Volltext Seite (XML)
3776 PAPIER-ZEITUNG Nr. 97 Bestell-Mappe Firmen mit' großem Drucksachen-Bedarf pflegen je ein Muster in ein Buch einzukleben und dabei einen Vermerk über Menge, Preis und Lieferer zu machen. Die Mühe ist ganz unbedeutend, und wenn solch Buch nicht geführt wird, so weiß man oft garnicht, wer der bisherige Lieferer war, sobald eine neue Auflage zu bestellen ist. Die Hersteller von Drucksachen haben daher großes Interesse daran, daß ihre Kunden solche Bücher einrichten, denn dann erinnern sie sich am sichersten daran, wo sie ihre Drucksachen bezogen haben. Die Druckerei-Inhaber sollten daher ihren Kunden zu Neujahr statt der üblichen Kalender eine Mappe über reichen, die zum Einkleben der verwendeten Drucksachen benutzt werden kann. Die Ausstattung bleibt dem Ge schmack und der Bedeutung der betreffenden Druckerei ganz überlassen; wichtig scheint nur folgendes: Die Blätter zum Aufkleben der Drucksachen müssen aus haltbarem Stoff, am besten aus Manila-Karton, bestehen und mit Löchern versehen sein, sodaß sie in der Mappe wie in einem Schnellhefter verwahrt werden, aber auch entfernt oder ergänzt werden können. Den Anfang bilden einige Register-Blätter aus weiß Bristol-Karton mit passender Liniatur, um den Namen des Lieferers sowie Preis und Auflage jeder Drucksache zu vermerken, während die Muster selbst nur fortlaufende Nummern erhalten. Der Name des Lieferers, der die Mappe schenkt, ist in an- gemessener Weise auf dem Umschlag anzubringen. Es empfiehlt sich, die Mappe nicht nur zu Neujahr zu ver teilen, sondern auch jedem neuen Kunden mit der ersten Waren-Lieferung ein Exemplar einzuhändigen. Y. Zum deutsch-portugiesischen Handelsvertrag teilt die Vereinigung für die Zollfragen der Papier verarbeiten den Industrie und des Papierhandels folgendes mit: Wie uns auf eine Anfrage vom Auswärtigen Amt mitgeteilt wird, ist bei den Handelsvertragsverhandlungen mit Portugal ausdrücklich festgestellt worden, daß vom Tage des Inkrafttretens des neuen deutsch-portugiesischen Handelsvertrages an die im Artikel 14 des portugiesisch-französischen Literar-Abkommens vom 11. Juli 1866 vorgesehene Zollfreiheit für broschierte Bücher in irgendwelcher Sprache, Zeichnungen, Bilder, Gravüren, Lithographien und Photographien, geo graphische Karten, gebundene Atlanten, Musikwerke kraft der Meistbegünstigungsklausel auch auf deutsche Erzeug nisse in Anwendung kommen wird. Da Deutschland die erwähnten Zollbefreiungen nicht aus eigenem Recht, sondern kraft der Meistbegünstigungsklausel ge nießt, so gelten sie nur für die Dauer des portugiesisch-fran zösischen Literar-Abkommens. Würden die portugiesischen Literar-Abkommen mit Frankreich uud Belgien gekündigt werden, so würde auch für deutsche Erzeugnisse die Zollbefreiung weg fallen. Die Vereinigung für die Zollfragen hat in ihren Eingaben betr. Neureglung unserer Handelsbeziehungen zu Portugal die jetzt erreichte Gleichstellung Deutschlands mit Frankreich und Belgien hinsichtlich der Zollbehandlung von Büchern, Bildern usw. stets als dringend notwendig bezeichnet. Kalenderblock-Einfaßmaschine Die Firma Ferd. Emil Jagenberg in Düsseldorf hat kürzlich eine durch In- und Ausland-Patente mehrfach geschützte Kalenderblock-Einfaßmaschine auf den Markt gebracht. Dieselbe umklebt verleimte Kalenderblöcke. Die Blöcke werden in einem Turm aufgestapelt, demselben dann entnommen und mit einem Blatt Papier, welches mit Firma usw. bedruckt sein kann und ebenfalls selbsttätig dem Stapel entnommen wird, verklebt. Das Blatt wird genau winklig auf den Block gelegt, an der oberen und den beiden Seitenflächen umgelegt und unter dem Block an drei Seiten umgeschlagen. Der Kalenderblock erhält auf diese Weise bedeutend größere Steifheit und ist infolgedessen haltbarer, sodaß Auseinanderfallen der Blätter während der Dauer des Gebrauches nicht zu befürchten ist. Die Fabrikationskosten verringern sich gegenüber der bis herigen Herstellungsweise mit Blech und Draht ganz bedeutend, da der obere Blechverschluß ganz wegfällt. Der soweit fertig gestellte Block kann dann auf die Kalender-Rückwand aufgeklebt oder auch mit Heftdraht auf den Karton geheftet werden. Vergl. Anzeige auf Seite 3777 dieser Nummer. Büchertisch Die hier besprochenen Werke werden in die Bücherei des Papierhauses, Dessauer Str. a eingereiht, welche wie der Lesesaal wochentäglich von 10 bis 1 und 3 bis 6 zur Benutzung frei steht. Lehrbuch für Buchdrucker. Satz. Zum Gebrauch an gewerblichen Lehranstalten von Josef A. Heilmayer. Verlag von Alfred Holder, Wien. Geb. 4 Kr. Der Verfasser ist augenscheinlich befähigt, ein Lehrbuch über den Satz zu schreiben, und als Faktor in der Wiener Staatsdruckerei stehen ihm jedenfalls viele Gelegenheiten zu Gebote, um ein solches Buch besonders wertvoll auszustatten. Das vorliegende Werk enttäuscht aber etwas, weil es weder ein Leitfaden, noch ein Lehrbuch ist. Die behandelten technischen Vorgänge werden nur gestreift. Das sehr wichtige Kapitel »Gesellschafts Drucksachen« kann man mit drei Seiten Text (die mageren Beispiele abgerechnet) nicht gründlich erledigen, und über Geschäfts-Drucksachen kann man auf zwei Seiten nicht viel sagen. Noch schlimmer kommen die Reklame-Drucksachen fort (knapp eine Seite), das Kapitel Urkunden und Wertpapiere (3/4 Seite), die Rubrik Mehrfarbige Arbeiten (r’a Seite) usw. Das Buch macht deshalb auch den Eindruck eines Führers, der gelegentliche Besucher flüchtig durch den Betrieb leitet. Immerhin mag es den Fachschullehrer unterstützen können, weil es viele Anknüpfungspunkte bietet und an manches er innert, was man im Laufe der Jahre vielleicht vergessen hat. Gerade da, wo auch der Lehrer mangels ausreichender Er fahrung der Beihilfe bedarf, läßt das Buch oft im Stich. Aus den Angaben über Urkunden und Wertpapiere z. B. ist niemand in der Lage, ein Wertpapier zu formen. Welchen Zweck hat dann aber dieser Abschnitt? Gerade hier hätte der Verfasser vermöge seiner Beziehungen zur Wiener Staatsdruckerei dankenswerte Aufschlüsse geben können. Manche Angaben sind unverständlich und anfechtbar, z. B. daß Messinglinien nicht in Bahnen, sondern nur in systematisch geschnittenen Stücken geliefert würden, daß die stärkeren und derberen Linien (über 2 Punkte) nur in Blei vorhanden seien, daß man beim Stellen eines Winkelhakens ein Punktspatium (!) mit einklemmen solle usw. Ueber Setzmaschinen verbreitet sich der Verfasser auf 20 Seiten. Das ist reichlich viel, wenn man bedenkt, wie kümmerlich wichtigere Kapitel fortgekommen sind. Wenn das Buch trotzdem zum Ankauf empfohlen werden kann, so sei es der zahlreichen Erinnerungspunkte wegen, die es bietet. Der Verfasser hat ja auch manches Eigenes zu sagen, das gut und verständig vorgebracht wird. Die Ausstattung des Werkes ist würdig und gediegen. R. Postbuch für Berlin und Umgegend, herausgegeben von der Ober-Postdirektion in Berlin. Preis 50 Pf. Die diesjährige Ausgabe enthält auf 336 engbedruckten Oktavseiten alle für den postalischen Verkehr wichtigen Mit teilungen in übersichtlicher Anordnung. Die ausführliche Be schreibung der Einrichtungen des Berliner Oberpostdirektions bezirks füllt allein ungefähr 100 Seiten, darauf folgen die all gemeinen Bestimmungen und der Telegramm- und Fernsprech verkehr. Jede postalische Frage wird in dem kleinen Büchlein genau beantwortet. Neu aufgenommen sind die wichtigsten Vorschriften über den Postüberweisungs- und Scheckverkehr. Das Postbuch enthält die zahlreichen am 1. Juli eingetretenen Neuerungen im Telegraphenverkehr, die neuesten Versendungs bedingungen, Taxvorschriften usw., sowie neben anderen wichtigen Verzeichnissen auch ein Verzeichnis sämtlicher Post anstalten des Reichspostgebiets. Der Umschlag der diesjährigen Ausgabe unterscheidet sich von den früheren dadurch, daß drei Seiten mit geschickt angeordneten Anzeigen gefüllt sind. Das Postbuch ist in allen Berliner Poslanstalten und durch jeden Briefträger zu erhalten. W. Berliner Kalender 1910, herausgegeben vom Verein für die Geschichte Berlins. Verlag von Martin Oldenbourg. Groß- Folioformat. Illustriert von H. Baluschek. Preis 1 M. Der Inhalt wird eingeleitet durch ein großes Doppelbild, das Berliner Familienleben im Grunewald darstellend. Jeder Seite des zweifarbig gedruckten Kalendariums folgt ein Aus schnitt aus dem Berliner Straßenleben: Der Tiergarten im Winter, Heimkehr vom Maskenball, Am Schillerplatz, Ein segnung in der Nikolaikirche, Rückkehr des Kaisers von der Frühjahrsparade, Auf der Inselbrücke, Die Feriendroschke, Familienbad in Wannsee, Fußball auf dem Tempelhofer Felde, Abgebrochene Häuser an der Spree, Auf der Langen Brücke und Weihnachtsmarkt auf dem Arkonaplatz. In diesen Bildern ist dem Künstler die Wiedergabe echten Berlinertums vor trefflich gelungen. Es folgen dann Abbildung und Beschreibung einiger historischer Gebäude aus Berlins Vergangenheit. Der Umschlag zeigt auf dem Titel einen Teil der Stadtbahn mit einem Blick auf das Rathaus und den Dom in abendlicher Be leuchtung, die Rückseite das Denkmal und den Wasserfall im Viktoriapark.