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3336 PA PIER-ZEITUNG Nr. 86 ja nun Doktor geworden ist. Er regte nämlich in dem von ihm herausgegebenen »Heimgarten« an, daß jeder begüterte Deutsche zugunsten des »Deutschen Schulvereins« 2000 Kronen zeichnen sollte, die zu der Zeit zahlbar wären, wenn volle zwei Millionen Kronen gezeichnet worden sind. Dieser Verein schafft und schützt deutsche Schulen in bedrängten Ländern anderer Sprache, und in Zukunft soll die Verzinsung des genannten Betrages den Wirkungskreis des Vereins sichern. Es ist ein Zeichen für die Macht des gedruckten Wortes, daß in kurzen Monaten die erste Million bereits überzeichnet worden ist. Der im Vormonate in den Grazer Mauern tagende Philo logenkongreß bot den Buchdruckern viel Arbeit. Unsere Buchdruckerfachschule ist in steter Entwicklung begriffen und verfügt nun, im vierten Bestandsjahre, über eigene Räume. Bisher mußte der Unterricht der drei Klassen in drei von einander entfernten Gebäuden erteilt werden, was die Aufsicht erschwerte. Die Schule, die vom Verband der Buch druckereibesitzer unter großen Opfern erhalten wird, wird von 60 Schülern besucht. So sehr die Buchdruckereien blühen, so flau gehen die Geschäfte bei den Lithographen und Stein druckern. Trotzdem traten die Hilfsarbeiter mit erhöhten An forderungen an die Prinzipale heran, die jedoch kaum erfüllt werden können. Arbeitslose im Lande untefzubringen, ist heute fast unmöglich, da jeder Betrieb über Arbeitsmangel klagt und sich Beschränkungen auferlegen muß. r. Ständige Ausstellung für Papier- und Druck- Gewerbe im Papierhause Berlin SW 11, Dessauer Straße 2 Buchgewerbliche Vorträge 4. Aus dem Laboratorium einer Druckfarben-Fabrik Herr G. Schaede und Herr Dr. Hildebrand Der von der Verwaltung der »Ständigen Ausstellung« für Sonntag, 24. Oktober, angesetzte Vortrag sollte zwei Aufgaben gerecht werden: den Zuhörern Winke und An regungen für die Benutzung der Druckfarbe geben und sie mit deren Herstellung, insbesondere den Arbeiten im Laboratorium einer Druckfarbenfabrik, vertraut machen. In dankenswerter Weise hatten sich die Herren G. Schaede und Dr. Hildebrand, beide Angehörige der Firma Berger & Wirth in Leipzig, in diese Aufgaben geteilt. Herr Schaede, der selbst früher dem Buchdruckergewerbe an gehörte und über große Erfahrungen verfügt, erwies sich als die geeignete Persönlichkeit für den ersten Abschnitt des Vortrages, der sich mit der Druckpraxis befaßte, denn er konnte den Anwesenden, die zum größten Teil Buch druckereibesitzer und Maschinenmeister waren, manchen guten Rat erteilen. Zu Beginn seiner Ausführungen zeigte er eine Reihe Lichtbilder, an Hand derer er u. a. auch die Entstehung eines Vierfarbendrucks und dessen Vorzüge vor dem Steindruck erklärte. Er zeigte ferner die ver schiedenartigsten Farbenarten, wie Platindeckfarben, Doppel tonfarben und Mattfarben, und stellte eine Prüfung der Lichtempfindlichkeit der Druckfarben an. Er untersuchte dann, worauf die Schwierigkeit der Farbengebung beruhe. Er hatte nämlich die Wahrnehmung gemacht, daß die gleichen Farben in den verschiedenen Druckereien sich nicht in gleicher Weise bewähren. Häufig sei hieran der allzu große Aschengehalt des Papiers schuld. Er kam zu dem Ergebnis, daß sich die Farbe jedem Zweck und jeder Arbeit besonders anpassen müsse. Er zählte darauf mehreres auf, was die Druckwirkung beeinflußt: 1. Farben gebung, 2. Kraft, 3. Papier, 4. Platten und Formen, 5. Ma schinen, 6. Sauberkeit und richtige Temperatur, 7. Zu richtung, 8. Walze, 9. Aufzug. Als Beispiel für die große Deckfähigkeit mancher Farbe führte Herr Schaede an, daß nur 12/, g Farbe für ein ganzes Heft der »Woche« nötig wäre. Der Satz des Vortragenden, daß jeder Drucker auch bis zu gewissem Grade Künstler sein und sich einige Kennt nisse in der Farbenbildung aneignen sollte, leitete zum zweiten Teil des Vortrages über, den der Chemiker Herr Dr. Hildebrand hielt. Unterstützt durch zahlreiche Experimente und Präparate erläuterte dieser zuerst die Hauptbestandteile der Druck farbe. Er begann seine lehrreichen Ausführungen mit einer Beschreibung des Russes, führte dessen Gewinnung prak tisch vor, schilderte die verschiedenen Arten, Leitungs-, Gas- und Lampenruß, und erklärte, wie diese auf ihren Aschen- und Feuchtigkeitsgehalt und den Gehalt an ver brennbaren Bestandteilen zu prüfen sind. Um sie für den Druck geeignet zu machen, müssen die Ruße mit Firnis verrieben werden. Dann folgten Auseinandersetzungen über schwarze und bunte Farben. Letztere zerfallen der Herkunft ihres Hauptbestandteils nach in Mineral-, Pflanzen-, tierische und Teerfarben. Da die in der Natur fertig vor handenen Farben für die Bedürfnisse des Druckers nicht ge nügen, müssen sie oft durch in Fabriken künstlich erzeugte Farben ersetzt werden. Die künstlichen Mineralfarben werden dadurch hergestellt, daß man Lösungen von Metall salzen auf einander wirken läßt, wobei ein neuer gefärbter Körper entsteht. Dies wurde an zahlreichen Beispielen er läutert, so an der Zubereitung des Blankfix, des Chromgelbs und des Miloriblaus. Die wichtigsten Pflanzen, aus denen man Farbstoffe herstellt, sind Gelbbeeren, Indigo, Krapp wurzel. Von tierischen Farben kommt nur das Karmin in Betracht, das aus der Cochenille gewonnen wird und sehr kostspielig ist. Zur Herstellung der Farblacke für die Buch- und Steindruckereien werden jedoch vorzugsweise Teer farbstoffe benutzt, die sich durch Mannigfaltigkeit und Schönheit des Farbtons auszeichnen. Meistens sind den Farbenfabriken Versuchsdruckereien angegliedert, um die Brauchbarkeit der Druckfarben zu erproben. Die Ausführungen der Herren Schaede und Dr. Hilde brand haben gewiß zur Aufklärung der Fachgenossen bei getragen , die ■ Bemühungen der Ausstellungs-Verwaltung waren also auch diesmal mit Erfolg gekrönt. Auch die Rundgänge durch die Ausstellung boten den Besuchern etwas Neues: Die Firma Berger & Wirth hatte eine reiche Sonderausstellung von Farbenproben veranstaltet, und die Firma Gebr. Brehmer, Leipzig-Plagwitz, führte im Maschinen saal Buchbindereimaschinen (ganzautomatische und halb automatische Falzmaschinen) in Betrieb vor. Büchertisch Die hier besprochenen Werke werden in der Bücherei des Papierhauses, Dessauer Str. 2, eingereiht, welche wie der Lesesaal wochentäglich von 10 bis 1 und 3 bis 6 zur Benutzung frei steht. Die Diskontierung offener Buchforderungen. Von Heinr. G. Mueller. Preis 2 M. Berlin, Verlag von Julius Springer. 1909. Die Diskontierung von Buchforderungen ist seit kurzem von einer deutschen Großbank eingeführt worden. Verf. erläutert das Wesen dieses Kredits und untersucht, ob und wie weit er sich in dieser Form für die deutschen Verhältnisse eignet. Der Verfasser, welcher sich die Aufgabe gestellt hat, alles Wissens werte über diese Kreditform niederzuschreiben, war daher in der Hauptsache auf seine eigenen Studien und Erfahrungen an gewiesen, weil die Literatur über diesen Gegenstand sehr spär lich ist. Er hat den Stoff systematisch geordnet und zu einem Lehrbuch für die Praxis und den Unterricht zusammengefaßt. Für die Feststellung der Stempelpflicht wurde ein vorhandenes Gutachten benutzt, welches von einem als Autorität auf diesem Gebiet anerkannten Notar gelegentlich abgegeben worden ist. Die Kreditfrage ist, weil sie bei der Diskontierung von Buch forderungen von wesentlich anderen Gesichtspunkten aus als bei den übrigen Kreditformen zu lösen ist, besonders eingehend behandelt worden. Bei der Darstellung ist alles Unwesentliche beiseite gelassen worden, dazu rechnet der Verfasser auch die statistischen Angaben. Die einzig vorhandenen betreffen nämlich die Tätigkeit der österreichischen Genossenschaftsbanken. Das Buch gliedert sich in folgende Hauptabschnitte: 1. Der Ursprung des Gedankens der Diskontierung von Buchforderungen und dessen Verwirklichung. II. Abtretung und Anzeige. III. Die Faktoren der Diskontierung von Buchforderungen. IV. Die Technik. V. Die Kreditfrage. VI. Die Kosten. VII. Die Siche rung der Forderung. VIII. Die Wirkungen für die Beteiligten. IX. Der volkswirtschaftliche Standpunkt. X. Leitsätze. XI. Schluß wort. XII. Sachregister. Schweizer Umschau. Betrachtungen und Berichte über das wirtschaftliche und industrielle Leben und Verkehrs wesen der Schweiz. Halbmonatsschrift. Verlag A. Trüb & Cie. in Aarau und Zürich. Bezugspreis halbjährlich 6 Frank. Das erste Heft dieser volkswirtschaftlichen Zeitschrift ent hält 20 Oktavseiten Text und 10 Seiten Anzeigen. Der Inhalt ist anregend. Die Schriftleitung hat sich offenbar die Mitarbeit bedeutender Autoren, darunter von Persönlichkeiten gesichert, die mitten im wirtschaftlichen Leben der Schweiz stehen.