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Sächsischer Landes-Anzeiger : 17.07.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-07-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188707170
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18870717
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18870717
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-07
- Tag 1887-07-17
-
Monat
1887-07
-
Jahr
1887
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 17.07.1887
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,. 16. d . U m«'M> al. - oi-slsnö. nm's e AlankL Pianos.) lusstollung Pf-, 1 Liter 10 Pf. Me, tter Fisch, lnen billigst, Matjes, iurlrvn, c Liter 40 Pf. »elunalL^ 10. 'II u. Einzelnen Logenstraße. ;In, ing Magde- 55 Pf.. eringe, npfiehlt I»8lvr, LeilbsliNli'. MN gr. Auswahl, »Ir. IS, ». uf LIvtLvr 28, rgerftr. IS. Kuttkr, Pf. 3. kossnsr. hlistem gesucht. Off. Exped. d. Bl. e das letzte guten en en schmückten, Dank. Eltern md Frau. m starb plötz- Nachmittags chlicher, guter trcusorgender Richter, des theuem -onnabend den von der Be- Freunden und füllt mit der ilnahme hier- Wittwe ebst Kinder« terlaffenen. 4. Juli 1887. ,3 Uhr nahm ara im Alter er zu sich. e und Fra«. llWMÄe. nerforschlichem n sanfter Tod nseres einzig« unserer guten Jahrgang. Juli 1687. NN Förster >, geb. Uhlig. MM. Gesang in o t. Anzengruber. »irstück de» es in Berti«. k, Uhr. ^ e««M. e in 4 AbH- lanquette. ngSblatt". Sächsischer ^täglich einem besonderen Unter- t-ltungsblatte und mit dem Extrabeiblatt dffige» Bilderbuch kostet monatlich 70 Pfg. Ni den Ausgabestellen, sowie bei den!" GeitungS-PreiSliste Nr.c' Malten. Milbonnenten erscheintje einmal im Jahr: tziLMkr-Eisenbahnfahrplanheftfür Sachsen. Mtk-Eisenbahiifahrplimbeft für Sachsen, glistr. tkalender des Sächsischen Landbotea. Älltritte-Jahresbuch desLandeS-AnzeigerS. mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Unparteiische tägliche Zeitung für Sachsen nn- Thüringen. Sonntag, 17. JUN 1887. «nzeigensreis des „Süchf SandeS.«nzeiier»"r Raum einer schmalen Lorpuszell« 18 Pfg. Bevorzugte Stelle (Ispatt. Petitzeile)SO Pf. Bei Mederholung großer AnnoncenRabettt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle mm JnfertionSbetrag (in Briefmarken) beifüge» ge 8 Silben CorpuSschrift bilden ca. 1 Zelle). Annoncenannahme nur bis Vormittag. M«: MM Me, Buchdruckerei. Chemnitz. Lheaterstraße 6 (Fernsprechstelle Nr. 166),. Telegr -Adr-: LandeS-Anzelger, Chemnitz. M täglich einem besonderen Unterhaltungsblatt: i. Kleine Botschaft — 2. Sächsischer Erzähler — 3. Sächsische Gerichts-Zeitung 4. Sächsisches Allerlei — 5. Jllustrirtes Unterhaltungsblatt — 6 Sonntagsblatt — Ertra-Beiblatt: Lustiges Bilderbuch. Amtliche Bekanntmachungen. In dem Konkursverfahren über das Vermögen de» Klempnermeisters Robert Louis Gottrecht Beyer in Chemnitz ist zur Abnahme der Schlußrech nung des Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schluß- verzeichniß der bei der Vertheilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht verwerthbaren Vermögensstücke der Schlußtermin aus den 11. August 1887 Nachuüttags 4 Uhr vor dem Miglichen Amtsgerichte Hierselbst bestimmt. Chemnitz, am 14. Juli 1887. Königliches Amtsgericht. - Telegraphische Nachrichten. Vom 15. Juli. Breslau. Nach einer Meldung der „Breslauer Zeitung" aus Woischnik (Oberschlesien) brannten daselbst gestern 73 Gehöfte ab. 47S Bewohner sind durch den Brand obdachlos geworden. Köln. Der „Köln. Volksztg." wird aus Wien gemeldet, Prinz Coburg beharre auf der Absicht, auf den bulgarischen Thron infolge des Familienrathes verzichten zu wollen. Wien. Die hier weilenden Mitglieder der bulgarischen Abord nung äußern sich dahin, falls die Großmächte die Thronbesteigung der Prinzen Ferdinand von Coburg nicht gestatten, so werde bis auf Weiteres einfach die Regentschaft im Amte verbleiben und versuchen, entweder mit der Pforte über die Unabhängigkeit Bulgariens in's Reine zu kommen oder auch die Proclamirung der Unabhängigkeit durch die Sobranje in Erwägung zu ziehen. Petersburg. Glaubwürdigen Nachrichten aus Moskau zu folge zieht Katkow sich krankheitshalber demnächst von der Rcdaction der „Moskowskija Wjedomosti" zurück und dürfte das Blatt dann vom 1. Januar 1888 ab täglich — dies Organ wurde bisher nur zweimal wöchentlich ausgegeben — als Organ der konservativen Partei »scheinen wird. London. Der „Morning Post" wird aus Paris gemeldet, daß Graf Münster bei dem französischen Minister des Aeußern, Herrn Uourens, Vorstellungen wegen der heftigen Angriffe der radikalen Blätter gegen Deutschland erhoben habe. Politische Rundschau. Chemnitz, den 16. Juli. Deutsches Reich. Der Kaiser lebt auf Mainau sehr zurück gezogen im Kreise der großherzoglichen Familie. Seine Umgebung ist meist in Constanz zurückgeblieben. — Ministerwechselgerüchte Pflegen nie lange allein zu stehen. Die Mittheilung, Fürst Bismarck wolle das preußische Handelsmini sterium niedcrlegen, hat nirgends Widerspruch gefunden und darf also Wohl als wahr gelten. Die Leitung des Ministeriums hat ja auch tatsächlich in den Händen des Staatssecretärs von Bötticher stets gelegen; würde der Letztere als künftiger preußischer Handelsminister genannt, so würde sich kaum ein Wort erheben darüber. Nun steht ober Herr Miguel, der Oberbürgermeister von Frankfurt am Main, im Vordergründe der Kandidaten für den Ministerposten. Schon ein Mal war ein Oberbürgermeister, Herr Hobrecht, in das Preußische Ministerium eingctreten, aber seine Amtirung als Finanzminister währte nur wenige Jahre, da er über die Monopolfragen mit dem Reichskanzler in Conflict gerieth. Ein so exponirter Posten wie das Finanzministerium ist das Handelsministerium ja nun bei Weitem nicht, aber Herr Miguel wird, da an seiner Kandidatur doch etwas j« sein scheint, schwerlich ohne Garantien Mitglied des preußischen Zlaatsministeriums werden. Er hat sich zwar stets als ein sehr guter Freund Fürst Bismarck's, aber auch als ein sehr vorsichtiger Mann gezeigt. Kurios klingt nun aber schon mehr die weitere Meld ung von einem anderen „Ministerwechsel". Herr von Schorlemer- Alst, der bekannte Centrums-Abgeordnete, soll angeblich an Stelle des vr. Lucius preußischer Landwirthschaftsminister werden. Herr von Schorlemer würde kaum in das Ministerium eintreten, selbst wenn ihm ein Portefeuille angeboten würde. Interessant ist bei diesen Nachrichten aber noch ein anderer Punkt: auch in Berlin kommt die Ansicht zur Geltung, daß man Minister werden kann, ohne alle Rangklasscn als Beamter durchlaufen zu haben. Fürst Bismarck ist Die Erbin von Wallersbrunn. Originalroman von Marie Romany. Fortsetzung. Nachdruck verboten. Dem Priester Wollten die Augen übergehen. Seine Stimme bebte, als er, zu der Menge gewendet, nun verkündete, daß die Wahl für sich lcgitimirende Bewerber eröffnet sei. Ein junger Mann, der während des Gottesdienstes in einer der ersten Reihen gesessen hatte, trat vor die Stufen des Altars. Einem simplen Notizbuch Papiere entnehmend, offerirte er sie dem Priester, indes; sein schwarzes Ange, funkelnd in Begierde, über die Reihen der Mädchen flog. Er schien getäuscht; ein paar Sekunden forschten seine Blicke vergebens; dann hafteten sie mit der vollen Gluth einer Leiden schaft, wie sie nur der Süden hervorbringt, auf einer zarten Er scheinung, deren Auge, schwimmend in Thränen, fest auf den Boden gerichtet blieb. Währenddessen hatte der Priester die Papiere durchgesehen. Er nickte zufrieden. Mechanisch faltete er die gewichtigen Dokumente wieder zu einander und sagte kalten Tones zu Jenem: „Sie haben das Recht zur Wahl." „So will ich diese Blondine I* rief der junge Mann in freudiger Erregung; „die Kleine dort, meine ich, mit den goldenen Zöpfen und der blaffen Miene, die von Unschuld und Liebe und Weiblich keit spricht!" Jnstinktmäßig folgten die Augen der Menge der Richtung, nach welcher er deutete. Man wartete ein paar Sekunden vergeben-, dann Kat die Begehrte, einer auffordernden Handbewegung des Priesters folgend, zaghaft, ohne einen Moment den Blick von der Erde zu heben, gegen den Fremden zu. Der Priester betrachtete sie ein paar Sekunden in theilnahmS- dvllem Schweigen, dann sagte er in festem Tone: „Folge Deinem Mann; der Himmel führt ihn Dir zu!" Der Fremde blieb nicht unschlüssig stehen; hastig erfaßte er die Hand des Mädchens, das er langsamen Schrittes bis zur Sacristei- tbüre geleitete. Niemand konnte e- bemerken, aber feine Rechte s Merte, als sie die zarten Finger des junge« Wesens umklammeot hielt. freilich selbst ein beredtes Beispiel, daß der Schritt bis zur Excellenz oft nur ein sehr kleiner ist. Er avancirte bekanntlich vom Referendar a. D. zur Excellenz, zum Bundestagsgesandten in Frankfurt a. Main. — Die diesjährige große Generalstabsreise wird unter Leitung des Grafen Waldersee im Westen des Reiches stattfinden und Ende d. Mts. beginnen. — Der zwischen England und Deutschland geführte Depeschen wechsel, welcher die Aufhebung des im Jahre 1841 geschloffenen Ver trages über die abwechselnd von beiden Ländern zu vollziehende Er nennung eines Bischofs von Jerusalem zur Folge hatte, ist den: englischen Parlament vorgelegt worden. — Reichstagsersatzwahl im Wahlkreise Querfurt-Merseburg. Bis her sind bekannt: Panse (freis.) 4475, Neubarth (freikons.) 2000, Pieschel (natlib.) 712, Hoffman» (Soz.) 619 Stimmen. Die Be theiligung ist schwächer als im Februar, die Freisinnigen haben gegen die letzte Wahl an Stimmenzahl gewonnen. Ausschlag giebt das Land. — Für die Reichstagsersatzwahl in Straßburg hat der auf dem Boden des Reiches stehende Rechtsanwalt Petri die Kandidatur an genommen und wird auch wohl gewählt werden, da ein Gegenkandi dat fehlt. — Bei Aue überschritt eine französische Kavalleriepatrouille die deutsche Grenze, kehrte aber bei Erscheinen des Postens um. — Aus Straßburg wird im Hinblick auf die wiederholten Landes- verrathsprozeffe angeregt, die bezüglichen Strafbestimmungen im Reichs strafgesetzbuch zu verschärfen. — Der dänische Kapitän a. D. Sarauw wurde bekanntlich im vorigen Jahre wegen Landesverrathes vom Reichsgericht zu Leipzig zu 12 Jahren Zuchthaus verurtheilt. Vor Jahresfrist hatte der Kaiser eine Strafmilderung eintreten lassen; die 12 jährige Zuchthausstrafe wurde in eine 6 jährige Gefängnißstrafe umgewandelt und Sarauw von dem Zuchthaus in Halle nach dem Gefängniß in Plötzensee übergeführt. Es heißt nunmehr, daß Sarauw eine weitere Strafmilder ung erfahren werde. — Im Namen des provisorischen Comitee's der Witu-Gesellschaft macht Fürst Hohenlohe-Langenbürg bekannt, daß die geschäftliche Leitung in Europa für die Witu-Gesellschaft Herrn Heinrich Scharrer in Nürnberg übertragen worden, während die Leitung an Ort und Stelle Herr Curt TöPPen ans Hamburg übernommen hat. Alle ge schäftlichen Anfragen, Offerten rc. sind an Herrn Heinrich Scharrer in Nürnberg zu richten. Frankreich. Die Patriotenliga und die Boulangisten in Paris haben es nicht über sich gebracht, den Nationalfesttag ruhig und würdevoll zu begehen. Bei den. Aufzügen durch die Straßen und der üblichen Bekränzung der Straßburg-Statue und der Parade der Schülerbataillone blieb es noch ziemlich ruhig, aber bei der Militär Parade in Longchamps brach der Sturm in Form eines richtigen Jndianergeheuls los. Als Präsident Grevy in seinem von Garden umgebenen Wagen zur Parade fuhr und heimkehrte, wurde fürchter lich geschrieen, gebrüllt und gepfiffen. „Es lebe Boulanger, nieder mit Grevy, Abdankung I" so hieß es, doch hüteten sich die Ruhestörer wohl, Gewalt zu gebrauchen. Grevy's Wagen fuhr schnell und mit dem Verschwinden des Präsidenten hatte der Lärm von selbst ein Ende. Einzelne Haufen versuchten auch, den Wagen und Passanten den Weg zu versperren, doch schritt die Polizei in solchen Fällen kräftig ein. Die vom General Saussier kommandirte große Parade verlief sehr gut. Grevy richtete an den Kriegsminister Ferron folgendes Schreiben: „Die Revue, welcher ich soeben beigewohnt habe, war eine glänzende. Ich habe die kriegerische Haltung der Truppen bewundert, sowie die vollendete Bestimmtheit ihrer Bewegungen. Ich bitte Sie, den Truppen meine lebhaften Glückwünsche zu übermitteln und denselben meine hohe Anerkennung auszusprechen." Am Abend fanden bei den Volksfestlichkeiten noch zahlreiche Lärmscenen, doch ebenfalls keine groben Störungen statt. Die Blätter äußern sich darüber sehr befriedigt. Ebenso steht es in den Provinzen. — An Einzelheiten vom Nationalfest ist noch nachzutragen: Bei der Parade gab Rochefort das Signal zur Demonstration gegen Grevy. Er wurde aber niedergeschrieen. Das Publikum rief: „Nieder mit Roche fort, ins Wasser mit ihm, hoch Grevy!" Rochefort machte sich darauf An der Thüre, die zum Heiligthum führte, stand er still. „Wie ist Dein Name?" fragte er sie leise. DaS junge Wesen mochte kaum Herrin über sich selber sein. „Ich heiße Cecilia", erwiderte sie bebend. „Cecilia!" wiederholte Jener eifrig. „Und bist Du zufrieden, daß ich Dich erwählte? — Du siehst mich nicht an?" Das Mädchen schwieg still. Mit einer sanften Bewegung hatte sie ihre Finger der Hand des Fremden entzogen. Sie trat über die Schwelle des Heiligthums, in welchem sie unter einer Fluth von Thränen vor einem Marienbilde in die Kniee sank. Währenddessen hatten andere Männer das Recht der Wahl er langt und die Sacristei füllte sich mit Auserwählten für das Glück oder Unglück der Ehe an. Sie waren nicht Alle wie Cecilia. Ein Theil jener Armen, die niemals verwandtschaftliche Bande mit der Welt und dem Leben verknüpften, ergoß sich freilich in Thränen, andere glühten vor Erregung und wieder andere dankten es mit auf richtigem Herzen dem Erlöser, durch eine Verbindung dem ihnen noch geringer dünkenden Loose niedrigen Dienstes entgangen zu sein. Bald hatten sie sich gruppenweise zu einander gesellt; ein letzte Mal ver einigte ein Gebet sie, die das Verhängniß mit blindem Würfelspiel zusammengeführt hatte und nun für immer trennte, ein letztes Mal lagen sie auf den Knieen vor dem Bild ihrer Beschützerin, der Jung frau mit dem Kinde, dann erschienen die frommen Schwestern, Dienerinnen der Kirche, und Myrthenkranz und Schleier, womit die Anstalt ihre nun entlassenen Zöglinge als letzte Gabe beschenkte, schmückte Braut um Braut. Nach einer Stunde waren dreiundvierzig Waisen je einem Manne, den sie niemals zuvor gesehen hatten, willenlos angetraut. Scchs- undachtzig Menschen hatte diese Stunde für Zeit und Ewigkeit mit einander verbunden. Mit Thränen in den Augen — (welchem Schick sal mochte gar manches der unglücklichen Geschöpfe entgegeneilen I) — entließ die Vorsteherin der Anstalt ihre Kinder, sie ermahnend, ihnen Glück wünschend für das Leben in einer Welt, die sie bisher nur aus der Ferne gesehen, des Himmels Segen für sie erflehend, damit das Loos, dem sie entgegenzogen, ihrer würdig sei. heimlich davon. — Der einzige bedauerliche Zwischenfall besteht darin, daß ein englischer Officier in Uniform, von der Revue zurückfahrend, vom Pöbel insultirt wurde. Der Wagen wurde attakirt, der Officier erhielt einen Schlag inS Gesicht. Ein französischer Reservcofficier befreite ihn schließlich. Das Ereigniß beweist, daß das Fernbleiben fast sämmtlicher Militär-Attachs's von der Parade sehr gerechtfertigt war. Bei dem Spektakel an der Straßburg-Statue war der Director des russischen Blattes „Nowoje Wremja" an Deroultzde's Seite. Trotz allen Lärms erlitten die Boulangisten doch einen Reinfall. — Wie aus Clermont gemeldet wird, konnte Boulanger am 14. Juli wegen eines Gichtanfalles die Corpsparade nicht abhalten, lieber den General werden übrigens vom Neuem Gerüchte laut, daß er trotz alles seines eifrig zur Schau getragenen Republikanerthums immer noch vertrauliche Beziehungen zu den Orleanisten unterhalten habe. Das ist nun doch wohl nicht ganz glaublich. — Ein zur Untersuchung der Melinitexplosion nach Belfort abgesander Officier stellte fest, daß der Sprengstoff mit dem Fett des GranatverschlusfeS gefährliche Verbindungen eingehe. Die Verschlußmethode wird des halb geändert werden. Italien. Die Stimmung der italienischen Bevölkerung kehrt sich immer mehr gegen die Expedition nach Maffauah; die Kosten sind sehr groß, der Steuerdruck schwer und Lorbeeren sind nicht zu holen. Die Regierung macht deshalb Anstrengungen, durch allerlei günstig klingende Meldungen die Bevölkerung zu besänftigen und von ihrem Widerstande abzubringen. So wird verbreitet, der General Saletta habe mit verschiedenen eingeborenen Stämmen Bündniß-Ver- träge abgeschlossen, darunter mit dem Stamm der Hababs, welche 15,000 Mann für einen Feldzug gegen die Abessynier stellen wollen. Das ist reine Flunkerei. Ein so mächtiger Stamm existirt dort gar nicht. Belgien. In Brüssel ist die persönliche Militärpflicht, für welche König Leopold besonders warn: eingetreten war und die zu gleich eine Hauptforderung der Arbeiter bildet, in Folge des Wider standes der Mehrheit der katholischen Partei von der Deputirtenkammer mit 69 gegen 62 Stimmen abgelehnt worden. Das Ministerium bleibt auf seinem Posten. Daß aber das Votum unter der Arbeiter bevölkerung sehr böses Blut machen wird, läßt sich voraussehen. Es liegt in dem Loskauf auch thatsächlich eine schwere Ungerechtigkeit. — Die Kongo-Regierung in Brüssel läßt für den Kongostaat Münzen im Gesammtbetrage von 25 Millionen Franken ausprägen. Alle Münzen tragen aus der einen Seite den Kopf des Königs mit der Umschrift: „Leopold II., König der Belgier, Souverän des Kongo staates", auf der anderen Seite die Werthangabe. Nach afrikanischem Brauche wird jede Münze durchlocht. Das Loch beraubt König Leopold des Ohres. Rußland. Der Prozeß gegen die Offiziere der Milittirschüler, die an nihilistischen Umtrieben betheiligt sind, soll demnächst stattfinden. Wie es heißt, sind es etwa 30 Personen, die sich meist schon lange in Untersuchungshaft befinden. Man wollte absichtlich diesen Prozeß von den andern trennen. — Die Nachrichten von bevorstehenden Un ruhen in Mittelasien häufen sich. So sind Berichte über wachsende Unzufriedenheit in Bochara eingegangen. Man erfährt, daß die Häuptlinge in mehreren Provinzen, welche den östlichen Theil des bocharesischen Gebietes bilden, die unterwürfige Politik des Emir's gegen Rußland nicht billigen und sich vereinigt haben, um jedem weiteren Vorrücken der Russen entgegen zu treten. — Rußland braucht schon wieder Geld. In Paris soll eine neue Anleihe aus genommen werden. Glück auf den Weg. Deutschland wird nicht wieder mitmachen. — Die Nachrichten aus Moskau über das Be finden Katkow's lauten immer schlechter. Wenn auch nicht ein Ab leben befürchtet wird, so erwartet man doch eine völlige geistige Um nachtung des Kranken. Orient. Prinz Ferdinand von Koburg geht vorerst nicht nach Bulgarien, sondern wartet die Entscheidung der Mächte ab. Das hat er am Freitag der bulgarischen Deputation, welche ihm die Wahlurkunde überbrachte, mitgetheilt. Der Prinz empfing die Herren auf das Freundlichste und sagte, die Wahl der Sobranje beglücke und ehre ihn, aber er mache die thatsächliche Uebernahme der Regier ung von der Zustimmung der Mächte abhängig. Er fügte noch Mit erhebenden Worten sprach der greise Priester die Männer an. Er erinnerte sie an die Heiligkeit der Pflichten, die sie in dieser Stunde auf sich genommen; er betonte, daß der Schöpfer einst dem Manne das Weib zur Gesellschaft gegeben, damit der Mann es ehre und wie ein Kleinod bewahre, und hob hervor, daß alle Jene, die oeben das heilige Sakrament ihrer Obhut vertraute, der fürsorgendrn Liebe doppelt bedürften, da eine Jede von ihnen, wenn sie des natür lichen Schutzes in ihrem Manne entbehre, nur gedemüthigt, geschändet, verlassen im großen Reiche der Schöpfung sei. Dann war die Ceremonie vorbei. Die Paare erhoben sich, das Volk drängte nach den Thüren, um die sich Entfernenden, wenn möglich, noch einmal zu bewundern. Auch Cecilia schritt, ihrem Gatten willenlos folgend, mit diesem dem Ausgang des Gotteshauses zu. Beide schwiegen. Der junge Ehemann führte sie am Arme, so lange ie sich über den Gang der Kirche bewegten; auf der Straße angelangt; winkte er einen in kurzer Entfernung harrenden Kutscher herzu. „Nach Hause", rief er ihm zu. Bald rollten sie dahin. Beglückt hielt der junge Ehemann daS Auge auf seine Gattin gerichtet, die, fiebernd unter Thränen, die sie nicht zurückzuhalten vermochte, zu seiner Rechten saß. Eine lange Pause kam. „Cecilia," klang eS endlich in sanftem Tone, „Gott selbst Wat der Dein Leben in meine Hände gab." Das junge Wesen nickte, doch nur ein wenig und stumm. „Ich werde Dich beschützen," sprach der junge Ehemann wiederum; „ich werde bemüht sein, daß sich Dein Dasein heiter gestalte und frei von Sorge und Trübsal." Doch Cecilie blieb stumm. Der junge Gatte wendete sich ihr abermals zu. ES lag nicht iU verkennende Zärtlichkeit in seiner Bewegung, als er ihre zarte Hand in seine markigen Finger nahm. Er redete nichts mehr; aber ein Auge blieb beglückt auf ihrer Miene ruhen. So durchfuhren sie Neapel, Straße auf, Straße nieder, bis der Wagen vor einem be scheidenen Hause der nördlichen Vorstadt, das ein Schild trug „Paolo Barlo, Zimmer- und Maurermeister", stille hielt. Fortsetzung solgt. -"H
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