ich die klugen, schwarzen Augen solch' eine» BögleinS nahe vor den meinen hatte, al» sei in goldenem Gewand« ein Seelchen au» höherer Welt herabgekomme», um Geheim- nisse frohen Dasein» zn verrathen, von welche» wir unter unserem trüben Himmel keine Ahnung bekommen. — Natürlich denkt Niemand daran, solch' lieben Gast in die Gefangenschaft zu bringen. Wer könnte solch' zartem, schwuckreichem Wesen ein Leid zusügen? Aber wa» der rohest« Colonisteubube nicht vermag, wa» kein Raubvogel verbricht, da» dringt die europäische Mode über sich; Wa» jene verschonen, da» zerstören in Deutschland zarte Damen. Hände. Jene liebliche» Thiere werden zu Tansenden getödtet, um al» Schmuck auf de» Hüten zu dienen. Die Colibri» werden aus Gewehren mit Sand geschossen, damit das zarte Gefieder nicht sehr leide. Und von zehn» die geschossen werden, bleibt kaum einer geeignet, seinen Zweck z» erfüllen, und wird wirklich über See geschickt. Neun bleiben im hohen Srase liegen uud find am andern Tage vo« den Ameisen verzehrt. — Wa» gehen mir für Gedanken durch den Kopf, nachdem ich den goldenen Himmel de» 26. Grade» südlicher Breite verlassen mußte und wieder durch die rauhrn Straßen unserer Stadt schleiche! Wie empört sich mein Gefühl, wenn ich die «untern Be spielen auS den unvergänglichen Blüthenheckeu meiner Gärten al» öden Schmuck zwischen den ephemeren Seidenbändrrn erblicke! Die schimmernden „Blumenküffer", wie die Brasilianer ihre Colibri» nennen, find zerzaust; die Glanzflaare verblaßt. Wißt ihr denn eigentlich, ihr zarten Jyugfräuleiu, welches Vergehens ihr euch schuldig wacht, eine» Vergehens vor dem Richterstnhle, der euch besonders hettig sein sollte, vor dem Forum des guteu Geschmackes und der Menschlichkeit? — Ist das die feine Bildung, di« ihr aus euren Instituten uud Penfiouateu holt? Ist daS die Weisheit eurer Seminare, die ihr alt Lehrerinnen iu der euch zur Erziehung anvertrauteu Jugend weiter verbreiten wollt? Habt ihr denn keine Ahnung davon, wie die Putzmacherin mit roher Hand verunstaltet, was die Natur so zart und kunstvoll gefügt, so glänzend auSgestättet? Aber trüget ihr auch nur das Gefühl der Sauberkeit in euch, da» man bei jeder gebildeten Frau voraussetz,u sollte, würdet ihr kein AaS vor dem Kopfe tragen I Zwar sieht wa» jetzt wenig tropische Vögel mehr vor de» Hüten der Dame«. Statt de- Glavzstaarcs der brasilianischen Urwaldes sieht mau bereits den heimischen Staar; auch wohl unsere Wachteln und Tanbe» helfen auS und nächstens werden vielleicht dir Köchinnen den Abfall von gerupften Hühnern nnd Gänsen ans der Küche in de» Pntzladen liefern. Aber diese Zugeständnisse find nicht gemacht, weil sich etwa die Mod« geändert und der Geschmack der Damen — wir »ollen nicht sagen verfeinert, sondern nur vermenschlicht hätte. Der Grund dieser Wandlung liegt leider anderswo. Jene kostbaren Vogel- arten find gar »icht mehr oder schwer z» habe». Er ist so gegen sie gewüthet, daß sie fast auSgerottet find. — Man halte un» aber nicht für pedantisch. Wir find dem Schmuck keine-weg» abhold, und halten selbst die Feder für ein ausgezeichnete» Material desselben. Aber sie werde nicht durch Barbarei gewonnen. Vor allem und fast ausschließlich eignet sich die Straußenfeder zu dem genaunten Zwecke. Dieser große Tölpel der afrikanischen Wüste, der jetzt ja schon darauf hin gezüchtet wird, giebt seinen Schmuck, ohne sein Lebe« zu verlieren. Und durch Abnahme diese» ehemals so beliebten Schmucke» köunteu unsere Damen sich sogar noch da» Verdienst erwerben, eine gewinn bringende Industrie zu unterstütze». v. L. A«S Jurist L-Verr. — König Albert legte viel Interesse an den Buch' biuderarbeiten der Spkrling'schen Fabrik zu Leipzig an den Tag' Dies,» erklärt sich ans der Thatsache, daß der König iu seinen Jugend- jahreu selbst die Buchbinderei erlernt hat. Früher war «S Brauch, daß jeder Prinz rin Handwerk erlerne« mußte; denn Handwerk hat einen golduen Boden, sagte man damals «och. Se. Majestät ging bei Meister Rade in Dresden „in die Lehre". — Herr MatkowSky. Nachdem iu der vergangenen Woche Herr MatkowSky vou de» Theaterdieneru mit amtlichen Schreiben vergebens in seinen sämmtlichen Dresdener Bohnungen ausgesucht worden war, hat er sich vorgestern Mittag unerwartet auf der Kanzlei der Kgl. Generaldircction der Hoftheater eingestellt. Herr MatkowSky kam mit der Bitte, ihn trotz alle» Vorangegaugeneu wieder iu den Verband deS Kgl. Hoftheater» aufzunehmeo. Daß der Herr als coutractbrüchig beim deutsch! u Tartelloerbaude gemeldet ist, haben wir schon gemeldet. — Milten aus seiner BerufSthätigkeit ward am Sonntag der Souffleur deS Residenztheaters in Dresden, Herr Seyfried, aus dem Leben obgerufen. Während er iu der lustigen Operette „Boccaccio" sousflirte, ward er vom Schlage getroffen und verschied, als kurze Zeit darauf der Arzt eiotrat. — Ueber eine neue Oper wird nns vou einem Freund« unseres Blattes au» Altrnburg da» Folgende geschrieben: Bon einem jungen, vieloersprechendeu Talent wurden dieser Tage mehrere Num mern au» einer eben vollendeten rowantisch.komischen Oper iu einem Altenburger aristokratischen Salon im Beisein des Herzog» Ernst und der Prinzessin Tderese, wie einer auch iu kunstverständiger Hinsicht auser lesenen Gesellschaft ausgeführt. Die Hörer wurden durch dir Musik zu leb- Hafter Bewunderung hingerissen und Herzog Ernst sprach dem Com- ponisten, Herrn C. Felix au» Leipzig, welcher zugegen war, auf holdvollste Weise seine Befriedigung au». Da der Kürze der Zeit wegen eine Aufführung am Altenbnrger Theater in dieser Saison nicht mehr fiattfindeu kann, ist die Oper als erste Novität für die nächste im Herbst beginnend« Saison auSerseheu und man darf auf den Bühnenerfolg wohl gespannt sei«. Die Musik de» „Königs Drosselbart", so heißt die Oper, ist — wie un» ferner geschrieben wird — originell und eigenartig. DaS Spielmannslied für Baryton, von Herrn Theatrrdirector Glomm« vorgetrageu, hatte einen außerordentlichen Erfolg, ebenso da» folgende Duett des Liebespaare». Da» Libretto ist vo» Gräfin Mathilde Luckner — mit Benutzung de- Fitgerscheu Epos Drosselbart — geschrieben nnd wird durch seine« geschickte» Aufbau zu dem vor aussichtlichen Erfolge mit beitragen. Die als Schriftstellerin nicht unbekannt gebliebene Verfasserin zeigt hier ihre bedeutend« Begabung für das dramatisch« Genre, welchem sie hoffentlich ihr Interesse auch ernerhin zuweuden wird. — Eine merkwürdige Passion. Bei der dieser Tag« in Carlisle vollstrecklen dreifachen Hinrichtung wurde der ordentliche Henker, Berry, vou einem Behülfen freiwillig und unentgeltlich unter« tützt, der sich Charles Maldou nannte nnd der, wie di« Lokalblätter meldeten, bei seiner Anknust io Carlisle im feinste» Hotel abstieg und dort auf großem Fuße lebte. Jetzt hat sich der freiwillige Henker als ein Barouet entpnppt, der kein größere» Vergnüge« kennt, al» Hinrichtungen beizuwohuen und bei denselben «itzuwirken.
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