Volltext Seite (XML)
Nr. 98 PAPIER-ZEITUNG 3815 Zweite Wahl bei Etiketten Die Herstellung gummierter, lackierter, gestanzter und geprägter Etiketten wickelt sich nicht so glatt ab, daß nicht in den verschiedenen Arbeitsgängen mehr oder weniger Aus schuß entstände, welcher aus Sparsamkeitsrücksichten folgendermaßen behandelt werden sollte. Man teilt ihn in zwei Sorten: 1. noch brauchbare, 2. unbrauchbare. Dem Kunden bietet man die noch brauchbaren Etiketten als zweite Wahl an, wobei man je nach dem Mangel 30 bis 50 v. H. nachläßt. Man wird hierbei selten auf Widerstand stoßen. Solche Etiketten sind z. B. schief geschnitten, un gleichmäßig gestanzt, mangelhaft lackiert oder geprägt usw. und können dabei dem Verbraucher dieselben Dienste tun, wie die gute Ware, denn wer sich z. B. ein Frühstücks- käschen oder ein Fläschchen Bier kauft, wird nicht nach sehen, ob das Etikett genau gestanzt ist. F. K. Buchdruck und Zeitungsverlag Schlechte Zeiten werden vom Buchdrucker in erster Linie empfunden durch Verringerung der Aufträge und Preisdrückerei, die kaum die Selbstkosten läßt. Hierdurch wird es erklärlich, daß mancher Buchdrucker sich nach gleichmäßiger Beschäftigung umsieht und glaubt, im Erwerb einer Zeitschrift ein Vademekum fürs Leben wider allen Wettbewerb und sonstige Unannehmlich keiten zu finden. Dies erscheint auch garnicht schwer, da solche Blätter häufig öffentlich angeboten werden. Fragt man nach dem Grund, wesnalb andere denn einen solchen Schatz abgeben wollen, so eihält man die Auskunft: »Wegen Ueberlastungs, »Weil die Richtung nicht in unsern Verlag paßt«, »Wegen not wendig werdender Verlegung nach der Großstadt«, »Weil wir nicht auf Zeitungsdruck eingerichtet sind« usw. Niemals wird als Grund angegeben, »weil die Sache faul ist«, sondern man könnte beinahe zu der Ueberzeugung kommen, daß es tatsächlich noch Leute gibt, welche nicht nur zu viel haben, sondern auch geneigt sind, aus reiner Menschenfreundlichkeit von ihrem Ueberfluß abzugeben. Beginnt nunmehr ein Schriftwechsel, so gilt die erste Frage der Auflage. »Ja, die Auflage beträgt nur 400!« Auf den verwunderten Einwand, woher denn bei einer so kleinen Auflage Anzeigen kommen sollten, erfolgt die Ant wort: »Das dürfen Sie natürlich nicht sagen, das Publikum will wenigstens von 10000 Exemplaren hören!« In einem andern Fall lag dem ersten Schreiben die gedruckte Beglaubigung bei: »10000 pp. Exemplare«. In dem Schreiben selbst aber stand: »1500 Exemplare«, davon etwa 1300 bezahlte und von den letz teren noch ein Teil zu ermäßigtem Preis. Der Unterschied erklärt sich daraus, daß von Zeit zu Zeit eine Nummer für alle Vereinsmitglieder gedruckt wurde, während die gewöhnliche Auflage weniger als ein Sechstel betrug. Anscheinend hatte der Verlag nicht einmal das Gefühl, daß seine Handlungsweise nicht korrekt sei, sonst würde er sie doch nicht so offen zur Schau stellen. Ueberhaupt bildet bei solchen Erwerbungen der Ertrag an Bezugsgebühr und Anzeigen den heikelsten Punkt, und eine direkte Frage danach wird von manchem Verkäufer wie ein Schlag ins Gesicht angesehen, welcher Veranlassung gibt, die Verhandlungen sofort abzubrechen oder noch eine Zeitlang wie die Katze um den heißen Brei herumzugehen und die Sache im Sande verlaufen zu lassen, wenn der Käufer hartnäckig darauf beharrt und vielleicht gar die Geschäftsbücher einzusehen wünscht. Man sollte kaum glauben, daß es Leute gibt, welche auf der artige Kniffe hineinfallen, aber es ist keine Sache so dumm, daß sie nicht findet ihr Publikum. Oben mitgeteilte Züge aus dem Geschäftsleben sind der Praxis entnommen und ließen sich leicht noch vermehren. Deren Veröffentlichung soll nicht nur den Zweck haben, auf eine faule Stelle hinzuweisen, sondern allen Käufern den Grund satz einzuprägen: Augen auf! -Taschen zu! Pereg Auspunktierter Satz In manchen Buchdruckereien wird der in Inhaltsver zeichnissen, Tabellen, Katalogen usw. vorkommende aus punktierte Satz mit den gewöhnlichen Punkten der be treffenden Schrift hergestellt, die, durch Halbgevierte oder Gevierte getrennt werden. Das Verfahren hat verschiedene Mängel: Häufig stehen die Punkte nicht genau unterein ander, weil ein Punkt etwas verbogen worden ist; die Arbeit ist mühsam; kompresser Satz muß beim Ausheben und beim Umbrechen sehr vorsichtig behandelt werden, sonst verschieben sich die untereinander stehenden Punkt reihen; auch beim durchschossenen Satz der Tabellen spalten fallen die letzten Punkte der Zeilen leicht ab; manchmal haben die Punkte verschiedene Formen. Man verwendet daher in den meisten Buchdruckereien, wo viele tabellarische Arbeiten vorkommen, die auf Halb geviert oder auf Geviert gegossenen Registerpunkte. Die auf Halbgeviert gegossenen scheinen mir am zweck mäßigsten, weil sie die Geschlossenheit des Satzbildes am besten wahren, und weil sie am deutlichsten zu der in Be tracht kommenden Stelle hinleiten. Um die Satzarbeit zu beschleunigen, hat man mehrere solcher Punkte zusammen gegossen, z. B. auf Korpuskegel folgende Stücke: 10 20 40 20 30 40 50 typ. Punkte Auf diese Weise wird nicht nur die Satzarbeit be* schleunigt, sondern auch größere Festigkeit des Satzes er reicht, weil diese Punktstücke wie Quadraten verschränkt werden können. Das Umbrechen wird erleichtert, und die Punkte stehen mit der Genauigkeit untereinander, wie sie für tabellarischen Satz erforderlich ist. Dem Drucker sind die aus großen Stücken bestehenden auspunktierten Zeilen deswegen erwünscht, weil die einzelnen - Punkte nicht steigen können. Jeder Berufsgenosse weiß, wie ein Druck werk aussieht, in dem die gestiegenen Punkte beinahe durchbrechen. Die Stücke mit mehreren Punkten sind auch sehr zweckmäßig, wenn durch die Tabellenspalten hindurch auspunktiert werden muß, was z. B. in Kursbüchern üblich ist. Man darf diesen Vorzügen gegenüber den Nachteil aller Logotypen nicht übersehen: .beim Abbrechen eines Punktes ist ein Stück mit drei oder vier Punkten un brauchbar. Die aus dem nachstehenden Beispiel ersichtliche An wendungsart der Registerpunkte ist nicht so empfehlens wert wie völlig gleichmäßig durchgeführte Zeilen: Chinin 1 Chlorammonium 15 Chlorzink 24 Diachylonpflaster 37 Beim Aufräumen werden die einzelnen, auf Geviert oder auf Halbgeviert gegossenen Registerpunkte nicht in ein Fach geworfen, sondern in Stücken zusammengestellt, damit man sie beim Setzen bequem wieder verwenden kann, und damit sie nicht beschädigt werden. Zum Auspunktieren werden immer runde Punkte ver wendet, gleichgiltig, ob der Satz aus Antiqua- oder Fraktur schriften hergestellt wird. Die folgenden, von der Schriftgießerei H. Berthold A.-G. zur Verfügung gestellten Registerpunkte zeigen, in welcher mannigfaltigen Art dieses zweckmäßige Material vorrätig ist: 2, 4, 6, 8, 10 21/ 7 21/2, 10 “7a. 8 3» 9, 12 3’/, 10 4, 8, 12 4, 8, 12 5, 10, 20 5’3 16 6, 12, 18, 24 6, 12 7. 14, 2r, 28, 35 8, 16, 24, 32, 40 io, 20, 30, 40, 50 12, 24, 36, 48, 60 3'/ 3 , 10 4» 12 2, 6 2% 8 3'4, >0 4, 12 Diese Registerpunkte können auf jedem beliebigen Kegel geliefert werden. Die Zahlen unter jeder Reihe be deuten die Länge der vorhandenen Stücke in typogra phischen Punkten, man kann die Registerpunkte also in den verschiedensten Längen erhalten, auch können sie je nach Wunsch auf die Mitte der betreffenden Einheit oder auf die rechte Kante gestellt werden. Die auf der Mitte der Einheit stehenden Punkte sind in den meisten Fällen am zweckmäßigsten. W.