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DAPI ER-UERARBEITUNG ■ Buch Gewerbe t Kommerzienrat Reinhart Schmidt Siehe Nr. 85 S. 3311 Den Nachrufen, welche dem am 21. Oktober in Elberfeld verstorbenen Herrn Kommerzienrat Reinhart Schmidt in der »Kölnischen Zeitung« und im »Tägl. Anzeiger für Berg und Mark« gewidmet werden, entnehmen wir folgendes: Schmidt hat seinen 70. Geburtstag, den er im vorigen Jahr gefeiert hat, nicht lange überlebt; aber die Würdigungen, die ihm und seinem Wirken damals gezollt worden sind, haben ihm die Gewißheit geben können, daß er über die Grenzen seiner Partei und seiner Heimatstadt hinaus geschätzt war als Mensch und als Politiker. Er war ein Sohn des In dustriegebiets, in Sprockhövel geboren und entstammte den Kreisen Westfalens, in denen die ehemalige Fortschrittspartei ihre kräftigsten Wurzeln hatte, und die später Eugen Richters unbedingt ergebene Schar darstellten. Sein Vater war selbst fortschrittlicher Abgeordneter, und dieser Geist war auf den Sohn übergegangen. Schon im Jahr 1881 wurde Schmidt für Elberfeld in den Reichstag geschickt, dem er mit einer kurzen Unterbrechung, zuletzt als Vertreter des Wahlkreises Bingen- Alzey, bis zum Jahr 1907 angehörte. Es ist bezeichnend für die Werbekraft Schmidts in liberalen Kreisen, daß er diesen Kreis hielt, während der freisinnige Kandidat, der ihn ersetzen sollte, im Wahlkampf unterlag. Seine Stellung im Reichstag wird da durch gekennzeichnet, daß er von 1895 bis 1898 Erster und 1898 bis 1900 Zweiter Vizepräsident war. Im preußischen Ab geordnetenhaus vertrat er von 1890 bis 1893 und dann von 1898 ab bis zu seinem Tod den Wahlbezirk Hagen-Schwelm, den Reichstagskreis Eugen Richters. Sein politisches Feld, auf dem er Großes geleistet hat, war die Sozialpolitik; in ihr war er einer der besten Sachkenner, und an ihren Fortschritten hat er unbestreitbare Verdienste. Seit Beginn der sozialpolitischen Gesetzgebung ist wohl kein Entwurf beraten worden, an dem er nicht in der Kommission und im Plenum den tätigsten Anteil genommen hat. Das gilt für die Arbeiterschutzgesetze und für die Abänderungen der Gewerbenovelle, vor allem für die Unfall-, Invaliditäts- und Altersversicherungsgesetze. Seine Arbeiter freundlichkeit zeigte sich nicht nur in diesen gesetzgeberischen Arbeiten, sondern bei jedem Anlaß. So ist z. B. seine ver mittelnde Tätigkeit unvergessen, die er bei dem großen Berg arbeiterausstand im Jahr 1889 ausgeübt und die zur Beilegung wesentlich beigetragen hat. Mehr als 25 Jahre gehörte Reinhart Schmidt dem Stadtverordnetenkollegium in Elberfeld an, und seine Erfahrung und sein Rat waren in kommunalen Dingen ge schätzt und gesucht. Als Mitglied der wichtigsten städtischen Kommissionen hat er seine reichen Kenntnisse jederzeit ohne Rücksicht auf sein körperliches Befinden in den Dienst der Stadt gestellt und so hervorragenden Anteil an deren Ent wicklung genommen. Als Inhaber einer der größten Brief umschlagfabriken Deutschlands, die er 1869 gegründet und durch Geschick und kaufmännische Umsicht zu bedeutender Höhe ge bracht hat, war es eine seiner vornehmsten Sorgen, für das Wohl seiner Arbeiter und Arbeiterinnen einzutreten. Manche segensreiche Einrichtungen in seinem Betrieb zeugten von seiner väterlichen Fürsorge. Den gemeinnützigen Bestrebungen in der Stadt wandte Reinhart Schmidt sein wärmstes Interesse zu; als zweiter Vorsitzender des Elberfelder Vereins für Gemeinwohl und des Rekonvaleszenten-Vereins förderte er bei jeder Ge legenheit das Wohl der arbeitenden Klasse. So ist seinem per sönlichen Eintreten und seiner finanziellen Unterstützung das Zustandekommen der segensreichen Walderholungsstätten für Männer und Frauen und der Waldschule zu danken. Den schönen Hardtanlagen galt seine besondere Fürsorge; in dank barer Anerkennung seiner vielfachen Verdienste nach dieser Richtung ernannte ihn der Hardtverein zu seinem Ehren vorsitzenden. Auch im Dienst der Armenpflege war der Ver storbene lange Jahre ehrenamtlich tätig. Der Museums-Verein verliert in ihm einen eifrigen Förderer seiner Bestrebungen. Im Provinziallandtag vertrat er die Stadt Elberfeld von 1881 bis 1885 und von Februar 1908 bis zu seinem Tod. Diesem .ver dienstvollen Wirken gegenüber blieben Ehrungen nicht aus. Dies trat besonders im Juni 1908 bei Gelegenheit seines 70. Ge burtstages in die Erscheinung, wo u. a. der damalige Reichs kanzler Fürst v. Bülow und andere hervorragende Parlamentarier seiner ehrend gedachten. BeiGelegenheit des Besuches des Kaisers inElberfeld imOktober 19oowurde ihm der königliche Kronenorden 2.Klasse verliehen. Hierzu kam im Juni 1908 die Ernennung zum königlich preußischen Kommerzienrat und bei Gelegenheit des Ordensfestes 1909 die Verleihung des Roten Adlerordens 2. Klasse. Ständige Husstellung für Papier- und Druck- Gewerbe im Papierhause Berlin SIU 11, Dessauer Straße 2 Buchgewerbliche Vorträge Im Monat November werden im Vortragssaale des Papierhauses, Sonntags vor mittags 1/211—1 Uhr, folgende Experimental- und Lichtbilder vorträge gehalten: 7. November: »Schrift- und Druckwesen in Ostasien«-, Paul Lorenz, vom Literarischen Büro der Auergesellschaft (etwa 70 Lichtbilder und reiche Japanische Ausstellung). 14. November: »Praxis und vereinfachte Methode der Photographie in natürlichen Farben«, Phototechniker Dis ponent Paul Faulstich, Leipzig (Experimental-Vortrag mit etwa 120 Lichtbildern). 21. November: »Papier-Handelsbräuche«, S. Ferenczi, verantwortlicher Schriftleiter der Papier-Zeitung. (An schließend: freie Aussprache.) 28. November: »Holzschnitt«, Julius Koser, Holzschneider (etwa 60 Lichtbilder, 30 Präparate, 10 Experimente, reiche Ausstellung von Handabzügen). Bei dem Vortrag über »Papierfabrikation« am 3. Oktober konnten mehr als 150 Personen keinen Platz finden. Herr Dr. Hans Hofmann wird deshalb dem Ersuchen der Aus stellungs-Verwaltung entsprechend seinen Vortrag in er weiterter Form wiederholen und zwar wochentags, da alle Sonntage bereits besetzt sind. Herr Dr. Hans Hof mann wird sprechen: 1. Mittwoch, 10. November, 'i t 9 Uhr abends, über »Geschichte der Papierfabrikation, Handpapierfabri kation und Bereitung von Maschinenpapier aus Lumpen«. 2. Donnerstag, 18. November, 'Ii9 Uhr abends, über »Ersatzstoffe für Hadern«. 3. Mittwoch, 24. November, 'l 2 9 Uhr abends, über »Besondere Arten von Papier und Pappen; Allge- gemeines. Leinenpapier und unlauterer Wettbewerb Aus Süddeutschland Anläßlich des Beisammenseins einer größeren Anzahl Fa brikanten und Papierhändler vor einigen Tagen kamen von ver schiedenen Seiten Bedenken zum Ausdruck, ob nicht durch das- am 1. Oktober in Kraft getretene verschärfte Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb auch Kassetten mit gepreßten Leinen papieren beanstandet werden könnten, falls solche auf dem Deckel Bezeichnungen mit dem Namen einer Stadt oder eines Landes tragen, ohne daß das Papier daselbst hergestellt ist, z. B. »Münchener Leinen«, »Thüringer Leinen«, »Berliner Leinen«. Außerdem zog man in Erwägung, ob das Wort »Leinen« nicht Schwierigkeiten bei diesen Papieren hervorrufen könnte, obgleich es doch eigentlich Papier, aus »Leinen« hergestellt, garnicht gibt und man im allgemeinen unter »Leinen-Papier« nur Papier mit leinenartiger Pressung versteht. Wir bitten Sie, Ihre An schauungen hierüber Ihren an der Herstellung und am Verkauf beteiligten Lesern bekannt zu geben, damit ängstliche oder irrige Ansichten beseitigt werden und keine weitere, unnötige Beunruhigung des Geschäfts platzgreifen kann, da doch wohl kaum anzunehmen ist, daß das Gesetz den Verkauf einer Kassette auf Grund dieser nur in dekorativer Hinsicht verwendeten Auf schriften verbieten will. Fabrikant Wir haben auf eine ähnliche Frage bereits in Nr. 74 S. 2895 erwidert, daß der Ausdruck Leinenpapier verwendet werden kann, ohne das Gesetz gegen den unlauteren Wett bewerb zu verletzen. Nach § 3 des genannten Gesetzes vom 7. Juni 1909 begeht nämlich unlauteren Wettbewerb, wer »öffentlich über die Beschaffenheit, den Ursprung und die Herstellungsart von Waren unrichtige Angaben macht, die geeignet sind, den Anschein eines besonders günstigen Angebots hervorzurufen«. Nach § 4 desselben Gesetzes